Mittwoch, 26. März 2014

Midlife-Crisis

Kürzlich hatte ich eine kleinere Midlife-Crisis. Nein, keine Krise in der ich mir darüber Gedanken machte, dass vielleicht schon die Hälfte meines Lebens vorbei ist und ich immer noch nie Bungee-Jumping war und es wahrscheinlich auch nie mehr tun werde (mal abgesehen davon, dass ich noch nie das Bedürfnis hatte, mich von irgendwo mit einem Gummiseil um meine Beine herunterzustürzen, aber das nur nebenbei). Es war auch keine Midlife-Crisis der Art, dass ich mir einen jüngeren Lover angelacht und mir den Sportwagen des großen Autofanatikers für eine Spritztour ausgeliehen hätte.

Nein, meine kleinere Midlife-Crisis betraf eine andere Lebenshälfte. Neulich machte ich mir nämlich Gedanken darüber, dass der kleine Autofanatiker in Kürze acht Jahre alt wird und damit vielleicht schon die Hälfte seines Lebens, dass er täglich mit mir verbringen wird, erreicht hat. Und dabei ist er doch gerade erst geboren!

Auch wenn er sich wirklich nicht mehr so verhält, als wäre er gerade erst geboren. Im Gegenteil. Für seinen achten Geburtstag wünscht er sich ein Bankkonto. Ein Bankkonto!!!!! Der Junge klingt, als wäre er seinem 80. Geburtstag näher als seinem 8. Kein Wunder, wenn sich Mama da alt und krisengeschüttelt fühlt.

Und dann macht er sich neuerdings Gedanken über sein Essverhalten und sein Gewicht. "Ich habe mich jetzt selbst auf eine Diät gesetzt", erklärt er mir und lehnt die Schokolade ab. "Ich möchte etwas Gewicht abnehmen." Bis jetzt habe ich noch nicht herausgefunden, woher dieser Gedanke kommt, aber etwas erschrocken war ich davon schon. Spricht man in der Schule über so etwas? In den von ihm heiß geliebten Fernsehprogrammen wird zwar ständig gekämpft, aber nicht über Figurprobleme diskutiert. Auch daheim sind Diäten oder Gewichtsabnahme kein Thema.

Das Gute ist jedoch, dass er plötzlich Interesse an Sport zeigt. Und dann doch eigentlich erst 8 Jahre alt ist: "Ich will jetzt ganz viel Sport treiben. So alle Sachen. Rugby und so. Und dann bekomme ich ganz viel Geld dafür."
Ich: "Und wer soll dir das ganze Geld bezahlen?"
Er: "Na, sowas bezahlt die Regierung."
Ach schön, er ist doch noch nicht ganz erwachsen. Vielleicht freut er sich nebem dem Bankkonto ja doch noch über ein paar Spielsachen zu seinem Geburtstag.

Montag, 17. März 2014

Mama, man darf nicht lügen!

Wahrscheinlich werden mir die allermeisten Eltern darin zustimmen, dass wir unsere Kinder dazu erziehen wollen, nicht zu lügen. Diesen Grundsatz habe ich natürlich auch ganz selbstverständlich schon meinen Kindern so weitergegeben. Wahrscheinlich werden mir aber die meisten ebenso zustimmen, dass es im Alltag nicht nur ein Schwarz und Weiß der Lüge oder Wahrheit gibt, sondern auch einen recht großen Graubereich. Jeder Mann wird wissen, dass es für, na sagen wir mal, Missstimmung sorgen kann, wenn Mann auf die Frage "Sieht mein Hintern in dem Kleid dick aus?" mit zu viel Ehrlichkeit antwortet.




Ich hatte gedacht, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis ich meinen Kindern diese Feinheiten von Lüge, Wahrheit und Diplomatie auseinandersetzen müsste. Schließlich sagen sie mir jetzt noch mit kindlicher Offenheit und gänzlich ohne Gespür für weibliche Befindlichkeiten "Mama, dein Bauch ist dick." Doch der Tag, an dem ich in Erklärungsnot kommen würde, kam schon am Wochenende. Da nämlich kam Annie Bear zu uns nach Hause.


Annie Bear ist der Schulteddy, der jedes Wochenende ein anderes Kind heimsucht, ähm, besucht. An diesem Wochenende muss das Kind dann in ein Teddytagebuch eintragen, was es alles für tolle Sachen mit Annie Bear gemacht hat. Ich bin ja der Überzeugung, dass die Lehrer nur wissen wollen, was die Eltern so am Wochenende machen, aber angeblich ist der Lerneffekt gaaaanz toll. Bei allen anderen Kindern. Selbstverständlich las ich die Einträge der anderen Kinder (schließlich will ich auch wissen, was die anderen Eltern so machen). Jeder einzelne Eintrag (der im übrigen von den Eltern und nicht von den Kindern geschrieben wurde) begann mit dem Satz "Wir sind ja so aufgeregt, dass Annie Bear endlich bei uns zu Hause ist". Und dann kam eine lange Liste mit lauter Sachen, die extra mit Annie Bear gemacht wurden. Natürlich wurde dies auch noch alles fotodokumentarisch festgehalten.


Und bei uns? Wenn ich nun jetzt die ganze Wahrheit in das Teddytagebuch geschrieben hätte, dann hätte mein Eintrag so lauten müssen: "Der Mittlere war überhaupt nicht aufgeregt, dass Annie Bear uns besucht hat. Annie Bear hat das ganze Wochenende in ihren Rucksack zugebracht und keine Sau hat sich auch nur im Geringsten um sie gekümmert, weil der Mittlere absolut kein Interesse an diesem dämlichen Teddy hatte und ganz sicher nicht an die Schule erinnert werden wollte."


Konnte ich das wirklich schreiben? Nein, natürlich nicht! Also musste ich mir mit dem Mittleren eine Geschichte ausdenken (schließlich musste er es in der Schule dann vorstellen). Und als er unschuldig meinte "Aber Mama, man darf doch nicht lügen!", musste ich ihm auch noch den Unterschied von Lüge, Wahrheit und dem Anforderungen des Zusammenlebens erklären. Insofern war es vielleicht doch ein Lernerfolg in der Schule des Lebens. Danke, Annie Bear!


Dienstag, 4. März 2014

Heute ist ein schöner Tag

Der Mittlere, der normalerweise gern in die Schule geht, hatte in den letzten Tag keine rechte Lust und musste mit viel Tränen am Schultor verabschiedet werden. Heute aber meinte er "Heute ist ein guter Tag." Und wo er recht hat, hat er recht.


Heute ist ein guter Tag...


... weil die Sonne scheint.


... weil heute der Tag ist, an dem ich froh bin, nicht in Deutschland zu wohnen und daher meine Kinder nicht als Indianer, Powerranger oder Soldaten (oder was man in diesem Jahr eben so trägt) verkleiden zu müssen. Gleichzeitig muss ich keine Süßigkeiten für verkleidete fremde Kinder bereithalten, sondern kann sie alle allein essen.


... weil heute noch mal richtig geschlemmt wird, bevor morgen die Fastenzeit beginnt.


... weil man heute nicht überlegen muss, was es zum Abendessen gibt (am Faschingsdienstag gibt es in England traditionellerweise Eierkuchen).


... weil ich heute endlich den letzten Umzugskarton ausgepackt habe!