Dienstag, 25. Mai 2010

Sonne, Sommer und das blaue Meer

Großbritannien ist bekanntermaßen eine Insel und als solche umgeben von Wasser. Da sollte man denken, dass es genug Strand für alle gibt. Wie wir allerdings am Wochenende mal wieder feststellten, stimmt dies zumindest im Südosten von England nicht. Wir hatten ein Bed and Breakfast in einem kleinen Badeort, in dem einst schon Charles Dickens weilte, an der Küste von Kent gebucht und ich freute mich schon am Freitag auf unseren ersten Sommerausflug des Jahres ans Meer.

Ein Sommerausflug ans Meer folgt bei mir normalerweise einem traditionellen Ritual und es gibt verschiedene Punkte, die abgehakt werden müssen:

1. Stau bei der Anfahrt und dann wieder bei der Rückfahrt. Am vergangenen Wochenende war hier in England das erste richtig schöne und heiße Frühsommerwochenende. Und natürlich, wie an jedem schönen Wochenende im Sommer, hatten viele Leute aus dem Großraum London die Idee, Meerluft zu schnuppern. Wenn man sich jedoch vor der Abfahrt schon moralisch auf einen Stau vorbereitet, kann man der Autoschlange ganz gelassen begegnen.

2. Die Unberechenbarkeit des englischen Wetters. Ein richtiger englischer Sommerausflug wäre kein richtiger englischer Sommerausflug wenn nicht mindestens einmal ein kompletter Wetterwechsel stattfinden würde. Bei diesem Ausflug hatten wir unser Haus bei warmen 26 Grad verlassen, als wir am Meer ankamen, war das Thermometer um 12 (ZWÖLF!!!) Grad gesunken. Es versteht sich von selbst, dass ich mit einer genügenden Anzahl von Jacken darauf vorbereitet war. Der große Autofanatiker natürlich nicht. Ein richtiger Engländer kennt keine Kälte und ignoriert die Wechselhaftigkeit des Wetters, wie zum Beispiel kleinere Regenschauer, völlig.

3. Aus Steinen eine Burg bauen. Vielleicht liegt es daran, dass ich meinen ersten Sommer in England in Brighton verbrachte, wo es ausschließlich einen Steinstrand gibt, aber Strand in England ist für mich immer mit Steinen verbunden. Und es mutet schon fast rührend an, wie die Engländer auch dies völlig zu ignorieren wissen, ihre Badetücher ausbreiten und so tun, als würde man sich ganz gemütlich auf der harten und unebenen Unterlage sonnen. Und die Kinder können durchaus auch aus Steinen Türme und ähnliches bauen. Deshalb kam es mir an diesem Wochenende schon fast ein bisschen wie Betrug vor, dass wir in einem Ort mit Sandstrand gelandet waren. Der kleine Autofanatiker forderte übrigens lautstark einen Steinstrand. Vielleicht ist er auch schon ein kleiner Traditionalist, für den Steine zum Strandausflug dazugehören.

4. Fish and chips am Strand essen. Also ohne geht es nicht. Nein, wirklich nicht. Das wäre einfach nicht richtig. Um aber noch mal auf den Steinstrand zurückzukommen: Fish and chips ohne Sand schmecken besser. Und bei Steinstränden findet man nicht auch noch tagelang Sand in den Sachen.

Alles in allem war es jedoch ein wunderschönes Wochenende, bei dem ich wieder ein kleines Stückchen vom "merry old England" sehen durfte. Es lebe die Tradition (und Tradition wird in England schließlich auch ganz groß geschrieben, wie man heute wieder an der Eröffnung des Parlaments durch die Queen sehen konnte)!




1 Kommentar:

  1. Einfach köstlich. Wir waren gerade erst in Kent für zwei Wochen im Urlaub und ich vermisse es schrecklich. Diese Geschichte hat so richtig schön die Erinnerungen hochgebracht.
    Viele Grüße aus Germany
    Gerhard

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