Dienstag, 23. März 2010

Die Eitelkeit einer Mutter

Eines muss ich erst einmal klarstellen: ich bin kein besonders eitler Mensch. Make-up hält sich bei mir manchmal jahrelang, wäre es nicht für ein hübsches Brautjungfernkleid, was ich im vergangenen Jahr zu einer Hochzeit trug, würde der gesamte Inhalt meines Kleiderschrankes wahrscheinlich kaum etwas über 100 Euro wert sein, unter Haarpflege verstehe ich Shampoo und vielleicht noch Conditioner. Viel Zeit darf das ganze Aussehen natürlich auch nicht in Anspruch nehmen.

Bei dem kleinen Autofanatiker hat sich meine Einstellung auch noch nicht geändert. Selbstverständlich halte ich ihn für eines der wunderbarsten Kinder auf der ganzen Welt, aber wenn wir zum Friseur gehen, dann will ich einen Haarschnitt, der lange kurz bleibt und nicht einen, der schön aussieht (also damals, als der kleine Autofanatiker noch zum Friseur ging, mittlerweile lege ich ja selbst Hand an, da können selbst die wohlgesonnensten Menschen nicht mehr von einem schönen Haarschnitt sprechen, doch das ist ein anderes Thema).

Doch nun ändern sich die Dinge. Das Baby nämlich ist ein hübsches Baby. Was seine englische Großmutter schon zu der Bemerkung veranlasste: "Schade, dass er mit seinem Aussehen kein Mädchen geworden ist." Aber auch Jungs können hübsch sein und schließlich gibt es für Männer heute mindestens so viele Pflegeprodukte wie für Frauen.

Und das Allerbeste: er hat Locken. Ach, wie gern hätte ich Locken. Rote, lange Locken. Davon habe ich immer geträumt. Und jetzt habe ich ein Kind, das blonde Locken hat. Fast. Denn ganz ehrlich gesagt, selbst mit verliebtem Mutterblick muss ich das zugeben, die Locken bestehen im Ansatz, aber sie brauchen ein bißchen Hilfe, denn sonst erinnert der Kopf an ein gerupftes Huhn. Also fand ich mich kürzlich in einer größeren Drogerie vor den Haarpflegeprodukten wieder. Was gab es da für eine Riesenauswahl! Ich wollte mich gerade zwischen einem Lockenmousse und einem Lockengel entscheiden, als mich mein uneitles Gewissen zur Rede stellte. Was wollte ich da gerade für ein einjähriges Kind kaufen? Was sollte das denn für Langzeitschäden für das Kind haben! Und überhaupt, das arme Kind! Beschämt stellte ich die Sachen wieder ins Regal. Aber jetzt gerade schweigt mein Gewissen wieder und ich denke, ich werde in Kürze noch mal in die Drogerie gehen.

Ich muss mich allerdings ein bißchen beeilen. Wer weiß, wie lange sich das Baby so etwas noch gefallen lässt. Bei seinen Sachen hat er jetzt schon sehr genaue Vorstellungen, was er anziehen möchte und was nicht.

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