Dienstag, 29. Januar 2013

Gespräche unter kleinen Männern

Ich wünsche mir ja oft einmal in der Schule eine kleine Maus zu sein und zu sehen, wie sich meine Kinder verhalten, wenn sie mit anderen Menschen zusammen sind.

Heute hatte ich einen kleinen Einblick in ihr Leben außerhalb. Der Mittlere hatte seinen ersten Schulfreund eingeladen. Ich saß mit den drei Jungs am Abendbrottisch und hörte interessiert ihrer Unterhaltung zu.

Es ging so los, dass ich den Freund, der schon eine Zahnlücke hat, fragte, ob ihn denn auch die Zahnfee besucht habe.

Freund (F): Ja, sie war da.

Kleine Autofanatiker (KA): Und wieviel Geld hat sie dir gebracht?

F: Ich weiß nicht mehr so genau. Meine Mama hat ja gar kein Geld.

Mittlerer (M): Ja, meine Mama auch nicht viel. (Alle gucken etwas betroffen)

F: Aber mein Papa hat ganz viel Geld, weil er ganz viel arbeiten geht.

KA: Mein Papa hat auch ganz viel Geld. Mindestens 100 000 Pfund.

M: Oder 200 Pfund. Ganz viel.

KA: Der zeigt mir das immer in seinem Eimer. (zur Erklärung: Der große Autofanatiker hat einen Blecheimer, in dem er Münzen sammelt.)

F: Hast du auch ein Sparschwein?

KA: Ja, da habe ich ganz viel deutsches Geld drin. Das kann ich ausgeben, wenn ich wieder in Deutschland bin. (denkt kurz nach) Aber eigentlich spare ich das lieber und dann kaufe ich mir einen Porsche. (Alle Jungs sind beeindruckt).

F (träumerisch): Oh ja, ein Porsche.

Irgendwie kann man sich ein ganz ähnliches Gespräch von den drei kleinen Männern in 20 Jahren vorstellen, oder?

Mittwoch, 23. Januar 2013

Taschengeld: Was kostet die Welt

Wenn die Kinder größer werden, werden die Erziehungsfragen nicht weniger sondern wahrscheinlich nur andere. Natürlich muss man sich dann nicht mehr fragen, wie man das Baby dazu bekommt, in der Nacht durchzuschlafen (eine Frage, die ich mir mit meinem Baby leider immer noch stelle...). Man muss sich nicht mehr fragen, wie man das Kleinkind dazu bekommt, aufs Töpfchen zu gehen oder die Erbsen zu essen. Man muss nicht mehr befürchten, dass das Kind beim Arztbesuch das gesamte Wartezimmer mit Geschrei erfüllt.

Aber dann gibt es neue Fragen: Seit kurzem bekommt der kleine Autofanatiker Taschengeld. Nun wollte er sein neues Taschengeld ausgeben. In einem Laden fand er ein kleines Kuscheltier, das sein Herz begehrte. Natürlich war der Lustig Mann auch mit dabei. Und selbstverständlich wollte er auch so ein Kuscheltier haben. Der kleine Autofanatiker zählte sein Geld. Es würde gerade reichen, um zwei Kuscheltiere zu kaufen. Also machte er sich mit beiden Tieren auf den Weg zur Kasse. Ich war von soviel Großmut gerührt und schlug vor, das Kuscheltier für den Lustig Mann zu bezahlen. Im Nachhinein frage ich mich jetzt aber schon, ob ich nicht hätte den großen Bruder sein gutes Werk tun lassen sollen? Habe ich ihm damit nicht zu verstehen gegeben, dass es nicht gut ist, etwas für andere zu tun, auch wenn es heißt, dass man dann am Ende kein Geld mehr hat?

Und das ist noch kein Ende der Fragen, die das Taschengeld aufwirft: Was soll er alles davon kaufen? Wie ist das mit Sachen, die der Lustig Mann bekommt, der ja schließlich noch kein Taschengeld bekommt? Und soll er sich alles dafür kaufen dürfen oder sollten wir versuchen, ihn zu überzeugen, sein Geld sinnvoll auszugeben? Der große Autofanatiker hat vorgeschlafen, die Hälfte dazuzugeben, wenn er sich beispielsweise ein Buch kauft.

Die Antworten auf die Fragen habe ich bis jetzt noch nicht. Wie läuft das bei euch so ab?

Dienstag, 15. Januar 2013

Helikopter-Mama

Ich bin mir nicht sicher, ob man den Begriff auch in Deutschland verwendet, aber hier spricht man von Helikopter-Eltern, wenn sich Mama oder Papa um einfach alles im Leben des (älteren) Kindes kümmern und wie kleine Hubschrauber ständig über dem Kopf des Nachwuchses kreisen.

Ich habe mir fest vorgenommen, keine Helikopter-Mutter zu werden, wenn meine Kinder im richtigen Alter sind. Das geht gut mit meiner natürlichen Faulheit zusammen, dachte ich immer. Schon jetzt bemühe ich mich, dem kleinen Autofanatiker möglichst wenig bei den Hausaufgaben zu helfen. (Was allerdings gar nicht so einfach ist, denn die Schule setzt viel Mitarbeit der Eltern voraus, aber das nur nebenbei).

Gestern jedoch wurde mir klar, dass ich im Grunde meines Herzens eine Helikopter-Mama bin, die nur darauf wartet, herauszukommen und auf ihre Kinder losgelassen zu werden. Der kleine Autofanatiker kam mit der Aufgabe nach Hause, eine Tiermaske zu basteln. Wer es besonders schön macht, so hieß es auf dem Aufgabenzettel, darf seine Maske der Direktorin zeigen. Der Direktorin! Hätte ich mich gemäß meinem Vorhaben, keine Helikoptermutter zu werden, verhalten, hätte ich den kleinen Autofanatiker einfach so vor sich hinwerkeln lassen. Aber mein Ehrgeiz war geweckt. Die Direktorin!!! Wäre doch gelacht, wenn wir die nicht zu sehen bekommen würden, ähm, also der kleine Autofanatiker.

Die erste Stunde verbrachten wir damit, im Internet nach Bastelanleitungen zu suchen. Der kleine Autofanatiker war noch relativ interessiert. Dann ging es endlich los.

Der kleine Autofanatiker gab sich wirklich Mühe. Und ich gab mir wirklich Mühe, nicht die Aufgabe an mich zu reißen. "Das sieht aber noch nicht so schön aus", konnte ich mir aber nicht verkneifen (nein, ich bin nicht stolz darauf, aber es gibt ja Theorien, dass man sein Kind nicht ständig loben soll, also). Nicht ganz überraschend hatte der kleine Autofanatiker nach ein paar Minuten keine Lust mehr und meinte "Du kannst das jetzt mal fertig machen."

Ergebnis des Tages:
- ein frustiertes Kind, weil die Maske nicht so schön wurde, wie er wollte
- eine Mutter, die bis in den Abend eine Maske bastelte, obwohl sie wirklich andere Sachen zu tun hatte
- aber eine schöne Maske, die hoffentlich noch als Kindermaske durchgeht

Vorhaben des Tages:
- Helikopter-Mama bleibt in Zukunft im Schrank

Mittwoch, 9. Januar 2013

Wohnst Du noch?

Da sich in diesem Monat mein Geburtstag wieder einmal jährt, dachte ich kürzlich darüber nach, dass ich doch jetzt eigentlich so richtig erwachsen bin. Denn bei den meisten Menschen ist es doch so:

1. Lebensabschnitt - Man möchte älter sein als man ist.

Meine Kinder fiebern ihrem nächsten Geburtstag, an dem sie endlich wieder ein Stück älter sein werden, entgegen. Wenn sie spielen, wollen sie schon lange keine Kinder mehr sein. "Ich bin ein Teenager", sagt der 6-jährige. "Ich aber auch", kopiert ihn sein 4-jähriger Bruder.

Als Teenager dann wollen die meisten ja auch ganz schnell erwachsen werden und als solche wahrgenommen werden.

2. Lebensabschnitt - Man könnte erwachsen, will es aber nicht mehr sein.

Je nach Veranlagung, Lebenswandel oder einschneidenden Ereignissen kann dieser Lebensabschnitt entweder sehr kurz oder sehr, sehr lang andauern. Das ist die Zeit, in der man sich vor all zu viel Verantwortung drückt oder tatsächlich einfach noch keine Verantwortung hat. Gekennzeichnet ist diese Lebensphase unter anderem durch

- experimentelles Verhältnis zu Genussmitteln aller Art
- damit einhergehend ein sorgloses Verhältnis zum eigenen Körper und der Gesundheit
- die Wohnverhältnisse sind temporär geregelt (Wohngemeinschaften)
- Liebesverhältnisse ebenso
- die Wohnungseinrichtung kommt zu 95 Prozent aus einem schwedischen Möbelhaus
- wer in diesem Lebensabschnitt schon Kinder hat, hat diese so trainiert, dass sie biergartentauglich sind
- man weiß, welche Labels angesagt sind (das gilt für Mode und Musik), trägt nur im Notfall einen Anzug (oder Kostüm für Frauen) und verwendet Worte wie "hip"

3. Lebensabschnitt - ...oder lebst du schon?

Und gerade, wenn man es sich ganz gemütlich im ewigen Jugendalter eingerichtet hat, wacht man eines Tages auf und stellt fest, dass man ganz unbemerkt irgendwann in den vergangengen Jahren erwachsen geworden ist.

Hier ein paar Kontrollfragen, falls sich jemand nicht sicher ist:
- Du kennst den Namen Deines Bankberaters? Oder besser: Du hast einen Bankberater?
- Du treibst Sport oder machst Diät, weil Du Dich um Deine Gesundheit sorgst?
- Du hast schon mal ein Bier in der Kneipe abgelehnt, damit der Kater am nächsten Tag nicht so schlimm ausfallen würde?
- Überhaupt Kneipen: Wenn Du überhaupt noch gehst, brauchst Du einen Sitzplatz und laute Musik ist auch ganz schlecht?
- Du sollst ein Geschenk für Deinen 15-jährigen Neffen kaufen und hast absolut keine Ahnung?
- Du bekommst mütterliche Gefühle, wenn Du die neueste angesagte Boyband siehst?

Wenn Du eine oder mehrere Fragen mit Ja beantwortet hast, dann bist Du angekommen im Land der Erwachsenen. Ich bin auf jeden Fall schon da und mir gefällt es eigentlich ganz gut hier. Aber was kommt nur danach?