Freitag, 30. November 2012

Mama ist die Chefin

Vergangenen Sonntag las ich einen längeren Artikel in der Sonntagszeitung, dass sich manche Vollzeitmütter heute gern als Geschäftsführer im häuslichen Bereich sehen und ihre Familie als ein Unternehmen führen.
 
Natürlich kann ich gewisse Parallelen sehen (gab es da nicht sogar mal eine Werbung in Deutschland, in dem sich eine Mutter in einem Vorstellungsgespräch als "Managerin eines mittleren Familienunternehmens" vorstellt?), aber der Vergleich hinkt auch in wichtigen Punkten:
 
- Wenn ein Geschäftsführer etwas sagt, machen die Angestellten das und schreien nicht "Nein, das mache ich nicht, du dummer Geschäftsführer" (auch wenn sie es vielleicht denken).
- Ein Geschäftsführer muss niemals seinen eigenen Kaffee machen. Eine Mutter macht ständig Getränke und Essen für alle Leute.
- Ein Geschäftsführer kann delegieren. Eine Mutter muss den dreckigen Popo selbst abwischen.
- Ein Geschäftsführer bekommt Respekt, Anerkennung und am Ende des Monats einen dicken Gehaltsscheck. Eine Mutter bekommt, äh...hm..... einen Dampfreiniger zu Weihnachten, wenn sie ganz viel Glück hat (siehe Post von letzter Woche).
- Wenn die Angestellten ein Problem miteinander haben, suchen sie ein Personalgespräch und werfen sich nicht gegenseitig Hausschuhe an den Kopf.
- Auch ein extrem vielbeschäftigter Geschäftsführer hat mal Feierabend und wird nur selten mitten in der Nacht von Angestellten aus dem Bett geholt. Ich wurde in der vergangenen Nacht von allen drei meiner "Angestellten" geweckt. Mehrmals.
- Allerdings muss man auch feststellen, dass ein Geschäftsführer seinen Job verlieren kann. Bei einer Mutter ist das wesentlich unwahrscheinlicher.
 
Deshalb (und nicht nur deshalb) reicht es mir nach wie vor, mich als Mutter zu bezeichnen und nicht als Managerin meines mittelgroßen Familienunternehmens. Die Chefin bin ich trotzdem.

Mittwoch, 21. November 2012

Das neue Ich


Kürzlich schrieb der kleine Autofanatiker seinen Wunschzettel für den Weihnachtsmann. Und weil er einmal so schön dabei war, schrieb er auch gleich noch einen an den Weihnachtsmann für seine Mama:

"Lieber Weihnachtsmann, Mama hätte gern einen X5 Dampfreiniger."

Hä??? Denkt mein lieber Sohn, ein Dampfreiniger (oder irgendein anderes Putzgerät) würden mir eine Freude zu Weihnachten machen? Sieht er mich wirklich so? Oder noch schlimmer: Bin ich ganz allmählich zu einem Menschen geworden, der sich tatsächlich über Reinigungsgeräte freut?

Die Bloggerin Frau Mutter hat vor ein paar Wochen auf ihrem Blog über die verschiedenen Rollen nachgedacht, die eine Mutter so den ganzen Tag lang erfüllt. Also Mutter, Kollegin, Putzfrau, Nachbarin, Geliebte etc. Und sich dabei gefragt, wann sie denn einfach mal nur sie selbst ist. Natürlich verstehe ich die Frage vollkommen. Einfach mal nur ich selbst sein, kommt nach einer langen List von Dingen, die zuerst erledigt werden wollen. Aber was ist eigentlich "Ich" (ohne jetzt ganz philosophisch werden zu wollen, es ist schon spät)? Ist es das alte Ich, das noch keine Kinder kannte? Und gibt es das überhaupt noch?

Ich denke doch, dass sich das mit den Kindern so langsam verändert hat. Zwar denke ich manchmal noch melancholisch an mein altes Ich, aber mein neues Ich hat auch ein paar tolle Seiten:

- mein neues Ich hat andere Prioritäten und regt sich nicht mehr so schnell über nebensächliche Dinge auf (jedenfalls immer öfter);
- mein neues Ich kann sich an Sachen erfreuen, die das alte Ich ganz selbstverständlich hingenommen hat: ungestörter Nachtschlaf, allein auf die Toilette zu gehen, eine ganze Tasse Kaffee auszutrinken bevor sie kalt wird;
- mein neues Ich kann sich an Sachen erfreuen, die das alte Ich nicht mal gesehen hat: Bagger, Züge, Betonmischer, Ritterbücher etc;
- mein neues Ich lacht mehr (natürlich hat auch mein altes Ich viel gelacht, aber wahrscheinlich nicht ganz so oft und heftig wie durch die täglichen Albernheiten der Kinder);
- mein neues Ich lebt gesünder, ist fitter und 10 Kilo leichter als mein altes Ich.

Aber um das noch einmal klar zu stellen: Mein neues Ich freut sich NICHT über Dampfreiniger zu Weihnachten (nur falls der Weihnachtsmann das auch liest).

Donnerstag, 15. November 2012

Wenn Mama mal auf Reise geht

Morgen fahren das Baby und ich für ein Wochenende nach Deutschland. Die zwei Großen bleiben inzwischen bei ihrem Vater. Angesichts dieser Tatsache ist mir heute das Folgende aufgefallen:

Wenn Mama für ein paar Tage verreist:
- sie packt ihre Sachen und die des Babys
- sie packt die Sachen der anderen Kinder, die das Wochenende bei ihren Großeltern verbringen werden
- sie legt die Schuluniform für die Schultage raus, an denen sie nicht da ist
- sie füllt den Kühlschrank, damit keiner verhungert
- sie hinterlässt genaue Anweisungen in schriftlicher Form, was wann mit in die Schule genommen werden muss, wer welche Hausaufgaben machen soll und Notfallnummern für den Doktor
- sie beruhigt die Kinder, die in Tränen aufgelöst sind, weil Mama für drei Nächte nicht da ist
- sie räumt das Haus auf und wäscht noch mal schnell alle Wäsche, damit der Wäschehaufen nicht so groß ist, wenn sie wiederkommt

Wenn Papa für ein paar Tage verreist:
- er packt seine Sachen und geht

Der Gerechtigkeit halber sollte man sagen, dass Papa sich natürlich auch um seine Arbeitssachen kümmert und die Kinder sind ja sozusagen meine Arbeit. Allerdings habe ich meine Zweifel, dass es sehr viel anders wäre, wenn wir beide in Vollzeit arbeiten würden.

Samstag, 10. November 2012

Vorfreude, schönste Freude

Die letzten Halloween-Sachen sind aus den Supermärkten verschwunden und die Regale sind mit Weihnachtsgeschenken gefüllt. Wir befinden uns jetzt endgültig und eindeutig im Weihnachtsgeschäft. Und auch in der Schule geht es mit Riesenschritten auf Weihnachten zu. Diese Woche brachten beide Kinder Briefe von (über)engagierten Eltern mit nach Hause, in denen um Geld für ein Geschenk für die Lehrer an Weihnachten gebeten wurde (natürlich mit genauer Angabe, wieviel man geben sollte und wir sprechen hier nicht von 1 oder 2 Pfund pro Kind). Häääää????
 
Ich unterstütze meine Kinder gern dabei, wenn sie ihren Lehrern eine Weihnachtskarte schreiben wollen, aber ein großes Geschenk? Muss das wirklich sein? In meiner Familie habe ich gerade zum großen Teil die Geschenke an Weihnachten unter den Erwachsenen abgeschafft. Nicht, weil meine Einstellung zu Weihnachten der eines modernen Scrooge ähnelt, sondern weil ich mich nicht im Dezember abhetzen und dabei den Blick auf das Wesentliche an Weihnachten, das Kind in der Krippe, verlieren möchte. Irgendwie widerstrebt es mir, die Sammlung zu unterstützen, wenn ich den Lehrern doch sonst ohne Sammlung auch nichts geschenkt hätte.
 
Jetzt stehe ich vor der Entscheidung, entweder nichts zu geben und damit als die knausrige Deutsche dazustehen oder mich dem Druck der Menge zu beugen. Wie würdet ihr euch entscheiden??