Donnerstag, 15. Dezember 2011

Glücklich, glücklicher, am glücklichsten

Manchmal ist ein glückliches Baby einfach nicht gut genug.

Diese Woche war ich mit Baby Brownie beim Health Visitor (eine Mischung aus Hebamme und Sozialarbeiterin) zum 12-Wochen-Wiegen. Brownie hatte zwar seit dem letzten Wiegen mit 6 Wochen zugenommen, aber - oh weh - die Gewichtskurve ging leicht nach unten und nicht wie die im Heft vorgezeichnete Linie ganz regelmäßig nach oben. Die Frau schüttelte den Kopf und meinte, ich würde das Kind wohl nicht ausreichend füttern und es müsste mehr Kalorien bekommen.

Ich schaute das Baby erstaunt an. Es lag ganz zufrieden da und strahlte übers ganze Gesicht.
"Aber das Baby ist doch glücklich und zufrieden und ausgeglichen. Wenn es nicht genügend zu essen bekommen würde, würde es mich das doch mit Sicherheit wissen lassen und würde doch auch gerade nachts öfter aufwachen." (Spaßeshalber habe ich die Daten danach mit seinem Bruder Baby verglichen, der bei der Geburt sogar noch schwerer war. Bei dem war es auch so und jetzt ist er ein gesunder und energiegeladener, wenn auch sehr schlanker Dreijähriger.)

Aber der guten Dame war das offensichtlich egal. Sie hatte ihre Statistik im Kopf, da würde ihr doch nicht ein zufriedenes Baby in die Quere kommen. Ein richtiges Argument schien ihr aber auf die Schnelle auch nicht einzufallen. Sie schluckte und setzte schließlich zum Gegenschlag an: "Na, da würde Ihr Baby aber dann noch glücklicher sein."

???? Aha!

Ja, manchmal ist ein glückliches Baby eben einfach nicht gut genug.  

Samstag, 10. Dezember 2011

Schuldgefühle

Ach ja, Schuldgefühle. Jede Mutter kennt sie wahrscheinlich. Manchmal kommt es mir gerade so vor, als wären sie ein Synonym für Mutterschaft. Mutter sein heißt, sich wegen irgend etwas schuldig zu fühlen. Und etwas lässt sich immer finden. Da sind natürlich einmal die Sachen, die man eventuell bei seinem Kind falsch macht. Das Kind angefahren, jetzt endlich die Schuhe anzuziehen, weil man selbst gerade hektisch die Autoschlüssel sucht und die Schule in fünf Minuten beginnt? Bingo, Schuldgefühle. Schnell Nudeln mit Ketchup gemacht, statt etwas Richtiges zu kochen? Ja, Schuldgefühle. Bei der fünfzigsten "Warum"-Frage nicht mehr zugehört? Schuuuldgefühle. Mit dem Weihnachtsmann gedroht? Das Kind in den Kindergarten geschickt, weil man arbeiten möchte? Das Kind nicht in den Kindergarten geschickt und so wichtige Lernchancen verpasst? Schuldgefühle, Schuldgefühle, Schuldgefühle!

Gestern wurde mir allerdings bewusst, dass es noch eine ganze Reihe neuer Schuldgefühle gibt, die ich bis jetzt noch ziemlich vernachlässigt hatte und das kam so: Der kleine Autofanatiker war nach der Schule zu seinem besten Freund mit nach Hause gegangen. Es war seine zweite Nachmittagsverabredung nach der Schule, bei der ich nicht dabei war und nach einer Stunde rief mich die Mutter an, dass der kleine Autofanatiker weinend bei ihr daheim sitze, weil er lieber nach Hause wollte. So weit kein Problem (und auch nicht völlig überraschend, ich erinnere mich selbst an schlimme Heimwehattacken aus meiner Kinder- und sogar noch Jugendzeit und - wie meine Schwester zu sagen pflegt - man erbt ja immer das Schlechte von den Eltern...). Ich ging also den kleinen Autofanatiker abholen. Sein kleiner Freund nun allerdings brach darüber in Tränen aus, weil er nicht wollte, dass der kleine Autofanatiker nach Hause ging. Noch auf der Straße konnten wir das arme Kind weinen hören. Und ich fühlte mich sehr, sehr schuldig. In Stellvertretung für mein Kind. Wo soll das noch hinführen? Werde ich mich noch schuldig fühlen, wenn dereinst meine Söhne eventuell einige Frauenherzen brechen werden oder lässt sich die Büchse mit den Schuldgefühlen, die bei der Geburt geöffnet wurde, auch irgendwann wieder schließen?

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Paracetamol, Teil 2

Ich berichtete ja bereits an anderer Stelle darüber, dass Schweinegrippe hier offiziell mit Paracetamol bekämpft wird (leider weiß ich immer noch nicht, wie man Artikel verlinkt, sonst könnte ich das jetzt ganz elegant einfügen). Diese Woche erzählte mir eine Freundin eine Geschichte, wonach ich nun fast davon ausgehe, dass Paracetamol wohl tatsächlich das Allheilmittel ist.

Meine Freundin hatte Wehen, starke Wehen, so richtige Geburtswehen, die aller drei Minuten kamen und wo man anderswo sofort ins Krankenhaus kommen soll. Sie rief im Krankenhaus an (hier ruft man erst auf der Entbindungsstation an, bevor man hingeht) und was wurde ihr gesagt? Richtig, sie solle doch noch ein bißchen daheim bleiben und erst mal eine Paracetamol nehmen! Wer von euch schon einmal Wehen hatte, wird die Antwort, die meine Freundin daraufhin ins Telefon brüllte, verstehen. Ich möchte sie hier nicht wiedergeben, es handelt sich schließlich um einen Blog ohne Altersbeschränkung.

(Gerechterweise sollte ich hinzufügen, dass meine eine eigene Geburtserfahrung im englischen Gesundsheitswesen durchaus positiv war und ganz und gar ohne Paracetamol und ähnliche Ratschläge stattfand.)

Donnerstag, 24. November 2011

Gesundheitsfreak

Wie kann man einem Kind drohen, dass sein Frühstück nach dem Zuckergehalt aussucht ("Mama, ich nehme die Weetabix, da ist gar kein Zucker drin.") und dass nur einen halben Keks isst, weil "ich genug Süßigkeiten für heute gegessen habe"? Ganz klar: "Wenn du dich jetzt nicht beeilst mit dem Anziehen, kannst du nicht mehr deine Zähne putzen." Von mir hat er das nicht!

Donnerstag, 10. November 2011

Der Brief

Als ich das Baby heute aus dem Kindergarten abholte, verzogen sich meine Mundwinkel nach unten. Er hielt einen Briefumschlag in der Hand mit seinem Namen. Ich wusste sofort, was das bedeutete. Nein, keine Abmahnung vom Kindergarten, kein blauer Brief. Es war schlimmer, viel schlimmer: es war seine erste Party-Einladung.

Als der kleine Autofanatiker das erste Mal zu einer Geburtstagsfeier eingeladen wurde, waren wir ja alle noch ganz aufgeregt. Zwei Jahre und ungezählte Geburtstagsfeiern später hält sich die Begeisterung nun in Grenzen. Zwar bleibt er zumindest inzwischen allein auf den Partys, aber trotzdem verbringe ich genügend Zeit als Taxifahrerin an den Wochenenden. Und wer kümmert sich immer um das Geschenk? Ich natürlich!

Jetzt geht es also auch bei dem Baby damit los. Wie soll das erst in ein paar Jahren werden, wenn Brownie auch zu Geburtstagen eingeladen wird? Wahrscheinlich werde ich dann jedes Wochenende die Kinder zu den verschiedenen Geburtstagsfeiern kutschieren dürfen, ein eigenes soziales Leben werde ich nicht mehr haben, schließlich werde ich ständig damit beschäftigt sein, von A nach B zu fahren, und das gesamte Kindergeld wird in Geburtstagsgeschenke investiert werden.

Freitag, 4. November 2011

Kinderphantasie

Kürzlich fuhren wir im Auto, als im Radio "Die Moldau" erklang. Im Bemühen, meine Kinder für klassische Musik zu begeistern, fragte ich sie, was sie denn in der Musik hören. Und was schwamm da nicht plötzlich alles in der Moldau? Haifische gab es und sogar ein U-Boot. Ach, lang mögen die Kinder in dieser Welt leben, in der einfach alles möglich ist. In der Papa der "größte Mann auf der ganzen Welt" ist, Mama "einfach alles weiß", die Guten die Bösen besiegen und U-Boote auch in flachen Gewässern zu finden sind.

Dienstag, 1. November 2011

Wie spät ist es?

So, da hat man gerade das Baby (also das richtige Baby) einigermaßen an eine Routine gewöhnt, die sich mit diversen Schul- und Kindergartenabholzeiten vereinbaren lässt und da wird die Uhr umgestellt und nichts stimmt mehr!

Und das auch noch einen Tag bevor man nach einer Woche Herbstferien wieder die Kinder rechtzeitig in die Schule schicken muss. Als hätte man da nicht schon an genug Sachen zu denken. Ich will euch ja nicht langweilen, aber nur um das mal zu illustrieren (und ich übertreibe nicht): Gestern morgen verließen wir das Haus mit:
- einer Schultasche
- einem Sportbeutel
- einer Wasserflasche für die Schule
- einem Rucksack für den Fußball-Club
- einem Rucksack für den Kindergarten
- einem Snack für den Kindergarten
- einem Brotbeutel für Mittagessen im Kindergarten
- einem Scheck für Mittagessen in der Schule
- drei Kindern, alle angezogen und mit Frühstück im Bauch

Da kann es schon mal vorkommen, dass man leicht den Verstand verliert. Am Sonntag hat es mindestens eine Stunde gedauert, bevor mir klar wurde, warum die Uhr, die gestern abend noch die richtige Zeit zeigte, sich plötzlich von der Uhr des Radioansagers unterschied. Ein Halloween-Scherz der Kinder? Nur die können ja die Uhr noch nicht. Ein Problem mit der Batterie? Aber genau eine Stunde??? Erst als mein Blick auf den Kalender fiel, hatte ich ein Aha-Erlebnis. Also wirklich! Wie lange wird es wohl noch dauern, bis ich eines der Kinder irgendwo vergesse?!

Montag, 17. Oktober 2011

Happy Ein-Monats-Geburtstag

Er sieht aus wie ein schlecht gelaunter alter Mann.
Er hat keine Haare.
Er hat keine Zähne.
Er lächelt nicht zurück, wenn man ihn anlächelt.
Er lässt mich nachts nicht schlafen.
Er zieht an meinen Brüsten bis sie schmerzen.
Er schreit laut.
Er hat ständig eine stinkende Windel.

Schon komisch, dass so ein Wesen mein Herz ganz und gar gestohlen hat.

Alles Liebe zum Ein-Monats-Geburtstag mein Baby Brownie.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Für die Papas

Heute mal ein Beitrag mit ein paar Ratschlägen für alle neuen Väter im Umgang mit ihren lieben Frauen:

1. Gaaaaanz viel Toleranz
Schlafentzug macht vergesslich, zuweilen übellaunig, uneinsichtig und unvernünftig. Deshalb, liebe Männer, übt euch in Toleranz, wenn eure Frau euren Geburtstag vergessen hat oder sie sich bei euch über etwas beschwert, was gar nicht eure Schuld ist. Die Frau, in die ihr euch verliebt habt und die über eure Witze gelacht hat, kommt irgendwann wieder. Und ich will jetzt nichts hören, von wegen, ihr leidet auch unter Schlafentzug. Oder vielleicht sogar, ihr müsst schließlich früh ins Büro, während sie ja nur daheim beim Baby ist. Das ist nun wirklich das ganz Falsche, was ihr jetzt sagen könnt.

2. Komplimente
Vielleicht sind die Haare ungewaschen, der Schlafanzug noch am Mittag an und der Schwangerschaftsbauch zu sehen, das heißt aber nicht, dass wir keine Komplimente wollen. Nur glaubwürdig sollten sie schon sein. "Du trägst aber heute einen besonders hübschen Schlafanzug" könnte als Ironie ausgelegt werden oder auch "So rundlich gefällts du mir eigentlich viel besser." finden die wenigsten Frauen schön.

3. Das Baby zerbricht nicht gleich
Nun gut, der Ratschlag betrifft heute wahrscheinlich nicht mehr all zu viele Männer. Ich fürchte fast, er betrifft nur den großen Autofanatiker. Trotzdem, er lautet: ein Baby zerbricht nicht gleich und das ist wirklich kein Entschuldigungsgrund, sich um das Windel wechseln zu drücken.

4. Irgendwann schaut sie euch wieder an
Also schön, ihr seid in ihrem Herzen sehr wahrscheinlich einen Platz nach hinten gerutscht oder müsst euch zumindest den Platz mit dem Baby teilen. Und wahrscheinlich sind die verliebten Blicke, die sie euch einst zugeworfen hat, nun für das Baby reserviert. Das heißt aber nicht, dass ihr nun alle möglichen Dummheiten anstellen sollt, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Es wird euch ohnehin nicht gelingen. Seid Männer. Akzeptiert es.

So, ich muss das jetzt erst mal ins Englische übersetzen und dann an strategischer Stelle im Haus liegenlassen...

Samstag, 24. September 2011

Ich darf vorstellen

Das Baby ist ja nun bereits seit einiger Zeit ganz genau genommen kein Baby mehr. Am vergangenen Samstag wurde er mit der Ankunft seines kleinen Babybruders endgültig vom Thron des Kleinsten verstoßen. Sollte er deshalb jetzt einen neuen Namen bekommen? Wahrscheinlich schon. Aber wo er nun plötzlich nicht mehr der Kleine und Niedliche ist, wo er sich daran gewöhnen muss, dass die Blicke der Leute nun zuerst in den Kinderwagen gehen und nicht mehr an seinem lustigen kleinen Gesicht hängenbleiben, da kommt es mir fast grausam vor, ihm auch noch den Namen wegzunehmen.

Außerdem hat das Baby ja gleich einen Namen für seinen kleinen Bruder gefunden. Entgegen aller Beteuerungen von anderen Leuten besteht er darauf, den Kleinen Brownie zu nennen. Jeder, der ihn fragt, wie denn sein kleiner Bruder heißt, bekommt zu hören "Brownie". Und das meint er ganz ernst. Ich wundere mich schon fast, dass uns aus Schule und Kindergarten (wo er dies am Montag morgen allen Leuten verkündete) noch niemand zur Geburt des kleinen Brownie gratuliert hat.

Und da haben wir es: ein kleiner Autofanatiker, ein Baby und ein Brownie. Meine kleine Jungsherde.

Dienstag, 13. September 2011

Frühstücksthemen

Für alle die denken, dass das Leben mit kleinen Kindern eintönig, geistestötend und langweilig ist, hier eine kleine Zusammenfassung unserer Gespräche von nur einer einzigen Mahlzeit, unserem heutigen Frühstück (zugegebenermaßen war jeder zweite oder dritte Satz von mir trotzdem "Jetzt esst bitte mal auf, wir müssen gleich los.").

Thema Nummer 1: Der kleine Autofanatiker behandelt in der Schule gerade das Thema "Spielzeug gestern und heute". Eine längere Diskussion entwickelte sich daher über das alte Spielzeug, mit dem die Mama früher gespielt hatte. Ich: "Naja, so alt ist das ja nun auch noch nicht." Die Kinder: "Doch, doch, denn du bist ja auch schon gaaaaaanz alt."

Thema Nummer 2: "Mama, wieso ist der Porridge, den ich jetzt esse, hell, aber das AA ist dann braun?" Kein Frühstücksthema? Leider denken meine Kinder nicht so. Ich hatte übrigens keine Ahnung.

Thema Nummer 3: "Was essen eigentlich Libellen?" Auch hier muss ich zugeben, dass ich keine Ahnung habe. Zum Glück gibt es das Internet.

Thema Nummer 4: Ich erwähnte, dass das Baby heute seinen Tauftag hat und löste damit eine ganze Flut von Fragen aus. Angefangen von den Einfachereren wie "Wird man mehr als einmal getauft?" und "Was ist aus den Soldaten geworden, die den Herrn Jesus gekreuzigt haben?" (nebenbei: sollte ich mir Gedanken machen, dass die Kreuzigungsgeschichte, die liebste Bibelgeschichte meines ältesten Sohnes zu sein scheint??), bis hin zu den Schwierigeren "Warum ist der Jesus vom Tod auferstanden?" und "Wie groß ist er?"

Und das alles vor früh um 8 Uhr. Eine Zeit, in der ich in früheren Zeiten nicht einmal in der Lage war, ganze Sätze zu formulieren, muss ich mir heute Gedanken zu Religion, Biologie und Verdauung machen. Anstrengend? Zuweilen. Unappetitlich? Manchmal. Lustig? Oft. Langweilig? Nie.

Montag, 5. September 2011

Ich habe einen Blick in die Zukunft geworfen...

...und sie gefiel mir gut.

Kürzlich waren der kleine Autofanatiker, das Baby und ich spazieren. Nach etwa 50 Metern fiel dem Baby ein, dass er jetzt doch lieber nicht mit dem Fahrrad fahren wollte. In meinem hochschwangeren Zustand, der erstens mein Gehirn regelmäßig zu vernebeln scheint und in dem ich außerdem keinen Schritt zu viel machen möchte, begann ich eine längere Diskussion mit dem Baby, dass ich auf keinen Fall sein Fall sein Fahrrad tragen würde, aber zurückgehen wollte ich auch nicht. Das Baby interessierte das herzlich wenig. Der kleine Autofanatiker hörte erst zu und übernahm schließlich die Kontrolle der Situation: "Mama, ich bringe das Fahrrad jetzt zurück zum Haus und lasse es da stehen und ich bin gleich wieder da." Und das tat er dann auch. Ganz souverän und ganz erwachsen. Einen Augenblick lang konnte ich meinen kleinen Mann als großen Mann sehen, der sich ganz einfach und selbstverständlich kümmert. Hoffentlich dann auch noch um seine alte Mutter!

Sonntag, 28. August 2011

Ach, die englische Sprache

Meistens habe ich ja durchaus das Gefühl, dass ich mich in meinem Gastland verständlich machen kann und verstehe, was um mich herum gesagt wird. Aber so ab und zu kommt es schon mal zu Kommunikationsproblemen. Wie gestern abend.

Da saßen der große Autofanatiker und ich vor dem Fernseher und diskutierten, ob wir denn zusammen einen Film anschauen würden. Der große Autofanatiker schlug einen Film vor. Ich wusste, dass Vorsicht angesagt war.
"Gibt es in dem Film Waffen?" tastete ich mich vorsichtig heran.
"Nein, gibt es nicht." lautete die Antwort.
Schon mal gut. Vielleicht bestand ja doch Hoffnung. "Ist der Film lustig?"
"Eher nicht."
Meine Hoffnungen auf einen netten Film schwanden, aber eine Frage wollte ich doch noch stellen, bevor ich den Film ablehnen würde. "Gibt es in dem Film Romantik?"
Der große Autofanatiker guckte mich leicht verwundert an. "Ähm, nein. Warum?"
Ja, wie warum???? So eine Frage kann auch nur ein Mann stellen. Leicht irritiert setzte ich nun zu einer Erklärung an, warum Liebesfilme durchaus schön sein können.

Die Diskussion setzte sich noch eine kleine Weile fort, bis sich schließlich herausstellte, dass ich keineswegs gefragt hatte, ob es sich denn um einen romantischen Film handelte (romance), sondern aufgrund einer falschen Betonung von mir, hatte ich ganz offensichtlich gefragt, ob in dem Film denn auch Römer (romans) vorkämen. Dass Römer (oder meinetwegen auch ein paar alte Griechen) für mich in einen guten Film gehören, waren sowohl dem großen Autofanatiker als auch mir neu. Kein Wunder, dass der arme Mann ganz verwundert war.

Dienstag, 19. Juli 2011

Die Sommerpause naht

Nur noch zwei Tage Schule und dann können wir alle gemeinsam singen: "School is out for the summer." Ach, der Zauber dieser Worte "die großen Sommerferien" haben auch als Mutter mit Schulkind noch nichts von dem Glanz verloren, den sie verstrahlten, als ich selbst noch ein Schulkind war. Natürlich würde ich das sicher anders sehen, wenn ich selbst regelmäßig berufstätig wäre und plötzlich die Kinderbetreuung ersetzen müsste. Aber so kann ich mich auf Wochen mit meinen Söhnen freuen, in denen ich nicht jeden Tag damit beginne, sie anzutreiben, sich anzuziehen und "jetzt aber mal ganz schnell" noch das Frühstück zu essen, denn wir sind "schon wieder spät dran". So kann ich mich auf Wochen freuen, in denen ICH die Stunden mit meinen Kindern verbringen werde, in denen sie gutgelaunt sind, statt nachmittags ein müdes Kind vom Schultor abzuholen, das den Rest des Tages oft nur noch mit viel Grummeln und Maulen übersteht.

Trotzdem war es ein gutes Jahr, unser erstes Jahr im englischen Schulsystem. Was haben wir nicht alles gelernt, der kleine Autofanatiker ebenso wie ich. Lesen (der kleine Autofanatiker), Schuluniformen sind eigentlich gar nicht so schlimm (ich); Schreiben (der kleine Autofanatiker); Schulaufführungen fühlen sich immer sehr lang an, deshalb sollte man sehr zeitig kommen, damit man wenigstens in der ersten Reihe sitzt, um seinem Kind ab und zu zuwinken zu können (ich), was komische Abkürzungen bedeuten wie z.B. Mufti (der kleine Autofanatiker und ich zusammen).

Und wenn der September kommt, freuen wir uns sicher beide wieder auf die Schule. Aber jetzt fliegen wir fürs Erste nach Deutschland für die nächsten Wochen.

Sonntag, 10. Juli 2011

Der Ball rollt...

...und keiner guckt hin. Den Eindruck könnte man zumindest gewinnen, wenn man die Berichterstattung der Frauen-Fußball-WM in Großbritannien verfolgt. Ich weiß nicht, wie sehr sich dies in Deutschland unterscheidet, aber hier machte ich mir gestern doch tatsächlich die Mühe und schaute mir die 10-minütigen Sportnachrichten im Frühstücksfernsehen der BBC an. Nachdem auch wirklich alle anderen Sportarten und sämtliche Zweit- und Drittligafußballspiele der Männer abgehakt waren, wurde das Spiel der Frauen kurz erwähnt, in einem Nebensatz. Zur Männer-WM wäre das natürlich völlig undenkbar. Da wäre das Spiel sogar in den Hauptnachrichten genannt worden. Woher kommt das nur? Frauen, die sich gern Fußball angucken, erfreuen sich doch neben dem Spiel auch an schönen Fußballern (denke ich zumindest mal). Da sollte man doch denken, Fußball und Frauen müsste eine gute Kombination für Männer sein. Aber wie auch immer, als Frau möchte ich zwar rufen "Gleichberechtigung auch im Fußball", aber als jemand, der kein Interesse am Fußball hat, kann ich mich dann doch nicht all zu sehr beschweren. Und nun ist der Traum ja für Deutschland und England auch ausgeträumt.

Ich musste nur gestern daran denken, als der kleine Autofanatiker nämlich eine Fußball-Geburtstagsparty hatte. Zwanzig kleine zukünftige Kicker rannten auf dem Spielfeld herum. Es ging zu wie im Profisport: ständig lag einer auf dem Fußboden und hielt sich die Wade, den Kopf oder sonst etwas. Bloß gut, dass der kleine Autofanatiker anscheinend kein größeres Interesse am Fußball hat, sonst müsste ich vielleicht ständig mit ihm zum Fußball gehen. Denn etwas langweilig war es schon, mal ehrlich gesagt. Lachen musste ich über die Mädchen (die wenigen, die überhaupt gekommen waren): sie standen in einem Grüppchen mitten auf dem Spielfeld, einen Ball in der Mitte und unterhielten sich angeregt, ab und zu trat mal eines halbherzig ein bisschen gegen den Ball. Vielleicht liegt ja darin das eigentliche Problem des Frauen-Fußballs. Obwohl es natürlich auch begeisterte Fußballerinnen gibt, sieht es vielleicht die Masse der Frauen nicht ein, warum man diesem Ball denn nun hinterherrennen soll. Zumindest würde es mir so gehen.

Montag, 4. Juli 2011

Kleine Weltenbürger

Wenn mich früher als Kind jemand gefragt hat, woher ich komme, dann habe ich natürlich mit dem kleinen Dorf geantwortet, in dem wir wohnten. Neulich fragte jemand den kleinen Autofanatiker, woher er denn kommt und er nannte nicht etwa den Namen der kleinen Stadt in der wir hier wohnen, sondern antwortete zu meinem eigenen Erstaunen "Ich komme aus England und aus Deutschland." Obwohl es mich in mancher Hinsicht etwas sorgt, ob man denn wirklich aus zwei Ländern kommen kann oder ob man dann eigentlich nirgendwo zu Hause ist, freut es mich in anderer Hinsicht auch, dass er so ganz selbstverständlich seine beiden kulturellen Heimaten anerkennt.

Mit diesem Hin und Her ist er natürlich auch nicht allein: sein bester Freund in der Schule ist ein kleiner Junge, der halb Franzose, halb Engländer ist, ein anderer guter Freund ist halb Engländer, halb Este. Und das in einer Gegend, die eigentlich sehr "englisch" ist und nicht so kosmopolitisch wie das nahe London.

Ich erwarte nicht, dass er für immer aus beiden Ländern kommen möchte, irgendwann wird er sich für ein Land entscheiden. Und auch das Baby, das wesentlich mehr Englisch als Deutsch spricht, hätte wahrscheinlich auf diese Frage anders geantwortet. Für den Moment jedenfalls freue ich mich über den kleinen Weltenbürger in meinem Haus. Und wie neulich eine Studie herausfand, fließt in 50 Prozent aller Briten ohnehin deutsches Blut. Also, so groß sind die Unterschiede ja vielleicht gar nicht. Siehe dazu auch den unterhaltsamen Artikel auf der Spiegel-Website:  http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,769917,00.html

Dienstag, 28. Juni 2011

Dicker Bauch

Ich wohne zwar auf dem Land und meine hauptsächlichen sozialen Kontakte sind mit einem Fünf- und einem fast Dreijährigen, aber nicht zuletzt dank des "Style"-Magazins der Sunday Times weiß ich trotzdem, was vom Aussehen einer Frau erwartet wird. Und erwartet wird viel. Ein Leben lang. Durfte man sich früher im etwas höheren Alter für die Bequemlichkeit in der Kleidung entscheiden und den Körperhaaren ihren natürlichen Wuchs lassen, so gelten heute die 60-er als die neuen 40-er und der Eintritt ins Rentenalter ist kein Entschuldigungsgrund für Achselbehaarung oder Hängebauch.

Bis es bei mir soweit ist, dauert es zwar noch einige Jahre, aber mich beschäftigt im Moment eine andere Zeit im Leben einer Frau, die bis vor einigen Jahren mit Vernachlässigung der eigenen Figur verbunden werden durfte. Aber nicht mehr. Die Stars machen es vor und frau darf es dann nachmachen. Besonders in England, wo man ein enges Verhältnis zu den Stars, Sternchen und anderen Größen der Medienwelt hat. Aus meinen Bürozeiten weiß ich, dass man sich über VIPs so unterhält, als wären es nahestehende Freunde der Familie.

Und wenn diese "nahestehenden Freunde" wenige Wochen nach der Geburt wieder in ihre Vorschwangerschaftssachen passen, dann kann das schon einen Druck auf junge Mütter ausüben. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt und man kann sich diesem Druck aussetzen oder nicht. In meiner nun dritten Schwangerschaft fällt mir aber jetzt doch noch eine neue Entwicklung auf: War es früher in Ordnung, in der Schwangerschaft "für zwei" zu essen, den auswallenden Körper unter großen Sackkleidern zu verstecken und sich einfach mal gar nicht um die eigene Figur zu kümmern, weil man ja ohnehin dick ist, so gilt die Zeit der Schwangerschaft heute nicht mehr als Ausnahmezustand.

Bis zu einem gewissen Grad kann ich das ja nachvollziehen. Zu keinem anderen Zeitpunkt ist eine gesunde Ernährung so wichtig, wie in einer Schwangerschaft, schließlich ernährt man nicht nur sich selbst sondern auch noch ein kleines Wesen, das völlig von den Sachen abhängig ist, die Mama in sich hineinstopft. Aber muss man dem Kult um den schlanken Körper auch noch in der Schwangerschaft nachgehen? Ständig sagen mir Leute, wie schlank ich doch noch sei und es sei kaum zu glauben, dass ich bereits zwei Drittel der Schwangerschaft hinter mich gebracht hätte. Mir kommt das so vor, als dürfte man heute nicht mal mehr einer Schwangeren sagen "Mensch, du bist aber dick." Ganz normal finde ich das nicht. Und halte es da lieber mal mit meinen Söhnen, die den Bauch ihres Papas als Ausdruck von Mannesstärke ansehen (aber nur mal ausnahmsweise, schließlich schimpfe ich sonst immer über den Bierbauch).  

Dienstag, 21. Juni 2011

Sommersonnenwende

Gerade wurde ich im Radio daran erinnert, dass heute der längste Tag des Jahres ist. Das heißt, ab morgen werden die Tage wieder kürzer. Ach wie schön! Es ist ja nicht so, dass ich den Sommer nicht leiden kann, dass ich es nicht schön finde, wenn es abends hell ist und die Sonne schon scheint, wenn man früh das Bett verlässt. Nur verlasse ich leider das Bett im Moment eben auch schon sehr zeitig am Morgen, denn die Kinder wachen mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Und je später die ersten Sonnenstrahlen kommen, umso später wachen auch die Kinder auf. So ist zumindest meine Hoffnung, an die ich mich klammere.

Dieses Prinzip gilt übrigens aber natürlich nur am Wochenende, in der Woche weckt der Wecker die Jungs! Oder um es mal mit den Worten des Babys auszudrücken: "It's not fair!"

Aber ich muss für heute schon zum Ende kommen. Die Kaffeemaschine ruft. Ich höre es ganz deutlich. Ich werde meine Kaffeetasse erheben und auf den Winter trinken, auf kurze Tage und lange Nächte.

Dienstag, 14. Juni 2011

Große Kinder

Manchmal, wenn ich den kleinen Autofanatiker anschaue und sehe, wie groß er schon ist, wenn er einen besonders vernünftigen Kommentar abgibt, wenn er schon vieles allein erledigen kann, ja, da wird es mir ein bißchen schwer ums Herz. In den nächsten Jahren wird er mich immer weniger brauchen, werden seine Freunde wichtiger werden als seine Mama, wird er nicht mehr lautstark bei mir seine Kuschelmomente einfordern. Aber, wie sagt man so schön im Englischen, jede Wolke hat einen Silberstreifen und so gibt es durchaus einige Dinge, auf die ich mich schon freue, wenn meine Kinder einmal größer sind:

- Ich muss keine Schulaufführungen, Familiengottesdienste oder andere ähnliche Veranstaltungen mehr besuchen. Zugegeben, wenn das eigene Kind auf der Bühne steht, ist es schon sehr niedlich, aber die restliche Zeit ist es meist irgendwie schon etwas, hm, wie drücke ich das jetzt vorsichtig aus, langweilig.

- Keine Spielplätze mehr! Muss ich dazu noch mehr schreiben? Ich denke nicht.

- Ich muss nicht mehr an überfüllte Sandstrände gehen. Ich persönlich (wobei ich mir bewusst bin, dass das nicht jeder so empfindet) finde Sandstrände, noch dazu, wenn sie überfüllt sind, eher anstrengend. Überall hängt der Sand, noch Tage später kommt aus allen möglichen Taschen und Körperteilen Sand gerieselt. Der Kinder wegen bin ich bereit ein Opfer zu bringen, aber ich persönlich ziehe dann doch eine Bank in den Dünen mit Meerblick vor.

- Ich muss mir nur noch selbst meine Zähne putzen. Jeder hat wohl so Sachen im Alltag mit Kindern, die er oder sie ziemlich blöd findet. Windeln wechseln zum Beispiel. Bei mir ist es das Zähne putzen. Da sind mir die Windeln noch wesentlich lieber als die zweimal täglichen Diskussionen um das Zähne putzen und dann auch das eigentliche Putzen. Da ich es aber auch als etwas sehr Wichtiges ansehe, mache ich es mir nicht einfach und putze mit Eifer aber Unlust. Und freue mich schon auf den Tag, wenn die Kinder ganz selbstständig ihre Zähne putzen werden.

- Am Wochenende früh ausschlafen!!! Ich hoffe nur, ich habe das bis dahin nicht völlig verlernt und kann das dann tatsächlich auch noch genießen und wache nicht aus jahrelanger Gewohnheit immer noch früh um 6 Uhr auf.

Montag, 6. Juni 2011

My home is my castle, ähm, Zelt

Man sagt ja, dass ein Pessimist nur ein Optimist mit mehr Lebenserfahrung ist. Ein Pessimist bin ich nicht unbedingt, aber nach über zehn Jahren Lebenserfahrung in England hatte ich dann doch für unseren ersten Zeltausflug an der Südküste Englands die Regenjacken oben in die Tasche gepackt und den Sonnenschutz irgendwo ganz unten versteckt.

Doch alles kam anders als gedacht! Am ersten Tag schien die Sonne noch etwas verhalten, am zweiten Tag schon selbstbewusster und am dritten Tag ließ sich kein klitzekleines Regenwölkchen sehen. Die Sonnencreme wurde stündlich auf die Kinder aufgetragen, am Mittag bestand ich darauf, den Strand zu verlassen (unter lautem Protest des großen Autofanatikers, der dafür überhaupt kein Verständnis hatte, gemäß dem Vorurteil, dass ein Engländer erst den Strand verlässt, wenn er krebsrot ist) und am Nachmittag war mir so heiß, dass ich den Rest des Nachmittags sitzend im Schatten verbringen musste. So hatte ich mir meinen ersten Zeltausflug in England nicht vorgestellt! Mit Regenschauern hatte ich gerechnet, mit Gummistiefeln wollte ich durch Pfützen springen (na gut, den Kindern dabei zusehen), mit der Regenjacke vom Zelt zu den sanitären Anlagen rennen, bei einer heißen Tasse Tee den Regentropfen nachschauen und nachts fröstelnd im Zelt liegen. Und dann das. Sonnenschein! Strahlendster! Nein, ich beschwere mich nicht. Wirklich gar nicht. Wir hatten eine richtig schöne Zeit und alle viel Spaß. Es war toll, nach dem Aufwachen aus dem Zelt zu treten und schon die Sonne auf dem Gesicht zu spüren, alle Mahlzeiten im Freien einnehmen zu können, ohne sich am Grill wärmen zu müssen.

Aber irgendwo in meinem Herzen fühlte ich mich doch ein bisschen um einen Englandurlaub betrogen. Das fühlte sich ja mehr an wie Italien und nicht wie die englische Küste. Wenn, ja wenn da nicht die Engländer mit ihren Wohnwagen gewesen wären. Nein, nicht die Wohnwagen, mit denen man herumfahren kann, sondern die unbeweglichen Wohnwagen, sogenannte static caravans, die wie lauter kleine Häuschen auf dem Zeltplatz Reihe um Reihe standen. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren, aber aus Deutschland kenne ich die so nicht (mir fallen im Moment nur so Bungalows ein, aber das ist nicht ganz vergleichbar). Nicht nur in ihrem alltäglichen Leben lieben die Engländer anscheinend ihre kleinen (oder größeren) Reihenhäuschen, sondern im Urlaub soll es wohl auch das kleine Häuschen sein. Das eigene Castle, in dem man sich auch im Urlaub wie daheim fühlen kann. Viele hübsch mit kleinen wohnlichen Details geschmückt. Ein Mann saß sogar vor seinem Karavan und schnitt das Gras mit einer Heckenschere.

Also doch ein Urlaub in England und auf dem Rückweg hat es dann sogar auch noch geregnet. Alles gut.

Dienstag, 31. Mai 2011

Spiel mit mir

Die Worte "Mama, spiel mit mir." höre ich von meinen Kindern nicht all zu gern. Also mal ganz ehrlich und so unter uns gesagt. Ich will damit nicht sagen, dass ich mich nicht gern mit meinen Kindern beschäftige. Bücher vorlesen zum Beispiel, das können sie von mir jeder Zeit gern verlangen (innerhalb sozial verträglicher Zeiten, das heißt vor um 7 Uhr am Morgen ganz sicher nicht). Auch Malen und Basteln und Schreiben machen wir gern zusammen. Aus Lego nach Anleitung was zusammenbauen, na gut, meinetwegen. Ein einfaches Brettspiel, ab und zu mal, na schön. Aber so richtig frei spielen? Ähm, da habe ich, glaube ich, schon was anderes vor.

Vielleicht liegt es daran, dass ich eigentlich gar nicht mehr weiß, wie man so richtig spielt. Da halte ich so eine Playmobil-Figur in der Hand und dann? Was mache ich dann??? Ich frage mich, ob das nur mir so geht oder ob man die Fähigkeit automatisch mit dem Erwachsen werden verliert. Dieses Versinken in Fantasiewelten. Vielleicht brauchen ja Erwachsene ein Spieltraining. Wie wäre es mit einem Kurs an der VHS "Fantasiespielen lernen"? Der Kursleiter könnte ein bestimmungsfreudiger Fünfjähriger sein, ich hätte da einen anzubieten.

Glücklicherweise wissen meine Kinder von meinem Un-Talent und nur selten höre ich die Aufforderung "Mama, spiel mit mir." Meistens spielen sie zusammen und ein Mädchen (besonders nicht so ein altes wie die Mama) können sie da gar nicht gebrauchen bei ihren Jungsspielen. Aber ab und zu, wenn mal nur ein Kind daheim ist, wie heute nachmittag, da kann es schon mal ganz ausnahmsweise vorkommen, dass mir ein Ritter in die Hand gedrückt wird und dann soll ich mitspielen. Und dann? Dann sitze ich ein paar Minuten mit dem Ritter in der Hand da und warte, bis es dem jeweiligen Kind entweder zu dumm wird und ich vom Spielen entlassen werde oder ich genaueste Anweisungen bekomme, was ich jetzt tun muss. Oder bis mir einfällt, dass ich ja jetzt unbedingt gerade ganz schnell, ähm, die Wäsche erledigen muss.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Würstchen für Deutschland

Vorige Woche war in der Schule des kleinen Autofanatikers "Internationale Woche". Höhepunkt sollte am Freitag eine "internationale Verkostung" sein, für die die sozusagen internationalen Eltern gebeten wurden, etwas zu kochen, damit die Schüler einmal verschiedenes Essen aus anderen Ländern probieren könnten. Eine schöne Idee und obwohl ich nicht gerade Lust hatte, für 230 Schüler zu kochen, wollte ich die Gelegenheit nicht versäumen, den Kindern etwas anderes aus Deutschland zu zeigen, das nichts mit dem 2. Weltkrieg zu tun hat - es ist immer noch meine Vermutung, dass das normalerweise das Erste (oder sogar Einzige) ist, was die englischen Kinder über Deutschland in der Schule lernen. Insofern motiviert verbrachte ich also den gesamten Freitag vormittag in der Küche um Streuselkuchen zu backen.

Am Freitag nachmittag machten das Baby und ich uns in die Schule auf. Beladen mit mehreren Blechen Streuselkuchen. Natürlich waren wir nicht die Einzigen. Es gab tatsächlich Essen aus der ganzen Welt. Ein Kind, dessen Großeltern Deutsche sind, hatte Wiener Würstchen mitgebracht, die ich am deutschen Stand zusammen mit meinem Kuchen austeilen sollte. Und was soll ich sagen? Die Würstchen waren der Hit. Die Kinder waren ganz verrückt nach den "Frankfurtern", wie sie hier genannt werden. Nach kurzer Zeit hatte ich bereits keine mehr zum Verteilen. Seit vergangenem Freitag haben mich schon mehrere Eltern darauf angesprochen, dass ihre Kinder ganz begeistert von den Würstchen erzählt haben.

Und der Streuselkuchen? Eher weniger beliebt. Ein Kind spuckte es gleich wieder aus. Manche griffen zögerlich zu einem Stück, keiner kam für Nachschlag. Und mittlerweile kann ich Streuselkuchen auch nicht mehr sehen. Schließlich essen wir seit Freitag die übrig gebliebenen Bleche.

Aber auch wenn mein eigener in stundenlanger Arbeit gebackener Kuchen nicht mit den Würstchen aus dem Supermarkt mithalten konnte, so sehe ich die Begeisterung der Kinder für die deutschen Würste doch als positives Result für Deutschland. Und im nächsten Jahr bringe ich einfach meine eigenen Würstchen mit.

Dienstag, 17. Mai 2011

Mutterliebe

Mutterliebe treibt ja manchmal merkwürdige Blüten, die man als Außenstehender nicht immer nachvollziehen kann.

Nachdem ich bereits zwei Kinder von der Windel an die Toilettenbenutzung gewöhnt habe (und das mit vielen Unfällen im Übergangsprozess), dachte ich eigentlich, ich bin ziemlich abgehärtet. Heute jedoch fiel der geliebte Teddy vom kleinen Autofanatiker in die Toilette. Mein erster Instinkt war, das ohnehin schon dreckige Kuscheltier rauszuziehen und direkt in die Mülltonne zu tragen. Das hätte mir aber natürlich der kleine Autofanatiker niemals verziehen. Und irgendwie hänge ich ja auch an dem kleinen Zotteltier. Manchmal, wenn der kleine Autofanatiker nicht da ist, dann rieche ich an dem kleinen Stinker, weil er mich an mein verschlafenes großes Baby erinnert. Ich sage es doch, merkwürdige Mutterliebe.

Das mit dem Riechen ist mir aber natürlich jetzt bis auf weiteres vergangen. Wir zogen das Tier also wieder heraus und stellten es erst mal unter die Dusche. Dann meinte der große Autofanatiker, der von Kinderpsychologie offensichtlich so viel Ahnung hat, wie ich von, na, sagen wir mal Autos: "Na, das dauert aber jetzt paar Tage, bis der wieder trocken ist." Der kleine Autofanatiker bekam daraufhin einen beinahe hysterischen Anfall. Seitdem wir den Schnuller im Garten vergraben haben, hat der Teddy schließlich den Tröste- und Einschlafhilfeplatz übernommen und niemals schläft er ohne ihn ein. Daraufhin kam mein Akt der Mutterliebe: mehr als eine halbe Stunde föhnte ich das Vieh. Zum Glück hatte die Wäsche es einigermaßen geruchsneutral gemacht. Zwar immer noch etwas klamm, aber zumindest nicht mehr tropfend nass, nahm der kleine Autofanatiker seinen Teddy ganz glücklich mit ins Bett. Und gelobte feierlich, ihn nicht mehr an gefährliche Orte mitzunehmen.

Bloggerfreuden

Der Titel ist durchaus ironisch gemeint. Ich weiß nicht, wem es noch so geht, aber seitdem Blogger in der vergangenen Woche Probleme mit dem gesamten System hatte, ist mein Vertrauen in Blogger ziemlich verschwunden. Mein privater Familienfotoblog funktioniert nun gar nicht mehr. Dieser Blog scheint wohl noch zu funktionieren, aber falls es irgendwann mal nichts Neues mehr gibt, dann liegt das wahrscheinlich nicht daran, dass ich keine Lust mehr habe, sondern dann sitze ich wahrscheinlich hier und schlage frustriert auf dem Keyboard herum (oder mit dem Kopf auf die Schreibtischplatte).


Dienstag, 10. Mai 2011

Reif für den Urlaub

Am vergangenen Donnerstag habe ich das Baby in den Kindergarten gebracht. Wir gingen gemeinsam in den Kindergarten, haben die Jacke aufgehängt. Ich verließ den Kindergarten wieder und schaute an mir herunter. Was fand ich da an meiner Hand? Ein kleines Kind, das ich vergessen hatte, im Kindergarten abzugeben!

Heute erzählte mir die Mrs zum Trost, dass ein Vater neulich nicht nur sein Kindergartenkind im Kindergarten gelassen hat, sondern auch noch das Baby der Familie stehenließ. So gesehen kann ich noch beruhigt sein, immerhin habe ich meine Kinder noch nicht irgendwo vergessen.

Trotzdem, ich bin reif für einen langen Urlaub.

Montag, 2. Mai 2011

Bei der Sprachpolizei daheim

Was habe ich mir seit Jahren auf die Zunge gebissen. Jedes Mal, wenn ein schlechtes Wort entschlüpfen wollte, habe ich mir große Mühe gegeben, das schnell in ein weniger verschärftes umzuwandeln. Wenn das Baby gelegentlich "Seiße" ruft, wenn er einen Becher umstößt oder etwas auf den Boden fällt, dann weiß ich, dass ich nur bedingt erfolgreich war (auf den Kindergarten kann ich es ja schlecht schieben und auch sonst kann ich in seiner englischsprachigen Umgebung leider niemanden weiter beschuldigen, ihm unflätige Worte in Deutsch beigebracht zu haben).

Aber wie sich jetzt herausstellt, hätte ich mir die Mühe ohnehin sparen können. Seit einiger Zeit wohnt bei uns im Haus die Sprachpolizei.
"Musst du noch mal Pipi machen?", frage ich den kleinen Autofanatiker.
"Mama, das darfst du nicht sagen, du musst sagen 'Musst du noch mal auf die Toilette?'.", antwortet er ganz entrüstet.
"Musst du noch mal auf die Toilette?", frage ich ganz brav zurück. "Vielleicht noch mal AA machen?" Zugegeben, das sage ich mittlerweile nur noch, um meinen kleinen Sprachhüter zu ärgern. "Noch mal etwas Großes machen, meinst du wohl.", erklärt er mir ganz geduldig.

Neulich hat das Baby doch tatsächlich sogar mal ein richtiges Schimpfwort verwendet. Also, so eines aus der Kategorie "Doof", nicht wirklich ein schlimmes Schimpfwort, aber auch nicht gerade ein schönes Wort. Der kleine Autofanatiker brach daraufhin in Tränen aus. "Kannst du dem sagen, dass er das nicht sagen soll?!!!!"

Woher kommt das nur? Auch Sätze wie "Ich esse noch einen Apfel, der ist gesund." oder "Ich habe heute schon eine Süßigkeit gegessen, da kann ich die nicht noch essen." Das ist mir schon fast unheimlich. Mein vernünftiger kleiner Mann wird doch erst 5 diese Woche und nicht 50.

Aber heute abend da habe ich ihn erwischt: da hat er doch tatsächlich gepupst, ja so richtig gepupselt (obwohl das Wort sicher ganz und gar tabu ist) und sich dann fast weggeworfen vor Lachen. Vielleicht ist das Kind doch noch nicht ganz verschwunden.

Dienstag, 26. April 2011

Das Hochzeitsfieber, das noch auf sich warten lässt

Aus Zeitgründen betreibe ich diese Woche mal geistigen Raub an mir selbst und veröffentliche hier einen Artikel, der vorige Wochen in zwei mitteldeutschen Kirchenzeitungen erschien:

Vielleicht freuen sich die Souvenirhändler noch mehr als andere über die königliche Hochzeit zwischen Prinz William und Kate Middleton, die sich am 29. April in der Westminster Abbey das Ja-Wort geben werden. Seit Wochen kann man selbst im Supermarkt nicht übersehen, dass sich das Land auf ein Großereignis hinbewegt. Blinkende Ohrringe in den Farben der Flagge Großbritanniens gibt es, kleine Krönchen für kleine Möchtegern-Prinzessinnen, Winkelemente mit dem Union Jack in allen möglichen Ausführungen. Und dann wären da noch die T-Shirts: „It could have been me.“ (Ich hätte es sein können.) steht darauf zu lesen und genau das macht wohl einen Teil der Faszination mancher für die Hochzeit aus. Dass der Prinz nämlich eine Bürgerliche heiratet – der Stoff aus dem Aschenputtelträume sind.
 
Aber natürlich ist Kate Middleton kein Aschenputtel und die Stimmung im Volk ist eher verhalten. In Zeiten, in denen fast alle auf die eine oder andere Weise von den Sparmaßnahmen der Regierung unter David Cameron betroffen sind, in denen es durch die nationale Presse geht, dass die Durchschnittsfamilie seit 1921 nicht mehr so wenig frei verfügbares Einkommen hatte wie im Moment, da will bei nicht wenigen wohl keine rechte Partylaune aufkommen und sicher hilft dabei nicht, wenn bekannt wird, wie kürzlich in verschiedenen Zeitungen vermeldet wurde, dass die Sicherheitsvorkehrungen für die Hochzeit insgesamt um die 20 Millionen Pfund kosten werden – keine andere Großveranstaltung im Königreich hat bis jetzt so viel gekostet.

Doch auch wenn die Stimmung nicht zu vergleichen ist mit der Aufregung um die Hochzeit zwischen Prinz Charles und Diana vor 30 Jahren so gibt es doch genügend Teilzeitroyalisten, die sich auf den Tag freuen – nicht zuletzt sicher auch durch den zusätzlichen Feiertag, der den Arbeitnehmern am Hochzeitstag beschert wird. Auch das Brautpaar selbst hat durch bescheidenes und recht normales Auftreten in der Öffentlichkeit Sympathien gewonnen.

Mit Straßenpartys im ganzen Land soll der große Tag gefeiert werden. David Cameron selbst hat die Kommunen angemahnt, es feierwilligen Organisatoren von Straßenpartys so einfach wie möglich zu machen, diese auch umzusetzen, damit  Nachbarschaften, die sich vielerorts gar nicht mehr kennen, gemeinsam auf das Wohl des jungen Paares anstoßen können. Ingesamt 4000 Straßenpartys seien bis jetzt angemeldet, heißt es aus dem Büro des Premierministers – wobei die Mehrzahl der Partys im traditionell königshausfreundlicheren und reicheren Süden stattfinden werden.

 Rezession hin, Straßenpartys her, viele Frauen in Großbritannien und überall auf der Welt indes interessiert vor allem eine Frage: wie wird das Brautkleid wohl aussehen? Und so wird erwartet, dass mindestens jeder zweite Brite die Hochzeit zumindest vor dem Fernseher verfolgen wird.

Hinzufügen möchte ich in diesem Sinne noch einen Kommentar eines Radiomoderators von heute morgen: "Die Amerikaner lieben diese Hochzeit. Leute, bringt ein bisschen mehr Begeisterung auf, wir können die Amis nicht gewinnen lassen."

Samstag, 16. April 2011

Wahlkampf

In ein paar Wochen sind in unserer Gemeinde Kommunalwahlen. Wir befinden uns im Wahlkampf. Bislang hieß Wahlkampf für mich ein paar Wahlplakate, vielleicht einen Handzettel durch den Briefkasten und ein paar Stände der verschiedenen Parteien auf dem Marktplatz. Aber anscheinend heißt der Wahlkampf hier der Kampf um jeden einzelnen Wähler, besonders wohl um alle potentiellen Stimmen in unserem Haus (also ingesamt zwei Stimmen).

Vorige Woche klingelte es an der Tür. Nichtsahnend öffnete ich die Tür. Vor der Tür standen zwei ältere Herren. Der erste Mann stellte sich kurz als der Kandidat einer größeren Partei für die bevorstehende Wahl vor. Ich hatte gerade ein paar Mütter und ihre Kinder zu Besuch und es tobten ungefähr 10 kleine Kinder durchs Haus. Auf den Gedanken, dass der Besuch jetzt vielleicht gerade etwas unpassend sein könnte, kamen die Wahlkämpfer anscheinend nicht. Der zweite Kandidat drängte mir ein Gespräch über die, naja, was man halt so erzählt im Wahlkampf, auf.  Um ehrlich zu sein, ich hörte nur mit halbem Ohr zu, denn ich konnte gleichzeitig hören, wie irgendwo im Haus etwas klirrend zu Boden fiel. Die beiden Männer schien das jedoch überhaupt nicht zu beeindrucken. Ob ich denn für sie stimmen würde, wollten sie von mir wissen. Zu diesem Zeitpunkt war ich nun schon ziemlich genervt. Niemals würde ich für ihre Partei wählen, erklärte ich ihnen ziemlich schroff. Der erste Kandidat guckte ganz betroffen und traurig. Sofort tat es mir natürlich leid. Im höflichen England so etwas jemandem einfach so ins Gesicht zu sagen. Vielleicht würde ich es mir ja noch mal überlegen, erklärte ich dann etwas versöhnlicher, bevor ich die Tür schloss.

Mittlerweile sind wir nun in Deutschland im Osterurlaub. Der große Autofanatiker rief gerade an. "Heute standen schon zwei Leute von verschiedenen Parteien vor der Tür und wollten, dass ich sie wähle", erzählte er. Dann sagte er noch etwas, aber ich konnte ihn nicht mehr verstehen. "Hallo, Haaaallloooo.", rief ich ins Telefon. "Ich bin unter dem Schreibtisch", flüsterte er. "Hier kommt schon wieder einer." (sein Büro ist im Erdgeschoss und bietet von außen guten Einblick).

Noch sind es ein paar Wochen bis zur Wahl. Was sie sich wohl erst in den letzten Tagen vor der Wahl einfallen lassen werden? Vielleicht mache ich einfach die Tür nicht mehr auf.

Dienstag, 5. April 2011

Vom Murmeln

Wenn sich die Kinder in ihrer Fantasiewelt befinden, dann murmeln sie ständig etwas vor sich hin. Besonders der kleine Autofanatiker ist oft ganz versunken in sich und seiner eigenen Welt. Schon früh beim Aufwachen höre ich, wie er vor sich hin erzählt "KKKKKKKKKK". Nein, er stottert nicht. Er übt die Buchstaben aus der Schule. Auch das Baby hat einen unbegrenzten Mitteilungsdrang. Meist richten sich seine Worte an seine Mitmenschen, aber wenn gerade keiner in der Nähe ist oder mal wieder keiner zuhört, weil zuviel Trubel ist, dann erzählt er sich selbst oder seiner Puppe, was er eben gern loswerden möchte.

Da ist es kein Wunder, dass ich auch schon angefangen habe, vor mich hinzumurmeln. Allerdings richten sich meine Kommentare meistens an Menschen in meiner Umgebung. Also zumindest indirekt. Die Hundebesitzerin aus der Nachbarschaft lässt ihren Hund mal wieder ohne Leine herumrennen, so dass er meine Jungs erschreckt. "Also, kann man denn nicht mal bisschen besser auf seinen Hund aufpassen?!" murmle ich in meinen nicht-vorhandenen Bart. Natürlich würde ich mich nie getrauen, der Frau das persönlich zu sagen. Will ich auch gar nicht, denn ein bisschen vor sich hinzumaulen, ist auch schon sehr schön. Da ich meist mit mindestens einem meiner Kinder unterwegs bin, sieht es im Moment auch noch so aus, als würde ich eigentlich mit den Kindern sprechen. Wenn ich irgendwann wieder einmal ohne Kinder unterwegs bin, muss ich mir das entweder wieder abgewöhnen oder mich damit abfinden, dass ich die verschrobene Alte werde, über die die Kinder in der Nachbarschaft lachen.

Aber das ist ein Problem für die Zukunft. Ein Problem für den Moment ist die Tatsache, dass ich mich sehr schön an das Murmeln  gewöhnt habe in der Annahme, dass mich keiner versteht. Das klappt aber natürlich nur, wenn man auch tatsächlich eine andere Sprache spricht als die meisten Mitmenschen (und auch da ist das wohl manchmal trügerisch). Kürzlich in Deutschland musste ich mir schon einige Male auf die Zunge beißen, um den einen oder anderen Kommentar nicht herausschlüpfen zu lassen. Denn eigentlich will ich ja nicht wirklich gehört werden. Nächste Woche fahren wir für zwei Wochen in den Osterurlaub nach Deutschland. Ich werde mich bemühen, meine Kommentarwut zu beherrschen. Oder im Notfall: "Can't you look after that dog properly?!"

Dienstag, 22. März 2011

Sonntagsfreuden

Der Sonntag ist ja nun ein Feiertag und an solchem sollte man wohl etwas machen, woran man Freude hat.

Wir taten am vergangenen Sonntag genau das:

- der große Autofanatiker fuhr zu einer Autoausstellung mit allen möglichen tollen Autos, die ich nicht mal vom Namen her kenne;

- der kleine Autofanatiker ging zu einer Geburtstagsfeier von einem Schulfreund (und, oh Wunder, er blieb sogar allein dort und spielte ganz vergnügt mit seinen Freunden, während Mama, hin- und hergerissen zwischen Mutterstolz und Sentimalität, dass ihr kleiner Junge nun wirklich groß wird, wieder nach Hause ging um ihn später abzuholen);

- das Baby fuhr Zug (eigentlich wollten wir in den Kindergottesdienst, aber den verschlief er, doch egal, das Zug fahren hat ihm auch Spaß gemacht);

- und ich? Na schön, meine Sonntagsfreude ist die Peinlichste, aber ich berichte sie trotzdem. Ich habe die Waschmaschine saubergemacht. Mit Essig und einer Zahnbürste. So richtig geschrubbt. Und wie schön war das. So befriedigend. Eine Aufgabe, die einen Anfang und ein Ende hatte (im Gegensatz zu meiner sonstigen Hauptalltagsbeschäftigung Kindererziehung) und am Ende hat man auch wirklich ein positives Resultat gesehen. Vielleicht täusche ich mich ja, aber meine helle Wäsche heute scheint wirklich weißer zu glänzen als noch vorige Woche.

Oder vielleicht sollte ich wirklich öfter mal das Haus verlassen. Nächste Woche verreise ich. Es ist wirklich an der Zeit, bevor ich mir am Sonntag den Kühlschrank vornehme.

Dienstag, 15. März 2011

Guter Rat ist schwer zu finden

Als ich mit dem kleinen Autofanatiker schwanger war, verfiel ich in den Bann von Elternratgebern. Sei es in der Form von Büchern oder Zeitschriften. An keinem Zeitschriftenladen konnte ich damals vorbeigehen. Überschriften wie "So haben sie eine schmerzlose Geburt" oder "10 Schritte zum glücklichen Baby" wirkten magisch auf mich, schließlich wollte ich sowohl eine schmerzlose Geburt (nach zwei Geburten kann ich nun dazu sagen Hahaha) als auch ein glückliches Baby.

Daran hat sich bis heute im Grunde nichts geändert. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass in einer Zeitschrift dieses und in der anderen jenes behauptet wird, Elternzeitschriften wirken immer noch wie eine Droge auf mich und manches Interessantes habe ich auch schon erfahren und gelernt. Doch gelegentlich da frage ich mich schon, wer schreibt das denn? Da las ich kürzlich in einem Artikel, dass man mit seinen Kindern täglich zwei Stunden an die frische Luft gehen sollte und das stand unter der Überschrift - und jetzt kommt's - "Entstressen Sie Ihren Alltag". ??????? Bitte? Haben die Autoren des Ratgebers einen besonderen Humor, den ich nicht verstehe?

Der Gedanke, dass ich auch noch zwei Stunden Zeit finden soll, mit meinen Kindern rauszugehen, entstresst mich komischerweise überhaupt gar nicht. Und dabei bin ich noch nicht mal berufstätig. Was ist dann erst mit den Müttern, die Kinder und Job vereinbaren?

Ich würde mir einen ehrlichen Artikel wünschen, in dem Ratschläge stehen wie:
-Es ist auch mal ok, das ständige Erzählen der Kinder zu ignorieren, damit man in Ruhe eine Tasse Tee trinken kann.
-Es müssen nicht immer pädagogisch wertvolle Spielsachen sein, die Kinder mit einem Monstercomic mit absolut nutzfreiem Plastikspielzeug glücklich zu machen, ist auch mal schön.
-Frische Luft ist gut, aber wenn es eben den ganzen Tag regnet, dann werden die lieben Kleinen nicht gleich bleibende Schäden davontragen, wenn die einzige frische Luft auf dem Weg vom Auto zum Haus ist.

Das würde mich entstressen.

Dienstag, 8. März 2011

Glitze, glitze, klebe

Es war einmal ein kleines Mädchen, die wohnte in einem Land, das es heute gar nicht mehr gibt. Ab und zu, an besonders hohen Feiertagen, bekam das kleine Mädchen eine Mark geschenkt und zwar eine richtig gute Mark, eine Westmark. Mit dieser ging das Mädchen dann in einen Laden, in dem es so gut roch, wie nirgends sonst in ihrem Heimatland. Lange, lange betrachtete das Mädchen alle die wunderbaren Sachen, die es in diesem Laden gab um schließlich mit einem Bogen Aufkleber das Geschäft glücklich wieder zu verlassen. Nie hätte das Mädchen auch nur im Traum daran gedacht, diese Aufkleber tatsächlich zu verkleben. Und wenn der Leim nicht inzwischen vertrocknet ist, dann kleben sie noch heute.

Meine Söhne nun, eindeutig Kinder der Marktwirtschaft und als solche von materialistischen Dingen nicht so leicht zu beeindrucken, kleben ihre Aufkleber auf alles, was sich nicht schnell genug wegbewegt. Auf Wände, Türen, Schränke, Menschen, Jacken, Tassen. Einfach überallhin. Und natürlich gibt es Aufkleber heute nicht nur an hohen Feiertagen sondern jedes Kinderheft enthält Dutzende, bei jedem Arztbesuch gibt es einen Aufkleber, in der Schule gibt es sogar Aufkleber mit dem Namen der Lehrerin, die die Kinder für gute Leistungen bekommen. Natürlich dürfen diese Aufkleber nie von den Pullovern entfernt werden. So wurde aus dem kleinen Mädchen von damals, das ihre Aufkleber liebte, eine Aufkleberhasserin.

Neulich jedoch machte ich eine überraschende Entdeckung. Ganz nach dem Motto, wenn man schon das Übel nicht beseitigen kann, dann sollte man es sich wenigstens zu Nutze machen, versprach ich den Kindern einen Aufkleber, wenn sie mir beim Aufräumen helfen würden. Und siehe da: aus zwei muffeligen Jungs, die gerade eben noch keinen Finger krümmten, wurden zwei hochmotivierte Helfer. Nur woher sollte ich jetzt gleich die Aufkleber nehmen? Mit einem Erfolg hatte ich ja eigentlich gar nicht selbst gerechnet. Ich fand zwei alte Aufkleber auf einem Bogen, den die beiden kurz vorher noch selbst auf alle möglichen Dinge geklebt hatten und war mir eigentlich sicher, dass sie die ablehnen würden, aber da: Überraschung Nummer 2 - stolz klebten sie sich die Dinger an ihre Pullover. Das soll noch einer verstehen. Ich tue es zwar nicht, aber habe fest vor, das bald wieder zu benutzen.

Mein Return on Investment

Stundenlang mussten ihre Töchter täglich Instrumente üben. Alles schlechter als die Note 1 wurde als Schande für die Familie angesehen. Treffen nach der Schule mit Freunden waren verboten. In dem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch von Amy Chua („Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte.“) beschreibt die US-amerikanische Yaleprofessorin und Tochter chinesischer Einwanderer, wie sie mit chinesischem Erziehungsdrill ihre Kinder auf Höchstleistungen trimmte.

Obwohl für Eltern hierzulande sicher nicht ohne Weiteres nachvollziehbar (in Amerika wurde sie auch als Monstermutter angegriffen), so gibt es doch Aspekte, die westlichen Mittelschichteltern bekannt vorkommen dürften. Auch bei uns herrscht das Diktat, das Beste aus den Kindern herauszuholen. Wo chinesische Eltern Leistung in ihre Kinder hineinpumpen, ist es bei uns die Erwartungshaltung, alles für das Kind tun zu wollen (oder müssen). Erst Stillen natürlich, auch wenn es Schmerzen bereitet, die Bedürfnisse des Kindes über die eigenen stellen, mit Förderkursen ab dem Kleinkindalter die Freizeit organisieren. Das Projekt Kind muss gemanagt werden, damit es erfolgreich ist.

Der Druck auf die Eltern (mal ehrlich: die Mütter) ist hier wie da groß. Und neben dem hehren Ziel, dass es unsere Kinder einmal gut haben sollen, geht es doch im Grunde auch darum, dass sich der Aufwand lohnen soll. Für die Opfer, die man seinen Kindern bringt, möchte man etwas zurückbekommen. Ein Return on Investment bitteschön. Natürlich ist die Idee nicht neu, Kinder wurden lange als die beste Altersversicherung gesehen. Doch neu ist wohl der Aufwand, der betrieben wird, um unseren Nachwuchs erfolgreich zu machen. Eine Mutter, die einen Karriereknick für ihre Kinder in Kauf nimmt, möchte wissen, dass die Anstrengung nicht umsonst war.

Ich möchte nicht behaupten, dass ich das nicht verstehen kann. Und trotzdem: Mein schönster Return on Investment ist das Lachen meiner Kinder, die Arme, die sich um meinen Hals legen und der klebrige Kuss auf meiner Nase, die vor Aufregung rot gefärbten Wangen meiner Jungen, wenn sie etwas besonders spannend finden. Dann weiß ich, es ist gar kein Opfer, dass ich meine Berufstätigkeit eingeschränkt habe, um für meine Kinder da sein zu können, sondern ein Glück. Dann weiß ich, dass ich keine Superkinder brauche, um mich selbst zu bestätigen und zu rechtfertigen. Nur um ihrer willen möchte ich sie dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden.

Dienstag, 15. Februar 2011

Schulschnipsel

Vorige Woche gab es in der Schule einen Kuchenverkauf zugunsten einer Diabetesstiftung. Was kommt als Nächstes? Eine Weinverkostung für die Anonymen Alkoholiker?

Damit verabschiede ich mich in die Winterferien, die wir dringend nötig haben. Bis in zwei Wochen!

Dienstag, 8. Februar 2011

Peng, peng, peng

Es heißt ja immer, dass Jungs schießen spielen müssen. Auch wenn man versucht, sie pazifistisch zu erziehen, irgendwann hört man diese kleinen Worte "Peng, peng, peng" einfach aus dem Kinderzimmer erschallen. Bei uns ist es seit dem Schulbeginn des kleinen Autofanatikers ein tägliches Vorkommen. Am Anfang habe ich versucht, ganz wie ich es in Erziehungsratgebern gelesen habe, es zu ignorieren und nicht zum Thema zu machen. Jungs bleiben einfach Jungs und so weiter. Meine Geduld ist jedoch begrenzt und naja, was soll ich sagen, wer in meinem Haus schießt, wird ausgeschimpft. Was natürlich keinen vom "Peng, peng, peng" abhält. Immerhin hat der kleine Autofanatiker den Anstand zu behaupten:  "Das ist doch eine Eismaschine und damit spritze ich dir Eis in den Mund.", wenn ich das Zimmer betrete.

Aber ab und zu hätte ich auch gern mal so ein Schießgewehr, wie es in dem alten Volkslied vom Fuchs und der gestohlenen Gans heißt. Denn ich hätte große Lust diese roten Tiere mit einem "Peng, peng, peng" zu verjagen. Überall trifft man sie und mir kommt es so vor, als würden sie ständig ein Stückchen näher rücken und immer mehr die Existenz der Menschen ignorieren. Neulich spazierte einer am hellichten Tag durch unseren Garten. Heute (ebenfalls am hellichten Tag) kämpften zwei auf einer belebten Straße und ließen sich überhaupt nicht durch hupende Autos stören. Gibt es irgendwann nur noch Füchse? Kommt es zum Krieg zwischen Mensch und Fuchs? Tierschutz hin oder her, mir ist das zu viel Wildleben vor der Haustür.

Der große Autofanatiker meint zwar, ich übertreibe und ich sollte mir mal ein richtiges Hobby suchen (Briefmarken sammeln?), aber mir sind diese unerschrockenen Füchse unheimlich. Und vielleicht bastle ich mir deshalb aus Lego auch mal ein Gewehr. Peng, peng, peng.

Dienstag, 1. Februar 2011

Hände weg vom Spielzeug

Dieser Tag bekam das Baby noch ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Ein ganz tolles Ding: der Zug Thomas als Kohleverlader. Mit Schienen und Kran und kleinen Kohlestücken. Natürlich musste das Paket sofort aufgemacht werden. Die Beschreibung zum Aufbau bestand aus vier Seiten und machte weder in Englisch noch in Deutsch viel Sinn.

Das Baby verlor das Interesse nach fünf Minuten, der kleine Autofanatiker nach weiteren fünf Minuten. Nicht schlimm, dachte ich, jetzt baue ich das Spielzeug erst mal auf und dann können sie zusammen damit spielen. Ungefähr zwei Stunden später war es geschafft. Ich setzte noch die Batterie ein und los gings. Thomas fuhr ganz selbstständig einmal die ganze Runde. Lud dabei Kohlen in seinen Anhänger, dann brachte er sie mittels eines Fahrstuhls zum Abladeplatz, wo sie alle einen kleinen Berg runterkullerten, um schließlich vom Kran wieder hochgehoben zu werden, so dass Thomas sie wieder in seinen Anhänger laden konnte.

Aufgeregt rief ich die Kinder. Das Baby griff als Erstes nach dem Thomas und brachte die Brücke, über die Thomas fahren musste, um die Kohlen aufzuladen, zum Einstürzen. In unmissverständlichen Worten gab ich ihm zu verstehen, dass er sein neues Spielzeug auf keinen Fall anfassen dürfe. Andächtig schauten wir uns dann ungefähr drei Runden des emsig Kohle sammelnden und ausladenden Thomas' an. Eine weitere Minute unterhielten sich beide Kinder damit, Thomas ein fröhliches "Hallo" zuzurufen. Der reagierte jedoch nicht, er hatte ja Wichtiges mit der Kohle zu schaffen. Dann begannen beide Kinder aus dem Karton ein Auto zu bauen. Und ich saß allein vor dem Runden drehenden Thomas.

Jetzt frage ich mich doch aber wirklich: wer denkt sich ernsthaft solche Spielsachen aus? Bunte Plastiksachen, die den Namen Spielzeug eigentlich gar nicht verdienen, denn spielen kann man wirklich nicht damit. Thomas steht jetzt ganz hinten im Schrank und da wird er wohl bleiben. Armer fleißiger Thomas!

Dienstag, 25. Januar 2011

Haarspalterei

Der große Autofanatiker spricht ja nun kein Deutsch. Der kleine Autofanatiker und das Baby sprechen ziemlich gut Deutsch, auch wenn aus Faulheit gelegentlich jedes zweite Wort Englisch ist. Im Großen und Ganzen sprechen sie aber ganz gut und so kann es schon mal vorkommen, dass der große Autofanatiker beim Abendessen zehn Minuten nichts sagt und wenn ich dann darüber nachdenke, fällt mir auf, ach ja, er versteht ja schon seit zehn Minuten nichts mehr, weil die Kinder ins Deutsche gewechselt sind. Ob ihn das nun stört oder er ganz zufrieden, da in Ruhe, sein Dinner isst, sei dahingestellt.

Die Jahre, in denen ich nun schon ständig in seiner Gegenwart in Deutsch auf die Kinder einrede, sind jedoch auch nicht ganz spurlos und sprachenlos an ihm vorbeigegangen. Denn im Grunde ist es doch so, ganz besonders im Alltag mit Kindern, dass man sich täglich wiederholt. Ich möchte fast behaupten, dass ich 80% dessen, was ich so den lieben langen Tag den Kindern gegenüber von mir gebe, in fast identischer Art am Vortag schon gesagt habe: "Jetzt kommt bitte." "Ziehst du dich jetzt bitte endlich mal an." "Jetzt kommt bitte zum Zähne putzen." "Jetzt kommt endlich zum Zähne putzen!" "Na los jetzt." "Wir müssen in die Schule." "Wir müssen uns beeilen." "Wir sind spät dran." "Abmarsch ins Bett." und so weiter.

Und das versteht mittlerweile auch der große Autofanatiker.

Aber nicht nur mit den Kindern hat man so seine sich wiederholenden Dialoge. Einen Dialog zum Beispiel, den der große Autofanatiker und ich in schönster Regelmäßigkeit führen (und den wir deshalb sicher auch in Deutsch, Spanisch, Mandarin oder in was für einer Sprache auch immer führen könnten), behandelt die Haarlänge unseres jüngsten Sohnes:

Er: Jetzt guck dir doch mal diese Unordnung auf dem Kopf an.
Ich: Er hat wunderschöne Locken.
Er: Er sieht aus wie ein Mädchen.
Ich: Er sieht niedlich aus.
Er: Ich gehe mit ihm zum Friseur.
Ich: Das machst du auf keinen Fall.

Natürlich würde er das auch nicht machen. Zudem habe ich kürzlich auf einer Website für Kindermode feststellen dürfen, dass dort alle Jungs, bis auf einen einzigen, längere Haare hatten als mein Baby. Na also!

Jedenfalls: wiederkehrende Dialoge werden ab jetzt auf Deutsch geführt. Vielleicht versteht der große Autofanatiker dann ja doch noch irgendwann, über was wir uns am Abendbrottisch unterhalten.

Dienstag, 18. Januar 2011

Mutti hatte doch recht

Irgendwann, früher oder später, kommt wahrscheinlich der Zeitpunkt im Leben jeder Frau, an dem sie sich sagen muss: Mutti hatte doch recht!

Während ich mich noch gut an eine Zeit erinnern kann, in der Strumpfhosen und Unterhemden als etwas völlig nutzloses angesehen wurden und es besonders bei den Strumpfhosen lange Diskussionen am Morgen gab, schäme ich mich mittlerweile nicht, zuzugeben, dass ich ohne ein Unterhemd nie das Haus verlassen würde (bei Temperaturen unter 30 Grad Celcius) und auch meine Kinder werden in Strumpfhosen gezwungen sobald sich das Thermometer um die 0 Grad bewegt. Bis jetzt lassen sie es sich noch ganz gutmütig gefallen.

Dabei gibt es hier eigentlich gar keine Strumpfhosen für Jungs. Dass sich das Temperaturempfinden der kleinen (und großen) Engländer von dem der Kontinentaleuropäer unterscheidet, durfte ich in der vergangenen Woche wieder einmal feststellen, als ich vormittags an der Schule vorbeifuhr (Außentemperatur 5 Grad) und dabei den kleinen Autofanatiker und seine Klasse beim Sportunterricht beobachten durfte: die Kinder trugen bis auf zwei Ausnahmen (zu denen übrigens nicht mein kleiner Autofanatiker gehörte, da fließt dann doch zu viel englisches Blut durch seine Adern) kurzärmlige T-Shirts.

Ich kann dabei nur vermuten (wie ich, glaube ich, hier schon an anderer Stelle feststellte), dass es sich um eine Art Lebenstraining handelt, denn wer schon einmal am Wochenende an einem Winterabend in einer englischen Stadt unterwegs war, wird wissen, dass bei der jüngeren Generation Jacken ganz und gar unzulässig sind, besonders bei den Mädchen sollten es schon kurze Röcke und kurze Tops sein, Jungs dürfen immerhin lange Hemden und lange Hosen tragen.

Strumpfhosen jedenfalls gibt es nur für Babies zu kaufen, danach sucht man sie in der Jungsabteilung vergeblich. Glücklicherweiße haben manche Schuluniformen aber dunkelblaue oder graue Strumpfhosen vorgeschrieben, weshalb man dann doch Jungsfarben (wenn auch in der Mädchenabteilung) kaufen kann. Nicht dass ich das dem kleinen Autofanatiker jemals erzählen dürfte.

Ich weiß nicht, ob es etwas typisch weibliches ist, irgendwann zu der Einsicht zu kommen, dass  die eigene Mutter vielleicht doch öfter recht gehabt hat, als man das als Kind und besonders Teenager vermutet hatte, aber als Jungsmutter hoffe ich natürlich, dass auch im Leben meiner Söhne irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem sie sich sagen: Mama hat immer recht. Am Liebsten wäre es mir, wenn dieser Zeitpunkt bereits heute nachmittag eintreffen könnte.

Dienstag, 11. Januar 2011

Gute Vorsätze

Jetzt ist es also wieder Januar. Das Weihnachtsfest liegt schon wieder ein paar Wochen zurück (gefühlte Zeit noch länger). Die ganze Aufregung darum, weil wir es dieses Mal wegen des Wetters nicht nach Deutschland geschafft hatten und deshalb unser erstes englisches Weihnachten gefeiert haben, scheint schon wieder eine alte Geschichte. Auch unser Deutschlandbesuch danach zu Silvester bei eisigen Temperaturen, Bergen von Schnee und Treffen mit lieben Menschen gehört der Vergangenheit an. Sogar die verspäteten Weihnachtsparties, die aufgrund des Wetters ins neue Jahr verschoben wurden, sind nun gefeiert worden.

Was bleibt also im grauen und nassen Januarwetter? Ich würde gern sagen, die guten Vorsätze für's neue Jahr, aber irgendwie kann ich es selbst nicht so ganz glauben. Was habt ihr euch denn so vorgenommen, wenn überhaupt etwas? Und wie sieht es aus mit der Umsetzung?

Ich hatte vor Silvester gleich erst mal ganz vergessen, was ich mir vornehmen wollte, aber mir fiel es dann doch wieder ein: Ich will endlich mal mit den Kindern schwimmen gehen. Schon seit der Geburt des kleinen Autofanatikers nehme ich mir vor, mit ihm ins Schwimmbad zu gehen. Gegangen bin ich bis jetzt kein einziges Mal. Der große Autofanatiker hat beide Jungs jeweils in verschiedenen Urlauben einmal ins Schwimmbad bekommen, aber danach weigerten sie sich.

Selbst leicht schwimmbadtraumatisiert (Herrn Michael in der 3.Klasse, der unwillige Kinder einfach vom Beckenrand ins Wasser schubste, sei Dank), muss ich mich überwinden, den Weg in öffentliche Badeanstalten zu suchen. Und obwohl das sicher nicht vererblich ist, scheint doch etwas auf meine Kinder abgefärbt zu haben.

Jetzt befinden wir uns bereits in der zweiten Januarwoche und es sieht nicht so aus, als würde es meinem guten Vorhaben in diesem Jahr besser ergehen, als so vielen anderen. Meine einzige Hoffnung ist, dass mich die öffentliche Bekanntgabe auf diesem Blog etwas unter Druck setzt, aber Geld würde ich nicht darauf verwetten. Morgen gehen wir jedenfalls erst Mal zum Zahnarzt, das ist genug für diese Woche.