Dienstag, 18. Oktober 2016

Eine Tasse Tee hilft immer



Wir hatten vorige Woche so eine Woche, wo man am Montagabend nicht glauben kann, dass es immer noch nicht wieder Wochenende ist. Aber zumindest hat man was zu erzählen. Es begann damit, dass der Mittlere plötzlich nicht mehr laufen konnte und über Schmerzen im Bein klagte. Also sind wir am Montagmorgen zum Arzt gegangen. 

Der meinte, nicht ganz hilfreich: "Versuch doch mal zu laufen, auch wenn es weh tut." Der Mittlere versuchte es gehorsam und fiel ohnmächtig um (wachte aber liegend gleich wieder auf). 

Der Arzt, immer noch nicht wirklich so ganz hilfreich: "Ist nicht so schlimm, der ist nur von den Schmerzen ohnmächtig geworden." Ach so???? Na dann ist es ja gut. Brauche ich mich ja jetzt nicht weiter aufzuregen. Habe ich dann aber doch. 

Jetzt wollte der Arzt offensichtlich auch noch mal was hilfreiches tun und es fiel ihm das ein, was allen Engländern in allen (schwierigen) Lebenslagen einfällt: "Wollen Sie vielleicht eine Tasse Tee?" Aber ich fürchte, man muss schon englische Gene haben, um von der Tasse Tee beruhigt und getröstet zu werden. Ich bin dann lieber mit dem Mittleren ins Krankenhaus gefahren. Es schien mir naheliegender als eine Tasse Tee. Trotzdem beneide ich die Engländer ein bisschen um ihren Glauben an die Macht der vollen Teetasse. 

Im Krankenhaus - und das muss auch mal gesagt werden - waren alle ganz wunderbar. Das englische Gesundheitswesen hat so einen schlechten Ruf, dass man es fast gar nicht erwartet, aber die Behandlung dort war effizient, gründlich, schnell und das Personal war ohne Ausnahme rührend um uns besorgt (auch ganz ohne Tee). Von der Ärztin bis hin zur Spielassistentin, die nur dafür angestellt ist, kleine Patienten zu unterhalten und bei Untersuchungen von den Schmerzen abzulenken, hätten wir uns keine bessere Betreuung wünschen können. Die Krankheitsursache war übrigens am Ende gar nicht dramatisch: Der Mittlere hat Hüftschnupfen, das heisst, er hatte Wasser in der Hüfte. Nach ein paar Tagen konnte er wieder richtig gut laufen.

Aber das war noch nicht alles in der letzten Woche. Noch eine lustige kleine Geschichte mit den Engländern möchte ich euch erzählen. Am Samstag, zum krönenden Abschluss der Woche, hatte ich dann noch einen Platten im Auto (das war jetzt noch nicht der lustige Teil). Der lustige Teil der Geschichte war auch nicht, dass eine Nachbarin von uns etwa 5 Minuten nach mir an eben just dieser Stelle ebenfalls ihren Reifen kaputtmachte und wir dann gemeinsam auf der Strasse standen. 

Nein, der Dialog mit dem Mann vom Abschleppwagen trieb mir die Lachtränen ins Auge (die ich mir aber unterdrücken musste): "Woher kommen Sie denn?" 
Ich: "Aus Deutschland."
Er: "Ja, ja, das höre ich schon, aber woher denn genau?"
Ich: "Aus Ostdeutschland."
Er: "Ach wirklich? Ich hätte jetzt gedacht aus Österreich, Sie klingen so."
Ich: ????????? 
Mir ist zwar schon eine ganze Weile klar, dass für nicht wenige Engländer der europäische Kontinent ein grosses Mysterium ist, aber hatte sich jetzt wirklich noch nicht herumgesprochen, dass Deutschland und Österreich zwei getrennte Länder sind?! Aber wie gesagt, zumindest hat man was zu erzählen.