Donnerstag, 15. Dezember 2011

Glücklich, glücklicher, am glücklichsten

Manchmal ist ein glückliches Baby einfach nicht gut genug.

Diese Woche war ich mit Baby Brownie beim Health Visitor (eine Mischung aus Hebamme und Sozialarbeiterin) zum 12-Wochen-Wiegen. Brownie hatte zwar seit dem letzten Wiegen mit 6 Wochen zugenommen, aber - oh weh - die Gewichtskurve ging leicht nach unten und nicht wie die im Heft vorgezeichnete Linie ganz regelmäßig nach oben. Die Frau schüttelte den Kopf und meinte, ich würde das Kind wohl nicht ausreichend füttern und es müsste mehr Kalorien bekommen.

Ich schaute das Baby erstaunt an. Es lag ganz zufrieden da und strahlte übers ganze Gesicht.
"Aber das Baby ist doch glücklich und zufrieden und ausgeglichen. Wenn es nicht genügend zu essen bekommen würde, würde es mich das doch mit Sicherheit wissen lassen und würde doch auch gerade nachts öfter aufwachen." (Spaßeshalber habe ich die Daten danach mit seinem Bruder Baby verglichen, der bei der Geburt sogar noch schwerer war. Bei dem war es auch so und jetzt ist er ein gesunder und energiegeladener, wenn auch sehr schlanker Dreijähriger.)

Aber der guten Dame war das offensichtlich egal. Sie hatte ihre Statistik im Kopf, da würde ihr doch nicht ein zufriedenes Baby in die Quere kommen. Ein richtiges Argument schien ihr aber auf die Schnelle auch nicht einzufallen. Sie schluckte und setzte schließlich zum Gegenschlag an: "Na, da würde Ihr Baby aber dann noch glücklicher sein."

???? Aha!

Ja, manchmal ist ein glückliches Baby eben einfach nicht gut genug.  

Samstag, 10. Dezember 2011

Schuldgefühle

Ach ja, Schuldgefühle. Jede Mutter kennt sie wahrscheinlich. Manchmal kommt es mir gerade so vor, als wären sie ein Synonym für Mutterschaft. Mutter sein heißt, sich wegen irgend etwas schuldig zu fühlen. Und etwas lässt sich immer finden. Da sind natürlich einmal die Sachen, die man eventuell bei seinem Kind falsch macht. Das Kind angefahren, jetzt endlich die Schuhe anzuziehen, weil man selbst gerade hektisch die Autoschlüssel sucht und die Schule in fünf Minuten beginnt? Bingo, Schuldgefühle. Schnell Nudeln mit Ketchup gemacht, statt etwas Richtiges zu kochen? Ja, Schuldgefühle. Bei der fünfzigsten "Warum"-Frage nicht mehr zugehört? Schuuuldgefühle. Mit dem Weihnachtsmann gedroht? Das Kind in den Kindergarten geschickt, weil man arbeiten möchte? Das Kind nicht in den Kindergarten geschickt und so wichtige Lernchancen verpasst? Schuldgefühle, Schuldgefühle, Schuldgefühle!

Gestern wurde mir allerdings bewusst, dass es noch eine ganze Reihe neuer Schuldgefühle gibt, die ich bis jetzt noch ziemlich vernachlässigt hatte und das kam so: Der kleine Autofanatiker war nach der Schule zu seinem besten Freund mit nach Hause gegangen. Es war seine zweite Nachmittagsverabredung nach der Schule, bei der ich nicht dabei war und nach einer Stunde rief mich die Mutter an, dass der kleine Autofanatiker weinend bei ihr daheim sitze, weil er lieber nach Hause wollte. So weit kein Problem (und auch nicht völlig überraschend, ich erinnere mich selbst an schlimme Heimwehattacken aus meiner Kinder- und sogar noch Jugendzeit und - wie meine Schwester zu sagen pflegt - man erbt ja immer das Schlechte von den Eltern...). Ich ging also den kleinen Autofanatiker abholen. Sein kleiner Freund nun allerdings brach darüber in Tränen aus, weil er nicht wollte, dass der kleine Autofanatiker nach Hause ging. Noch auf der Straße konnten wir das arme Kind weinen hören. Und ich fühlte mich sehr, sehr schuldig. In Stellvertretung für mein Kind. Wo soll das noch hinführen? Werde ich mich noch schuldig fühlen, wenn dereinst meine Söhne eventuell einige Frauenherzen brechen werden oder lässt sich die Büchse mit den Schuldgefühlen, die bei der Geburt geöffnet wurde, auch irgendwann wieder schließen?

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Paracetamol, Teil 2

Ich berichtete ja bereits an anderer Stelle darüber, dass Schweinegrippe hier offiziell mit Paracetamol bekämpft wird (leider weiß ich immer noch nicht, wie man Artikel verlinkt, sonst könnte ich das jetzt ganz elegant einfügen). Diese Woche erzählte mir eine Freundin eine Geschichte, wonach ich nun fast davon ausgehe, dass Paracetamol wohl tatsächlich das Allheilmittel ist.

Meine Freundin hatte Wehen, starke Wehen, so richtige Geburtswehen, die aller drei Minuten kamen und wo man anderswo sofort ins Krankenhaus kommen soll. Sie rief im Krankenhaus an (hier ruft man erst auf der Entbindungsstation an, bevor man hingeht) und was wurde ihr gesagt? Richtig, sie solle doch noch ein bißchen daheim bleiben und erst mal eine Paracetamol nehmen! Wer von euch schon einmal Wehen hatte, wird die Antwort, die meine Freundin daraufhin ins Telefon brüllte, verstehen. Ich möchte sie hier nicht wiedergeben, es handelt sich schließlich um einen Blog ohne Altersbeschränkung.

(Gerechterweise sollte ich hinzufügen, dass meine eine eigene Geburtserfahrung im englischen Gesundsheitswesen durchaus positiv war und ganz und gar ohne Paracetamol und ähnliche Ratschläge stattfand.)