Dienstag, 17. November 2009

Warum Schuluniformen auch ihr Gutes haben

Wie den meisten wahrscheinlich schon bekannt ist, gibt es in Großbritannien in den allermeisten Schulen Schuluniformen. Sogar in manchen Kindergärten und Vorschulen geht es damit schon los und je nach Schule kann es dann schon vorkommen, dass die kleinen Jungs ab 4 Jahren mit Schlips unterwegs sind, den sie dann wahrscheinlich erst im Rentenalter wieder ablegen.
Bis vor kurzem hat mir der Gedanke, dass der kleine Autofanatiker ab dem nächsten Herbst auch in eine solche Uniform gezwängt werden wird, geradezu Tränen in die Augen getrieben, so furchtbar finde ich die Idee, Kinder zu entindividualisieren und zu einem Teil einer großen Masse machen zu wollen.
Seit dem letzten Wochenende habe ich aber zum ersten Mal auch etwas Gutes an der Schuluniform entdeckt. Da erwähnte ich nämlich in großer Naivität dem großen Autofanatiker gegenüber, dass der kleine Autofanatiker doch eigentlich mal eine neue Hose benötigen würde. Ich ahnte noch nichts Schlimmes, als die beiden kurz darauf in dem Supermarkt fuhren. Auch als sie gutgelaunt wieder zurückkamen, freute ich mich noch mit ihnen. Erst als sie mir stolz das Ergebnis ihres Einkaufes zeigten, gefror das Lächeln in meinem Gesicht. Die Hose, die sie ausgesucht hatten, ist einfach scheußlich, abgrundtief hässlich, bäh, naja, ihr versteht. Und sie passte auch noch perfekt!
Ich befand mich nun in einem erzieherischen Dilemma. Sollte ich die Hose klammheimlich in den Laden zurückbringen? Sie einfach verschwinden lassen? Oder sollte ich dem kleinen Autofanatiker erlauben, damit auf die Straße zu gehen, mich damit abfinden, diese Hose ständig vor Augen haben zu müssen und möglicherweise Ausschluss aus verschiedenen Mütterkreisen riskieren? Ich hatte eigentlich gedacht, wenn man Söhne hat, muss man den Satz "So gehst du mir aber nicht aus dem Haus!" gar nicht erst in seinen Wortschatz aufnehmen und schon gar nicht im Alter von 3 Jahren. Aber da hatte ich mich offensichtlich geirrt.
Ich versuchte es zunächst mit einem Mittelweg: Bestechung. "Wollen wir nicht diese Hose wieder in den Laden bringen, gegen eine billigere eintauschen und für das Geld bekommst du dafür auch ein Auto?"
"Nein, ich will diese Hose." Ja, was sollte ich da machen. Wenn nicht mal ein Auto locken konnte, musste es ihm ernst sein. Mein mütterliches Herz war hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, mein Kind mit ästhetisch wertvollen Idealen auszustatten und seine eigene Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Am Ende siegte das Letztere, weil den kleinen Autofanatiker die Hose so offenkundig glücklich machte.
Aber, und hier kommen wir wieder auf die Schuluniform zurück, ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ab dem nächsten Jahr, für den größten Teil der Woche diese Art Diskussion hinfällig werden wird.
Diese Hose allerdings wird wohl noch eine Weile in unserem Haus bleiben. Jetzt erhielt sie auch noch das Gütesiegel von der Mrs, die ihm gestern als erstes dazu ein Kompliment aussprach. Was zählt da noch die Meinung der Mama? Und ratet mal, welche Hose er heute unbedingt wieder anziehen musste? Richtig!

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