Sonntag, 23. Dezember 2012

I'm dreaming of a white Christmas

Damit wird es aber wohl nichts. Statt Schneeflocken sind hier in England Regenmassen zu erwarten. Auch nicht schlecht: Da fliegen wenigstens die Flugzeuge.

Ich wünsche Euch allen ein recht frohes Weihnachtsfest und freue mich darauf, im neuen Jahr weiter aus meinem Alltag zu berichten.

Montag, 17. Dezember 2012

Mein Lieblingsgeschenk

In diesem Monat mache ich wieder bei der Lieblings...Serie von Hunger, Pipi, Langeweile mit. Dieses Mal geht es - passend zur Jahreszeit - um Lieblingsgeschenke.

Als ich so darüber nachgedacht habe, was denn so mein Lieblingsgeschenk aller Zeiten war - also so ein richtiges gekauftes Geschenk - ist mir vor allem eines eingefallen: das Buch "Anna".

Wer von euch kann sich noch an die Weihnachtsserie "Anna" erinnern? Sie lief 1987 (Danke Google!). Ich habe diese Serie vom ersten bis zum letzten Moment geliebt. Als meine Mutter im Jahr darauf ihre erste "Westreise" machen durfte, brachte sie mir das Buch dazu mit. Ich kann mich noch ganz genau an den Moment erinnern, in dem ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt. Selten habe ich mich so gefreut. Auch jetzt noch, fast 25 Jahre später, kann ich mich genau an das Gefühl der Glückseligkeit erinnern, das ich damals empfand.

Ob sich meine Kinder, die im Gegensatz zu meiner eigenen Kindheit, in einer Konsumgesellschaft aufwachsen, auch einmal an ein solches Geschenk erinnern werden? Oder werden sie sich stattdessen an andere Freuden erinnern, die nichts mit Konsum zu tun haben, weil sie einfach so viel von allem haben? Denn dass sie sich über viele Dinge (materieller und nicht materieller Art) freuen, kann ich täglich feststellen.

Na, das wird sich noch herausstellen. Für's Erste werde ich aber wohl "Anna" in den Weihnachtsferien vom Dachboden bei meinen Eltern holen und mal wieder lesen.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Im Dezember vergeht die Zeit schneller

In letzter Zeit war es etwas ruhig auf meinem Blog. Das lag unter anderem daran, dass ich:

- Geschenke eingepackt habe,
- Weihnachtsspiele in der Schule angeguckt habe (und wieder einmal feststellen konnte: 60 Vierjährige können einfach wirklich nicht singen, aber niedlich war es trotzdem),
- mein Auto vom Eis befreit habe (wir hatten immerhin Minus 5 Grad, die Mädchen an der Schule trugen trotzdem noch Kniestrümpfe und kurze Röcke...),
- kleine Rotznasen abgewischt habe,
- und, last but not least, mein neues E-Book veröffentlicht habe:

Ein Mann für meine Mama  - eine romantische Komödie für lange Winterabende

  

Freitag, 30. November 2012

Mama ist die Chefin

Vergangenen Sonntag las ich einen längeren Artikel in der Sonntagszeitung, dass sich manche Vollzeitmütter heute gern als Geschäftsführer im häuslichen Bereich sehen und ihre Familie als ein Unternehmen führen.
 
Natürlich kann ich gewisse Parallelen sehen (gab es da nicht sogar mal eine Werbung in Deutschland, in dem sich eine Mutter in einem Vorstellungsgespräch als "Managerin eines mittleren Familienunternehmens" vorstellt?), aber der Vergleich hinkt auch in wichtigen Punkten:
 
- Wenn ein Geschäftsführer etwas sagt, machen die Angestellten das und schreien nicht "Nein, das mache ich nicht, du dummer Geschäftsführer" (auch wenn sie es vielleicht denken).
- Ein Geschäftsführer muss niemals seinen eigenen Kaffee machen. Eine Mutter macht ständig Getränke und Essen für alle Leute.
- Ein Geschäftsführer kann delegieren. Eine Mutter muss den dreckigen Popo selbst abwischen.
- Ein Geschäftsführer bekommt Respekt, Anerkennung und am Ende des Monats einen dicken Gehaltsscheck. Eine Mutter bekommt, äh...hm..... einen Dampfreiniger zu Weihnachten, wenn sie ganz viel Glück hat (siehe Post von letzter Woche).
- Wenn die Angestellten ein Problem miteinander haben, suchen sie ein Personalgespräch und werfen sich nicht gegenseitig Hausschuhe an den Kopf.
- Auch ein extrem vielbeschäftigter Geschäftsführer hat mal Feierabend und wird nur selten mitten in der Nacht von Angestellten aus dem Bett geholt. Ich wurde in der vergangenen Nacht von allen drei meiner "Angestellten" geweckt. Mehrmals.
- Allerdings muss man auch feststellen, dass ein Geschäftsführer seinen Job verlieren kann. Bei einer Mutter ist das wesentlich unwahrscheinlicher.
 
Deshalb (und nicht nur deshalb) reicht es mir nach wie vor, mich als Mutter zu bezeichnen und nicht als Managerin meines mittelgroßen Familienunternehmens. Die Chefin bin ich trotzdem.

Mittwoch, 21. November 2012

Das neue Ich


Kürzlich schrieb der kleine Autofanatiker seinen Wunschzettel für den Weihnachtsmann. Und weil er einmal so schön dabei war, schrieb er auch gleich noch einen an den Weihnachtsmann für seine Mama:

"Lieber Weihnachtsmann, Mama hätte gern einen X5 Dampfreiniger."

Hä??? Denkt mein lieber Sohn, ein Dampfreiniger (oder irgendein anderes Putzgerät) würden mir eine Freude zu Weihnachten machen? Sieht er mich wirklich so? Oder noch schlimmer: Bin ich ganz allmählich zu einem Menschen geworden, der sich tatsächlich über Reinigungsgeräte freut?

Die Bloggerin Frau Mutter hat vor ein paar Wochen auf ihrem Blog über die verschiedenen Rollen nachgedacht, die eine Mutter so den ganzen Tag lang erfüllt. Also Mutter, Kollegin, Putzfrau, Nachbarin, Geliebte etc. Und sich dabei gefragt, wann sie denn einfach mal nur sie selbst ist. Natürlich verstehe ich die Frage vollkommen. Einfach mal nur ich selbst sein, kommt nach einer langen List von Dingen, die zuerst erledigt werden wollen. Aber was ist eigentlich "Ich" (ohne jetzt ganz philosophisch werden zu wollen, es ist schon spät)? Ist es das alte Ich, das noch keine Kinder kannte? Und gibt es das überhaupt noch?

Ich denke doch, dass sich das mit den Kindern so langsam verändert hat. Zwar denke ich manchmal noch melancholisch an mein altes Ich, aber mein neues Ich hat auch ein paar tolle Seiten:

- mein neues Ich hat andere Prioritäten und regt sich nicht mehr so schnell über nebensächliche Dinge auf (jedenfalls immer öfter);
- mein neues Ich kann sich an Sachen erfreuen, die das alte Ich ganz selbstverständlich hingenommen hat: ungestörter Nachtschlaf, allein auf die Toilette zu gehen, eine ganze Tasse Kaffee auszutrinken bevor sie kalt wird;
- mein neues Ich kann sich an Sachen erfreuen, die das alte Ich nicht mal gesehen hat: Bagger, Züge, Betonmischer, Ritterbücher etc;
- mein neues Ich lacht mehr (natürlich hat auch mein altes Ich viel gelacht, aber wahrscheinlich nicht ganz so oft und heftig wie durch die täglichen Albernheiten der Kinder);
- mein neues Ich lebt gesünder, ist fitter und 10 Kilo leichter als mein altes Ich.

Aber um das noch einmal klar zu stellen: Mein neues Ich freut sich NICHT über Dampfreiniger zu Weihnachten (nur falls der Weihnachtsmann das auch liest).

Donnerstag, 15. November 2012

Wenn Mama mal auf Reise geht

Morgen fahren das Baby und ich für ein Wochenende nach Deutschland. Die zwei Großen bleiben inzwischen bei ihrem Vater. Angesichts dieser Tatsache ist mir heute das Folgende aufgefallen:

Wenn Mama für ein paar Tage verreist:
- sie packt ihre Sachen und die des Babys
- sie packt die Sachen der anderen Kinder, die das Wochenende bei ihren Großeltern verbringen werden
- sie legt die Schuluniform für die Schultage raus, an denen sie nicht da ist
- sie füllt den Kühlschrank, damit keiner verhungert
- sie hinterlässt genaue Anweisungen in schriftlicher Form, was wann mit in die Schule genommen werden muss, wer welche Hausaufgaben machen soll und Notfallnummern für den Doktor
- sie beruhigt die Kinder, die in Tränen aufgelöst sind, weil Mama für drei Nächte nicht da ist
- sie räumt das Haus auf und wäscht noch mal schnell alle Wäsche, damit der Wäschehaufen nicht so groß ist, wenn sie wiederkommt

Wenn Papa für ein paar Tage verreist:
- er packt seine Sachen und geht

Der Gerechtigkeit halber sollte man sagen, dass Papa sich natürlich auch um seine Arbeitssachen kümmert und die Kinder sind ja sozusagen meine Arbeit. Allerdings habe ich meine Zweifel, dass es sehr viel anders wäre, wenn wir beide in Vollzeit arbeiten würden.

Samstag, 10. November 2012

Vorfreude, schönste Freude

Die letzten Halloween-Sachen sind aus den Supermärkten verschwunden und die Regale sind mit Weihnachtsgeschenken gefüllt. Wir befinden uns jetzt endgültig und eindeutig im Weihnachtsgeschäft. Und auch in der Schule geht es mit Riesenschritten auf Weihnachten zu. Diese Woche brachten beide Kinder Briefe von (über)engagierten Eltern mit nach Hause, in denen um Geld für ein Geschenk für die Lehrer an Weihnachten gebeten wurde (natürlich mit genauer Angabe, wieviel man geben sollte und wir sprechen hier nicht von 1 oder 2 Pfund pro Kind). Häääää????
 
Ich unterstütze meine Kinder gern dabei, wenn sie ihren Lehrern eine Weihnachtskarte schreiben wollen, aber ein großes Geschenk? Muss das wirklich sein? In meiner Familie habe ich gerade zum großen Teil die Geschenke an Weihnachten unter den Erwachsenen abgeschafft. Nicht, weil meine Einstellung zu Weihnachten der eines modernen Scrooge ähnelt, sondern weil ich mich nicht im Dezember abhetzen und dabei den Blick auf das Wesentliche an Weihnachten, das Kind in der Krippe, verlieren möchte. Irgendwie widerstrebt es mir, die Sammlung zu unterstützen, wenn ich den Lehrern doch sonst ohne Sammlung auch nichts geschenkt hätte.
 
Jetzt stehe ich vor der Entscheidung, entweder nichts zu geben und damit als die knausrige Deutsche dazustehen oder mich dem Druck der Menge zu beugen. Wie würdet ihr euch entscheiden??

Freitag, 26. Oktober 2012

Brief von der Direktorin

Ich will mich ja nicht mit fremden Federn schmücken, aber diesen Brief der Schuldirektorin möchte ich doch einfach mal übersetzen und (fast) so stehen lassen:

Liebe Eltern,

es hat sich eine große Menge von Fundsachen angesammelt, die alle ohne Namensschild sind.

Wir haben:
3 Schlipse
10 Pullover oder Strickjacken der Infants (das sind die ersten drei Schuljahre)
2 Pullover der Juniors (das sind die älteren Schuljahre)
11 Poloshirts oder Hemden
4 Mäntel
32 Turnschuhe
3 Schulhosen oder Kleider (da fragt man sich doch, sind da mal Kinder ohne Hosen wieder aus der Schule gekommen????)
7 Sportsachen
15 Wasserflaschen
10 Hüte
9 einzelne Handschuhe
20 Fundsachen, die nicht zur Schuluniform gehören, darunter eine Badehose und ein Knieschoner!

Das sind 126 Sachen, die meiner Rechnung nach einen Gesamtwert von £600 haben und die wir den Besitzern nicht zurückgeben können, da sie keine Namen enthalten. Bitte, bitte bringen Sie Namensschilder an!

Ihre Schuldirektorin

Ach ja, die Schule ist doch immer wieder für erheiternde Mails gut (oder finde nur ich die Vorstellung lustig, dass die Direktorin in ihrem Büro sitzt und die Sachen zählt und den Wert berechnet?)

Nächste Woche müssen wir darauf verzichten, denn da sind Ferien und ich werde da sein:


Montag, 22. Oktober 2012

Noch einmal Schlaf

Tut mir leid, wenn ich heute schon wieder etwas zum Thema Schlaf schreibe, aber jeder, der kleine und schlecht schlafende Kinder hat, wird wissen, welchen Einfluss gute und schlechte Nächte auf das Wohlbefinden haben.

In meinem letzten Post zum Thema hatte ich mich ja unter anderem darüber beklagt, dass das Baby die Hälfte der Nacht in meinem Bett verbringt. Seitdem habe ich mich bemüht, meinem Jüngsten ein paar bessere Schlafmanieren beizubringen. Ich habe ihn nach dem Stillen immer gleich wieder in sein Bettchen gelegt und siehe da, es ging für ein paar Nächte ziemlich gut. Er wachte zwar trotzdem noch auf, aber seltener und schlief friedlich wieder in seinem Bettchen ein und vorletzte Nacht dachte ich, wir wären dem Durchbruch ganz, ganz nah. Und dann das: Alle Mühe war umsonst, denn jetzt hat er eine Erkältung. Letzte Nacht bekam er keine Luft durch seine kleine verstopfte Nase und husten musste er auch noch. An Schlaf war da nicht zu denken. Weder für Mutter noch für Kind. Und jetzt sind wir wieder am Anfang, denn wenn der Schnupfen weg ist, wird er sich wieder schön daran gewöhnt haben, die Nacht in meinem Bett zu verbringen.

Da möchte man doch einfach mal ganz laut rufen AAAAHHHHHHHHHHHHH. Hat jemand einen Tipp, wie wir dieses Muster durchbrechen können?

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Lieblingsfarbe: Das Gras ist immer grüner...

Nein, ich wollte mit der Überschrift nicht andeuten, dass meine Lieblingsfarbe grün ist. Ich musste nur im Zusammenhang mit der Frage nach meiner Lieblingsfarbe, für die diesmonatige Lieblings...Aktion bei Hunger, Pipi, Langeweile, an den englischen Spruch denken "Das Gras ist woanders immer grüner".
 
Meine Lieblingsfarbe ist nämlich Rosa. Ich bin dabei gar nicht wählerisch. Altrosa, grellpink, pastellrosenrot. Alles schön. Dabei war ich als Kind gar kein typisches rosa Mädchen, als Teenager und junge Frau schon gar nicht. Erst seitdem meine Welt mit drei Söhnen sehr männlich dominiert ist, habe ich das Bedürfnis nach ein bisschen Rosa in meinem Leben. Eine Farbe, die von meinen Kindern selbstverständlich verabscheut wird. Bei ihnen muss alles blau oder grün oder schwarz oder grau sein. Falls ich es wagen würde, ihnen einen rosafarbenen Teller vorzusetzen, würden sie diesen ganz sicher ablehnen (ihre Oma machte den Fehler und bekam ein entsetztes "Ihhh. Das ist zu Pinky!!!" als Antwort). Positiv betrachtet muss ich mich allerdings nie um den rosafarbenen Teller streiten. Den bekommt automatisch immer Mama, "the only girl".
 
Dies bringt mich jedoch zurück zu dem grüneren Gras bei anderen Leuten. Manches sieht ja nur aus der Entfernung so schön aus. Hätte ich drei Töchter, die allesamt ständig auf Rosa bestehen würden, hätte ich wahrscheinlich schon lange ein Pink-Overload und würde mir alles in einem schönen satten Blau oder Dunkelgrün wünschen. Denn eigentlich gibt es ja sehr viele schöne Farben.

Freitag, 12. Oktober 2012

Mr. Cool

Der kleine Autofanatiker wurde diese Woche zu seiner ersten Party mit Übernachtung eingeladen. Ich finde 6 Jahre eigentlich etwas jung für eine Pyjama-Party, aber manchen Kindern macht das sicher Spaß. Der kleine Autofanatiker gehört allerdings ganz sicher nicht zu einem solchen Kind. Bis heute geht er höchst ungern irgendwohin, wo seine Mama nicht dabei ist. In Kindergartenzeiten hatte er sein Lebensprinzip schon zusammengefasst, als ich ihm einmal vorschlug, er könnte ja auch einmal am Nachmittag im Kindergarten bleiben: "Wenn man eine Mama nachmittags zu Hause hat, dann will man auch nachmittags zu Hause sein."
 
Also erklärte ich gestern dem Vater des Kindes, der zur Übernachtungsparty eingeladen hatte, dass der kleine Autofanatiker gern bis zum Abendbrot käme, aber danach würde ich ihn abholen. Erklärend setzte ich hinzu: "Das ist euch ja sicher auch lieber, als wenn er plötzlich nachts um drei Uhr aufwacht und Heimweh bekommt." Dies war wohlgemerkt eine Unterhaltung zwischen Eltern, die Kinder waren zu dem Zeitpunkt hinter der Schultür verschwunden.
 
Deshalb glaubte ich heute früh nicht richtig zu hören, als dieses Kind meinem kleinen Autofanatiker zurief "Haha, du wachst immer nachts um 3 Uhr auf und weinst nach deiner Mama." Ich war superwütend. Am Liebsten hätte ich mir den Jungen und den Vater gegriffen und sie mal ordentlich an den Haaren gezogen (oder so was). Und was macht mein Sohn? Ich an seiner Stelle wäre entweder in Tränen ausgebrochen oder hätte zumindest nicht gewusst, was ich sagen soll und mich dann Stunden später geärgert, weil mir eine gute Antwort eingefallen wäre. Der kleine Autofanatiker zuckte jedoch nicht einmal mit den Wimpern und meinte ganz ungerührt: "Nein, ich wache immer um 1 Uhr auf und weine nach meiner Mama." Schlagfertig, souverän und so cool. Da kann ich noch etwas von ihm lernen. Und ich bin SO stolz auf ihn.
 
Bislang hatte ich immer etwas Angst, dass meine Kinder eines Tages zur Zielscheibe von Spott und Hänseleien werden, wegen ihrer deutschen Wurzeln und der englischen Obsession mit dem 2. Weltkrieg. Aber seit heute weiß ich, dass ich mir da wohl weniger Gedanken machen muss.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Schlaf, Kindchen SCHLAF JETZT ENDLICH

Beim dritten Kind sollte man ja meinen, man hätte so langsam den Dreh raus. Natürlich gibt es  gewisse Erfahrungswerte, die man beim Dritten schon anwenden kann. Wie man zum Beispiel eine Windel wechselt (beim kleinen Autofanatiker hatte ich da zunächst null Ahnung). Wie man einen völlig unpraktischen, aber sehr niedlichen Pullover ohne Knöpfe über den Kinderkopf bekommt (schnell ziehen). Dass ein Stück Schokolade auch vorm ersten Geburtstag nicht zu einem übergewichtigen und kranken Kind mit schlechten Zähnen führt. Und solche Sachen eben.
 
Leider erstreckt sich das Babywissen nicht auf Schlafgewohnheiten. Entweder ist Schlafverhalten tatsächlich angeboren oder ich bin beim Baby einfach weichherziger (da müder?) als bei seinen großen Brüdern oder vielleicht habe ich bei den ersten zwei Kindern wirklich nichts gelernt. Jedenfalls: Das Dritte schläft schlecht. Und zwar schon so ziemlich vom ersten Tag (falls ich mich darüber schon in einem anderen Post beschwert habe, bitte ich das zu entschuldigen, ich bin müde!).
 
In meiner Erinnerung sind die anderen zwei Kinder immer munter und friedlich ins Bett gegangen. Der Kleinste jedoch schläft an der Brust ein (ich war mir sicher, dass mir das NIE passieren würde, aber ein Jahr später sind wir irgendwie in eine Routine geschlittert), dann schleiche ich mich aus dem Zimmer. Wenn es gut geht, steht er nach Mitternacht schreiend in seinem Bett, wenn es nicht so gut geht, auch schon davor. Ich trage ihn in mein Bett für noch mehr Milch. Im günstigen Fall schläft er dann gleich wieder ein. Im ungünstigen Fall dreht er sich dann für Stunden von rechts nach links und von links nach rechts. Warum ging es bei den anderen zwei Kindern und bei ihm nicht? Oder trügt mich nur meine Erinnerung?
 
Sollte ich ihm das Einschlafen endlich mal richtig beibringen? Wahrscheinlich ja. Aber im Grunde bin ich der Überzeugung, dass er es schon noch von selbst lernen wird. Denn zumindest zu dieser Erkenntnis bin ich nach drei Kindern gekommen: Der Erziehungsspielraum den Eltern bei ihren Kindern haben, ist wesentlich kleiner, als Erstere das oft glauben. Die Mama denkt, das Kind lenkt. Natürlich will ich damit nicht behaupten, dass ich meinen Kindern viele Dinge durchgehen lasse, weil das eben "ihre Persönlichkeit ist". Aber ich versuche zumindest, nicht mehr gegen Sachen anzukämpfen, die sich irgendwann von selbst lösen. Nur weil das Nachbarskind vielleicht schon aufs Töpfchen geht, muss ich mein Kind nicht dazu zwingen. In diesem Sinne: eine Gute Nacht!

Donnerstag, 27. September 2012

In den alten Tagen

Kürzlich erzählte ich dem kleinen Autofanatiker ein bisschen aus meiner Kindheit im tiefen Osten Deutschlands. Verglichen mit seiner Welt, muss ihm das altertümlich erschienen sein: kein Internet, kein Handy, nicht mal ein normales Telefon, kein Auto (was?????) und nur einmal in der Woche wurde der Badeofen angeheizt (Aber Mama, wie habt ihr euch denn da GEWASCHEN???).

Deshalb hätte ich mich eigentlich nicht über unserern heutigen Dialog wundern müssen. Ich erzählte ihm von einem Krankenhausbesuch in meiner Kindheit.

"Mama, war das Krankenhaus dreckig?", fragte der kleine Autofanatiker neugierig.

"Wie, was meinst du denn?", entgegnete ich zunächst unverständig. Kurz darauf wurde mir klar, warum er die Frage gestellt hatte und es hatte nichts mit dem Badeofen zu tun: Im Moment behandelt er Florence Nightingale in der Schule und "wie sie die Krankenhäuser besser gemacht hat, so dass sie nicht mehr dreckig waren" (jetzt mal von einem 6-Jährigen zusammengefasst). Offensichtlich hatten meine Geschichten aus den "alten Tagen" bei ihm im Kopf ein Bild entstehen lassen, das sich lückenlos mit der Zeit von Florence Nightingale in Verbindung bringen lies.

Natürlich weiß ich, dass ich in den Augen meiner Kinder alt bin, aber so alt hätte ich dann doch nicht erwartet. 

Montag, 24. September 2012

Höfliche Engländer

Ich weiß nicht, wie Ihr das gelernt habt, aber ich habe noch in der Schule beigebracht bekommen, dass die korrekte Antwort auf die Frage "How do you do?" ebenfalls "How do you do?" ist. Ich habe das zwar im richtigen England noch nie tatsächlich erlebt (vielleicht grüßt man sich so in Kreisen, in denen ich nicht verkehre), aber es sagt doch etwas Typisches über mein Gastgeberland aus: Höflichkeit steht über Ehrlichkeit. Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ. Es hat aber auch eine positive Seite: Ein Engländer kann gerade das linke Bein verloren haben, er würde trotzdem noch auf die Frage nach seinem Wohlbefinden antworten "Ach ja, danke, ganz gut. Wie wäre es mit einer Tasse Tee?" Natürlich erwarte ich auch in Deutschland keinen ausführlichen Bericht, wenn ich jemandem als Begrüßung ein "Na, wie geht's?" zurufe, aber ich denke mal, dass man da schon eher antworten würde "Im Moment leider nicht so gut.", wenn man eben ein Körperteil verloren oder andere Missstände zu beklagen hätte.

Gestern konnte ich mich davon überzeugen, dass dieser nationale Charakterzug bereits von Dreijährigen verinnerlicht ist. Der kleine Autofanatiker und der lustig Mann haben nämlich seit Kurzem Schwimmunterricht. Gestern war die zweite Stunde. Ein kleiner Junge weinte und schrie die gesamten 30 Minuten, wenn er dem Wasser nur mit den Füßen nahe kam. Am Ende fragte der Schwimmlehrer alle Kinder, ob es ihnen Spaß gemacht habe. Der kleine Junge antwortete mit verquollenen Augen "Ja, sicher".

Mein halbdeutscher lustig Mann antwortete wesentlich ehrlicher "Och, eigentlich nicht so viel", obwohl er kein einziges Mal geweint hatte (direkt freudig hatte er allerdings auch nicht teilgenommen).

Montag, 17. September 2012

Lieblingsgerichte

Weitere Artikel zum Thema Lieblingsessen gibt es auf http://hupila.blogspot.co.uk/.

Mein Lieblingsessen: Von Toast und Torten

Mein heutiges Lieblingsessen war ein Stück Geburtstagstorte. Heute nämlich ist mein Baby ein Jahr alt geworden.

Mein Lieblingsessen vor genau einem Jahr war etwas bescheidener, aber es schmeckte besser als alle Torten der Welt. Es handelte sich dabei um eine Scheibe Toast, auf der die Butter geschmolzen war und eine Tasse Tee mit Milch (ich lebe eben schon eine Weile in Großbritannien...).

Es war eine harte Nacht gewesen. Früh um 9 Uhr war es endlich geschafft und das Baby tat seinen ersten Schrei. Da das Baby daheim in meinem Schlafzimmer geboren wurde, saß ich einige Zeit später in meinem Bett, das kleine Neugeborene lag schlafend neben mir. Der große Autofanatiker war mit den zwei Großen vor eventuellen Geburtsdramen zum Frühstück außer Haus geflüchtet. Die Hebamme war schon gefahren. Kurz bevor sie ging, hatte sie mir noch einen Toast und einen Tee gemacht und ans Bett gebracht. Und da war ich also. Staunend betrachtete ich das kleine Wunder neben mir. Alles war ruhig. Zufrieden ließ ich mir den Toast und den Tee schmecken. Nie hat ein Toast besser geschmeckt.

Aber Geburtstagstorte ein Jahr später ist natürlich auch sehr lecker. Ich muss gleich mal gucken, ob noch was da ist. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Baby!

Sonntag, 9. September 2012

Ein Engländer und sein Picknick

Natürlich unternehmen wir auch in Deutschland Picknicks. Aber es ist wohl nicht so Teil unserer Kultur wie hier in England. Das merkt man zum Beispiel schon daran, dass man zum wichtigsten britischen Opernfestival, dem Bayreuth Englands sozusagen, einen Picknickkorb mitbringt. Und was man in Glyndebourne kann, können wir natürlich auch.

Kürzlich haben wir das schöne Wetter ausgenutzt und unserern Picknickkorb gepackt. Fröhlich fuhren wir zu einer Parkanlage in unserer Nähe. Als wir auf dem Parkplatz ankamen, mussten wir feststellen, dass unser Picknickplan einen fundamentalen Fehler enthielt: Wir waren nur zwei Erwachsene und hatten mehrere Körbe mit Essen, dazu ein Baby und zwei kleinere Kinder. Vom Parkplatz zum eigentlichen Park waren es jedoch ungefähr 15 Minuten zu laufen. Keiner der beiden Erwachsenen hatte selbstverständlich Lust, den Weg zweimal (mindestens) zu laufen. Was sollten wir nun tun?

Nun, wenn ein Engländer ein Picknick machen möchte, dann hält ihn nichts davon ab (normalerweise ist das Regen, aber das war in dem bestimmten Fall nicht einmal das Problem) und so fand der grosse Autofanatiker schnell eine Lösung. Der hintere Teil des Parkplatzes war etwas durch Büsche abgetrennt und auch noch völlig leer. Ein idealer Ort also für ein romantisches Picknick (ich hoffe, ihr hört den leisen ironischen Unterton, ich bin eben kein Picknick-fanatischer Engländer..).

Wir schleppten unsere Sachen auf den vereinsamten Teil des Parkplatzes und packten unser Essen aus. Der Parkplatz begann sich in dem Moment leider zu füllen. Aber die Engländer haben eben Verständnis für die Picknick-Liebe ihrer Mitmenschen: Ein Auto nach dem anderen fuhr auf den hinteren Teil des Parkplatzes und drehte ganz brav wieder um, als sie unserer Familie ansichtig wurden.

Erst ganz am Ende unseres Picknicks wagte sich ein Auto in unsere Nähe. Der Pointe halber würde ich jetzt gern schreiben, dass es sich um deutsche Touristen handelte, das wäre aber eine dreiste Lüge.

Sonntag, 2. September 2012

Neue Wege in der Kinderbetreuung?

Vor ein paar Wochen las ich, dass eine Londoner Firma ihren Mitarbeitern seit Kurzem erlaubt, ihre Kinder unter einem Jahr mit ins Büro zu bringen. Bei durchschnittlichen 1000 Pfund, die man im Monat für einen Krippenplatz in England berappen muss, ein Angebot, dass schon aus finanziellen Gründen für viele sicher überlegenswert ist.
 
Aber wie sieht das in der Praxis aus? Ich habe Probleme, mir das vorzustellen. Ich arbeite nämlich von zu Hause. Mit einem Kind unter einem Jahr. Das sieht dann ungefähr so aus: Ich setze mich an den Computer, das Baby sitzt im Laufstall. Ich beginne gerade, mich zu konzentrieren, das Baby beginnt zu schreien, weil ihm langweilig ist und er will jetzt unbedingt raus. Ich setze das Baby auf den Fussboden und mich wieder an den Computer. Das Baby krabbelt zu den Computerkabeln und zieht daran herum. Ich hole eine Spielzeugkiste. Baby beschäftigt sich für ein paar Minuten damit. Ich beginne wieder, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und sehe gerade noch aus den Augenwinkeln, wie das Baby durch die Tür verschwindet und sich in schnellem Tempo auf die Treppe zubewegt. Arbeit effektiv geschafft: Keine. Fazit: Arbeiten kann ich nur, wenn das Baby schläft. Meine Wochenarbeitszeit beträgt damit nich all zu viele Stunden und das geht auch nur, weil mein Verdienst im Moment nicht zum Familieneinkommen beitragen muss.
Sollte das bei den Leuten im Büro anders sein? Mit einem Neugeborenen mag das ja noch besser gehen, aber sobald das Kind mobil ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie man gleichzeitig Kind und Arbeit gerecht wird. Krippenkosten gespart dafür Job verloren? Und man bringt sich um das Beste, was die Arbeit in einem Büro zu bieten hat (zumindest war es bei mir so, als ich nach einem Jahr Auszeit mit dem kleinen Autofanatiker wieder auf Arbeit war): eine kinderfreie Mittagspause.

Montag, 27. August 2012

Ende der Urlaubspause

Nach einigen schönen Ferienwochen sind wir also wieder in England. Und was bin ich verwöhnt worden in Deutschland! Ständig war ein extra Paar Hände zur, ähm, Hand. Um's Essen musste ich mich kein einziges Mal kümmern. Wahrscheinlich war ich deshalb so geschockt, als ich diese Woche im Supermarkt war und mir wieder selbst Gedanken darüber machen musste, was es zum Essen geben würde. Der Realitätsschock war umso größer als ich drei Kinder und nur ein paar Hände an mir hatte. Ich kann aber nur sehr schlecht nachdenken, wenn ein Kind den Einkaufswagen in Richtung Spielsachen zieht, ein anderes zu den Süßigkeiten rennt und ein drittes Kind schreit.
 
Verwundert betrachtete ich die anderen Mütter im Supermarkt, die alle in glücklicher Sing-Sang-Stimme mit ihren Kindern zu sprechen schienen. Und hatte wieder einmal einen dieser Momente, in denen man das Gefühl hat, dass es alle anderen besser machen als ich. Oder geht das nur mir so?
 
Wir kauften nur die nötigsten Sachen. Der Kühlschrank ist schon wieder leer und wir haben noch eine ganze Ferienwoche. Was soll es nur diese Woche zu essen geben? Ich habe nicht das geringste Bedürfnis, noch einmal mit drei Kindern den Supermarkt zu besuchen. Beans on toast anyone?

Sonntag, 29. Juli 2012

Urlaubsgrüße

"Julia in England" ist im Moment wirklich "Julia in Deutschland". Ich sende herzliche Urlaubsgrüße und melde mich wieder, wenn wir in ein paar Wochen wieder in England sind.

Dienstag, 17. Juli 2012

Noch mehr Beiträge zum Thema Lieblingskleiderstücke...

...gibt es auf http://hupila.blogspot.com

Mein liebstes Kleidungsstück

Ich habe viele Lieblingsstücke in meinem Kleiderschrank. Die rote, knallenge Jeanshose zum Beispiel, die noch ganz neu ist und in der ich mich nicht wie die Mutter von drei Kindern fühle sondern wie ein Mensch, der viel Zeit vor dem Spiegel verbringen kann, um sich zurecht zu machen. Oder eine Babystrickjacke meiner Kinder, die schon von allen drei Jungs getragen wurde.
Das Kleidungsstück jedoch, dass ich bei einem Hausfeuer retten würde, ist das Taufkleid unserer Familie.
Meine Mutter war die Erste, die darin getauft wurde vor, na ich sage jetzt mal nicht, wie vielen, aber logischerweise vor einigen Jahren. Ihre Patentante hat ihren Namen und das Datum in zartrosa eingestickt. Dann folgen ihre beiden Schwestern. Ich bin auch darin getauft worden und meine kleine Schwester. Alle unsere Namen sind fein säuberlich eingestickt. In den letzten Jahren wurden meine beiden Nichten und meine drei Söhne darin getauft. Zugegeben, die Namen meiner Söhne in hellblau sind nicht ganz so ordentlich, aber dafür kann ich berichten, dass ich ihre Namen selbst auf das Kleid gestickt habe (und mich dabei gefragt habe, warum ich ausgerechnet für alle drei Kinder Namen mit neun Buchstaben ausgesucht habe).
Und was sahen meine drei kleinen Jungs hübsch aus in dem Taufkleid. Nicht ganz zu unrecht bemerkte der lustig Mann einmal, als er sein Taufbild sah "Da war ich noch eine kleine Prinzessin".
Jetzt frage ich mich schon, wer wohl als Nächstes darin getauft wird. Vielleicht noch eine Nichte oder ein Neffe? Oder vielleicht gar eines Tages meine eigenen Enkelkinder? 

Dienstag, 10. Juli 2012

Von Menschen und Gebrauchsanweisungen

Man kann die Menschen ja in verschiedene Kategorien einteilen. Männer und Frauen zum Beispiel oder Kinder und Erwachsene. Menschen, die sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und Menschen, die aus Prinzip zu schnell fahren. Raucher und Nichtraucher. Menschen, die beim ersten Zipperlein zum Arzt gehen und Menschen, die noch nicht zum Arzt gehen, wenn der rechte Arm schon abgefallen ist.

Für mich persönlich teilt sich die Menschheit in Menschen, die Gebrauchsanweisungen lesen und Menschen, die erst einmal alles ausprobieren und grundsätzlich alle Knöpfe an einem neuen Gerät drücken und dann mal sehen, was passiert.

In unsererm Haus hält sich das die Waage. Ich selbst bin ein Paradebeispiel für die Menschen, die Gebrauchsanweisungen lesen. Ich denke erst, dann handle ich. Ich plane vorher, wo ich hingehe. Mit Spontanität kann ich nicht gut umgehen und habe mir dadurch sicher schon einige gute Gelegenheiten entgehen lassen. Der kleine Autofanatiker ist eine exakte Kopie von mir. Der große Autofanatiker hingegen würde nie eine Gebrauchsanweisung in die Hand nehmen. Planung behindert ihn. Nach dem Weg fragt er nur in Ausnahmefällen und er ändert regelmäßig seine Meinung. Der lustig Mann schlägt voll und ganz nach ihm. Natürlich ist die Mischung nicht immer konfliktfrei, aber wie langweilig wäre es, wenn wir alle von der Gebrauchsanweisungs-lesenden Sorte wären.

Natürlich gibt es auch a-typische Beispiele. Meine Mutter zum Beispiel, die eigentlich ein Musterbeispiel für die Gebrauchsanweisungen lesenden Menschen ist, nimmt nur sehr selten und wenn sie wirlich gar nicht mehr weiter weiß, eine Gebrauchsanweisung in die Hand.

Jetzt warte ich natürlich, wer in unserer Familie die Mehrheit besitzen wird, wenn das Baby erst einmal etwas älter ist.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Lob von höchster Stelle

Im Mutterjob ist es ja so, dass man neben der schlechten Bezahlung und den unsozialen Arbeitszeiten auch selten Anerkennung bekommt. Deshalb freut es mich um so mehr, dass ich von einem Lob für meine Erziehungsarbeit berichten kann, das von fast allerhöchster Stelle kam. Nicht von höchster, das wäre dann vielleicht von der Queen. Oder vom Papst. Oder von der Schwiegermutter, wenn man denn eine hat. Die Schuldirektorin kommt aber auch ziemlich weit oben auf der Liste und diese beglückwünschte mich gestern zu meinen wohlerzogenen Kindern. "Das haben Sie gut gemacht." Hach, was für ein schöner Satz. Nicht nur, "Sie haben aber brave Kinder.", was ja auch schon sehr nett wäre. Nein, sie hat tatsächlich meinen Beitrag an ihrer Wohlerzogenheit erkannt und gewürdigt.

Denn meistens ist es doch so. Man sagt 100 Mal am Tag "Wie heißt das kleine Wörtchen?" oder so etwas und zu Hause klappt es auch ganz gut. Im entscheidenden Moment aber, wenn man der Schuldirektorin oder anderen Persönlichkeiten gegenübersteht, sagt das Kind plötzlich gar nichts mehr oder etwas ganz anderes, vielleicht sogar so ein Wort, was man in der Öffentlichkeit nie sagen würde. Oder es fährt mit dem Fahrrad gegen das Auto des Nachbarn, der jetzt einen Riesenkratzer im Lack hat, so wie es der kleine Autofanatiker heute gemacht hat. Das ist doch normales Verhalten von Kindern gegenüber Fremden und Autoritäten.

Aber verlassen wir das Thema lieber ganz schnell und erfreuen uns stattdessen noch einmal am "Das haben Sie gut gemacht".

Dienstag, 3. Juli 2012

Mein lustig Mann

Heute war mein zweiter Sohn ganz allein in der Schule. Er heisst ja hier auf dem Blog das Baby, aber als er mir nach der Schule so entgegengerannt kam, da war mir plötzlich klar, dass er wirklich kein Baby mehr ist. Also, natürlich bleibt er mein Baby, aber wenn ich vom Baby spreche, dann meine ich doch eigentlich den Kleinsten von den Jungs. Deshalb werde ich jetzt hier auch einen neuen Namen verwenden und zwar einen, den er sich schon selbst gegeben hat und der ihn sehr zutreffend zusammenfasst. Vor einiger Zeit erklärte er nämlich seiner Oma: "Ich bin ein lustig Mann."

Und ein lustig Mann ist er wirklich. Vom Moment, in dem er am Morgen aufwacht bis zu dem Moment, an dem er am Abend ins Bett geht, hat er eigentlich nur lustige Sachen im Kopf (man könnte auch sagen Quatsch), über die man entweder lachen (etwa die Hälfte bis, na sagen wir mal, zwei Drittel der Zeit) oder schimpfen (je nach Zustand meines Nervenkostüms) kann.

Sonntag, 24. Juni 2012

Der erste Herzschmerz

Nein, kein Mädchen hat dem kleinen Autofanatiker das Herz gebrochen, aber ich denke, heute hat er doch das erste Mal richtigen Herzschmerz erlebt.

Eine meiner besten Freundinnen wohnt in Neuseeland. Diese Woche hat sie uns das erste Mal in fünf Jahren besucht und mit ihr kam ihr Sohn, der genau wie der kleine Autofanatiker sechs Jahre alt ist. Die beiden Jungs waren vom ersten Moment an beste Freunde. Der kleine Autofanatiker hat wohl allen Leuten in der Schule erzählt, dass "sein Freund aus Neuseeland" zu Besuch ist. Es war Aufregung und Freude ohne Ende.

Heute nun ist der kleine Junge wieder gefahren. Und der kleine Autofanatiker hat den Rest des Tages mehr oder weniger weinend verbracht. Der erste Brief wurde schon geschrieben: "I miss you and I hope you come back soon."

Durch unsere internationale Familie ist es der kleine Autofanatiker ja durchaus schon gewöhnt, dass jemand abfliegt, ankommt und wieder abfliegt. Und obwohl er immer gern nach Deutschland zu Oma und Opa fliegt, hat er bis jetzt nur selten Tränen vergossen, wenn wir uns verabschiedet haben (ich kann mich im Moment überhaupt nur an ein einziges Mal im Alter von einem Jahr erinnern) oder wenn Besuch in England wieder nach Deutschland geflogen ist. Das hat sich heute geändert. Willkommen mein lieber Sohn in der Welt der Leute mit Abschiedsschmerz.

Kleine Sprachschätze

Wortschöpfung des Tages vom kleinen Autofanatiker, dem offensichtlich gerade das Wort Bahnhof entfallen war: Zughafen.

Dienstag, 12. Juni 2012

Urlaubsende

Vorige Woche waren wir das erste Mal mit drei Kindern im Urlaub.

Bevor ich Kinder hatte, habe ich immer sehr gern meinen Rucksack gepackt und war vor dem Urlaub voller Aufregung. Mittlerweile hält mich schon allein der Gedanke, noch einmal für drei Kinder einpacken zu müssen, davon ab, vom nächsten Urlaub zu träumen.

Aber wir waren ja auch gerade erst. Anstrengend war es (Bei drei Kindern ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass zumindest EIN Kind in der fremden Umgebung nicht schlafen will. Es können aber durchaus auch bis zu drei Kinder sein, die sich weigern, ins Bett zu gehen, aller fünf Minuten ein neues Bett austesten wollen oder bei den ersten Sonnenstrahlen wach sind, weil sie jetzt unbedingt und sofort an den Strand wollen. Aber das nur nebenbei.). Aber schön war es auch. Wirklich. Ich habe in vier Tagen drei Bücher gelesen. Baby Brownie schaute glücklich auf das Meer, das er das erste Mal in seinem Leben sah. Die zwei Großen erzählten noch abends im Halbschlaf von der tollen Sandburg und der große Autofanatiker durfte jeden Tag grillen. Es war für jeden was dabei.

Dann sind wir am Freitag wiedergekommen. Wie ist das bei euch, wenn ihr aus dem Urlaub wiederkommt? Was macht ihr als Erstes und was macht ihr gar nicht gern?

Bei mir ist das so: eine halbe Stunde nach Rückkehr rumpelt die erste Waschmaschine (ja, ich gebe es zu, ein befriedigendes Gefühl). Noch eine halbe Stunde später sind die Bilder auf den Computer hochgeladen und gebloggt (unwichtig zu erwähnen, dass das auch noch zu den Sachen gehört, die ich gern mache). Aber dann geht es los mit den Sachen, die ich gar nicht gern mache. Da sind die ganzen Sachen, die wieder weggeräumt werden müssen. Am Schlimmsten ist bei mir die Tasche mit den ganzen Sachen fürs Bad. Zahnbürsten, Haarbürste, Shampoo, Sonnenschutz. Diese Tasche steht immer noch im Bad und da wird sie wohl auch stehenbleiben, bis ich alles, was darin ist, mal wieder gebraucht habe (der Sonnenschutz könnte bei der gegenwärtigen Großwetterlage noch eine ganze Weile da bleiben) oder bis wir wieder in den Urlaub fahren.

Sonntag, 10. Juni 2012

So ändern sich die Dinge

Als ich erst ein Kind hatte, fand ich es sehr entspannend, mal ganz ohne Kind unterwegs zu sein.

Als ich zwei Kinder hatte, war es plötzlich wie Urlaub, wenn man nur mit einem Kind etwas unternahm.

Heute war ich mit den zwei Großen in London. Und richtig: es war so wunderbar erholsam.

Sonntag, 3. Juni 2012

Die Queen, ihr Jubiläum und das Toilettenpapier

Wenn man derzeit einen britischen Supermarkt betritt, kann man nicht übersehen, dass ein nationales Großevent stattfinden muss. Aus einfach allen Gängen blinkt einem der Union Jack entgegen. Bis hin zum rot-weiß-blau geschmückten Toilettenpapier. Wobei man da ja wahrscheinlich dankbar sein muss, dass es nur eine Fahne ist und nicht ein Bild der Queen.

Dieses Wochenende ist nun also das Jubiläum und wir feiern mit. So viel Begeisterung für meine Gastnation und Queenie sind einfach ansteckend.

Heute waren der kleine Autofanatiker und ich in London, um uns die große Bootsparade anzuschauen. Viel haben wir nicht gesehen, aber immerhin ganz deutlich die Queen auf ihrem Boot (tragischerweise waren da gerade die Batterien für meine Kamera leer!!) und wir haben uns an der Feststimmung erfreut, auch wenn der kleine Autofanatiker zeitweise von den Menschenmassen etwas verängstigt war. Aber sei es drum. Ich hoffe, dass er eines Tages an dieses Ereignis zurückdenkt und seinen Kindern erzählen wird "Ich war dabei".

Montag, 28. Mai 2012

Test...

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Super-Dad

Es ist Sommer, die Fenster stehen wieder offen, die Leute verbringen mehr Zeit im Freien und man fühlt sich seinen Nachbarn näher.
Am Samstagnachmiitag hörte ich zum Beispiel, wie unser Nachbar mit seinem jüngsten Sohn (er ist vier Jahre alt) im Garten Tennis trainierte. Die aufmunternden Rufe drangen bis in das Zimmer, in dem ich saß. "Super gemacht" und "Jetzt noch mal richtig an den Ball".
Aus dem eigenen Haus hörte ich leichtes Schnarchen vom großen Autofanatiker, der nach dem Mittagessen eingeschlafen war. So heimlich wünschte ich mir da auch einen solchen Super-Dad für meine Kinder. Einer, der mit seinen Kindern eben trainiert, der sie richtig fördert, der den Samstagnachmittag nicht faul herumhängt. Warum kann der große Autofanatiker nicht mal seine Kinder zum Fußball spielen animieren? Oder mit ihnen schwimmen gehen?? Vielleicht haben wir einen zukünftigen Boris Becker oder Messi in unserer Familie und wir werden es nie herausfinden.
Aber dann dachte ich, was wollen eigentlich die Kinder. Die zwei Großen spielten einträchtig zusammen in ihrem Zimmer. Sie hatten Spaß und haben sich ausgeruht, denn so eine Schulwoche ist ganz schön anstrengend. Nein, eine neue Sportart haben sie an dem Nachmittag nicht gelernt, aber als der große Autofanatiker dann fertig war mit Schnarchen, da sind sie alle zusammen in den Garten gegangen und haben Rasen gemäht.

Und ich war eigentlich wieder dankbar, dass sich der große Autofanatiker genausowenig für Sport interessiert wie ich, dass wir nicht jedes Wochenende auf dem Bolzplatz verbringen müssen, dass die Kinder einfach gemütlich spielen können, ohne von einem Trainingstermin zum Nächsten hetzen zu müssen. Und ein gut gemähter Rasen ist schließlich auch nicht zu verachten.

Montag, 21. Mai 2012

Eine Peinlichkeit weniger

Peinliche Situationen haben ja oft gemeinsam, dass man sich ganz unverhofft und plötzlich in ihnen befindet, man daraus ganz, ganz schnell wieder verschwinden möchte und dass man Jahre später noch eine gute Geschichte zu erzählen hat. Wie zum Beispiel der Tag, als ich in einen Telefonladen ging und mich darüber beschwerte, dass mein neues Handy kaputt sei. "Haben Sie es schon mal mit aufladen versucht?" Ähm, ja.

Deshalb freut es mich um so mehr, dass ich heute berichten darf, wie ich haarscharf an einer potentiell peinlichen Situation vorbeigeschlittert bin.

Der kleine Autofanatiker hat seit seiner Geburt eine Pigmentstörung an seinem Unterarm, er hat da einen Fleck von ungefähr drei Zentimeter Durchmesser, der bräuner ist als der Rest seiner Haut. Vor einigen Tagen stellte ich fest, dass er jetzt auch am Hals solch eine Pigmentstörung hatte. Dies nahm ich zunächst ohne weiteres Nachdenken zur Kenntniss. Gedanken begann ich mir allerdings zu machen, als der Fleck nach einigen Tagen größer und dunkler zu werden schien. Was könnte es sein? Eine schwere Krankheit?? Da sollte unbedingt mal ein Arzt einen Blick drauf werfen! Heute abend erklärte ich das also dem kleinen Autofanatiker und strich voller Sorge über die bewusste Hautstelle. Doch Moment. Die Pigmentstörung schien sich irgendwie abzuheben. Ich begann ein bisschen daran herumzurubbeln. Dann noch ein bisschen mehr. Und tatsächlich: wunderschöne weiße Haut (also vorübergehend rote vom Rubbeln) kam zum Vorschein.

Und ich freute mich. Darüber, dass der kleine Autofanatiker anscheinend doch keine schwere Krankheit hatte. Und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr darüber, dass mir der Moment erspart geblieben war, in dem mir der Arzt gesagt hätte "Das da am Hals ihres Sohnes ist ganz gewöhnlicher Dreck".

Montag, 14. Mai 2012

Kindergeburtstag

Am vergangenen Samstag war wieder der Tag gekommen, der Eltern einmal im Jahr zum Fürchten bringt. Es war Kindergeburtstagstag.

Ich bin ja so altmodisch und lasse meine Kinder noch daheim feiern. Ich bin damit fast die Einzige und seit Samstag beginne ich zu verstehen, warum es sonst keiner macht. 

Der kleine Autofanatiker durfte sechs Kinder zu seinem 6.Geburtstag einladen. Ich dachte, das ist noch eine einigermaßen kleine Gruppe, so dass es nicht zu laut und wild wird. Aber, oh wie falsch lag ich da. Ein Elternpaar nach dem anderen brachte ihre Kinder und zog freudestrahlend wieder ab. "Bis in ein paar Stunden" und "Du bist aber wirklich mutig".
Der Lärmpegel im Haus wuchs mit jedem neuen Kind und ich erwartete schon einen der Nachbarn an der Tür, die sich beschweren wollten. In den ersten 10 Minuten rannten alle Kinder wie wild durch das gesamte Haus. Auf allen Betten sprangen laut kreischend Kinder. Dabei waren es doch nur 8 Kinder mit den eigenen! Zwei davon sogar Mädchen. Als Jungsmutter denkt man ja manchmal "Ach ja, mit Mädchen ist sicher alles anders. Die sitzen sicher ganz friedlich da und stricken oder malen." Weit gefehlt. Die Geschlechter unterschied nur die Partykleidung, die Lautstärke war die Gleiche.
Schließlich war es mir gelungen, sie alle in den Garten zu bekommen. Eine Weile rannten sie da umher, schrien weiter, kreischten noch ein bisschen, kickten den Fußball, brachten Luftballons zum Platzen, bis sie schließlich, nach einer Stunde, anscheinend genug Energie abgelassen hatten, um einigermaßen in Ruhe ein paar vorbereitete Spiele zu spielen und was zu essen (die zuckerhaltigen Süßigkeiten teilte ich sicherheitshalber erst kurz vor der Verabschiedung aus aus Angst vor einem neuerlichen Energieschub..).
Als schließlich wieder alle weg waren, meinte der große Autofanatiker "Nächstes Jahr feiern wir nicht zu Hause. Egal was es kostet". Ich zeigte nur stumm auf die Weinflasche. Und fiel dann in einen tiefen Schlaf, nachdem ich die Kinder ins Bett gebracht hatte.

Dienstag, 8. Mai 2012

Reden, reden und noch mehr reden

Gestern las ich in der Zeitung, dass Kinder aus der Mittelschicht bis zum Eintritt in die Schule ungefähr 33 Millionen Worte hören. Kinder aus bildungsfernen Bevölkerungsgruppen nur 10 Millionen. Dies stünde im direkten Zusammenhang zu schulischen Erfolgen.

Erschrocken klappte ich die Zeitung zu und holte den Taschenrechner. 33 Millionen in 5 Jahren macht ungefähr 20,000 Worte am Tag. Ich habe keine Ahnung, wieviel 20,000 Worte sind (wie kommen Forscher nur auf solche Zahlen), aber es klingt nach einer ganzen Menge. Eine ganze Menge mehr, als ich an einem Tag mit dem Baby Brownie spreche (bei den zwei Älteren ist es ohnehin schon zu spät). Baby Brownie und ich unterhalten uns nur selten. Ständig will jemand von den anderen Kindern sprechen. Oft herrscht ein regelrechter Kampf um die Redefreiheit in unserem Haus. Wenn es dann tatsächlich einmal nur Baby Brownie und ich sind, dann habe ich eigentlich auch nichts dagegen, wenn einfach keiner spricht.

Aber natürlich bin ich auch an schulischen Erfolgen meiner Kinder interessiert und kommentierte heute Vormittag, als der kleine Autofanatiker in der Schule und das Baby im Kindergarten waren, deshalb pflichtschuldig alles, was ich tat. "So, jetzt machen wir mal eine neue Windel drum. So, jetzt gehen wir mal die Treppe runter." Am Mittag war ich bereits extrem gelangweilt.

Da schaute ich noch einmal in die Zeitung und las den Artikel noch einmal. 33 Millionen Worte HÖREN die Kinder. Das heißt ja wohl, dass dann auch die ganzen Worte, die die Kinder so den ganzen Tag von sich geben und alles, was ich den Kindern erzähle, plus Gespräche mit großem Autofanatiker und anderen Erwachsenen alle mitzählen? Da schaffen wir es bestimmt auf 33 Millionen. Allein auf eine ganze Million Worte (gefühlte Zahl) ist der kleine Autofanatiker schon bei unserer letzten Autofahrt am Wochenende gekommen, indem er bei jedem Auto, das wir auf der Autobahn gesehen haben, gefragt hat "Wie schnell fährt das Auto? Ist es schneller als unser Auto?"

Dienstag, 1. Mai 2012

Und er bewegt sich doch

In den Weiten des Internets gibt es eine Aufstellung, wie das so ist mit drei Kindern. Da heißt es zum Beispiel:

Beim ersten Kind - man beginnt Umstandsmode zu tragen, sobald die Schwangerschaft nachgewiesen ist.

Beim zweiten Kind - man trägt seine normalen Sachen, bis der Knopf von der Jeanshose wirklich gar nicht mehr zugeht.

Beim dritten Kind - die Umstandssachen sind die normalen Sachen.

Oder auch:

Beim ersten Kind - man verbringt täglich mehrere Stunden damit, dass Baby verzückt zu betrachten

Beim zweiten Kind - man verbringt täglich einige Minuten damit, die zwei Kinder anzuhimmeln

Beim dritten Kind - man verbringt täglich einige Zeit damit, sich vor seinen Kindern zu verstecken

Die Liste geht noch weiter. Aus persönlicher Erfahrung möchte ich gern das Folgende hinzufügen:

Beim ersten Kind - man freut sich über jeden neuen Entwicklungsschritt, ruft sofort alle Leute an, postet auf Facebook, dass das Baby jetzt schon .... (sich drehen/lächeln/sitzen/Mama sagen - bitte entsprechend einsetzen) kann und erzählt völlig Fremden im Supermarkt vom kleinen Genie

Beim zweiten Kind - das Kind läuft ja plötzlich. Seit wann kann er das denn??

Beim dritten Kind - man schreit laut "Oh nein" und "Jetzt doch noch nicht", wenn das Kind anfängt, sich fortzubewegen. Das Baby Brownie kann sich schon seit einigen Wochen drehen, inzwischen werden die Drehungen aber immer schneller und zielgerichteter und man muss ihm nur einmal kurz den Rücken zudrehen, schon befindet er sich am anderen Ende des Zimmers. Dieser Tage hat er in einer unbeobachteten Sekunde den Wäscheständer angefangen abzuräumen. Und heute früh habe ich gesehen, wie der kleine Popo nach oben ging, als er auf dem Bauch lag. Bis er anfängt zu krabbeln, sind es jetzt wahrscheinlich nur noch Tage.

Natürlich bin ich stolz auf meinen Kleinen, aber etwas in mir schreit auch "Hilfe! Drei Kinder, drei verschiedene Richtungen und nur zwei Mutteraugen! Kann das gut gehen??"

Dienstag, 24. April 2012

Weisheit des Alters

Früher, als ich noch jung war, naja, sagen wir mal, als ich noch jünger war, in den Zeiten als ich noch keine Kinder hatte, da habe ich mir öfters mal die Haare gefärbt. Einfach so zum Spaß. In allen möglichen Farben. Wenn es mir in den Sinn kam, bin ich in eine Drogerie gegangen, habe mir eine Haarfarbe gekauft, bin nach Hause geeilt und kurze Zeit später hatte ich einen neuen Kopf.

Heute habe ich graue Haare. Das erste graue Haar wurde vor 9 Jahren entdeckt. Ich war damals mit einer Freundin in Australien und sie entdeckte dieses erste graue Haar. Australien steht seitdem auf meiner Liste der Traumländer nicht mehr sehr weit oben (kleiner Scherz, ich hatte trotzdem eine tolle Zeit da). Seitdem jedenfalls vermehrten sie sich wie kleine Kaninchen auf meinem Kopf. Inzwischen habe ich ganze Büschel von störrischen grauen Haaren.

Heute färbe ich mir nicht mal eben so die Haare. Dazu muss ich erst sicherstellen, dass drei Kinder anderweitig versorgt sind, so dass nicht gerade eins mit der Haarfarbe spielt oder ein Kindernotfall eintritt gerade in dem Moment, in dem ich mir die Farbe auswaschen sollte.

Heute färbe ich mir die Haare nicht mehr zum Spaß, heute färbe ich sie mir, um die Zeichen meines Alters zu vertuschen. Und habe deshalb nicht mehr so viel Lust auf's Haare färben. Aber mit Mitte 30 schon zu den grauen Haaren stehen? In Würde altern? Das wollte ich mir eigentlich noch aufheben. Nach Möglichkeit sollte dies zeitgleich mit dem Erreichen der Weisheit des Alters geschehen. Und davon bin ich noch weit entfernt. Selbst der kleine Autofanatiker meinte dieser Tage leicht überrascht, aber auch irgendwie ein kleines bisschen zufrieden: "Mama, du weißt ja DOCH nicht alles!"

Dienstag, 17. April 2012

Diplomatie am Frühstückstisch

Da saßen sie heute am Frühstückstisch, meine zwei Großmächte. Das Baby thronte zwischen ihnen auf dem Hochstuhl und sie saßen sich gegenüber. Auf jeder Seite war noch ein Platz frei. Und dann ging es los.

"Mama, kannst du neben mir sitzen?" begann der Eine.

"Mamaaaaa, kannst du neben mir sitzen?" quengelte der Andere.

Was sollte ich tun? Einen vor den Kopf stoßen? Im Stehen essen? Aber im Stehen frühstücken kann ich wirklich nicht leiden, da bekomme ich gleich schlechte Laune. Von einem schreienden Kind, weil ich mich für seinen Bruder entschieden habe, allerdings auch. Also setzte ich mich ans andere Tischende und damit eigentlich neben beide. Das fanden zwar jetzt alle beide ziemlich doof, aber immerhin hatte ich kein Kind bevorzugt und eine Krise ganz diplomatisch geschickt gelöst.

Aber das war ja nur das Frühstück. Im Auto (heute ist der erste Tag zurück in der Schule nach den Osterferien) ging es sofort weiter.

"Ich will neben dem Baby sitzen!"
"Nein, ich will neben dem Baby sitzen!!!"

Wir lösten das Problem, so wie eigentlich jeden Tag (ich hatte nur in den Osterferien schon wieder alles vergessen; wenn wir nicht dringend in die Schule müssen, streiten sie sich nämlich komischerweise nie um den Sitzplatz): "Du darfst eine Strecke neben dem Baby fahren und dein Bruder die nächste."

Sollte ich je erwägen, in den diplomatischen Dienst zu wechseln, wäre ich - wie wahrscheinlich die meisten Eltern - sehr gut vorbereitet.

Donnerstag, 29. März 2012

Gute Vorhaben und Der Kassenpatient

Regelmäßige Leser werden sich vielleicht noch erinnern, dass ich mir zu Beginn des Jahres vorgenommen hatte herauszufinden, wie ich einen kurzen Link auf meine Facebook-Seite führen könnte. Und ha, heute, noch im ersten Quartal des neuen Jahres ist es mir gelungen, dies ganz allein herauszufinden: http://www.facebook.com/MitSchirmCharmeUndWindeln bringt euch direkt und in ganz kurzer Form auf meine Blog-Facebook-Seite. Dann bleibt nur noch das gute Vorhaben mit dem Schwimmen...

Und wo ich nun schon gerade beim Bloggen bin, will ich doch auch noch meinen Traum der vergangenen Nacht mit euch teilen. Der war so:

Ich musste zum Zahnarzt. Erwartungsfroh und leicht bang lag ich im Zahnarztstuhl.
"Ja, wir müssen bohren, hier ist ein Loch", meinte die Zahnärztin.
"Ach bitte", sagte ich verzagt "darf ich bitte eine Spritze bekommen? Ich habe schon drei Kinder bekommen und genug Schmerzen in meinem Leben ertragen." (Nebenbei: diese Bemerkung stammt eigentlich von einer Kollegin meiner Mutter, anscheinend hat mich dies so beindruckt, dass es mich noch in meinen Träumen verfolgt.)
Die Zahnärztin guckte mich daraufhin streng an: "Aber Spritzen gibt es nur für Privatpatienten. Kassenpatienten bekommen keine Spritzen. Sind Sie ein Kassenpatient?"
"Ja, NHS", hauchte ich.
Sie bohrte mir daraufhin den Zahn auf und meinte dann "So, alles klar. Wir sind fertig."
"Aber Sie haben doch noch gar keine Füllung reingemacht. Da ist doch noch ein großes Loch!"
Ihr ahnt wahrscheinlich schon die Antwort der Zahnärztin.
"Füllungen gibt es nur für Privatpatienten. Aber ich gebe Ihnen gern ein Stück Papier mit, dann können Sie sich da selbst was reinstopfen."

Schweißgebadet wachte ich auf. Es war ja nur ein Traum, zum Glück sind die Unterschiede zwischen Kassen- und Privatpatienten (noch?) nicht so groß.

Dienstag, 27. März 2012

Im Radio

Am Samstag war mein Blog ins Radio Fritz eingeladen! Zu hören ist das kleine Interview auf Podcast hier.

Vielen Dank noch einmal an Lieselotte, die meinen Blog da vorgeschlagen hat. Für die Trackback-Sendung diese Woche habe ich die Blogs Nie ohne Buch und London leben empfohlen.

Montag, 19. März 2012

Ehre deine Mutter (aber nur am Muttertag)

Gestern war hier Muttertag. Die Jungs waren sehr aufgeregt. In Kindergarten und Schule hatten sie mir Karten gebastelt, die sie mir stolz überreichten. Dann wollten sie mir natürlich auch Frühstück ans Bett bringen und weil es so gemütlich war, haben sie sich gleich selbst eingeladen, mit in meinem Bett zu frühstücken. Da saßen wir also zusammen und krümelten das Bett mit pain au chocolat voll. Am Muttertag. Am Sonntag morgen. Früh um 6 Uhr.

Aber der Gedanke zählt ja schließlich und das ist das Wichtigste. Was machen da schon ein paar Krümelchen im Bett und mitten in der Nacht (gefühlte Zeit) geweckt werden, wenn man eine Karte bekommt, auf der in krakeliger Kinderschrift steht: "Mummy, I love you so much."

Das war gestern. Am Muttertag. An dem Tag, an dem man seine Mutter ehren soll.

Heute früh bat ich den kleinen Autofanatiker um einen kleinen Gefallen (er sollte mir etwas aus einem anderen Zimmer holen). Da schaute er mich ganz verwundert an und meinte dann "Aber Mama, gestern war doch Muttertag."

Sieht so aus, als müsste ich jetzt 364 Tage warten, bis ich wieder auf Hilfe zählen kann.

Montag, 12. März 2012

Kosten der Fastenzeit

Im Moment ist ja nun Fastenzeit. In vergangenen Jahren habe ich ab und zu Schokolade oder Süßigkeiten aufgegeben. Das ist mir schwer genug gefallen. Da ich nun in diesem Jahr noch stille und daher meine Nahrung zwecks Milchproduktion nicht umstellen wollte, verzichte ich in dieser Fastenzeit auf etwas anderes: Romane lesen. Kein leichtes Unterfangen für jemanden wie mich, der in der Woche mindestens ein Buch liest. Erschwerend kommt hinzu, dass ich kurz vorher einen Kindle zum Geburtstag geschenkt bekam. Also ein wahrer Verzicht, den ich täglich spüre. Der große Autofanatiker meinte schon, ich sei in letzter Zeit ziemlich schlecht gelaunt und irgendwie gereizt. Aber darum geht es ja schließlich bei der Fastenzeit (also natürlich nicht um die schlechte Laune, aber um den Verzicht).

Ein Nebeneffekt, wenn man Schokolade fastet, ist ja gern, dass man dabei auch ein paar überflüssige Pfunde verliert. Ich dachte mir, ein positiver Nebeneffekt des Bücher fastens könnte es sein, dass ich ein bisschen Geld spare. Wie schnell ist man mit dem Kindle im Amazon-Shop und einen klitzekleinen Knopfdruck später, pling, schon wieder Geld für ein Buch ausgegeben. Aber ohne Kindle kein Kindle-Shop. Gut gedacht.

Nur leider stimmt es nicht. Zuerst bestellte ich mir ein Sachbuch (schließlich faste ich nur Romane und den Duden von vorn bis hinten zu lesen, wurde dann doch etwas langweilig, obwohl jetzt vielleicht mancher denkt, durchaus sinnvoll, wenn man die Rechtschreibung auf meinem Blog sieht...). Das Sachbuch jedenfalls kostete den Preis von mindestens vier Romanen. Dann lies ich das Buch ausversehen auch noch nach Deutschland und nicht nach England schicken, so dass meine wunderbare Mutter es mir für wiederum noch mehr Geld (mindestens ein weiteres Kindle-Buch, wenn auch von Mama bezahlt) nachschickte.

Und dann habe ich plötzlich so viel mehr Zeit. Zeit, die man ja mit Einkaufen im Internet füllen kann. Gestern zum Beispiel bestellte ich Sachen im Wert von mindestens fünf weiteren Kindle-Büchern, die ich sicher nicht bestellt hätte, wäre mein Kopf hinter einem Buch und nicht vor dem Computerbildschirm gewesen.

Nur gut, dass es Facebook gibt. Da kann man immerhin stundenlang ganz kostenlos Zeit verschwenden. Vielleicht versuche ich es ja jetzt auch noch mit Twitter, nur um ganz sicher zu gehen, dass die Fastenzeit nicht meinen finanziellen Ruin bedeutet.

Montag, 5. März 2012

Schlag auf Schlag

Das wirkliche Leben unterscheidet sich von Filmen ja unter anderem dadurch, dass in Filmen selten jemand einfach nur da steht und den Mund auf und zu macht, statt schlagfertig eine gute Antwort parat zu haben.

Mein Leben ist kein Film, das wurde mich kürzlich in der Kindergartenschlange mal wieder bewusst, als eine Großmutter, mit der ich in meinem ganzen Leben noch keinen Satz gewechselt habe, mich fragte, ob wir denn nach drei Jungs jetzt noch ein viertes Kind bekommen wöllten, um vielleicht doch noch ein Mädchen zu haben. Wäre das ein Film gewesen, hätte ein Drehbuchautor sicher eine tolle Antwort geschrieben. Leider ging mein Mund aber nur auf und dann wieder zu. Sehr gern hätte ich gesagt "Meine Familienplanung geht dich ja wohl so was von gar nichts an, du neugierige Kuh.", aber selbstverständlich bin ich dazu viel zu gut erzogen und konfrontationsscheu. Hätte ich mehr Mut, hätte ich das zumindest etwas höflicher sagen können (und wahrscheinlich den Teil mit der neugierigen Kuh weggelassen). So aber fiel mir gar nichts ein. Und ich ärgere mich jetzt noch ein bisschen darüber.

Das war nicht das erste Mal. Schon seit meiner ersten Schwangerschaft scheine ich regelmäßig Kommentare, Ratschläge und indiskrete Fragen von Fremden hervorzurufen. Ich nehme mal an, das geht nicht nur mir so. Woher kommt das nur? Ich frage die Großmutter am Kindergarten doch auch nicht, ob im Schlafzimmer noch etwas mit ihrem Mann läuft.

Naja, für das nächste Mal hoffe ich zumindest, dass mir eine bessere Antwort einfällt.

Freitag, 2. März 2012

Werbung in eigener Sache

Auf was für Ideen kommt man nicht alles, wenn man nachts zu oft wach ist, weil das Baby gefüttert werden möchte... Eine dieser Ideen, darf ich euch heute vorstellen: Mein Ebook zum Blog!

Wer sich dieses Wochenende bei mir meldet, dem schicke ich gern kostenlos eine Kopie zu.

Montag, 27. Februar 2012

Experiment Baby-led weaning

Natürlich sollte man Kinder nicht als Experimentierobjekte benutzen, auch nicht die eigenen Kinder. Aber nachdem ich bereits zwei Kinder einigermaßen erfolgreich von der Milch auf Festnahrung umgestellt hatte, dachte ich, warum nicht mal was Neues beim Dritten. Und natürlich sollte es etwas Besseres sein.

Statt dem Baby Brei in den Mund zu stopfen, sollte es sich dieses Mal selbst füttern. Baby-led weaning (BLW) heißt das Ganze und dabei geht es im Wesentlichen darum, dass das Baby Sachen in die Hand bekommt, die es selbst zu sich nehmen kann. Der Gedanke dahinter ist, dass (besonders gestillte) Babys ja auch intuitiv wissen, wann sie satt sind und dass dies bei der Festnahrung fortgesetzt wird, indem das Baby nicht dazu angehalten wird, doch noch das "Löffelchen für den Onkel Klaus" zu essen. Eine schöne Theorie.

In der Praxis sah das Ganze bei uns dann so aus: Nachdem Baby Brownie in den letzten Wochen ständig laute Schmatzgeräusche von sich gegeben hatte, wenn wir am Esstisch saßen und jeden Bissen, der in unseren Mündern verschwand, neidisch betrachtete, sollte es am 5-Monats-Geburtstag endlich losgehen. Motiviert garte ich eine Karotte und gab dem Baby dann ein langes Stück davon. Er schob es sich freudig in den Mund und lutschte eine Weile daran. Schließlich hatte er sich ein für mein schwaches Mutterherz großes Stück abgebrochen, das er im Mund hatte. Nicht mit den besten Nerven ausgestattet, holte ich darauf panisch das fingerkuppengroße Stück aus seinem Mund, zerteilte die Möhre mit der Gabel und fütterte vom Löffel. Ach, wie gut das dem Baby schmeckte!

Für die zweite Mahlzeit hatte ich mich inzischen noch einmal belesen und laut Internetforen und einer Freundin kommt es nicht so leicht dazu, dass das Baby sich verschluckt und würgt, wenn man es nur machen lässt. Ich drückte ihm also ein Stück Brokkoli in die Hand. Das Baby steckte sich das grüne Gemüse in den Mund. Und begann zu schreien. Nanu, hatte er etwa schon im zarten Alter von fünf Monaten eine Abneigung gegen Gemüse? Wütend warf er den Brokkoli auf den Boden. Verwundert gab ich ihm das Stück wieder. Frustriert warf er es wieder auf den Boden. Und schrie weiter. Und schaute mich verzweifelt an. Was wollte er mir sagen? Schließlich kam ich auf die Idee, den Brokkoli zu zerkleinern und vom Löffel zu füttern. Und siehe da: Ein zufriedenes Baby schluckte gierig Löffel um Löffel hinter. Könnte er schon sprechen, hätte er bestimmt gesagt:"Warum nicht gleich so?! Warum soll ich hier die ganze harte Arbeit machen?!"

Tja, und jetzt gibt es eben immer Brei. Ganz habe ich die Idee aber noch nicht aufgegeben. Wenn wir essen, bekommt er trotzdem etwas in die Hand zum daran Lutschen, damit er das Gefühl hat, an unseren Mahlzeiten teilzunehmen. Und vielleicht klappt es ja doch noch, wenn er etwas älter ist.

PS: Falls jemand von euch das BLW probiert hat, würde ich mich über eure Erfahrungen freuen!

Montag, 13. Februar 2012

Winterferien oder London mit Kindern

Heute möchte ich ja gern einmal eine Lebensweisheit mit euch teilen. Also keine der Art "Teile nie es-cee, denn es tut ihm weh.", sondern schon eher einen praktischen Tipp für Leute, die mit kleinen Kindern in London unterwegs sind.

Im Moment sind hier Winterferien und da dachte ich mir "Mensch, das Leben mit drei Kindern ist ja schon so etwas langweilig und überhaupt kein bißchen anstrengend, da fahre ich doch mal nach London, sonst würde ich ja wahrscheinlich wieder nur den ganzen Tag die Beine hochlegen."

Na, ganz so war es natürlich nicht, aber ich wollte gern, dass die Kinder einen schönen Ferientag haben (wo wir schon am Mittwoch zum Zahnarzt gehen) und deshalb wollten wir ins Natural History Museum, wo es tolle Dinosaurier zu sehen gibt. Eine Auto-, Zug- und U-Bahnfahrt und ungefähr 100 Stufen (die bemerkt man ja immer erst, wenn man mit Buggy unterwegs ist...) später waren wir endlich da. Und hier kommt die Lebensweisheit Nummer 1: das Natural History Museum in den Ferien? No, no, no! Es war erst 45 Minuten nach Museumsöffnung, aber die Schlange vor dem Museum war bereits lang und ein Schild verriet "30 Minuten Wartezeit". Wie jeder weiß, der schon einmal mit kleinen Kindern gewartet hat, sind 30 Minuten Wartezeit eher gefühlte 30 Stunden Wartezeit und noch mehr graute mir eigentlich vor einem überfüllten Museum.

Aber jetzt kommt mein eigentlicher Tipp für alle Londonbesucher oder -bewohner. Wer das Natural History Museum in South Kensington kennt, wird wissen, dass sich direkt daneben das Victoria und Albert Museum befindet. Angelockt von der schlangenfreien Fassade begaben wir uns dahin und hatten einen tollen Tag! Natürlich waren die Exponate nicht so alt wie die Dinosaurier, wie der kleine Autofanatiker bemerkte, aber es gab trotzdem genug zu sehen und tun für Kinder verschiedenen Alters. Extra für die Ferien gab es verschiedene Aktivitäten (wir bastelten Spinnen), aber es gibt auch Angebote, die immer zu finden sind, wie zum Beispiel mit einem "Artpack"-Rucksack, den man sich leihen kann, auf Entdeckertour gehen. Alles war kostenlos, überfüllt war es auch nicht und ich kann es wirklich wärmstens weiterempfehlen!

Montag, 6. Februar 2012

Schneeflöckchen, Weißröckchen

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es fasziniert mich doch jedes Jahr wieder aufs Neue.

Was passiert in Südengland, wenn es zwei Zentimeter schneit:

- Ein Drittel aller Flüge von Heathrow werden gestrichen.
- Die Schule verschickt am Freitag eine E-Mail, die genau beschreibt, wie sich bei Schnee zu verhalten sei (Bitte den Kindern Mützen und Handschuhe mit in die Schule geben. Ähm, ja.)
- Die Züge fallen aus.
- Autos bleiben stecken oder rutschen durch die Gegend.
- Die Schule verschickt am Sonntag abend eine SMS, dass die Schule stattfindet, aber man darf zu spät kommen.
- Der Supermarkt ist völlig überfüllt und Leute kaufen in Panik Milch und Brot.
- Jeder kommentiert auf Facebook etwas zum Thema Schnee.
- Erwachsene und Kinder laufen mit einem Grinsen durch die Gegend. Nachbarn sprechen plötzlich miteinander.

Was passiert in Deutschland, wenn es zwei Zentimeter schneit (also zumindest im schneesicheren Mittelgebirge, in dem ich aufgewachsen bin):

Gar nichts.

Dienstag, 31. Januar 2012

Mama, was ist wrong with mich?

Der kleine Autofanatiker macht zwar viele grammatikalische Fehler, aber spricht eigentlich ganz nett Deutsch. Das Baby dagegen spricht zwar in deutschen Sätzen, legt dem aber oft englische Worte zugrunde. Ein Beispiel gefällig?

Ein Satz auf Deutsch: Ich hole mal schnell den Geburtstagskuchen.
Ein Satz auf Englisch: I quickly get the birthday cake.
Ein Satz auf Babyish: Ich gette schnell die Birthdaykuchen.

Ja, das bekannte deutsche Verb "Getten": ich gette, du gettest, er gettet...

Und wie verführerisch ist diese Art zu sprechen. Denn nicht nur den Kindern, sondern auch mir rollen oft die englischen Worte leichter von der Zunge als die deutschen. Da muss ich mich schon sehr anstrengen, um alles in korrektem Deutsch zu wiederholen und zu beantworten. Ich hoffe, auf lange Sicht nützt es was. Aber vielleicht talken wir ja in Future alle more so.

Kürzlich lag das Baby krank im Bett und stöhnte "Mama, was ist wrong with mich?" Das nenne ich gelebtes Esperando.

Montag, 23. Januar 2012

Vier Meter Abstand bitte

Ich habe eine kleine Schwester, eine liebe und wunderbare kleine Schwester. Natürlich habe ich das nicht immer so gesehen. Einmal hatten meine beste Schulfreundin und ich sogar ein Verbot ausgesprochen, dass sie uns nicht näher als vier Meter kommen dürfe. Ich selbst habe daran überhaupt gar keine Erinnerung mehr, meine Schwester hat mir das erst Jahre später erzählt, woraus man entweder schließen kann, dass sie ein besseres Gedächtnis hat (schließlich ist sie die Jüngere) oder dass sie dieses kindliche Verbot mehr bewegt hat als mich. Ich tippe auf Letzteres.

Ich musste dieser Tage daran denken, als der kleine Autofanatiker einen Jungen aus seiner Klasse zu Besuch hatte und das Baby, mit dem er sonst meistens sehr schön spielt, plötzlich abgeschrieben war oder sogar zur Zielscheibe von Scherzen wurde. Das Baby dauerte mich schon, wie er immer wieder versuchte, mit den zwei Großen zu spielen und allerhöchstens geduldet wurde. Wie kann man seine Kinder vor so etwas bewahren oder muss man es etwa überhaupt? Meine Schwester und ich stehen uns heute schließlich auch trotz kindlicher Differenzen nahe. Vielleicht ist es ja eine gute Vorbereitung aufs Klassenzimmer. Immerhin ist das Baby wesentlich selbstbewusster als der kleine Autofanatiker in seinen Kindergartentagen. Hat ihn das Leben mit einem großen Bruder schon gelehrt, sich unter Altersgenossen durchzusetzen?

Wahrscheinlich bin ich ohnehin zartfühlender als meine ganzen Männer. Als der Freund wieder gegangen war, spielten der kleine Autofanatiker und das Baby wieder einträchtig miteinander.

Montag, 16. Januar 2012

Die lieben kleinen Trösterchen

Unzählige Male bin ich in den vergangenen Jahren schlaftrunken mitten in der Nacht durch die Wohnung gestolpert, weil eines der Kinder schrie "Wo ist mein Schnuller?" (also eigentlich riefen sie "Wo ist mein Nuppel?", so heißen die Dinger in meinem heimatlichen Dialekt, aber für die allgemeine Verständigung, habe ich das mal ins Hochdeutsche übersetzt...). Und dann die Kämpfe, das Teil wieder loszuwerden.

Beim dritten Kind sollte nun alles anders werden. Ich wollte nachts nicht mehr aufstehen, um unter Betten zu kriechen und einen nun verstaubten Schnuller hervorzuholen. Ich wollte nicht mehr die Schnullerfee und andere Bestechungen benutzen müssen, um das Ding ins Jenseits zu befördern.

Die guten Vorsätze hielten genau eine Woche. In der dritten schlaflosen Nacht stopfte ich dem neugeborenen Baby müde den Schnuller in den Mund. Nur: Baby Brownie mag den Schnuller nicht. Morgen wird er schon vier Monate alt und noch immer haben wir folgendes schöne Spiel:
Ich stecke den Schnuller in den Mund, er spuckt ihn aus und steckt sich den Daumen in den Mund. Aber wenn ich noch etwas weniger möchte als nächtliche Suchaktionen und Diskussionen darüber, wann wir den Schnuller im Garten vergraben, dann ist das ein Daumenlutscherkind. Daumen kann man nämlich nur beim Struwelpeter loswerden. Und so reiße ich ihm den Daumen wieder aus dem Mund und stecke den Schnuller rein. Er spuckt ihn aus und steckt sich den Daumen rein.
Raus.
Rein.
Raus.
Rein.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spielen sie das Spiel noch heute. Es gibt jedoch Hoffnung: Seit kurzem steckt er sich alles, was er in die Hände bekommt, in den Mund. Vielleicht finden wir ja noch eine Alternative zu Daumen und Schnuller.   

Montag, 9. Januar 2012

Auf ein Neues

Ganz neu ist das neue Jahr ja nun schon nicht mehr. Die erste Krankheitswelle des Jahres haben wir bereits überstanden. Das Baby Brownie hatte Hand-Fuß-Mund. Eine Krankheit, die mir bis dahin völlig unbekannt war und wobei es sich nicht um die Maul- und Klauenseuche handelt. Ein Fehler, den man im Englischen leicht machen kann (Ersteres heißt nämlich hand-foot-mouth, Letzteres foot and mouth).

Nun gut, wir haben es überstanden und ich hatte deshalb noch gar keine Zeit, die guten Vorsätze fürs neue Jahr gleich wieder über Bord zu werfen.

Vorsatz Nummer 1: Mal sehen, was denn aus dem guten Vorsatz vom vergangenen Jahr geworden ist. Was war es gleich? Immerhin konnte ich mich noch erinnern, ohne erst hier suchen zu müssen. Ich wollte mit den Kindern schwimmen gehen. Bin ich gewesen? KEIN EINZIGES MAL! Wird sich das in diesem Jahr ändern? Kaum. Mit Baby ist es schließlich noch schwieriger. Aber ich will die Hoffnung noch nicht aufgeben. Immerhin ist es erst Anfang Januar.

Vorsatz Nummer 2: Mich wieder etwas regelmäßiger meinem in letzter Zeit etwas stiefmütterlich behandelten Blogs zuzuwenden. Ganz motiviert habe ich mir schon eine Facebook-Page eingerichtet. Fühlt euch eingeladen, mich auf Facebook zu suchen (http://www.facebook.com/pages/Mit-Schirm-Charme-und-Windeln/310329508987109?sk=page_getting_started#!/pages/Mit-Schirm-Charme-und-Windeln/310329508987109  - keine Ahnung, warum dieser Link so lang ist, bei anderen Leuten sieht das irgendwie eleganter aus, ach, ich freue mich schon, wenn ich erst meine Söhne um Rat fragen kann...so in ein bis zwei Jahren...).  

Vorsatz Nummer 3: Nein, das reicht. Oder doch: Herausfinden, warum dieser Link da oben so lang ist. Das kann bei mir durchaus ein Jahr dauern.