Dienstag, 19. Juli 2011

Die Sommerpause naht

Nur noch zwei Tage Schule und dann können wir alle gemeinsam singen: "School is out for the summer." Ach, der Zauber dieser Worte "die großen Sommerferien" haben auch als Mutter mit Schulkind noch nichts von dem Glanz verloren, den sie verstrahlten, als ich selbst noch ein Schulkind war. Natürlich würde ich das sicher anders sehen, wenn ich selbst regelmäßig berufstätig wäre und plötzlich die Kinderbetreuung ersetzen müsste. Aber so kann ich mich auf Wochen mit meinen Söhnen freuen, in denen ich nicht jeden Tag damit beginne, sie anzutreiben, sich anzuziehen und "jetzt aber mal ganz schnell" noch das Frühstück zu essen, denn wir sind "schon wieder spät dran". So kann ich mich auf Wochen freuen, in denen ICH die Stunden mit meinen Kindern verbringen werde, in denen sie gutgelaunt sind, statt nachmittags ein müdes Kind vom Schultor abzuholen, das den Rest des Tages oft nur noch mit viel Grummeln und Maulen übersteht.

Trotzdem war es ein gutes Jahr, unser erstes Jahr im englischen Schulsystem. Was haben wir nicht alles gelernt, der kleine Autofanatiker ebenso wie ich. Lesen (der kleine Autofanatiker), Schuluniformen sind eigentlich gar nicht so schlimm (ich); Schreiben (der kleine Autofanatiker); Schulaufführungen fühlen sich immer sehr lang an, deshalb sollte man sehr zeitig kommen, damit man wenigstens in der ersten Reihe sitzt, um seinem Kind ab und zu zuwinken zu können (ich), was komische Abkürzungen bedeuten wie z.B. Mufti (der kleine Autofanatiker und ich zusammen).

Und wenn der September kommt, freuen wir uns sicher beide wieder auf die Schule. Aber jetzt fliegen wir fürs Erste nach Deutschland für die nächsten Wochen.

Sonntag, 10. Juli 2011

Der Ball rollt...

...und keiner guckt hin. Den Eindruck könnte man zumindest gewinnen, wenn man die Berichterstattung der Frauen-Fußball-WM in Großbritannien verfolgt. Ich weiß nicht, wie sehr sich dies in Deutschland unterscheidet, aber hier machte ich mir gestern doch tatsächlich die Mühe und schaute mir die 10-minütigen Sportnachrichten im Frühstücksfernsehen der BBC an. Nachdem auch wirklich alle anderen Sportarten und sämtliche Zweit- und Drittligafußballspiele der Männer abgehakt waren, wurde das Spiel der Frauen kurz erwähnt, in einem Nebensatz. Zur Männer-WM wäre das natürlich völlig undenkbar. Da wäre das Spiel sogar in den Hauptnachrichten genannt worden. Woher kommt das nur? Frauen, die sich gern Fußball angucken, erfreuen sich doch neben dem Spiel auch an schönen Fußballern (denke ich zumindest mal). Da sollte man doch denken, Fußball und Frauen müsste eine gute Kombination für Männer sein. Aber wie auch immer, als Frau möchte ich zwar rufen "Gleichberechtigung auch im Fußball", aber als jemand, der kein Interesse am Fußball hat, kann ich mich dann doch nicht all zu sehr beschweren. Und nun ist der Traum ja für Deutschland und England auch ausgeträumt.

Ich musste nur gestern daran denken, als der kleine Autofanatiker nämlich eine Fußball-Geburtstagsparty hatte. Zwanzig kleine zukünftige Kicker rannten auf dem Spielfeld herum. Es ging zu wie im Profisport: ständig lag einer auf dem Fußboden und hielt sich die Wade, den Kopf oder sonst etwas. Bloß gut, dass der kleine Autofanatiker anscheinend kein größeres Interesse am Fußball hat, sonst müsste ich vielleicht ständig mit ihm zum Fußball gehen. Denn etwas langweilig war es schon, mal ehrlich gesagt. Lachen musste ich über die Mädchen (die wenigen, die überhaupt gekommen waren): sie standen in einem Grüppchen mitten auf dem Spielfeld, einen Ball in der Mitte und unterhielten sich angeregt, ab und zu trat mal eines halbherzig ein bisschen gegen den Ball. Vielleicht liegt ja darin das eigentliche Problem des Frauen-Fußballs. Obwohl es natürlich auch begeisterte Fußballerinnen gibt, sieht es vielleicht die Masse der Frauen nicht ein, warum man diesem Ball denn nun hinterherrennen soll. Zumindest würde es mir so gehen.

Montag, 4. Juli 2011

Kleine Weltenbürger

Wenn mich früher als Kind jemand gefragt hat, woher ich komme, dann habe ich natürlich mit dem kleinen Dorf geantwortet, in dem wir wohnten. Neulich fragte jemand den kleinen Autofanatiker, woher er denn kommt und er nannte nicht etwa den Namen der kleinen Stadt in der wir hier wohnen, sondern antwortete zu meinem eigenen Erstaunen "Ich komme aus England und aus Deutschland." Obwohl es mich in mancher Hinsicht etwas sorgt, ob man denn wirklich aus zwei Ländern kommen kann oder ob man dann eigentlich nirgendwo zu Hause ist, freut es mich in anderer Hinsicht auch, dass er so ganz selbstverständlich seine beiden kulturellen Heimaten anerkennt.

Mit diesem Hin und Her ist er natürlich auch nicht allein: sein bester Freund in der Schule ist ein kleiner Junge, der halb Franzose, halb Engländer ist, ein anderer guter Freund ist halb Engländer, halb Este. Und das in einer Gegend, die eigentlich sehr "englisch" ist und nicht so kosmopolitisch wie das nahe London.

Ich erwarte nicht, dass er für immer aus beiden Ländern kommen möchte, irgendwann wird er sich für ein Land entscheiden. Und auch das Baby, das wesentlich mehr Englisch als Deutsch spricht, hätte wahrscheinlich auf diese Frage anders geantwortet. Für den Moment jedenfalls freue ich mich über den kleinen Weltenbürger in meinem Haus. Und wie neulich eine Studie herausfand, fließt in 50 Prozent aller Briten ohnehin deutsches Blut. Also, so groß sind die Unterschiede ja vielleicht gar nicht. Siehe dazu auch den unterhaltsamen Artikel auf der Spiegel-Website:  http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,769917,00.html