Dienstag, 24. November 2009

Von Beruf: Mutter

Ich möchte zunächst etwas voranstellen: ich bin im Moment hauptberuflich Mutter und ich bin es gern! Ich genieße es, den ganzen Tag mit meinen Kindern verbringen zu dürfen.
Aber wie in jedem Job gibt es auch so einige Sachen, über die ich mich gern einmal beschwere. Nur so ein bißchen. Hier. Ganz unter uns. Wenn man da erst mal anfängt, darüber nachzudenken, kann die Liste ganz schön lang werden (genauso lang wie die Liste von Sachen, die toll sind, wenn man hauptberuflich Mutter ist). Ich will mich aber heute auf zwei Dinge beschränken:
Der kleine Autofanatiker bekam vor einiger Zeit einen kleinen Spielcomputer, mit dem man das Buchstabieren lernen kann. Der Computer fragt zum Beispiel "Mit welchem Buchstaben beginnt das Wort Affe?". Wenn man dann auf das "A" drückt, ertönt es "Gut gemacht". Neulich ertappte ich mich dabei, wie ich vor dem Computer saß und alle Fragen des Computers ganz beflissen beantwortete. "Gut gemacht." Ach, es tat so gut, mal wieder ein "Gut gemacht." zu hören. Oder auch gleich zwanzig Mal hintereinander. Denn ein "Gut gemacht" hört man so selten als Mutter. Keiner sagt "Gut gemacht", wenn man im Supermarkt ist und zwei Kinder so unterhalten kann, dass beide voller Freude im Einkaufswagen sitzen. Keiner sagt "Gut gemacht", wenn man im Park gerade noch eine Toilette findet, bevor alles in die Hose geht. Keiner sagt "Gut gemacht", wenn man das Kind endlich soweit hat, dass es "Danke" sagt, wenn es einen Keks geschenkt bekommt.
Und dann wäre da noch die Langeweile. Natürlich hat jede Arbeit so ihre langweiligen Seiten. Aber lässt es sich mit der Langeweile auf Spielplätzen vergleichen? Auch das gerührteste und empfindsamste Mutterherz schlägt wahrscheinlich nicht mehr voller Stolz, wenn das Kleinkind nach einer Stunde auf der Rutsche immer noch rutschen will. Meines tut es jedenfalls ganz sicher nicht, sondern ich habe dann eher das Bedürfnis zu schreien: "Hoch, runter, hoch, runter, was soll denn daran so lustig sein???"
Aber gut. Ich muss Schluss machen. Gerade schlafen die Kinder. Ich habe noch Zeit für eine Runde auf dem Kindercomputer. "Gut gemacht." Ah, schön.

Dienstag, 17. November 2009

Warum Schuluniformen auch ihr Gutes haben

Wie den meisten wahrscheinlich schon bekannt ist, gibt es in Großbritannien in den allermeisten Schulen Schuluniformen. Sogar in manchen Kindergärten und Vorschulen geht es damit schon los und je nach Schule kann es dann schon vorkommen, dass die kleinen Jungs ab 4 Jahren mit Schlips unterwegs sind, den sie dann wahrscheinlich erst im Rentenalter wieder ablegen.
Bis vor kurzem hat mir der Gedanke, dass der kleine Autofanatiker ab dem nächsten Herbst auch in eine solche Uniform gezwängt werden wird, geradezu Tränen in die Augen getrieben, so furchtbar finde ich die Idee, Kinder zu entindividualisieren und zu einem Teil einer großen Masse machen zu wollen.
Seit dem letzten Wochenende habe ich aber zum ersten Mal auch etwas Gutes an der Schuluniform entdeckt. Da erwähnte ich nämlich in großer Naivität dem großen Autofanatiker gegenüber, dass der kleine Autofanatiker doch eigentlich mal eine neue Hose benötigen würde. Ich ahnte noch nichts Schlimmes, als die beiden kurz darauf in dem Supermarkt fuhren. Auch als sie gutgelaunt wieder zurückkamen, freute ich mich noch mit ihnen. Erst als sie mir stolz das Ergebnis ihres Einkaufes zeigten, gefror das Lächeln in meinem Gesicht. Die Hose, die sie ausgesucht hatten, ist einfach scheußlich, abgrundtief hässlich, bäh, naja, ihr versteht. Und sie passte auch noch perfekt!
Ich befand mich nun in einem erzieherischen Dilemma. Sollte ich die Hose klammheimlich in den Laden zurückbringen? Sie einfach verschwinden lassen? Oder sollte ich dem kleinen Autofanatiker erlauben, damit auf die Straße zu gehen, mich damit abfinden, diese Hose ständig vor Augen haben zu müssen und möglicherweise Ausschluss aus verschiedenen Mütterkreisen riskieren? Ich hatte eigentlich gedacht, wenn man Söhne hat, muss man den Satz "So gehst du mir aber nicht aus dem Haus!" gar nicht erst in seinen Wortschatz aufnehmen und schon gar nicht im Alter von 3 Jahren. Aber da hatte ich mich offensichtlich geirrt.
Ich versuchte es zunächst mit einem Mittelweg: Bestechung. "Wollen wir nicht diese Hose wieder in den Laden bringen, gegen eine billigere eintauschen und für das Geld bekommst du dafür auch ein Auto?"
"Nein, ich will diese Hose." Ja, was sollte ich da machen. Wenn nicht mal ein Auto locken konnte, musste es ihm ernst sein. Mein mütterliches Herz war hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, mein Kind mit ästhetisch wertvollen Idealen auszustatten und seine eigene Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Am Ende siegte das Letztere, weil den kleinen Autofanatiker die Hose so offenkundig glücklich machte.
Aber, und hier kommen wir wieder auf die Schuluniform zurück, ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ab dem nächsten Jahr, für den größten Teil der Woche diese Art Diskussion hinfällig werden wird.
Diese Hose allerdings wird wohl noch eine Weile in unserem Haus bleiben. Jetzt erhielt sie auch noch das Gütesiegel von der Mrs, die ihm gestern als erstes dazu ein Kompliment aussprach. Was zählt da noch die Meinung der Mama? Und ratet mal, welche Hose er heute unbedingt wieder anziehen musste? Richtig!

Dienstag, 10. November 2009

Frühlings...äh Herbstgefühle

Ich muss ein Geständnis machen. Ich bin ein bißchen verliebt. In eine Frau. Jaha. So ist das. Na gut, also ich meine jetzt kein Liebesdrama-Verliebtsein sondern dieses angenehme warme Gefühl im Bauch, dass man immer hat, wenn man ganz selbstlos eine gute Tat tut oder wenn man eben einen netten Menschen trifft. So wie ich, jedes Mal wenn ich den kleinen Autofanatiker in den Kindergarten bringe. Denn da steht die gute Mrs und beschenkt uns mit dem größten und wärmsten Lächeln, das man sich vorstellen kann. "Good morning" sagt sie und man glaubt ihr, dass sie es so meint. Ja, und da habe ich dann dieses warme Kribbeln im Bauch.
Aber ich bin nicht allein. Wir alle in der Familie sind dem Mrs-Zauber verfallen.
"Ach lass nur Schatz, ich gehe schon den kleinen Autofanatiker aus dem Kindergarten abholen." höre ich den großen Autofanatiker rufen.
"Meine Lieblingsfarbe ist schwarz", erzählt mir der kleine Autofanatiker. "Die Lieblingsfarbe von der Mrs ist auch schwarz", fügt er hinzu.
Und selbst das Baby lächelt nie so charmant, wie wenn wir im Kindergarten ankommen und schreit laut, wenn wir den Kindergarten wieder verlassen.
Neulich hatte der kleine Autofanatiker neue Schuhe bekommen. Die erste Frage, die beide Eltern ihm nach dem ersten Tag im Kindergarten damit stellten, war nicht etwa "Sind sie bequem so den ganzen Tag?" Nein, die erste Frage, die wir beide unabhängig voneinander stellten war "Und wie haben der Mrs deine neuen Schuhe gefallen?" Die Antwort war übrigens "Sehr gut.".
Im nächsten September fängt der kleine Autofanatiker ja schon mit der Schule an. Ich bezweifle, dass die Lehrerinnen da auch so sind. Aber bis dahin ist ja dann das Baby zum Glück schon fast im Kindergartenalter. Nicht dass wir Entzugserscheinungen bekommen.

Dienstag, 3. November 2009

Liebe zukünftige Schwiegertochter,

heute möchte ich Dir mal einen Brief schreiben. Natürlich weiß ich nicht, ob Du jemals in unser Leben treten wirst, aber ich kann das ja mal so annehmen. Ich frage mich, wo Du gerade bist. Ob es Dich schon gibt. Vielleicht bist Du gerade erst geboren und hälst ein Mittagsschläfchen. Vielleicht gehst Du ja sogar schon in die Schule. Vielleicht lebst Du gerade auf einer Schaffarm in Australien oder in einem anderen exotischen Ort dieser Welt. Vielleicht kennen wir dich aber auch schon.
Wie dem auch sei, ich möchte Dir jedenfalls versichern, dass ich mein Bestes tue, Dir einen guten und modernen Mann zu erziehen, der in einer gleichberechtigen Partnerschaft mit seiner Frau leben möchte. Nicht immer gelingt mir dies. Neulich spielten wir mit einem Auto, in dem eine Teddyfrau und ein Teddymann saßen. Ich hatte die Teddyfrau hinters Lenkrad gesetzt. Der kleine Autofanatiker berichtigte mich und meinte "Der Teddymann gehört hinters Lenkrad, weil er der Mann ist und der muss Auto fahren." Ja, Autos solltest Du schon mögen, liebe zukünftige Schwiegertochter.
Falls Du jedoch diejenige sein wirst, die sich hauptsächlich um den Haushalt kümmert, dann kann ich Dir zumindest versichern, dass seine Standards, was gute Haushaltsführung angeht, nicht sehr hoch sein dürften. In seinem ganzen Leben habe ich noch keines seiner T-Shirts oder Hosen gebügelt. Wenn Du ihn dahingehend an etwas anderes gewöhnst, bist Du selbst daran Schuld.
Gestern hat er außerdem einen Kommentar abgegeben, der ihm die Herzen aller Frauen einmal zufliegen lassen wird. Ich kochte das Abendessen und er kam in die Küche und meinte "Mama, warum kochst du? Der Mann muss das Essen kochen." Na also, da hast Du es. Vielleicht glaubt er nicht an Frauen hinter dem Steuer, aber dass der Mann in die Küche gehört, hat er schon im Alter von 3 Jahren verinnerlicht.
Zum Dank für diese gute Erziehung wünsche ich mir ein paar Enkelkinder.
Es grüßt Dich herzlich
Deine zukünftige Schwiegermutter