Dienstag, 12. Januar 2010

Leise rieselt der Schnee...

...still und starr ruht das Land. Ein Satz, der in der vergangenen Woche hier in Südengland sehr zutreffend war. Soweit ich weiß, wurde ja sogar in den deutschen Medien das Schneechaos hierzulande in den Nachrichten thematisiert. Deshalb will ich auch gar niemanden mit Berichten langweilen, was denn alles nicht funktioniert hat. Stattdessen möchte ich heute von einem anderen Phänomen schreiben: dem Stoizismus der Engländer.

In Deutschland geht man ja in der Regel davon aus, dass die Dinge so funktionieren, wie sie sollen. Züge fahren, wie sie im Fahrplan stehen. Busse ebenso. Patienten werden von Ärzten untersucht. Ja heißt ja und nein heißt nein. Und im Winter erst recht. Wenn dann aber tatsächlich mal etwas nicht funktioniert, ist die Not groß und das Geschrei noch größer. Nicht so in England. Ich will meinem Gastland nicht unterstellen, dass man sich hier eigentlich fast wundert, wenn alles reibungslos abläuft, aber manchmal könnte man schon den Eindruck bekommen. Wenn nämlich tatsächlich etwas nicht nach Plan verläuft, reagieren die meisten Engländer zunächst mit Gelassenheit. Man kann sie förmlich sagen hören, wenn es vielleicht auch nicht unbedingt ausgesprochen wird, "Na, trinken wir erst mal eine Tasse Tee und dann sehen wir weiter."

Mit gewisser Verwunderung aber auch mit einem Stück Neid durfte ich vorige Woche wieder einmal Zeuge dieses Charakterzuges werden, als sich eine ganze Nation beim Anblick einiger Schneeflocken in Kinder verwandelte. Keiner ging zur Arbeit, die Schulen wurden reihenweise geschlossen und in den Nachrichten wurde von Leuten berichtet, die Schneemänner gebaut hatten oder Eisbaden waren. Die Straßenverhältnisse waren (und sind) eine Katastrophe, die Bürgersteige noch schlimmer, aber wann immer man vor die Haustür trat, traf man auf fröhliche Fußgänger. Es herrschte Volksfeststimmung. Zumindest solange man nicht wirklich dringend irgendwohin musste. Eine befreundete Mutter, die im vorigen Winterchaos hochschwanger war und besorgt im Krankenhaus anrief, um zu fragen, was denn wäre, wenn es jetzt mit den Wehen losgehen würde, bekam ein "Viel Glück" mit auf den Weg.

Trotzdem, die vorige Woche war irgendwie herzerwärmend. Die ersten zwei Tage. Dann wurde es langweilig und inzwischen sind die Dinge mehr oder weniger wieder "back to normal". Aber ich versuche mir ein bißchen Volksfeststimmung zu bewahren.

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