Donnerstag, 9. Mai 2013

Abgestillt

Als das Baby kürzlich genau 19 Monate alt war, hat er sich abgestillt. Endlich. Aber irgendwie doch auch nicht endlich.

Ich habe mich nie als jemand gesehen, der sein Kleinkind noch an die Brust legen würde, aber es lief einfach so gut. Meine halbherzigen Versuche, ihm die Brust abzugewöhnen, hatte er bislang mit nächtlichem Schreien quittiert und so habe ich ihn Nacht für Nacht mit dem Stillen beruhigt. Mit 19 Monaten allerdings schlief er plötzlich für eine Nacht durch. Und dann noch eine, in der er nur urz aufwachte, seinen Schnuller wollte und dann wieder in den Schlaf sank. Das war es. Der Strom ist versiegt, die Brust gehört wieder mir und ich sollte mich freuen.

Ein Teil von mir tut es auch. Schliesslich schläft das Baby jetzt wesentlich besser und wenn er doch aufwacht, könnte auch der große Autofanatiker aufstehen (theoretisch! Praktisch hört er natürlich nichts...).

Ein kleiner Teil von mir ist jedoch auch ein bisschen traurig. Doch warum eigentlich? Nach einem Kind, dass nur 6 Wochen gestillt wurde und einem Kind, dass gar nicht gestillt wurde, weiß ich, dass Mutterliebe nicht über die Muttermilch fließt, dass man sich seinem Kind auch ohne Brustkontakt nahe fühlen kann, dass auch Flaschenkinder gesund groß werden, erst recht, wenn es sich schon um Kleinkinder und keine Babys mehr handelt. Aber ich denke, genau das ist es auch, was mich in leichte Wehmut versetzt: Mit 19 Monaten ist mein jüngstes Kind schon eine ganze Weile kein Baby mehr und mit dem Abstillen sind die Babytage nun endgültig vorbei.

Doch Wehmut hin oder her: Etwas mehr Schlaf nach mehr als 1,5 Jahren sind allen leichten Abschmiedsschmerz vom Babyzeitalter wert. In diesem Sinne: Gute Nacht!

Mittwoch, 1. Mai 2013

Motivationstrainer wider Willen

Als ich vor fast 7 Jahren eine Mutter wurde, da ahnte ich nur, welche Rollen damit auf mich zukommen würden. Ich würde mein Kind ernähren, es lieben, es trösten, wenn es sich die Kniee aufgeschlagen hätte. All das konnte ich mir schon am Tage seiner Geburt vorstellen.

Damals ahnte ich jedoch noch nicht, dass zum Muttersein auch die Rolle eines Motivationstrainers gehören würde: Seit einigen Wochen gehen die zwei Großen in den Schwimmunterricht  mit einer neuen Schwimmschule. Sie hassen es. So richtig. "Freitag ist ab jetzt mein schlimmer Tag." sagt der Große und hat schon ab Donnerstag eine faltige Stirn, weil er sich vor dem Schwimmunterricht graut. Ich sollte dafür Verständnis haben, denn schließlich rühren meine beinah einzigen schlechten Erinnerungen meiner Kindheit einzig und allein von meinem eigenen Schwimmunterricht aus der Schule her. Ich kann mich noch genau an das Grauen erinnern, dass jeder Dienstag mit sich brachte, an dem uns Herr Michaelis ins Wasser stieß, wenn wir zu lange zögerten.

Doch wirklich, ich sollte Verständnis haben. Nun müsst ihr aber verstehen: Ich habe für die Schwimmstunden der Kinder schon bezahlt. Und ganz genau deshalb hält sich mein Mitgefühl in Genzen und außerdem stößt hier keiner die Kinder ins Wasser, alle sind nett und freundlich. Die Kinder weinen und zetern trotzdem. Ein bisschen "tough laugh" ist hier gefragt und ganz viel positive Motivitation.

Und da sitze ich nun am Freitag und grinse, was das Zeug hält, bis mir die Mundwinkel schmerzen und fühle mich dabei sehr amerikanisch. "Das machst du ganz super, mein kleiner Schatz, doch, doch, du bleibst im Wasser."

"Oh doch, du bleibst im Wasser!!!! Du schwimmst doch schon fast allein, super, gaaaanz super, wirklich."

Eine halbe Stunde später ist das Wunder geschehen, die Kinder paddeln ganz zufrieden im Wasser und meine Mundwinkel begeben sich langsam wieder in ihre natürlich Position. Bis zum nächsten Freitag, wenn wir die nächste Schwimmstunde haben.