Mittwoch, 26. Februar 2014

Mein Jodeldiplom

Nach fast acht Jahren, in denen ich fast meine gesamte Lebenszeit entweder mit meinen Kindern oder Arbeit verbrachte und dabei andere Interessen und Hobbies etwas aus dem Blick verloren hatte, wollte ich nun wieder einmal etwas nur für mich tun. Versteht mich nicht falsch, ich habe meine Kinder gern zu meinem Haupthobby gemacht und mir hat auch nichts gefehlt. Aber jetzt sollte es nun wieder mal etwas eigenes sein, etwas nur für mich. Mein Jodeldiplom, um es mal mit Loriot auszudrücken (nebenbei: das Verständnis für Loriot-Zitate bei meinen englischen Mitmenschen fehlt mir schon).


Die Auswahl fiel nicht zu schwer. Vielleicht endlich mal etwas im Sportbereich? Theoretisch nicht schlecht. Praktisch wusste ich, dass ich nicht mehr als maximal zwei Wochen durchhalten würde. Schon bei dem Gedanken, mich in unangehem riechenden Umkleideräumen umziehen zu müssen und das auch noch im kalten Winter, hatte ich keine Lust mehr. Dann etwas Kreatives oder intellektuell Stimulierendes? Das Angebot an Kursen ist auf dem englischen Land begrenzt. Blieb also noch ein Chor. Singen ist gut für die körperliche und geistige Gesundheit, macht Spaß und man trifft auch mal wieder Leute, die völlig andere Sachen machen.


Die Kinder waren allerdings weniger begeistert.


Am ersten Abend hingen alle drei an meinem Bein und weinten herzerweichend. Man hätte meinen können, ich würde sie mindestens für die nächsten sechs Monate verlassen. "Mama, bitte geh - schluchz - nihicht."
"Ich kommte in zwei Stunden wieder, von denen ihr die meiste Zeit ohnehin schlaft."
"Nein Mama, du darfst nicht gehen."


Mama ging trotzdem. In der nächsten Woche hatte sich der Mittlere schon daran gewöhnt und gemerkt, dass man durchaus auch einige Vergünstigen bekommen kann, wenn nur Papa daheim ist. Es weinten nur noch Ältester und Jüngster.


Jetzt nach fast zwei Monaten mault nur noch der Älteste "Mama, ich will aber nicht, dass du gehst." und drückt sich noch einmal an mich. Wie lange noch wird es ihnen so wichtig sein, dass ihre Mama bei ihnen ist?


Lange sicher nicht mehr. Und auch mit einer Prise Wehmut freue ich mich, dass sowohl die Kinder als auch ich ein bisschen mehr Unabhängigkeit gelernt haben. Meinem Jodeldiplom steht nichts mehr im Weg. Holleri du dödel di.







Samstag, 15. Februar 2014

Waschtag

Manche Leute mögen das befremdlich oder regelrecht traurig finden, aber ich bekenne mich dazu, dass ich wirkliche Freude an den einfachen Dingen des Lebens empfinde. Und ich meine damit nicht nur die scheinbar kleinen Sachen des Alltags, die so kleine Sachen eigentlich gar nicht sind und die im Grunde jeder schön findet, wie zum Beispiel ein wärmendes Kaminfeuer an einem kalten Wintertag, ein fröhliches Kinderlachen, die ersten Schneeglöckchen, der freundliche Fremde, der einem einen Platz im überfüllten Zug anbietet. Nein, ich meine eher Dinge wie ein frisch bezogenes Bett, in Ruhe auf der Toilette zu sitzen, ohne dass ein Kind nach einem schreit oder auch Wäsche, die im Garten auf der Wäscheleine flattert.


In einem fünfköpfigen Haushalt fällt natürlich so einiges an Wäsche an (besonders wenn man einem Kleinkind gerade die Windeln abtrainiert). Und es hat den Anschein, als sei ich die Einzige, die weiß, wie man die Waschmaschine bedient. Als ich mit den Kindern zu Weihnachten für zehn Tage in Deutschland war, holte uns der große Autofanatiker ab und trug einen neuen Pullover. Als ich ihn darauf ansprach, meinte er "Ich hatte nichts Sauberes mehr im Kleiderschrank." Aber das nur am Rande.


Ich verbringe jedenfalls jede Woche viel Zeit mit der Wäsche. Da ist es gut, wenn mich durchaus einige Aspekte dieser Tätigkeit mit Befriedigung erfüllen. Wie eben die fröhlich flatternde Wäsche. In den letzten Monaten gab es allerdings wetterbedingt kaum Gelegenheit, die neue Wäscheleine im Garten zu testen.


Heute morgen jedoch war der Himmel blau und es wehte ein, ähm, Lüftchen. Ein stärkeres Lüftchen, also eher ein regelrechter Sturm, der mich die halbe Nacht wachgehalten hatte (dabei können wir uns hier noch glücklich schätzen, schließlich sind wir persönlich von den Überschwemmungen und Sturmverwüstungen nicht betroffen). Macht nichts, dachte ich, viel Wind hilft viel. Und hängte zufrieden die Wäsche in den Garten. Dann musste ich mich jedoch einer Tatsache stellen, die mir natürlich schon längst bekannt war, ich wusste nur nicht, dass es auch im Zusammenhang mit flatternder Wäsche gilt: Es gibt durchaus zu viel des Guten. Erst wickelte sich ein Bettlaken so um die Leine, dass es nicht mehr trocken werden konnte. Dann flog ein T-Shirt durch den Garten. Eine halbe Stunde später holte ich die ganze Wäsche traurig wieder rein. Viel hilft eben leider doch nicht immer viel.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Jungsfreuden

Ich bin ein großer Anhänger von Unterhaltungsmöglichkeiten für meine Kinder, die mit wenig Geld und wenig Anstrengung meinerseits verbunden sind. In nasse Pfützen springen zum Beispiel. Nach der Anschaffung von Gummistiefeln völlig kostenfrei und nur insofern anstrengend, als man selbst in meist ungemütlichem Wetter neben der Pfütze stehen muss. Aber immerhin bekommen Mutter und Kind bei der Gelegenheit frische Luft in die Lungen gepustet und die überschäumende Freude, die ein Kleinkind beim Springen in die Pfütze zu empfinden scheint, machen die Kälte meist wieder wett.


Nun regnet es allerdings schon seit mehreren Wochen fast ohne Pause und selbst das Baby springt nur noch halbherzig in die Pfützen, die uns auf dem Schulweg begegnen. Da kam es gerade passend, dass diese Woche die Straße vor unserem Haus gebaut wird. Ach, was gibt es da alles zu gucken! Kleine Walzen, große Walzen, Kipplaster und lauter solche Sachen, die ein kleines Jungsherz begeistern.


Alle drei Kinder hingen stundenlang am Fenster, um die Straßenbauarbeiter bei der Arbeit zu beobachten und lautstark zu kommentieren. "Mama, der Mann der die saubersten Sachen anhat, der sagt den anderen immer, was sie machen sollen. Das will ich auch mal machen." Schon im zarten Alter von fünf Jahren hat der Mittlerste erkannt, dass er sich eines Tages nicht selbst die Hände dreckig machen möchte, sondern lieber andere Leute herumkommandiert. Naja, er übt es jetzt schon genügend an seinen Brüdern.


Und was für eine Freude hatten die Kinder erst, wenn wir das Haus verließen. Besonders das Baby sprang vor Begeisterung auf und ab und löste große Heiterkeit bei den Bauarbeitern aus, wenn er ihnen ganz sachverständig den Daumen nach oben entgegenstreckte.


Jetzt sieht es allerdings so aus, als wäre die Straße fast fertig. Was soll ich nächste Woche dann nur für ein Unterhaltungsprogramm bieten?! Neben einem Bagger sehen alle anderen Möglichkeiten doch irgendwie lahm und zweitklassig aus.