Dienstag, 1. Juli 2014

Ein Fisch names Henry

Selbstverständlich möchte ich mich auf meinem Blog nicht mit fremden Federn schmücken, aber ich möchte euch doch nicht die wunderbare Geschichte vorenthalten, die der Mittlere (in Kürze 6) am Wochenende geschrieben hat.


Es lebte einmal ein Fisch namens Henry. Er lebte mit seiner Familie im Meer. Eines Tages ging die Familie jagen. Leider starb dabei sein Vater. Glücklicherweise trafen sie einen anderen Fisch. Er sagte: "Darf ich euer Daddy sein?" Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. The End.


Ah, so viel Tragik und so viel Glück in so wenigen Worten. Da könnten sich manche Autoren und Redner ein Beispiel daran nehmen. Literaturnobelpreis hier kommen wir (Ob er Mama in seiner Dankesrede erwähnen wird? Ich hoffe es!).

Dienstag, 24. Juni 2014

Können Kinder noch ohne Internet leben?

Hier kommt die Frage des Tages: Wie wichtig ist das Internet für einen Achtjährigen? Nein, das ist keine Frage, die ich mir stelle, weil ich mir vielleicht Gedanken darüber mache, dass meine Kinder zu viel Zeit damit verbringen, auf YouTube Minecraft-Videos anzugucken. Das ist stattdessen eine Frage, mit der sich mein Achtjähriger anscheinend beschäftigt. Kürzlich wollte der kleine Autofanatiker nämlich von mir wissen: "Mama, wenn Du Dich entscheiden müsstest zwischen mir oder dem Internet, wofür würdest Du Dich entscheiden?"


Wie kommt ein Kind nur auf solche Fragen? Statt mich zu fragen, wie denn nun eigentlich das Baby in Mamas Bauch kommt, was eine völlig verständliche Frage wäre (und die bis jetzt noch von keinem Kind kam) soll ich mich zwischen Sohn und Internet entscheiden. Nicht, dass ich mich darüber beschwere. Das fällt mir die Antwort wesentlich leichter, als die Sache mit den Bienen, Blumen und Störchen zu erklären.


Er hat sich dann gefreut, dass ich mich also für ihn entscheiden würde und meinte, dass er sich im Falle des Falles auch für mich entscheiden würde. Papa würde er auch dem Internet vorziehen, allerdings mit der Begründung, dass Papa ja auch das ganze Geld verdient, dass wir zum Leben brauchen und das ist dann vielleicht doch nicht so ein großes Kompliment für den Papa. Richtig schwierig wurde es dann bei seinem nächstjüngeren Bruder, mit dem er zwar am allerschönsten spielen kann, aber der ihn in der Familie auch am allermeisten nerven kann. Da musste er erst eine Weile überlegen und war sich dann nicht ganz sicher, aber eventuell würde das Internet im Zweifelsfall doch besser sein als der Mittlere. Vielleicht ganz gut, dass man manche Entscheidungen im Leben nicht wirklich treffen muss.

Montag, 9. Juni 2014

Unsere kleine Farm

Hätte mir das jemand vor zehn Jahren prophezeit, als ich noch in London wohnte und  meine Idee eines Ausflugs aufs Land darin bestand von Nordlondon auf die andere Seite der Themse zu fahren, hätte ich laut gelacht und das für völlig unmöglich gehalten, aber es ist so: Seitdem wir auf dem Land wohnen, habe ich mich schön des Öfteren dabei ertappt, am Sonntagabend "Countryfile" anzuschauen, einer Sendung, in der es um neueste Entwicklungen in der Landwirtschaft geht.

Gestern nun war "Tag des offenen Bauernhofs". Also verbrachten wir den Sonntag auf einem Bauernhof in unserer Nachbarschaft. Schauten uns die Kühe, Schweine, Schafe und Hühner an. Fuhren auf dem Traktor. Staunten darüber, wie riesig Mähdrescher so aus der Nähe sind. Und hatten einen Riesenspaß dabei. Nein, nicht nur die Kinder. Ich auch.

Jetzt frage ich mich aber schon: Was kommt als Nächstes? Steht demnächst eine Kuh in unsererm Garten? Obwohl, vorige Woche im "Countryfile" ging es darum, wieviele Leute jährlich von Kühen verletzt werden. Da sollte ich besser doch noch mal darüber nachdenken. Eine Zwergziege wäre ohnehin der Größe des Gartens angemessener. Einen Traktor (allerdings in Kindergröße) haben wir auch schon. Es kann mit unseren eigenen kleinen Farm bald losgehen. Aber vielleicht bleibe ich auch einfach beim "Countryfile"-Anschauen. Fürs Erste.


Samstag, 10. Mai 2014

Wie sich die Zeiten ändern

Zunächst einmal möchte ich auf meinen Post von vier Jahren hinweisen:


Dienstag, 11. Mai 2010

Geburtstagsparty

Geburtstagsparty für einen Vierjährigen:
Lustige Spiele mit meinen Freunden.
Geschenke.
Kuchen.
Wissen, dass man jetzt ein großer Junge ist.

Geburtstagsparty für eine Mutter:
26 Eier
1500gr Mehl
1100 gr Zucker
5 Stück Butter
Daraus 5 Kuchen backen.
Dabei nicht die Kinder anschreien, weil sie ein Ei auf den Boden geworfen haben.
Girlanden aufhängen.
Das Haus von oben bis unten putzen.
Betten für die 7 Übernachtungsgäste beziehen.
Dabei nicht die Kinder anschreien, weil sie auf den Bettern herumhüpfen.
Partygeschenke kaufen und einpacken.
Spiele vorbereiten.
Zum dritten Mal am gleichen Tag in den Supermarkt fahren, weil man wieder was vergessen hat.
Luftballons aufblasen.
Karten mit Danksagungen schreiben.
Wissen, dass man im nächsten Jahr jemanden dafür bezahlt, sich um die Feier zu kümmern.

Ach wie anstrengend war das damals! Auch der 6.Geburtstag war noch schlimm genug.

Diese Woche feierten wir den 8. Geburtstag des kleinen Autofanatikers. Und alles war plötzlich anders.

Er hatte drei Freunde eingeladen. Und Mama sollte sich plötzlich überhaupt nicht mehr sehen lassen. Hurra, hurra, hurra! Ich durfte keine Spiele vorbereiten. Ein paar Luftballons, die ich aufgeblasen hatte, wurde ignoriert. Gnädigerweise wurde mir erlaubt, die Pizza in den Ofen zu schieben und ein Stück vom Geburtstagskuchen (fertig gekauft) abzuschneiden. Ansonsten sah ich die Jungs den Rest des Nachmittags nicht. Ein voller Erfolg für alle!

Dienstag, 29. April 2014

Krieg, Frieden und kleine Jungs

Am Sonntag wurde nach dem Gottesdienst dazu eingeladen, vor der Kirche Mohnsamen zu pflanzen. Diese Samen stammen von Mohnblumen von den Kriegsfeldern aus Flandern und damit soll natürlich an den Beginn des 1. Weltkrieges erinnert werden.


Da standen nun meine deutsch-englischen Jungs, 100 Jahre nachdem sich ihre Vorfahren auf beiden Seiten gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben, und verstreuten fröhlich Samen. Kann ein Symbol für den Frieden schöner aussehen?


Kleine Jungs eignen sich als ein Symbol für Frieden jedoch nur sehr bedingt. Beim Abendessen kaute zuerst der Mittlere sein Brot so, dass er eine Pistole in der Hand hatte, mit der er "Peng, peng" auf seine Brüder zielte. Der Kleine hielt mit und warf ein heiteres "Hände hoch" in die Runde, bevor er mit seinen kleinen Fingerchen auch abdrückte. Ich musste darüber nachdenken, ob kleine Jungs vor 100 Jahren wohl viel anders waren. Natürlich haben sich seitdem die Erziehungsmethoden sehr verändert, aber kleine Jungs? Die haben bestimmt auch schon vor 100 Jahren ständig miteinander kämpfen gespielt.

Donnerstag, 3. April 2014

Die unsichtbare Nabelschnur

Im Grunde genommen sollten Glucken wie ich eigentlich gar keine Kinder bekommen. Denn gluckenhafte Mütter sind nur glücklich, wenn sie zu jedem Zeitpunkt ganz genau wissen, wo sich ihre Kinder befinden, am glücklichsten sind sie, wenn sich alle Kinder in greifbarer Nähe befinden und am liebsten würden sie die unsichtbare Nabelschnur niemals durchtrennen. Kinder dagegen haben vom Moment der Geburt an nichts Eiligeres zu tun, als diese unsichtbare Nabelschnur zuerst immer weiter zu dehnen und schließlich ganz zu zerreißen. Jeder Entwicklungsschritt ist ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit.


Mit größeren Kindern kommt immer mehr Unabhängigkeit und die richtige Balance zwischen meiner inneren Glucke und meiner Vernunftsmutter, die sich über selbstbewusste und selbstständige Kinder freut, zu finden, fällt mir nicht immer leicht. Diese Woche hatten wir so einen Fall: Der kleine Autofanatiker hatte abends zwischen 19 und 20 Uhr ein Theaterstück in der Schule. Und er wollte unbedingt allein hinlaufen. Die Vernunftsmutter in mir meinte "Prima! Noch vor ein paar Monaten hätte er sich das nicht selbst zugetraut, da wäre er noch nicht mal allein auf die Jungstoilette gegangen.", die Gluckenmutter in mir mahnte "Aber was ist, wenn ihm was passiert??? Er ist doch noch so klein und arglos. Und dann auch noch abends!"


Nun muss man dazu wissen, dass wir ungefähr 150 Meter entfernt von der Schule wohnen. Eine Straße gibt es bis dahin nicht zu überqueren und seit der Sommerzeit ist es auch um 20 Uhr noch taghell. Viel zu überlegen gibt es da eigentlich nicht. Trotzdem war mir bei dem Gedanken, mein (nicht mehr ganz so) kleines Kind allein abends loszuschicken nicht wohl. Ist das eigentlich legal oder verletzt man dabei die Aufsichtspflicht? Die Antwort auf diese Frage weiß ich zwar immer noch nicht, aber am Ende habe ich es mit seiner Klassenlehrerin besprochen. Und sie hat einen Kompromiss vorgeschlagen, der Glucken- und Vernunftsmutter gleichermaßen befriedigt hat. Denn sie hat mir einfach ihre Handynummer gegeben. Als der kleine Autofanatiker das Haus verließ, schickte ich ihr eine SMS. Drei Minuten schrieb sie zurück "Er ist angekommen." Für den Rückweg bat ich eine Nachbarin, die ein gleichaltriges Kind hat, ein Auge auf ihn zu werfen. Ganz stolz war er kurz nach 8 wieder daheim. An diesem Tag haben wir beide etwas Wichtiges gelernt.


Als die allergrößte Glucke entpuppte sich allerdings überraschenderweise der große Autofanatiker. Nur mit Mühe konnte ich ihn davon abhalten, kurz nach dem kleinen Autofanatiker das Haus zu verlassen, um ihm ganz unauffällig zu folgen. Wer hätte das gedacht!

Mittwoch, 26. März 2014

Midlife-Crisis

Kürzlich hatte ich eine kleinere Midlife-Crisis. Nein, keine Krise in der ich mir darüber Gedanken machte, dass vielleicht schon die Hälfte meines Lebens vorbei ist und ich immer noch nie Bungee-Jumping war und es wahrscheinlich auch nie mehr tun werde (mal abgesehen davon, dass ich noch nie das Bedürfnis hatte, mich von irgendwo mit einem Gummiseil um meine Beine herunterzustürzen, aber das nur nebenbei). Es war auch keine Midlife-Crisis der Art, dass ich mir einen jüngeren Lover angelacht und mir den Sportwagen des großen Autofanatikers für eine Spritztour ausgeliehen hätte.

Nein, meine kleinere Midlife-Crisis betraf eine andere Lebenshälfte. Neulich machte ich mir nämlich Gedanken darüber, dass der kleine Autofanatiker in Kürze acht Jahre alt wird und damit vielleicht schon die Hälfte seines Lebens, dass er täglich mit mir verbringen wird, erreicht hat. Und dabei ist er doch gerade erst geboren!

Auch wenn er sich wirklich nicht mehr so verhält, als wäre er gerade erst geboren. Im Gegenteil. Für seinen achten Geburtstag wünscht er sich ein Bankkonto. Ein Bankkonto!!!!! Der Junge klingt, als wäre er seinem 80. Geburtstag näher als seinem 8. Kein Wunder, wenn sich Mama da alt und krisengeschüttelt fühlt.

Und dann macht er sich neuerdings Gedanken über sein Essverhalten und sein Gewicht. "Ich habe mich jetzt selbst auf eine Diät gesetzt", erklärt er mir und lehnt die Schokolade ab. "Ich möchte etwas Gewicht abnehmen." Bis jetzt habe ich noch nicht herausgefunden, woher dieser Gedanke kommt, aber etwas erschrocken war ich davon schon. Spricht man in der Schule über so etwas? In den von ihm heiß geliebten Fernsehprogrammen wird zwar ständig gekämpft, aber nicht über Figurprobleme diskutiert. Auch daheim sind Diäten oder Gewichtsabnahme kein Thema.

Das Gute ist jedoch, dass er plötzlich Interesse an Sport zeigt. Und dann doch eigentlich erst 8 Jahre alt ist: "Ich will jetzt ganz viel Sport treiben. So alle Sachen. Rugby und so. Und dann bekomme ich ganz viel Geld dafür."
Ich: "Und wer soll dir das ganze Geld bezahlen?"
Er: "Na, sowas bezahlt die Regierung."
Ach schön, er ist doch noch nicht ganz erwachsen. Vielleicht freut er sich nebem dem Bankkonto ja doch noch über ein paar Spielsachen zu seinem Geburtstag.

Montag, 17. März 2014

Mama, man darf nicht lügen!

Wahrscheinlich werden mir die allermeisten Eltern darin zustimmen, dass wir unsere Kinder dazu erziehen wollen, nicht zu lügen. Diesen Grundsatz habe ich natürlich auch ganz selbstverständlich schon meinen Kindern so weitergegeben. Wahrscheinlich werden mir aber die meisten ebenso zustimmen, dass es im Alltag nicht nur ein Schwarz und Weiß der Lüge oder Wahrheit gibt, sondern auch einen recht großen Graubereich. Jeder Mann wird wissen, dass es für, na sagen wir mal, Missstimmung sorgen kann, wenn Mann auf die Frage "Sieht mein Hintern in dem Kleid dick aus?" mit zu viel Ehrlichkeit antwortet.




Ich hatte gedacht, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis ich meinen Kindern diese Feinheiten von Lüge, Wahrheit und Diplomatie auseinandersetzen müsste. Schließlich sagen sie mir jetzt noch mit kindlicher Offenheit und gänzlich ohne Gespür für weibliche Befindlichkeiten "Mama, dein Bauch ist dick." Doch der Tag, an dem ich in Erklärungsnot kommen würde, kam schon am Wochenende. Da nämlich kam Annie Bear zu uns nach Hause.


Annie Bear ist der Schulteddy, der jedes Wochenende ein anderes Kind heimsucht, ähm, besucht. An diesem Wochenende muss das Kind dann in ein Teddytagebuch eintragen, was es alles für tolle Sachen mit Annie Bear gemacht hat. Ich bin ja der Überzeugung, dass die Lehrer nur wissen wollen, was die Eltern so am Wochenende machen, aber angeblich ist der Lerneffekt gaaaanz toll. Bei allen anderen Kindern. Selbstverständlich las ich die Einträge der anderen Kinder (schließlich will ich auch wissen, was die anderen Eltern so machen). Jeder einzelne Eintrag (der im übrigen von den Eltern und nicht von den Kindern geschrieben wurde) begann mit dem Satz "Wir sind ja so aufgeregt, dass Annie Bear endlich bei uns zu Hause ist". Und dann kam eine lange Liste mit lauter Sachen, die extra mit Annie Bear gemacht wurden. Natürlich wurde dies auch noch alles fotodokumentarisch festgehalten.


Und bei uns? Wenn ich nun jetzt die ganze Wahrheit in das Teddytagebuch geschrieben hätte, dann hätte mein Eintrag so lauten müssen: "Der Mittlere war überhaupt nicht aufgeregt, dass Annie Bear uns besucht hat. Annie Bear hat das ganze Wochenende in ihren Rucksack zugebracht und keine Sau hat sich auch nur im Geringsten um sie gekümmert, weil der Mittlere absolut kein Interesse an diesem dämlichen Teddy hatte und ganz sicher nicht an die Schule erinnert werden wollte."


Konnte ich das wirklich schreiben? Nein, natürlich nicht! Also musste ich mir mit dem Mittleren eine Geschichte ausdenken (schließlich musste er es in der Schule dann vorstellen). Und als er unschuldig meinte "Aber Mama, man darf doch nicht lügen!", musste ich ihm auch noch den Unterschied von Lüge, Wahrheit und dem Anforderungen des Zusammenlebens erklären. Insofern war es vielleicht doch ein Lernerfolg in der Schule des Lebens. Danke, Annie Bear!


Dienstag, 4. März 2014

Heute ist ein schöner Tag

Der Mittlere, der normalerweise gern in die Schule geht, hatte in den letzten Tag keine rechte Lust und musste mit viel Tränen am Schultor verabschiedet werden. Heute aber meinte er "Heute ist ein guter Tag." Und wo er recht hat, hat er recht.


Heute ist ein guter Tag...


... weil die Sonne scheint.


... weil heute der Tag ist, an dem ich froh bin, nicht in Deutschland zu wohnen und daher meine Kinder nicht als Indianer, Powerranger oder Soldaten (oder was man in diesem Jahr eben so trägt) verkleiden zu müssen. Gleichzeitig muss ich keine Süßigkeiten für verkleidete fremde Kinder bereithalten, sondern kann sie alle allein essen.


... weil heute noch mal richtig geschlemmt wird, bevor morgen die Fastenzeit beginnt.


... weil man heute nicht überlegen muss, was es zum Abendessen gibt (am Faschingsdienstag gibt es in England traditionellerweise Eierkuchen).


... weil ich heute endlich den letzten Umzugskarton ausgepackt habe!

Mittwoch, 26. Februar 2014

Mein Jodeldiplom

Nach fast acht Jahren, in denen ich fast meine gesamte Lebenszeit entweder mit meinen Kindern oder Arbeit verbrachte und dabei andere Interessen und Hobbies etwas aus dem Blick verloren hatte, wollte ich nun wieder einmal etwas nur für mich tun. Versteht mich nicht falsch, ich habe meine Kinder gern zu meinem Haupthobby gemacht und mir hat auch nichts gefehlt. Aber jetzt sollte es nun wieder mal etwas eigenes sein, etwas nur für mich. Mein Jodeldiplom, um es mal mit Loriot auszudrücken (nebenbei: das Verständnis für Loriot-Zitate bei meinen englischen Mitmenschen fehlt mir schon).


Die Auswahl fiel nicht zu schwer. Vielleicht endlich mal etwas im Sportbereich? Theoretisch nicht schlecht. Praktisch wusste ich, dass ich nicht mehr als maximal zwei Wochen durchhalten würde. Schon bei dem Gedanken, mich in unangehem riechenden Umkleideräumen umziehen zu müssen und das auch noch im kalten Winter, hatte ich keine Lust mehr. Dann etwas Kreatives oder intellektuell Stimulierendes? Das Angebot an Kursen ist auf dem englischen Land begrenzt. Blieb also noch ein Chor. Singen ist gut für die körperliche und geistige Gesundheit, macht Spaß und man trifft auch mal wieder Leute, die völlig andere Sachen machen.


Die Kinder waren allerdings weniger begeistert.


Am ersten Abend hingen alle drei an meinem Bein und weinten herzerweichend. Man hätte meinen können, ich würde sie mindestens für die nächsten sechs Monate verlassen. "Mama, bitte geh - schluchz - nihicht."
"Ich kommte in zwei Stunden wieder, von denen ihr die meiste Zeit ohnehin schlaft."
"Nein Mama, du darfst nicht gehen."


Mama ging trotzdem. In der nächsten Woche hatte sich der Mittlere schon daran gewöhnt und gemerkt, dass man durchaus auch einige Vergünstigen bekommen kann, wenn nur Papa daheim ist. Es weinten nur noch Ältester und Jüngster.


Jetzt nach fast zwei Monaten mault nur noch der Älteste "Mama, ich will aber nicht, dass du gehst." und drückt sich noch einmal an mich. Wie lange noch wird es ihnen so wichtig sein, dass ihre Mama bei ihnen ist?


Lange sicher nicht mehr. Und auch mit einer Prise Wehmut freue ich mich, dass sowohl die Kinder als auch ich ein bisschen mehr Unabhängigkeit gelernt haben. Meinem Jodeldiplom steht nichts mehr im Weg. Holleri du dödel di.







Samstag, 15. Februar 2014

Waschtag

Manche Leute mögen das befremdlich oder regelrecht traurig finden, aber ich bekenne mich dazu, dass ich wirkliche Freude an den einfachen Dingen des Lebens empfinde. Und ich meine damit nicht nur die scheinbar kleinen Sachen des Alltags, die so kleine Sachen eigentlich gar nicht sind und die im Grunde jeder schön findet, wie zum Beispiel ein wärmendes Kaminfeuer an einem kalten Wintertag, ein fröhliches Kinderlachen, die ersten Schneeglöckchen, der freundliche Fremde, der einem einen Platz im überfüllten Zug anbietet. Nein, ich meine eher Dinge wie ein frisch bezogenes Bett, in Ruhe auf der Toilette zu sitzen, ohne dass ein Kind nach einem schreit oder auch Wäsche, die im Garten auf der Wäscheleine flattert.


In einem fünfköpfigen Haushalt fällt natürlich so einiges an Wäsche an (besonders wenn man einem Kleinkind gerade die Windeln abtrainiert). Und es hat den Anschein, als sei ich die Einzige, die weiß, wie man die Waschmaschine bedient. Als ich mit den Kindern zu Weihnachten für zehn Tage in Deutschland war, holte uns der große Autofanatiker ab und trug einen neuen Pullover. Als ich ihn darauf ansprach, meinte er "Ich hatte nichts Sauberes mehr im Kleiderschrank." Aber das nur am Rande.


Ich verbringe jedenfalls jede Woche viel Zeit mit der Wäsche. Da ist es gut, wenn mich durchaus einige Aspekte dieser Tätigkeit mit Befriedigung erfüllen. Wie eben die fröhlich flatternde Wäsche. In den letzten Monaten gab es allerdings wetterbedingt kaum Gelegenheit, die neue Wäscheleine im Garten zu testen.


Heute morgen jedoch war der Himmel blau und es wehte ein, ähm, Lüftchen. Ein stärkeres Lüftchen, also eher ein regelrechter Sturm, der mich die halbe Nacht wachgehalten hatte (dabei können wir uns hier noch glücklich schätzen, schließlich sind wir persönlich von den Überschwemmungen und Sturmverwüstungen nicht betroffen). Macht nichts, dachte ich, viel Wind hilft viel. Und hängte zufrieden die Wäsche in den Garten. Dann musste ich mich jedoch einer Tatsache stellen, die mir natürlich schon längst bekannt war, ich wusste nur nicht, dass es auch im Zusammenhang mit flatternder Wäsche gilt: Es gibt durchaus zu viel des Guten. Erst wickelte sich ein Bettlaken so um die Leine, dass es nicht mehr trocken werden konnte. Dann flog ein T-Shirt durch den Garten. Eine halbe Stunde später holte ich die ganze Wäsche traurig wieder rein. Viel hilft eben leider doch nicht immer viel.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Jungsfreuden

Ich bin ein großer Anhänger von Unterhaltungsmöglichkeiten für meine Kinder, die mit wenig Geld und wenig Anstrengung meinerseits verbunden sind. In nasse Pfützen springen zum Beispiel. Nach der Anschaffung von Gummistiefeln völlig kostenfrei und nur insofern anstrengend, als man selbst in meist ungemütlichem Wetter neben der Pfütze stehen muss. Aber immerhin bekommen Mutter und Kind bei der Gelegenheit frische Luft in die Lungen gepustet und die überschäumende Freude, die ein Kleinkind beim Springen in die Pfütze zu empfinden scheint, machen die Kälte meist wieder wett.


Nun regnet es allerdings schon seit mehreren Wochen fast ohne Pause und selbst das Baby springt nur noch halbherzig in die Pfützen, die uns auf dem Schulweg begegnen. Da kam es gerade passend, dass diese Woche die Straße vor unserem Haus gebaut wird. Ach, was gibt es da alles zu gucken! Kleine Walzen, große Walzen, Kipplaster und lauter solche Sachen, die ein kleines Jungsherz begeistern.


Alle drei Kinder hingen stundenlang am Fenster, um die Straßenbauarbeiter bei der Arbeit zu beobachten und lautstark zu kommentieren. "Mama, der Mann der die saubersten Sachen anhat, der sagt den anderen immer, was sie machen sollen. Das will ich auch mal machen." Schon im zarten Alter von fünf Jahren hat der Mittlerste erkannt, dass er sich eines Tages nicht selbst die Hände dreckig machen möchte, sondern lieber andere Leute herumkommandiert. Naja, er übt es jetzt schon genügend an seinen Brüdern.


Und was für eine Freude hatten die Kinder erst, wenn wir das Haus verließen. Besonders das Baby sprang vor Begeisterung auf und ab und löste große Heiterkeit bei den Bauarbeitern aus, wenn er ihnen ganz sachverständig den Daumen nach oben entgegenstreckte.


Jetzt sieht es allerdings so aus, als wäre die Straße fast fertig. Was soll ich nächste Woche dann nur für ein Unterhaltungsprogramm bieten?! Neben einem Bagger sehen alle anderen Möglichkeiten doch irgendwie lahm und zweitklassig aus.

Sonntag, 19. Januar 2014

Mamas Computerspiele

Es ist bereits seit geraumer Zeit eine Tatsache, dass mir meine Kinder im Umgang mit Tablets Meilen voraus sind. Selbst der Zweijährige schafft es, mit seinen kleinen Fingerchen schon ausgezeichnet und ganz sachverständig über das iPad zu wischen und sich ein Spiel einzustellen. An mir ist die ganze Smartphoneentwicklung, Apps und alle Arten von Tablets ziemlich vorbeigerauscht. Wenn ich denn schon mal versuche, eines der von meinen Kindern heißgeliebten Spiele mitzuspielen, dann sind sie mir natürlich haushoch überlegen.




Bis zum heutigen Tag. Ha. Denn seit heute haben sie Tetris. Und bei Tetris habe ich einen Vorsprung, denn Tetris gibt es schon SEHR lange. Die Kinder können es überhaupt nicht gut, aber ich, ja ICH, schaffe es locker ein Level nach dem anderen nach oben. Hahaha. Endlich höre ich bewundernde und völlig überraschte Sätze wie "Mama, du kannst das ja so gut."




Zumindest in den ersten zehn Minuten. Danach höre ich nur noch "Mama, jetzt will ich auch mal wieder" ,"Mama, jetzt kümmer dich doch mal wieder um uns." oder "Mama, du sagst immer, wir dürfen nicht lange spielen und jetzt spielst du schon so lange."




Dann höre ich nur noch "Bla bla...rummmms (die Jungs wälzen sich inzwischen auf dem Fußboden)...bla bla." Denn von meiner Umgebung nehme ich nicht mehr viel wahr. Computerspiele haben Suchtgefahr. Level 6, Level 7. Irgendwo schreit ein Kind. Egal, wird sich schon wieder beruhigen.


Zum Glück ist irgendwann die Batterie alle. Mir tut schon meine Hand weh. In Zukunft werde ich mich lieber weiter von allen Tablets fernhalten. Wer weiß, was sonst noch alles passiert. Sollen sie doch wieder besser sein als ich.

Erziehung wird überbewertet

Dieser Tage hatte ich wieder einmal Gelegenheit, den Spruch "Erziehung ist überflüssig, die Kinder machen einem doch alles nach" im wahren Leben zu beobachten.


Ich wollte sie dazu bewegen, ihre Spielsachen wegzuräumen und schimpfte, weil es nur SEHR langsam vor sich ging.


"Ich kann nicht alles auf einmal machen", beschwerte sich der Große. Wo hatte ich das nur schon mal gehört? Ach ja, bei mir. Mein Standardsatz, wenn mehrere Kinder gleichzeitig etwas von mir wollen.


"Ich habe schließlich nicht vier Paar Hände", legte der Mittlere nach. Sage ich das etwa auch manchmal. Muss wohl so sein.


Das war natürlich kein Einzelfall. Ständig erlebe ich bei meinen Kindern, wie sie mir Sätze wieder an den Kopf werfen, die sie zuerst von mir gehört haben. Schon der Kleine hat in seinem mageren Vokubalur "Don't touch" verinnerlicht und erzieht Besucher, die es etwa wagen, an der Tür nicht sofort ihre Schuhe auszuziehen mit einem aufgeregten "Schuhe aus!!!". Ich gelobe dann immer Besserung, nicht mehr mit Mutti-haften Routinesätzen um mich zu werfen - lange hält es aber nie an.


Bei manchen Dingen warte ich allerdings noch, dass die Vorbildwirkung einsetzt. Zum Beispiel bei den Tischmanieren. Oder sollte ich mich da noch einmal ganz genau selbst beobachten, wie ich mich bei Tisch benehme??

Sonntag, 12. Januar 2014

Alt wie eine Kuh

Auch im eher fortgeschrittenen Alter (zumindest aus der Perspektive meiner Kinder) lerne ich ständig neue Sachen. Einige meiner Erkenntnisse der letzten Monate möchte ich euch nicht vorenthalten:


1. Bei einem Umzug verschwinden die merkwürdigsten Sachen - Dem Spruch "Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt." habe ich eigentlich immer zugestimmt. Allerdings dachte ich, dass der große Unterschied zwischen einem Umzug und einem Hausbrand darin besteht, dass man bei einem Umzug einfach viele Sachen wegwirft, während man es sich bei einem Brand nicht aussuchen kann, welche Sachen man behält und welche dem Feuer zum Opfer fallen. Das stimmt sicher für viele wichtige Dinge wie Reisepässe, Unterlagen oder Fotoalben, aber bei unserem letzten Umzug sind auch einfach Dinge verschwunden, wo ich mir nicht erklären kann, was mit denen passiert ist. Oder wie kann man einfach elektrische Zahnbürsten für die Kinder verlieren?!


2. Das wahre Landleben - Als wir nach der Geburt des Mittleren nach Surrey gezogen sind, kam mir das im Vergleich zu London wie das Landleben vor. Erst jetzt habe ich gemerkt, dass man innerhalb der M25 immer noch zum Großraum London gehört. Nun leben wir wirklich auf dem Land. Kein Laden ist zu Fuß zu erreichen, das nächste Starbucks ist Meilen entfernt. Trug man in Surrey die richtige Marke Gummistiefel um zu zeigen, dass man zur Mittelklasse gehört, braucht man hier Gummistiefel (egal welcher Marke) um sich auf schlammigen Wegen nicht die guten Schuhe zu ruinieren (leider habe ich diese Erkenntnis erst gestern gewonnen, NACHDEM ich mir auf einem extrem schlammigen Weg meine guten Schuhe ruiniert habe..).


3. Geschmack ändert sich - Obwohl wir auf dem englischen Land wohnen, kommen mir manche Sachen sehr vertraut vor. Ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen. Nach dem Abitur konnte ich nicht schnell genug die Tasche packen, um dem Dorfleben zu entkommen und nie wieder da zu wohnen. Bald war meine mittelgroße Universitätsstadt nicht mehr groß genug und es musste London sein. Knapp zwanzig Jahre später wohne ich wieder auf dem Dorf - und es gefällt mir! Es gefällt mir, dass ich meine Nachbarn kenne. Es gefällt mir, dass ich in der Krabbelgruppe des Dorfes schon nach wenigen Monaten alle Leute kenne. Es gefällt mir, dass es hier ruhig und alles etwas langsamer ist. Wer weiß, ob es mir immer noch gefällt, wenn die Kinder größer sind, aber der Geschmack am und im Leben ändert sich eben immer wieder.


4. Kinder sind anpassungsfähiger als gedacht - Vor unserem Umzug hatte ich Sorge, dass die Kinder die relativ große Umstellung (schließlich haben sie ihre Schule gewechselt) nicht gut verkraften würden. Aber ich wurde positiv überrascht: Nach ein paar Tränchen in den ersten Schultagen gingen sie in ihre neue Schule, als wären sie schon immer da gewesen. Manchmal kann man Kindern vielleicht doch mehr zutrauen.