Dienstag, 24. April 2012

Weisheit des Alters

Früher, als ich noch jung war, naja, sagen wir mal, als ich noch jünger war, in den Zeiten als ich noch keine Kinder hatte, da habe ich mir öfters mal die Haare gefärbt. Einfach so zum Spaß. In allen möglichen Farben. Wenn es mir in den Sinn kam, bin ich in eine Drogerie gegangen, habe mir eine Haarfarbe gekauft, bin nach Hause geeilt und kurze Zeit später hatte ich einen neuen Kopf.

Heute habe ich graue Haare. Das erste graue Haar wurde vor 9 Jahren entdeckt. Ich war damals mit einer Freundin in Australien und sie entdeckte dieses erste graue Haar. Australien steht seitdem auf meiner Liste der Traumländer nicht mehr sehr weit oben (kleiner Scherz, ich hatte trotzdem eine tolle Zeit da). Seitdem jedenfalls vermehrten sie sich wie kleine Kaninchen auf meinem Kopf. Inzwischen habe ich ganze Büschel von störrischen grauen Haaren.

Heute färbe ich mir nicht mal eben so die Haare. Dazu muss ich erst sicherstellen, dass drei Kinder anderweitig versorgt sind, so dass nicht gerade eins mit der Haarfarbe spielt oder ein Kindernotfall eintritt gerade in dem Moment, in dem ich mir die Farbe auswaschen sollte.

Heute färbe ich mir die Haare nicht mehr zum Spaß, heute färbe ich sie mir, um die Zeichen meines Alters zu vertuschen. Und habe deshalb nicht mehr so viel Lust auf's Haare färben. Aber mit Mitte 30 schon zu den grauen Haaren stehen? In Würde altern? Das wollte ich mir eigentlich noch aufheben. Nach Möglichkeit sollte dies zeitgleich mit dem Erreichen der Weisheit des Alters geschehen. Und davon bin ich noch weit entfernt. Selbst der kleine Autofanatiker meinte dieser Tage leicht überrascht, aber auch irgendwie ein kleines bisschen zufrieden: "Mama, du weißt ja DOCH nicht alles!"

Dienstag, 17. April 2012

Diplomatie am Frühstückstisch

Da saßen sie heute am Frühstückstisch, meine zwei Großmächte. Das Baby thronte zwischen ihnen auf dem Hochstuhl und sie saßen sich gegenüber. Auf jeder Seite war noch ein Platz frei. Und dann ging es los.

"Mama, kannst du neben mir sitzen?" begann der Eine.

"Mamaaaaa, kannst du neben mir sitzen?" quengelte der Andere.

Was sollte ich tun? Einen vor den Kopf stoßen? Im Stehen essen? Aber im Stehen frühstücken kann ich wirklich nicht leiden, da bekomme ich gleich schlechte Laune. Von einem schreienden Kind, weil ich mich für seinen Bruder entschieden habe, allerdings auch. Also setzte ich mich ans andere Tischende und damit eigentlich neben beide. Das fanden zwar jetzt alle beide ziemlich doof, aber immerhin hatte ich kein Kind bevorzugt und eine Krise ganz diplomatisch geschickt gelöst.

Aber das war ja nur das Frühstück. Im Auto (heute ist der erste Tag zurück in der Schule nach den Osterferien) ging es sofort weiter.

"Ich will neben dem Baby sitzen!"
"Nein, ich will neben dem Baby sitzen!!!"

Wir lösten das Problem, so wie eigentlich jeden Tag (ich hatte nur in den Osterferien schon wieder alles vergessen; wenn wir nicht dringend in die Schule müssen, streiten sie sich nämlich komischerweise nie um den Sitzplatz): "Du darfst eine Strecke neben dem Baby fahren und dein Bruder die nächste."

Sollte ich je erwägen, in den diplomatischen Dienst zu wechseln, wäre ich - wie wahrscheinlich die meisten Eltern - sehr gut vorbereitet.