Dienstag, 5. April 2011

Vom Murmeln

Wenn sich die Kinder in ihrer Fantasiewelt befinden, dann murmeln sie ständig etwas vor sich hin. Besonders der kleine Autofanatiker ist oft ganz versunken in sich und seiner eigenen Welt. Schon früh beim Aufwachen höre ich, wie er vor sich hin erzählt "KKKKKKKKKK". Nein, er stottert nicht. Er übt die Buchstaben aus der Schule. Auch das Baby hat einen unbegrenzten Mitteilungsdrang. Meist richten sich seine Worte an seine Mitmenschen, aber wenn gerade keiner in der Nähe ist oder mal wieder keiner zuhört, weil zuviel Trubel ist, dann erzählt er sich selbst oder seiner Puppe, was er eben gern loswerden möchte.

Da ist es kein Wunder, dass ich auch schon angefangen habe, vor mich hinzumurmeln. Allerdings richten sich meine Kommentare meistens an Menschen in meiner Umgebung. Also zumindest indirekt. Die Hundebesitzerin aus der Nachbarschaft lässt ihren Hund mal wieder ohne Leine herumrennen, so dass er meine Jungs erschreckt. "Also, kann man denn nicht mal bisschen besser auf seinen Hund aufpassen?!" murmle ich in meinen nicht-vorhandenen Bart. Natürlich würde ich mich nie getrauen, der Frau das persönlich zu sagen. Will ich auch gar nicht, denn ein bisschen vor sich hinzumaulen, ist auch schon sehr schön. Da ich meist mit mindestens einem meiner Kinder unterwegs bin, sieht es im Moment auch noch so aus, als würde ich eigentlich mit den Kindern sprechen. Wenn ich irgendwann wieder einmal ohne Kinder unterwegs bin, muss ich mir das entweder wieder abgewöhnen oder mich damit abfinden, dass ich die verschrobene Alte werde, über die die Kinder in der Nachbarschaft lachen.

Aber das ist ein Problem für die Zukunft. Ein Problem für den Moment ist die Tatsache, dass ich mich sehr schön an das Murmeln  gewöhnt habe in der Annahme, dass mich keiner versteht. Das klappt aber natürlich nur, wenn man auch tatsächlich eine andere Sprache spricht als die meisten Mitmenschen (und auch da ist das wohl manchmal trügerisch). Kürzlich in Deutschland musste ich mir schon einige Male auf die Zunge beißen, um den einen oder anderen Kommentar nicht herausschlüpfen zu lassen. Denn eigentlich will ich ja nicht wirklich gehört werden. Nächste Woche fahren wir für zwei Wochen in den Osterurlaub nach Deutschland. Ich werde mich bemühen, meine Kommentarwut zu beherrschen. Oder im Notfall: "Can't you look after that dog properly?!"

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