Dienstag, 3. August 2010

Mission deutsche Brezel

Vorige Woche erstand ich eine Brezel. Eine deutsche Brezel. Schließlich kam sie vom deutschen Bäcker in Richmond und war nach deutschem Rezept gebacken. Also eindeutig deutsch, auch wenn sie Deutschland noch nie gesehen hatte. Einige Tage drückte sie sich in meiner Tasche herum und als ich später in der Woche nach Deutschland flog, befand sie sich immer noch in meinem Gepäck. Und da dachte ich, ich könnte ihr ja jetzt mal Deutschland zeigen. Ihr unbekanntes Heimatland.

Natürlich habe ich keine Ahnung, was sie von Deutschland hielt. Das Kommunikationspotenzial einer Brezel ist sehr beschränkt. Aber ich musste doch darüber nachdenken, ob sie wohl wirklich eine deutsche Brezel war und ob Deutschland für sie ihre Heimat war.

Wie bei meinen Jungs. Dem Pass nach sind die Deutsche, aber werden sie auch mal Deutsche sein, deren Heimatland Deutschland ist, wenn sie groß sind? Obwohl wir oft nach Deutschland fahren und obwohl sie sich im Moment fließend in beiden Sprachen verständigen können, verbringen sie doch den Hauptteil ihrer prägenden Zeit in England. Und das Wort Heimat gibt es schließlich nicht ohne Grund nur in der Einzahl.

Aber vielleicht wachsen sie ja weiterhin zwischen ihren zwei Ländern auf und schaffen es, in beiden Ländern eine Heimat zu finden. Die Hoffnung habe ich. Und der kleine Autofanatiker erklärte auch erst diese Woche seinem kleinen Bruder, als der bei etwas meinte "zu Hause": "Aber das ist doch hier unser Deutschland-Zuhause."

Die Brezel jedenfalls wurde in ihrer deutschen Erst- oder Zweitheimat nicht alt: das Baby verschlang sie am Ende auf dem Weg vom Flughafen zu Oma und Opa...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen