Dienstag, 5. Oktober 2010

Spieglein, Spieglein an der Wand

Gestern stand vor der Schule ein Auto mit offener Motorhaube. Darübergebeugt war eine Frau, die ganz fachmännisch ein Kabel in der Hand hielt. Das allein wäre ja schon ein relativ ungewohnter Anblick gewesen. Noch ungewöhnlicher wurde der jedoch durch die Tatsache, dass die Frau auch noch einen langen Rock und ein Kopftuch trug. Ich musste fast ein bisschen lächeln, weil es so gar nicht mit dem Klischee zusammenpasst, was man im Allgemeinen, und natürlich auch sehr durch die Medien vermittelt, von Muslimas hat.

Ach ja, Klischees. Keiner kann sich ihnen entziehen und oft ist ja auch ein Körnchen oder viele Körner Wahrheit enthalten. Aber manchmal fragt man sich schon, was das soll. Wenn mir zum Beispiel Engländer ein Kompliment machen wollen und sagen, ich sei ja so nett und so gar nicht "deutsch". Dann möchte ich am Liebsten sagen, sie sollten vielleicht mal ihr Klischee von den Deutschen der Realität anpassen, Humor ist durchaus auch in Deutschland bekannt und die Nazis gibt es hauptsächlich im britischen Fernsehen und nicht so sehr in Deutschland (habe ich aber natürlich in Wirklichkeit noch nie gesagt, denn ich bin ja so nett).

Und dann wäre da das Klischee der Mamas. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer schaut mir da entgegen? Sehen mich Leute, die mich erst als Mutter kennengelernt haben, als eine typische Mama? Oder schlimmer noch: als eine MUTTI?? Die Merkmale sind ja durchaus da:
- ich könnte ständig über meine Kinder sprechen, über Schulen, Babykurse, Windeln etc, von dem, was sonst noch so in der Welt passiert, habe ich nur schleierhaft eine Ahnung,
- die Miniröcke wurden gegen praktische Kleidung eingetauscht,
- ich koche und backe für meine Lieben und bügle mittlerweile sogar T-Shirts für den kleinen Autofanatiker,
- ich benutze keine Schimpwörter mehr, spreche auch noch in Kindersprache, wenn die Kinder im Bett sind und ertappe mich öfter dabei, wie ich zum nörgelnden Erziehungsmonstrum mutiere ("Könnt ihr jetzt endlich mal das Zimmer aufräumen!")

Wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich zwar nicht unbedingt eine Mama, aber man kann mit schlimmeren Klischees assoziiert werden (schließlich gibt es auch noch positivere Merkmale, als die hier aufgezählten) und eine Mutter bin ich gern. Nur ab und zu tut es gut, auch mal aus dem Klischee auszubrechen und etwas Untypisches zu tun. Nur von dem Motorhauben halte ich mich fern. Da entspreche ich leider total dem Klischee der Frauen, die keine Ahnung von Autos haben (aber wozu lebt man mit zwei Autofanatikern).

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