Dienstag, 30. November 2010

Windpockenferien

Also, dass wir uns nicht missverstehen: ich bin gern unter Menschen, gehe gern zu Müttertreffs und anderen Kinderveranstaltungen und tausche mich sogar gern mit den anderen Müttern am Schultor aus. Aber manchmal, gerade so in der Adventszeit, da kann es schon ein bisschen viel werden. Da soll ich den Kindergottesdienst vorbereiten, ein Geschenk für die Spielgruppe besorgen, da einen Kuchen backen, hier einen Stollen mitbringen, zum Elternabend gehen, beim Weihnachtsbasar aushelfen, daran denken, dass das Kind an einem Tag keine Schuluniform tragen muss, im Kindergarten ist Weihnachtsfeier, in der Schule Krippenspiel, Weihnachtsfeier mit den Müttern aus der Selbsthilfegruppe. Und dazu noch Geschenke überlegen, Weihnachtskarten schreiben und alles, was man sonst normalerweise auch noch so macht, nebenbei mit erledigen. Da kann es einem schon fast ein bisschen schwindelig werden und vor zwei Wochen hatte ich dann auch glatt vergessen, dass der kleine Autofanatiker an einem Tag verkleidet in die Schule kommen sollte. Obwohl ich es mir in zwei Kalender geschrieben hatte. Er war der Einzige mit Schuluniform an dem Tag. Es schien ihm zwar nichts auszumachen, aber das Thermometer für Mutterschuldgefühle lief bei mir ganz heiß.

Und dann vorigen Mittwoch wachte der kleine Autofanatiker auf, über und über mit roten Punkten übersät.Windpocken. Und plötzlich konnten wir gar nichts mehr machen, denn schließlich stehen Windpockenkinder sozusagen unter Hausarrest. Erst graute mir bei dem Gedanken vor einem Kind, was sich eigentlich nicht schlecht fühlt, das aber daheim eingesperrt ist, aber ein paar Tage später kann ich nun sagen: wie schön sind solche erzwungenen Windpockenferien. Mit gutem Gewissen daheim faulenzen, in aller Ruhe die Adventssachen auspacken, Kekse backen, das Baby dazu bewegen, aufs Töpfchen zu gehen und eigentlich einfach mal nichts zu machen. Natürlich kann man das nur genießen, wenn man nicht gerade etwas Wichtiges plant. Wenn wir in einigen Wochen nach Deutschland fliegen, dann wären Windpocken natürlich ganz und gar nicht erwünscht. Aber so kamen sie gerade richtig. Ab morgen soll der kleine Autofanatiker wieder in die Schule. Er freut sich und ich mich eigentlich auch, aber das Gefühl, dass man auch einfach mal nichts machen kann, dass will ich mir gern noch ein wenig erhalten.

Die nächsten erzwungenen Ferien bahnen sich allerdings auch ohnehin schon an. Seit heute schneit es.... Fortsetzung folgt.

Dienstag, 23. November 2010

So viel Heimlichkeit

So manches Mal stellt mich die Erziehung meiner Kinder (oder besser: das Zusammenleben mit ihnen) vor echte Rätsel.

Warum zum Beispiel wissen sie ganz genau, wenn man mal kurz in die Küche schleicht, um heimlich ein Stück Schokolade zu essen oder wenn man mal ganz in Ruhe und ohne Begleitung auf die Toilette gehen möchte, um dann sofort angerannt zu kommen und auf keinen Fall meine Seite zu verlassen. Wenn man jedoch das Zimmer von herumliegenden Spielsachen befreien möchte und dabei die Unterstützung der Kinder anfordert, sind sie nirgendwo auffindbar.

Warum weigern sie sich, mit ihren Spielsachen zu spielen und nörgeln stattdessen, dass ihnen langweilig ist, sobald jedoch ein anderes Kind (Besuch oder Geschwister, das spielt dabei keine Rolle) mit den Sachen spielen möchte, wollen sie auch unbedingt ganz genau mit dem Spielzeug spielen und auf einmal ist nichts spannender als eben dieses Spielzeug.

Und warum, WARUM erzählt ein vierjähriger Junge seinem Papa "Daddy, wir haben dir gerade ein Weihnachtsgeschenk gekauft. Es ist eine Tasse, auf die ich ein Bild gemalt habe.", obwohl ich ihm eine Minute vorher noch eingeschärft habe, dass das ein GEHEIMNIS ist und wir das auf keinen Fall dem Papa erzählen dürfen. Wenn doch der gleiche viehrjährige Junge auf die Frage "Was habt ihr heute in der Schule gemacht?" wahlweise antwortet: "Das habe ich vergessen", "Ich weiß nicht", "Nichts" oder "Das ist ein GEHEIMNIS."???

Antworten werden erbeten.

Dienstag, 16. November 2010

Abendessen mit der Selbsthilfegruppe

Alle Mütter/Kindergruppen, bei denen ich so Mitglied bin (Krabbelgruppe, Schultormüttergruppe, Selbsthilfegruppe), veranstalten regelmäßig gemeinsame Treffen am Abend.

Für nicht ganz so regelmäßige Leser noch mal kurz zum Verständnis: bei der Selbsthilfegruppe handelt es sich nicht um eine Vereinigung der Anonymen Mütter sondern wird nur so von meiner Tante genannt, es handelt sich dabei um eine Gruppe von Müttern, die sich jede Woche reihum bei jemandem im Haus treffen und dann die Gelegenheit erhalten, jenes durch ihre Kinder a) verwüsten und b) auch bis in die Schlafzimmer, die erwachsenen Besuchern normalerweise nicht zugänglich sind, erkunden zu können.

Bei solchen Treffen am Abend hat man natürlich die Gelegenheit sich auch mal ohne Kinder und ganz ungestört unterhalten zu können. Und genau da kann das Problem liegen: denn ohne "Störfaktor" Kind merkt man vielleicht, dass man sich eigentlich gar nicht so viel zu sagen hat, da die Kinder das einzig Verbindende sind und irgendwann ist auch dieses Thema erschöpft.

Neulich war mal wieder so ein Abend mit der Selbsthilfegruppe. Alles sehr nette Mütter und das Gespräch plätscherte so dahin. Genug zu erzählen hatten wir uns durchaus, auch abgesehen von den Kindern. In dieser Gruppe kann man auch sehr gut Themen zum Arbeitsleben, Männer (die eigenen und fremde) und Haarschnitte auswerten. Aber irgendwann war trotzdem der Zeitpunkt gekommen, als alle am Tisch schwiegen. Vielleicht lag es daran, dass es schon nach 21 Uhr war und bei den meisten Müttern nun starke Müdigkeit einsetzte. Aber da hatte plötzlich eine den rettenden Konversationsgedanken: Kinderfernsehen. Ach ja, Kinderfernsehen. Da konnte jeder etwas beitragen. Und die Leidenschaft, mit der das Thema besprochen wurde, ließ durchaus den Rückschluss zu, dass der Kinderkanal den Erwachsenen mindestens ebenso viel Spaß brachte, wie den Kindern.

Der Rest des Abends war gerettet. Und den Konversationsfüller merke ich mir für den nächsten Mütterabend, an dem bestimmt eine Gesprächspause kommt.

Dienstag, 9. November 2010

Kanzlermomente

Es war einmal ein kleiner Junge, der stand vor seiner Schule, rüttelte am Gitter und rief: "Macht das Tor auf." Das erinnerte mich doch sehr an den ehemaligen Bundeskanzler Schröder, der ja, so geht zumindest die Legende, am Gitter des Kanzleramtes gerüttelt und gerufen haben soll "Lasst mich rein." oder so etwas in der Art.

Ob der kleine Autofanatiker nun eine Schulkarriere erwarten kann, wie sie Schröder im Kanzleramt erfahren hat, lässt sich natürlich noch nicht sagen. Sein Rufen wurde auf jeden Fall wesentlich schneller erhöhrt, denn schon einen Moment später kam seine Lehrerin um das Tor zu öffnen.

So wie an jedem Morgen. Da stellen sich alle kleinen Schüler zunächst ganz manierlich in einer Reihe vor dem Schultor auf. Wie sollte es in England auch anders sein?! Wobei ich gerade gelesen habe, dass das alte Klischee vom Engländer, der sich beschwerdelos in einer Schlange anstellt, gar nicht mehr stimmt. In einer Studie wurde festgestellt, dass der gemeine Engländer nach 12 Minuten zu meutern beginnt, Senioren sogar bereits nach 10 Minuten. Trotzdem ist das wohl noch wesentlich länger als das auf dem europäischen Festland üblich ist.

Die Schüler jedenfalls müssen in der Regel gar keine 12 Minuten warten. Ein paar Minuten sind es aber meistens schon. Genug Zeit, um den kleinen Autofanatiker noch einmal vor seinen Freunden zu kusseln. Noch lässt er es ganz unberührt über sich ergehen, aber ich gebe mich da keinen Illusionen hin. Diese Tage sind gezählt. Genug Zeit, für die ersten Raufereien des Tages, wobei man sich gern mal mit Wasserflaschen bespritzt, die Schultasche gegenseitig um die Ohren schlägt oder eben am Schultor rüttelt. Genug Zeit auch, um Mitleid mit den Lehrern zu empfinden, die diese Bande dann für die nächsten Stunden unter Kontrolle halten sollen.

Pünktlich um 8.40 Uhr jedenfalls erscheint die Lehrerin, um das Schultor zu öffnen. Dann stürmen alle Kinder in die Schule und die Mütter und Väter am Schultor gehen freudig ihrer Wege. Bis alle um 15.10 Uhr wieder in einer Schlange vor der Schule stehen (diesmal stehen die Eltern ordentlich in einer Reihe) und ihre nun müden Kinder wieder in Empfang nehmen.

Und wenn sie noch nicht genug gelernt haben, dann kommen sie morgen wieder.

Dienstag, 2. November 2010

Supermamas

Vorige Woche waren wir in Deutschland (weshalb es in der vergangenen Woche auch keinen Beitrag gab, wie vielleicht aufmerksamen Lesern nicht entgangen ist). Wir besuchten unter anderem meine Schwester, die heute vor zwei Wochen ein Baby bekam (herzlichen Glückwunsch zum Zwei-Wochen-Geburtstag liebes Nichtchen!). Ich erinnere mich noch sehr gut, dass wir uns über irgendetwas unterhielten und meine Schwester meinte plötzlich "Das weiß ich nicht mehr. Ich leide unter Stilldemenz." Leider kann ich mich meinerseits nun nicht mehr daran erinnern, aus welchem Anlass genau sie das sagte. Und obwohl ich weder Still- noch Schwangerendemenz für mich in Anspruch nehmen kann, würde ich doch gern eine allgemeine Mütterdemenz geltend machen.

Bevor ich aber nun darüber traurig bin, ist es an der Zeit, in meiner Kiste zu kramen, in der ich Zeitungsartikel aufhebe und wieder einmal einen meiner Lieblingsartikel rauszuholen. Für meine Schwester, für mich und für alle Mütter, denen es ab und zu ähnlich geht.

Vor einiger Zeit stand in der Sunday Times ein Artikel zu lesen, in dem beschrieben wurde, dass die Gehirne von Müttern sozusagen neu vernetzt werden und dass sie leistungsfähiger als jemals zuvor werden. In Tests mit Ratten (hmm, nun gut) fand man heraus, dass neue Rattenmütter mutiger seien und fünfmal schneller Nahrung fanden als Ratten ohne Kinder. Obwohl ich natürlich keine Ratte bin, kann ich das irgendwie nachvollziehen, schließlich müssen neue Mütter sehr viele neue Sachen in ganz kurzer Zeit lernen um ihren Nachwuchs zu schützen. Heißt das dann außerdem auf Menschen übertragen, dass man fünfmal schneller im Supermarkt ist? Hat was! Und das größere Supergehirn soll das ganze Leben anhalten und sogar noch im Alter vor Demenz schützen.

Na also, bei solchen Aussichten, was macht da schon die eine oder andere kleinere momentane Vergesslichkeit. Was wollte ich jetzt gleich noch machen?