Freitag, 3. Juli 2009

Ein Kreisverkehr kommt selten allein

Seitdem ich eine Mutter bin, gibt es so einige Sachen, die mich ploetzlich mit Unbehagen erfuellen, die ich vorher ganz unbekuemmert tat. Ich habe schon von anderen Muettern gehoert, die nach der Geburt Flugangst bekamen. Bei mir ist es das Auto fahren. Als wir noch in London wohnten, haette ich deshalb auch niemals freiwillig vorgeschlagen, mal eben eine Runde mit dem Auto zu drehen um in den Supermarkt zu fahren. Da schleppte ich schon lieber alles (Rucksack, Taschen und meist quengelndes Kind) und nahm den Bus.

Mit dem Umzug aufs Land blieb mir keine Wahl. Ploetzlich gab es keinen Bus mehr, der in den Supermarkt fuhr, keinen Tante-Emma-Laden in Laufnaehe und den Bahnhof auch nur umstaendlich zu erreichen.
Meine erste Autofahrt auf dem englischen Land fand irgendwann im letzten Herbst statt. Teilnehmer dieser ersten historischen Fahrt waren:

- ein grosser Autofanatiker; schreiend: "Was machst du mit meinem Auto???!!!"

- ein kleiner Autofanatiker; schreiend: "Papa soll Auto fahren."

- ein Baby; schlafend

- ich; schreiend, ohne verstaendliche Worte

Danach hielt ich es fuer angemessen, ein paar Fahrstunden mit einem neutralen Fahrlehrer zu nehmen. Die erste Fahrstunde; ich biege gutgelaunt (da niemand im Auto schreit) aus unserer Ausfahrt auf die Strasse. Der Fahrlehrer fragt sehr ruhig:

"Und, auf welcher Strassenseite fahren wir in diesem Land?"

Ich wechsle schweigend die Strassenseite...

An die sozusagen falsche Strassenseite habe ich mich nach den ersten Startschwierigkeiten schnell gewoehnt, auch dass Gangschaltung und Handbremse nun mit der linken Hand bedient werden wollen, ist kein Problem (merke: Bremse und Gas aendern ihre Position nicht!) aber mit einigen englischen Strassenverkehrsbesonderheiten dauert es etwas laenger.


Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass Englaender grundsaetzlich auf der Autobahn die mittlere Spur benutzen. Ich suche bis heute das Schild, auf dem steht "Das Benutzen der linken Spur ist nur fuer LKWs erlaubt; PKWs haben diese Spur tunlichst zu meiden."

Und dann natuerlich der Kreisverkehr. Es gibt sie in allen Groessen und Formen, mehrspurig und wenigerspurig, mit Ampel und ohne. Kann sich noch jemand an den Film "Hilfe, die Amis kommen" mit Chevy Chase erinnern. Falls nicht hier die Kurzzusammenfassung: Eine amerikanische Familie gewinnt eine Reise nach Europa und jedes Land, das sie bereisen, wird voller Klischees dargestellt. Mir ist vor allem eine Szene erinnerlich: Familie Griswold verbringt einen ganzen Tag in London auf einem roundabout. Immer wieder rundherum.
Mein liebster Kreisverkehr ist der mini-roundabout. Ich nehme an, Englaender muessen ihre Kreisel sehr lieben. Warum sonst sollte jemand auf die Idee kommen, auf einer ganz gewoehnlichen Hauptstrassenkreuzung mit einer Nebenstrasse einen Kreis auf die Strasse zu malen. Gleich bei uns in der Naehe gibt es so einen Miniaturkreisverkehr. Aus der Strasse von rechts habe ich da noch nie jemanden kommen gesehen. Aber statt nun geradeaus an der unbelebten Nebenstrasse vorbeizufahren, muessen alle Autos einen kleinen Schlenker fahren.
Warum das so ist, ist mir zwar nicht ganz einleuchtend aber ich versuche das mit den Augen des kleinen Autofanatikers zu sehen. Der findet Schlenker auf der Strasse naemlich toll. Besonders wenn man dabei singt. Und jetzt alle (auf die Melodie von "The wheels on the bus go round and round"): "Der Kreisverkehr geht rundherum, rundherum, rundherum."

1 Kommentar:

  1. Nur an Kreisverkehren gibt es die rechts-vor-links-Regelung, damit einhergehend eine Verkehrsberuhigung. In Deinem Beispiel aber nur in einer Richtung...
    Zugegeben reichlich spaet, der Kommentar ;-)

    AntwortenLöschen