Mittwoch, 22. Dezember 2010

Frohe Weihnachten...

...allen meinen Lesern. Ganz besonders herzliche Weihnachtswünsche auch an alle, denen es geht wie uns und die durch das Wetterchaos ihre Weihnachtspläne ändern mussten. 

Ich freue mich schon auf neue Erlebnisse mit dem Inselvolk  im Jahr 2011, die ich dann weiterhin hier mit euch teilen möchte.

Jetzt ist aber erst mal Zeit für ein Stück Stollen (kann man ja sogar im englischen Supermarkt kaufen) und einen mince pie.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Das war falsch

Gerade fällt mir ein: natürlich handelte es sich in Love Actually um einen Lobster und keinen Octopus! Hatte es schon jemand gemerkt?

Dienstag, 14. Dezember 2010

Ein Oktopus - Krippenspiel auf Englisch

Als vor ein paar Wochen die Rollen für das Krippenspiel in der Schule vergeben wurden, war ich schon ein bisschen aufgeregt, schließlich handelt es sich dabei um unser Erstes in der Schule.
"Welche Rolle hast du denn?", fragte ich daher gespannt am Nachmittag. Insgeheim hoffte ich natürlich schon auf eine von den, naja, von den Wichtigeren eben. Erster Hirte vielleicht oder Josef.

"Ich bin jemand, der nicht auf der Erde wohnt." Aha gut, dachte ich, der Verkündigungsengel, sehr wichtige Rolle und tat innerlich einen kleinen Freudensprung.

"Du meinst, du bist ein Engel?"

"Nein, das ist doch für GIRLS, Mama", meinte er ganz entrüstet.

"Was bist du denn dann?" fragte ich nun leicht verunsichert.

"Na, ich bin so einer, wie heißt das gleich, ein Alien." erklärte er mir ganz zufrieden.

Zu Jesu Geburt waren Außerirdische anwesend?????
 
Wer den Film "Tatsächlich Liebe" kennt, wird vielleicht in diesem Moment an die Szene erinnert, in dem die Tochter von Emma Thompson ihrer Mutter stolz erklärt, dass sie die Rolle des Oktopus bekommen hat. Des ersten Oktopus. Worauf Emma Thompson erstaunt fragt: "There was more than one octopus present at the birth of Jesus?" Ja, anscheinend nicht nur Meeresgetier sondern auch Außerirdische.
 
Vorige Woche war dann die große Aufführung. Und was soll ich sagen? Es war so furchtbar oder schön (je nach persönlicher Einstellung), wie Kinderkrippenspiele eben sind. Ich habe kein Wort verstanden, warum plötzlich Außerirdische auftauchten, war auch nicht ganz klar und die Musik war, nun ja, kindgerecht. Aber das spielte überhaupt keine Rolle. Mein großes Baby stand auf der Bühne. Gut, er wusste die meisten Texte nicht (ich schiebe das mal auf die Windpockenerkrankung) und guckte eigentlich eher ziemlich gelangweilt, aber da war er. Niedlich. Und plötzlich verstand ich die Faszination von Kinderaufführungen. Wenn das eigene Kind auf der Bühne steht, werden auch die langweiligsten Stücke Oscar-verdächtige Vorführungen.
 
Am Donnerstag hat das Baby sein Weihnachtskonzert im Kindergarten. Ich halte die Taschentücher schon mal bereit.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Cry baby

Vor zwei Wochen hatte ich mich ja bereits zu einigen Rätseln der Menschheit, na gut, also in meinem Leben geäußert. Inzwischen bin ich auf ein Weiteres gestoßen, bei dem ich mich frage WARUM??

Und damit meine ich nicht, warum sind hier die Schulen geschlossen, wenn es zwei Flocken schneit oder warum muss man mit Sommerreifen auf eisglatten Straßen fahren. Nein, alle diese Fragen beschäftigen mich nicht so sehr wie diese: warum kann mein kleiner Autofanatiker in ganz normalem Ton mit sämtlichen Menschen (also Vater, Bruder und Freunde, die wir auf dem Schulweg treffen) sprechen, aber sobald er mich sieht, schlägt seine Stimme in diesen weinerlichen Ton um und er klagt mit Tränen in der Stimme und in den Augen "Ich will nicht in die Schule."

Seitdem wir unsere Windpockenferien hatten, die durch zwei Tage schulfrei aufgrund von ein paar Zentimetern Schnee noch verlängert wurden, hat der kleine Autofanatiker keine Lust mehr auf Schule. Gestern jammerte er den ganzen Schulweg über, dass er wirklich überhaupt gar nicht in die Schule gehen wollte, aber sobald wir an der Schule angekommen waren und er seine Freunde sah, verwandelte er sich ganz plötzlich - PING - in ein gut gelauntes Kind und keine Spur mehr von dem kleinen Cry Baby, dass da neben mir her in die Schule geschlichen war.

Natürlich freue ich mich, dass er am Ende doch freudig in die Schule marschierte, aber ich frage mich doch: Warum muss ich das Abflussrohr sein? Wieso kann er einen ganz normalen Satz zu seinem Vater sagen und im nächsten Satz mit mir wieder in weinerlich umschlagen? Sein Vater könnte sicher besser mit dem Gedanken umgehen, dass er unglücklich in die Schule geht, was ja aber auch gar nicht gestimmt hat.

Und ich habe das Gefühl, dass das nicht nur mir mit dem kleinen Autofanatiker so geht. Deshalb hier ein Aufruf: Söhne, erspart euren Müttern das Gejammere, wenn ihr sie lieb habt! Irgendwann ist auch Mütter-Mitleid aufgebraucht.

Dienstag, 30. November 2010

Windpockenferien

Also, dass wir uns nicht missverstehen: ich bin gern unter Menschen, gehe gern zu Müttertreffs und anderen Kinderveranstaltungen und tausche mich sogar gern mit den anderen Müttern am Schultor aus. Aber manchmal, gerade so in der Adventszeit, da kann es schon ein bisschen viel werden. Da soll ich den Kindergottesdienst vorbereiten, ein Geschenk für die Spielgruppe besorgen, da einen Kuchen backen, hier einen Stollen mitbringen, zum Elternabend gehen, beim Weihnachtsbasar aushelfen, daran denken, dass das Kind an einem Tag keine Schuluniform tragen muss, im Kindergarten ist Weihnachtsfeier, in der Schule Krippenspiel, Weihnachtsfeier mit den Müttern aus der Selbsthilfegruppe. Und dazu noch Geschenke überlegen, Weihnachtskarten schreiben und alles, was man sonst normalerweise auch noch so macht, nebenbei mit erledigen. Da kann es einem schon fast ein bisschen schwindelig werden und vor zwei Wochen hatte ich dann auch glatt vergessen, dass der kleine Autofanatiker an einem Tag verkleidet in die Schule kommen sollte. Obwohl ich es mir in zwei Kalender geschrieben hatte. Er war der Einzige mit Schuluniform an dem Tag. Es schien ihm zwar nichts auszumachen, aber das Thermometer für Mutterschuldgefühle lief bei mir ganz heiß.

Und dann vorigen Mittwoch wachte der kleine Autofanatiker auf, über und über mit roten Punkten übersät.Windpocken. Und plötzlich konnten wir gar nichts mehr machen, denn schließlich stehen Windpockenkinder sozusagen unter Hausarrest. Erst graute mir bei dem Gedanken vor einem Kind, was sich eigentlich nicht schlecht fühlt, das aber daheim eingesperrt ist, aber ein paar Tage später kann ich nun sagen: wie schön sind solche erzwungenen Windpockenferien. Mit gutem Gewissen daheim faulenzen, in aller Ruhe die Adventssachen auspacken, Kekse backen, das Baby dazu bewegen, aufs Töpfchen zu gehen und eigentlich einfach mal nichts zu machen. Natürlich kann man das nur genießen, wenn man nicht gerade etwas Wichtiges plant. Wenn wir in einigen Wochen nach Deutschland fliegen, dann wären Windpocken natürlich ganz und gar nicht erwünscht. Aber so kamen sie gerade richtig. Ab morgen soll der kleine Autofanatiker wieder in die Schule. Er freut sich und ich mich eigentlich auch, aber das Gefühl, dass man auch einfach mal nichts machen kann, dass will ich mir gern noch ein wenig erhalten.

Die nächsten erzwungenen Ferien bahnen sich allerdings auch ohnehin schon an. Seit heute schneit es.... Fortsetzung folgt.

Dienstag, 23. November 2010

So viel Heimlichkeit

So manches Mal stellt mich die Erziehung meiner Kinder (oder besser: das Zusammenleben mit ihnen) vor echte Rätsel.

Warum zum Beispiel wissen sie ganz genau, wenn man mal kurz in die Küche schleicht, um heimlich ein Stück Schokolade zu essen oder wenn man mal ganz in Ruhe und ohne Begleitung auf die Toilette gehen möchte, um dann sofort angerannt zu kommen und auf keinen Fall meine Seite zu verlassen. Wenn man jedoch das Zimmer von herumliegenden Spielsachen befreien möchte und dabei die Unterstützung der Kinder anfordert, sind sie nirgendwo auffindbar.

Warum weigern sie sich, mit ihren Spielsachen zu spielen und nörgeln stattdessen, dass ihnen langweilig ist, sobald jedoch ein anderes Kind (Besuch oder Geschwister, das spielt dabei keine Rolle) mit den Sachen spielen möchte, wollen sie auch unbedingt ganz genau mit dem Spielzeug spielen und auf einmal ist nichts spannender als eben dieses Spielzeug.

Und warum, WARUM erzählt ein vierjähriger Junge seinem Papa "Daddy, wir haben dir gerade ein Weihnachtsgeschenk gekauft. Es ist eine Tasse, auf die ich ein Bild gemalt habe.", obwohl ich ihm eine Minute vorher noch eingeschärft habe, dass das ein GEHEIMNIS ist und wir das auf keinen Fall dem Papa erzählen dürfen. Wenn doch der gleiche viehrjährige Junge auf die Frage "Was habt ihr heute in der Schule gemacht?" wahlweise antwortet: "Das habe ich vergessen", "Ich weiß nicht", "Nichts" oder "Das ist ein GEHEIMNIS."???

Antworten werden erbeten.

Dienstag, 16. November 2010

Abendessen mit der Selbsthilfegruppe

Alle Mütter/Kindergruppen, bei denen ich so Mitglied bin (Krabbelgruppe, Schultormüttergruppe, Selbsthilfegruppe), veranstalten regelmäßig gemeinsame Treffen am Abend.

Für nicht ganz so regelmäßige Leser noch mal kurz zum Verständnis: bei der Selbsthilfegruppe handelt es sich nicht um eine Vereinigung der Anonymen Mütter sondern wird nur so von meiner Tante genannt, es handelt sich dabei um eine Gruppe von Müttern, die sich jede Woche reihum bei jemandem im Haus treffen und dann die Gelegenheit erhalten, jenes durch ihre Kinder a) verwüsten und b) auch bis in die Schlafzimmer, die erwachsenen Besuchern normalerweise nicht zugänglich sind, erkunden zu können.

Bei solchen Treffen am Abend hat man natürlich die Gelegenheit sich auch mal ohne Kinder und ganz ungestört unterhalten zu können. Und genau da kann das Problem liegen: denn ohne "Störfaktor" Kind merkt man vielleicht, dass man sich eigentlich gar nicht so viel zu sagen hat, da die Kinder das einzig Verbindende sind und irgendwann ist auch dieses Thema erschöpft.

Neulich war mal wieder so ein Abend mit der Selbsthilfegruppe. Alles sehr nette Mütter und das Gespräch plätscherte so dahin. Genug zu erzählen hatten wir uns durchaus, auch abgesehen von den Kindern. In dieser Gruppe kann man auch sehr gut Themen zum Arbeitsleben, Männer (die eigenen und fremde) und Haarschnitte auswerten. Aber irgendwann war trotzdem der Zeitpunkt gekommen, als alle am Tisch schwiegen. Vielleicht lag es daran, dass es schon nach 21 Uhr war und bei den meisten Müttern nun starke Müdigkeit einsetzte. Aber da hatte plötzlich eine den rettenden Konversationsgedanken: Kinderfernsehen. Ach ja, Kinderfernsehen. Da konnte jeder etwas beitragen. Und die Leidenschaft, mit der das Thema besprochen wurde, ließ durchaus den Rückschluss zu, dass der Kinderkanal den Erwachsenen mindestens ebenso viel Spaß brachte, wie den Kindern.

Der Rest des Abends war gerettet. Und den Konversationsfüller merke ich mir für den nächsten Mütterabend, an dem bestimmt eine Gesprächspause kommt.

Dienstag, 9. November 2010

Kanzlermomente

Es war einmal ein kleiner Junge, der stand vor seiner Schule, rüttelte am Gitter und rief: "Macht das Tor auf." Das erinnerte mich doch sehr an den ehemaligen Bundeskanzler Schröder, der ja, so geht zumindest die Legende, am Gitter des Kanzleramtes gerüttelt und gerufen haben soll "Lasst mich rein." oder so etwas in der Art.

Ob der kleine Autofanatiker nun eine Schulkarriere erwarten kann, wie sie Schröder im Kanzleramt erfahren hat, lässt sich natürlich noch nicht sagen. Sein Rufen wurde auf jeden Fall wesentlich schneller erhöhrt, denn schon einen Moment später kam seine Lehrerin um das Tor zu öffnen.

So wie an jedem Morgen. Da stellen sich alle kleinen Schüler zunächst ganz manierlich in einer Reihe vor dem Schultor auf. Wie sollte es in England auch anders sein?! Wobei ich gerade gelesen habe, dass das alte Klischee vom Engländer, der sich beschwerdelos in einer Schlange anstellt, gar nicht mehr stimmt. In einer Studie wurde festgestellt, dass der gemeine Engländer nach 12 Minuten zu meutern beginnt, Senioren sogar bereits nach 10 Minuten. Trotzdem ist das wohl noch wesentlich länger als das auf dem europäischen Festland üblich ist.

Die Schüler jedenfalls müssen in der Regel gar keine 12 Minuten warten. Ein paar Minuten sind es aber meistens schon. Genug Zeit, um den kleinen Autofanatiker noch einmal vor seinen Freunden zu kusseln. Noch lässt er es ganz unberührt über sich ergehen, aber ich gebe mich da keinen Illusionen hin. Diese Tage sind gezählt. Genug Zeit, für die ersten Raufereien des Tages, wobei man sich gern mal mit Wasserflaschen bespritzt, die Schultasche gegenseitig um die Ohren schlägt oder eben am Schultor rüttelt. Genug Zeit auch, um Mitleid mit den Lehrern zu empfinden, die diese Bande dann für die nächsten Stunden unter Kontrolle halten sollen.

Pünktlich um 8.40 Uhr jedenfalls erscheint die Lehrerin, um das Schultor zu öffnen. Dann stürmen alle Kinder in die Schule und die Mütter und Väter am Schultor gehen freudig ihrer Wege. Bis alle um 15.10 Uhr wieder in einer Schlange vor der Schule stehen (diesmal stehen die Eltern ordentlich in einer Reihe) und ihre nun müden Kinder wieder in Empfang nehmen.

Und wenn sie noch nicht genug gelernt haben, dann kommen sie morgen wieder.

Dienstag, 2. November 2010

Supermamas

Vorige Woche waren wir in Deutschland (weshalb es in der vergangenen Woche auch keinen Beitrag gab, wie vielleicht aufmerksamen Lesern nicht entgangen ist). Wir besuchten unter anderem meine Schwester, die heute vor zwei Wochen ein Baby bekam (herzlichen Glückwunsch zum Zwei-Wochen-Geburtstag liebes Nichtchen!). Ich erinnere mich noch sehr gut, dass wir uns über irgendetwas unterhielten und meine Schwester meinte plötzlich "Das weiß ich nicht mehr. Ich leide unter Stilldemenz." Leider kann ich mich meinerseits nun nicht mehr daran erinnern, aus welchem Anlass genau sie das sagte. Und obwohl ich weder Still- noch Schwangerendemenz für mich in Anspruch nehmen kann, würde ich doch gern eine allgemeine Mütterdemenz geltend machen.

Bevor ich aber nun darüber traurig bin, ist es an der Zeit, in meiner Kiste zu kramen, in der ich Zeitungsartikel aufhebe und wieder einmal einen meiner Lieblingsartikel rauszuholen. Für meine Schwester, für mich und für alle Mütter, denen es ab und zu ähnlich geht.

Vor einiger Zeit stand in der Sunday Times ein Artikel zu lesen, in dem beschrieben wurde, dass die Gehirne von Müttern sozusagen neu vernetzt werden und dass sie leistungsfähiger als jemals zuvor werden. In Tests mit Ratten (hmm, nun gut) fand man heraus, dass neue Rattenmütter mutiger seien und fünfmal schneller Nahrung fanden als Ratten ohne Kinder. Obwohl ich natürlich keine Ratte bin, kann ich das irgendwie nachvollziehen, schließlich müssen neue Mütter sehr viele neue Sachen in ganz kurzer Zeit lernen um ihren Nachwuchs zu schützen. Heißt das dann außerdem auf Menschen übertragen, dass man fünfmal schneller im Supermarkt ist? Hat was! Und das größere Supergehirn soll das ganze Leben anhalten und sogar noch im Alter vor Demenz schützen.

Na also, bei solchen Aussichten, was macht da schon die eine oder andere kleinere momentane Vergesslichkeit. Was wollte ich jetzt gleich noch machen?

Dienstag, 19. Oktober 2010

Männer, Folge 549

Seit ein paar Wochen habe ich eine neue Leidenschaft: eine Gemüsekiste vom Ökobauern. Jeden Mittwoch kommt ein netter Mann und bringt mir eine Kiste voll mit Gemüse, von dem ich bis jetzt zum Teil allenfalls gehört habe. Mangold zum Beispiel. Das Wörterbuch muss ich fast jede Woche bemühen. Und das Internet, um Rezepte zu finden.

Der große Autofanatiker betrachtet die grüne Invasion des Kühlschrankes mit allergrößter Skepsis. Zum Einen handelt es sich um Gemüse, was ihn schon mal mehr als misstrauisch macht. Und dann auch noch Gemüse vom Ökobauern. Wo man noch den Dreck sehen kann. Das macht ihn noch misstrauischer. Er verdächtigt mich, dass ich ihn zum Vegetarier machen möchte. Dass er durch das Essen von biologisch angebautem Spinat zum politisch korrekten "Ökofritzen" mutiert. Das Feindbild im Macholand, wo man einen Sportwagen fährt (oder zumindest davon träumt) und eine Mahlzeit ohne Fleisch keine Mahlzeit ist. 

Aber darf ich mir Hoffnung machen, dass meine Söhne anders werden? Ach was. Natürlich würde ich meinen Jungs nie Spielzeugwaffen schenken. Doch was ist das neueste Lieblingsspiel des kleinen Autofanatikers? Schießen. Die Gewehre werden einfach aus Legosteinen gebastelt. Und als vor einiger Zeit der große Autofanatiker den kleinen fragte "Machst du das dann auch sauber?" (er hatte mit den Schuhen gegen den Autositz getreten), meinte dieser überzeugt "Nein, die Mama macht das. Frauen sind da zum Saubermachen." (Von wem hat er sowas nur??????)

Sogar das Baby, dass immerhin auch gern mit Puppen spielt, pickt sich schon sehr geschickt den Blumenkohl aus dem Essen, um sich dann das Steak in den Mund zu stecken.

Doch ich gebe nicht auf in meiner Mission, meine Männer zu netten Menschen zu erziehen. Mit Pastinaken gegen Machoallüren!

Dienstag, 12. Oktober 2010

Alle Jahre wieder

Liebe Vertreter des Einzelhandels,

heute möchte ich euch mal einen Brief schicken. Obwohl, eigentlich würde ich euch am Liebsten mal ein paar Kinder für ein paar Tage schicken. Mit denen müsst ihr dann in alle bereits seit einigen Wochen weihnachtlich geschmückten Läden gehen. Und dann könnt IHR denen mal erklären, wann es denn endlich Weihnachten wird.

Nach den Fragen "Wann sind wir endlich da?", "Wie kommen die Babys in den Bauch?" und dem 100. Mal "Warum?" in einer Stunde gehört die Frage "Ist morgen Weihnachten?" (drei Monate zu zeitig) eindeutig in die oberen Zehn der gefürchtetsten Kinderfragen.

Zugegeben, Weihnachten lässt sich natürlich durchaus als Druck- äh Erziehungsmittel einsetzen, aber über mehrere Monate hinweg ist es auch nicht mehr so wirkungsvoll.

Also, gebt einfach Bescheid, wann ihr mal ein paar Shoppingtrips mit ein paar Kindern unternehmen wollt. Und ihr dürft ihnen dabei auf keinen Fall Spielzeug oder kleine Schokoladenweihnachtsmänner kaufen. Dann werden wir ja sehen, ob ihr im nächsten Jahr immer noch ab September die Regale mit Weihnachtssachen vollräumt. Ich bezweifle es.

Es grüßt,

eine leicht genervte Mutter

Dienstag, 5. Oktober 2010

Spieglein, Spieglein an der Wand

Gestern stand vor der Schule ein Auto mit offener Motorhaube. Darübergebeugt war eine Frau, die ganz fachmännisch ein Kabel in der Hand hielt. Das allein wäre ja schon ein relativ ungewohnter Anblick gewesen. Noch ungewöhnlicher wurde der jedoch durch die Tatsache, dass die Frau auch noch einen langen Rock und ein Kopftuch trug. Ich musste fast ein bisschen lächeln, weil es so gar nicht mit dem Klischee zusammenpasst, was man im Allgemeinen, und natürlich auch sehr durch die Medien vermittelt, von Muslimas hat.

Ach ja, Klischees. Keiner kann sich ihnen entziehen und oft ist ja auch ein Körnchen oder viele Körner Wahrheit enthalten. Aber manchmal fragt man sich schon, was das soll. Wenn mir zum Beispiel Engländer ein Kompliment machen wollen und sagen, ich sei ja so nett und so gar nicht "deutsch". Dann möchte ich am Liebsten sagen, sie sollten vielleicht mal ihr Klischee von den Deutschen der Realität anpassen, Humor ist durchaus auch in Deutschland bekannt und die Nazis gibt es hauptsächlich im britischen Fernsehen und nicht so sehr in Deutschland (habe ich aber natürlich in Wirklichkeit noch nie gesagt, denn ich bin ja so nett).

Und dann wäre da das Klischee der Mamas. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer schaut mir da entgegen? Sehen mich Leute, die mich erst als Mutter kennengelernt haben, als eine typische Mama? Oder schlimmer noch: als eine MUTTI?? Die Merkmale sind ja durchaus da:
- ich könnte ständig über meine Kinder sprechen, über Schulen, Babykurse, Windeln etc, von dem, was sonst noch so in der Welt passiert, habe ich nur schleierhaft eine Ahnung,
- die Miniröcke wurden gegen praktische Kleidung eingetauscht,
- ich koche und backe für meine Lieben und bügle mittlerweile sogar T-Shirts für den kleinen Autofanatiker,
- ich benutze keine Schimpwörter mehr, spreche auch noch in Kindersprache, wenn die Kinder im Bett sind und ertappe mich öfter dabei, wie ich zum nörgelnden Erziehungsmonstrum mutiere ("Könnt ihr jetzt endlich mal das Zimmer aufräumen!")

Wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich zwar nicht unbedingt eine Mama, aber man kann mit schlimmeren Klischees assoziiert werden (schließlich gibt es auch noch positivere Merkmale, als die hier aufgezählten) und eine Mutter bin ich gern. Nur ab und zu tut es gut, auch mal aus dem Klischee auszubrechen und etwas Untypisches zu tun. Nur von dem Motorhauben halte ich mich fern. Da entspreche ich leider total dem Klischee der Frauen, die keine Ahnung von Autos haben (aber wozu lebt man mit zwei Autofanatikern).

Dienstag, 28. September 2010

Schule im 21.Jahrhundert

Selbstverständlich hat sich seit den Tagen, als ich die Schule besuchte, so einiges geändert. Heute sind natürlich alle Klassenzimmer mit Computern ausgestattet. Wo es früher eine grüne Tafel gab, auf der man mit Kreide schreiben konnte (und wo gemeine Klassenkameraden mit den Brotbüchsen so herrlich quietschen konnten, dass ich beim Gedanken daran noch heute Gänsehaut bekomme), gibt es heute eine große Leinwand, die über den angeschlossenen Computer beschrieben wird. Powerpointpräsentationen in der Grundschule? Oh ja.

Und dann wäre da die Art, wie die Schule mit den Eltern kommuniziert. Früher gab es Briefchen mit nach Hause oder man hat sogar, das sollte man sich einmal vorstellen, miteinander gesprochen. Heute gibt es E-Mails. Als ich der Schule meine E-Mail-Adresse mitteilte und damit meine Einwilligung gab, den Newsletter der Schule zugemailt zu bekommen, ahnte ich noch nicht, welche Flut mich da ereilen würde. An den meisten Tagen sind es zwei bis drei Mails, die da in meiner Inbox landen. Und was bekommt man da alles für Sachen mitgeteilt. Die Informationspalette ist breit:

- wir haben Läuse (igitt, zum Glück konnte ich bis jetzt noch keine Kratzaktivitäten auf den Köpfen der Kinder feststellen);
- bitte sprechen Sie nicht mit den Kindern, wenn diese auf dem Pausenhof sind (der am Fußweg liegt), auch wenn Sie die Kinder kennen (????????????? Heißt das, falls ich da also zufällig mein eigenes Kind sehe, muss ich so tun, als würde ich es nicht kennen? Zwischen 9 und 15 Uhr ist es nicht mein Kind? Den Kindern beizubringen, nicht mit Fremden mitzugehen ist ja eine Sache, aber dabei sollte man doch bitte nicht den gesunden Menschenverstand vergessen!);
- erwartungsgemäß gibt es auch Hinweise zum korrekten Tragen der Schuluniform;
- und sogar Hausaufgaben bekommt man per E-Mail mitgeteilt!

Gern würde ich noch weiter berichten, aber gerade bekomme ich wieder eine E-Mail von der Schule. Da muss ich gleich mal lesen, was es Wichtiges mitzuteilen gibt. Vielleicht noch mehr Hausaufgaben für die Eltern.

Dienstag, 21. September 2010

Im Nanny-Staat

Heute muss ich mal Dampf ablassen. Kürzlich erzählte mir eine bekannte Mutter die folgende Geschichte: ihr einjähriger Sohn war die Treppe heruntergefallen. Voller Sorge und Schuldgefühle raste sie daraufhin in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses. Das Kind wurde gründlich untersucht und es wurde festgestellt, dass es sich bei dem Sturz nicht verletzt hatte. Ende der Geschichte? Oh nein. Einige Wochen später bekam die Mutter einen Anruf vom health visitor, eine Art Krankenschwester/Hebamme/Fürsorgerin, die hier Aufgaben übernehmen, für die man in Deutschland wahrscheinlich zum Kinderarzt geht, wie zum Beispiel Ernährungsfragen mit den Müttern diskutieren. Die gute Frau jedenfalls erklärte der jungen Mutter im Zusammenhang mit dem Treppensturz, dass sie ja wohl wissen müsste, dass sich kleine Kinder bewegen und dieses Mal würde man sie wohl noch nicht ans Jugendamt weiterleiten. Aber hallo??? Natürlich will ich nicht in Frage stellen, dass es wichtig und richtig ist, dass das Kindeswohl geschützt wird und dass Verdachtsmomenten zur Kindesmisshandlung nachgegangen wird. Aber doch wohl nicht ein einmaliger Unfall, der eine besorgte Mutter ins Krankenhaus getrieben hat?

Ich weiß nicht, ob das in Deutschland anders ist, aber zuweilen hat man hier den Eindruck, dass jeder, der etwas mit Kindern zu tun hat, von vornherein als Verdächtiger behandelt wird, inklusive der eigenen Eltern. Nicht umsonst wird die englische Verwaltung auch gern als der Nanny-Staat bezeichnet, weil man versucht, jeden Teil des Lebens zu kontrollieren. Besonders bei Kindern wird diese Hysterie ausgelebt und oft genug der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet. So müssen zum Beispiel seit dem vergangenen Jahr alle Erwachsenen, die irgendwann etwas mit Kindern zu tun haben, sei es eine Buchlesung in einer Schule, sei es als Verantwortliche in einer Spielgruppe, eine Art polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. Gibt es in England mehr Wölfe in Schafspelzen als anderswo? Ich bezweifle das.

Kürzlich ging die Geschichte von einem Ehepaar durch die Medien (interessanterweise war einer der beiden deutsch), die ihre zwei Kinder (8 und 5 Jahre) allein mit dem Fahrrad in die Schule schickten, weil sie der Meinung waren, dass ihre Kinder genügend Verantwortungsbewusstsein besaßen. Das Jugendamt wurde eingeschaltet, denn offensichtlich durfte diese Entscheidung nicht von den Eltern getroffen werden und die Kinder müssen nun auf Anordnung in die Schule begleitet werden.

Die skurrilsten Geschichten kursieren auch in Mütterkreisen von Lehrern, die die Kinder unter keinen Umständen anfassen dürfen und daher lieber riskieren, dass sich Grundschüler in Gefahr begeben, um dann mit ihnen darüber zu diskutieren, da sie ja nicht mit körperlichen Aktionen (das heißt, das Kind am Ärmel festzuhalten, bevor es aus dem Fenster springt) eingreifen dürfen. Mir ist zwar versichert worden, dass es in der Realität nicht ganz so schlimm ist, aber zur letzten Impfung mit sich heftig wehrendem Autofanatiker, erklärte mir die Krankenschwester auch sofort, dass sie ihn auf keinen Fall anfassen dürfte.

Und die Moral, die man aus der Geschichte mit dem Treppensturz ziehen kann? Lieber beim nächsten Mal nicht ins Krankenhaus gehen, um sicherzustellen, dass dem Kind auch wirklich nichts passiert ist. Und das kann ja wohl nicht sein.

Dienstag, 14. September 2010

Mamas erster Schultag

Am vergangenen Donnerstag hatte der kleine Autofanatiker also endlich seinen ersten Schultag. Und wie toll war der erste Schultag. Obwohl er am Vormittag noch ungefähr 50 Mal verkündet hatte: "Eigentlich will ich jetzt doch lieber nicht in die Schule gehen.", marschierte er am Nachmittag dann ganz zufrieden in sein Klassenzimmer ohne sich noch einmal umzudrehen. Auch am zweiten Tag ging es ganz fröhlich in die Schule und kam drei Stunden später ebenso zufrieden wieder heraus. Es war also so erfolgreich, dass ich mich schon fragte, wer dieses Kind sei und was es mit meinem schüchternen kleinen Autofanatiker gemacht habe.

Sehr schön. Für das Kind. Und natürlich geht es bei der Einschulung ja um die Kinder. Aber ich möchte doch jetzt auch mal einige Gedanken an die Mütter verwenden. Schließlich beginnt auch für die Mamas ein neuer Lebensabschnitt. Und ich meine jetzt mal nicht nur in der Hinsicht, dass nun das Baby von einst in die Schule geht, man einem neuen Rhythmus unterworfen ist, der einen zwingt, täglich püntklich am Schultor zu sein und darauf zu achten, dass die Schuluniform sauber und ordentlich sitzt. Nein, ich meine vielmehr, dass auch die Mütter wie in einer neuen Klasse starten. Nicht nur im Klassenzimmer formen sich neue Beziehungen. Auch vor der Schule stehen die Mamas und formen neue Beziehungen. Hier und da kennen sich schon einige Mütter. Hier und da wird sich freundlich angelächelt. Hier und da kommt es schon zu Cliquenbildung. Hier und da kristallisiert sich schon heraus, mit wem man gut auskommen wird und wen man beim täglichen Bringen und Abholen vielleicht eher ignorieren wird (oder von wem man ignoriert wird). "Möchtest du gern meine Freundin sein?", möchte ich fast sagen. Und ich versuche mich zu erinnern, wie ich als Schulmädchen Freundschaften geschlossen habe. Lang, lang ist's her.

Und dann wäre da noch der Schulweg. Zehn Minuten Fußweg auf dem man unweigerlich andere Mütter trifft, denn die meisten Kinder wohnen in naher Nachbarschaft. Bei wem sollte man halten, bei wem darf man gemeinsam den Weg fortsetzen, wen darf man einfach überholen? Auch das Kind unserer direkten Nachbarn geht in die Parallelklasse. Heißt das, wir müssen jetzt gemeinsam jeden Schulweg zurücklegen?
Die Kinder bekommen viel Hilfe bei der Eingewöhnung in der Schule und beim Freunde finden unter ihren neuen Klassenkameraden. Und wer hilft den Mamas? Eigentlich hätte ich auch gern jemanden, der mit mir zum Schultor läuft. Also jemanden, der schon so richtig erwachsen ist.

Dienstag, 7. September 2010

Hausbesuch

Jetzt wird es also wirklich langsam ernst. Der Turnbeutel ist schon gepackt. Die Schuluniform mit Namen liegt bereit. Nun gut, ich gebe es zu: nach den ersten fünf Hosen, in die ich noch ganz geduldig die Namensbänder einnähte, hatte ich keine Lust mehr und schrieb dann in die restlichen Sachen nur noch mit Textilstift den Namen. Angeblich machen das nur die GANZ faulen Mütter, aber sei es drum. Da lebe ich lieber mit dem Ruf einer faulen Mutter als mit wunden Fingern vom vielen Nähen.

Am vergangenen Freitag stand dann der Hausbesuch der Lehrerin und des Assistenten an. Als ich drei Freundinnen, die noch keine Kinder im schulpflichtigen Alter haben, im Vorfeld davon erzählte, meinten diese ganz entsetzt: "Kommen die da etwa, um das Haus zu inspizieren??" Und auf mein nicht ernst gemeintes, aber sehr ernst genommenes "Na klar.", meinten sie noch entsetzter: "Die wollen sich da das ganze Haus angucken, mit Schlafzimmern und allem????????"

Nein, nein, ganz so war es nicht. Und obwohl ich mich vorher noch mit unserer Nachbarin, bei der dieser Besuch tags zuvor stattfand, über das Ausmaß der vorausgehenden Reinigungsarbeiten ausgetauscht hatte (bei ihr: tagelanges Putzen; bei mir: ähm, tagelanges Putzen, ja sicher, ähm, hatte ich mir zumindest vorgenommen, aber dann kamen irgendwie doch wieder andere Sachen dazwischen, dem Ruf der faulen Mutter werde ich wohl nicht entgehen können..), sahen die beiden am Ende nur das Wohnzimmer und das hatte ich zumindest noch vom gröbsten Schmutz befreit.

Ich hatte dem Hausbesuch mit gemischten Gefühlen entgegengesehen. Aus meiner eigenen Kindheit kann ich mich nur an einen einzigen unangenehmen Lehrerbesuch daheim erinnern; wenn ich mich nicht täusche, ging es dabei um meine Nicht-Zugehörigkeit in der kommunistischen Kinderbewegung "Junge Pioniere". Der Besuch am Freitag war jedoch richtig nett und ging sogar ganz ohne Peinlichkeiten von statten (dem Baby, das eigentlich gerade den Töpfchengang trainiert, wurde vorsorglich eine Windel umgemacht, dass es nicht plötzlich mitten im Gespräch aus der Hose plätschern würde). Und mein sonst recht schüchterner kleiner Autofanatiker taute im Verlauf des Gespräches richtig auf.

Leichte Sorge macht mir nur das Ausmaß der Hausaufgaben, die wir bereits vor Schulbeginn zu erledigen haben: mehrere Seiten sollen wir zusammen mit den kleinen Autofanatiker ausmalen, basteln, schreiben und Fotos müssen auch noch mit dabei sein. Geht das jetzt so weiter? Ich habe schließlich einen Ruf als faule Mutter zu verteidigen!

Dienstag, 31. August 2010

Von kahlen Köpfen und Lutscherhimmeln

Da mein Blogeintrag der vergangenen Woche meine Mutter doch etwas traurig stimmte, wollte ich noch anmerken, dass ich meine Kindheit durchaus nicht in "doofer" Erinnerung habe!

Das Wort DOOOOOOOOF war jedoch vor einigen Tagen in meinem Kopf das vorherrschende Wort, wenn ich mich auch sehr bemühte, es nicht laut auszusprechen wegen der Vorbildwirkung und so. Ich berichtete bereits an anderer Stelle von den Haaren des kleinen Autofanatikers und seiner Weigerung, zum Friseur zu gehen (leider weiß ich nicht, wie man hier Artikel verlinkt, aber es war im Februar). Seit einigen Monaten bemühte ich mich daher mehr schlecht als recht seine Haare mittels Schneidemaschine einigermaßen ansehnlich kurz zu halten.

Am Donnerstag Abend war einmal wieder der Moment gekommen, an dem ich die langen Haare nicht mehr ertragen konnte. Ich holte also die kleine nützliche Maschine aus dem Schrank und hielt sie ihm an den Hinterkopf um kurz darauf entsetzt abzubrechen: eine kahle Stelle grüßte mich, weil ich vergessen hatte, den Kamm aufzusetzen (ich kenne mich da in der Friseurterminologie leider nicht so gut aus). Erschrocken fiel mir das Gerät aus der Hand und ich weigerte mich, es jemals wieder in dieselbe zu nehmen. Der kleine Autofanatiker, der meinen Gesichtsausdruck sah (zum Sprechen war ich noch zu schockiert), meinte ganz gelassen: "Das macht doch nichts Mama, die Haare wachsen doch wieder." Der liebe Junge, aber er konnte ja seinen Hinterkopf auch nicht sehen. Wahrscheinlich war ihm auch sofort klar geworden, dass er mich beruhigen musste, sonst würde ich ihn zum Friseur schleppen wollen. Darum würden wir aber dieses Mal nicht herumkommen.

Bereits am Abend kam es zu Tränen, weil er überhaupt gar nicht einsah, dass man nur wegen einer kleiner kahlen Stelle auf dem Kopf gleich zu so drastischen Mitteln wie dem Friseur greifen musste. Auch nachts hörte ich ihn noch im Schlaf murmeln "Ich gehe nicht zum Friseur."

In wenig positiver Stimmung machten wir uns also am nächsten Morgen auf in die Stadt. Beim ersten Friseur verbrachten wir 20 Minuten. Das Kind schrie und weigerte sich. Der Friseur gab dem Baby, das zufrieden in seinem Buggy saß, einen Lutscher.

Beim nächsten Friseur verbrachten wir fast 30 Minuten. Der Friseur und ich versuchten beide, den kleinen Autofanatiker von einem Haarschnitt zu überzeugen. Das Kind schrie und weigerte sich. Der Friseur gab dem Baby, das nach dem ersten Lutscher nun noch zufriedener in seinem Buggy saß, den zweiten Lutscher des Tages.

Danach war ich bereit aufzugeben. Der kleine Autofanatiker wollte nun jedoch auch einen Lutscher und schrie deshalb auf offener Straße. Nachdem ich ihm das Versprechen abgenommen hatte, dass er nun auch ganz sicher und wirklich mitmachen würde, wagten wir uns zum dritten Friseur des Tages. Und tatsächlich: mit ergebenem Gesichtsausdruck ließ er alles mit sich machen und am Ende sahen die Haare sogar ganz gut aus. Trotz kahler Stelle. Schließlich bekam er auch noch seinen Lutscher. Das Baby bekam den dritten Lutscher des Tages. Und alle waren glücklich. Aber das nächste Mal gehe ich mit dem kleinen Autofanatiker in eine andere Stadt zum Friseur.

Dienstag, 24. August 2010

Alles doof wie immer

Kürzlich las ich, dass die neueste Mode in England, die natürlich aus Amerika kommt, sogenannte Cringe-Parties sind. Bei solcherart dem Wort nach also extrem peinlichen Veranstaltungen bringt jeder sein altes Tagebuch mit und gibt dann vor der versammelten Partygesellschaft Auszüge aus demselben zum Besten. Angeblich soll das to-tal viel Spaß machen.

Da meine Abende voll wilder Parties heutzutage begrenzt sind und ich bei meinem letzten Besuch daheim vor wenigen Wochen mein altes Tagebuch fand, dachte ich, ich feiere hier eine kleine private Cringe-Party und veröffentliche ein paar Eindrücke aus meinem beachtlichen Frühwerk:

4.Januar 1988 (einige Wochen vor meinem 11.Geburtstag): Schule wieder angefangen, super doof.
5. Januar: Schule super doof. Ich wünsche mir das Buch "Anna".
6. Januar: Schule super doof, keine Klavierstunde. Ich bin krank.
7. Januar: Immer noch krank. Nicht gut geschlafen.
8. Januar: Immer noch krank. Derrick angeguckt, sehr schön.

Offensichtlich zeigte sich schon früh mein Talent, meine Gefühle in eloquenter Art und Weise auszudrücken. Die Einträge der nächsten Tage sind weiterer eindeutiger Beweis dafür:
11. Januar: Live aus dem Schlachthof mit Günther Jauch angeguckt, Silvia Seidel war dabei, wunderschön. Immer noch krank, aber ich muss morgen wahrscheinlich wieder in die Schule.
12. Januar: Wieder gesund. Schule doof wie immer. Alf angeguckt, ganz lustig.

Schließlich am nächsten Tag, das Drama schlägt zu:
13. Januar: Hitparade 19.30 Uhr, wir hatten kein Bild im ZDF! Schule und Klavierstunde doof wie immer.

Und so vergingen die Monate des Jahres 1988. Nach einigen Wochen hatte ich offensichtlich die Lust verloren und es gibt längere Pausen. Am 10.April heißt es dann: "Heute will ich dir endlich mal wieder schreiben. Gestern abend habe ich Eiskunstlaufen gesehen, als ich dann umgestellt habe, kam gerade Silvia Seidel. Von Ina habe ich jetzt einige Bravos geborgt bekommen. In vielen waren Silvia Seiden und Patrick Back. Super!" Und gerade wenn man denkt, jetzt ist alles toll, kommt der überraschende Schluss dieses Eintrags "Es war ein doofer Nachmittag. Tschüß Deine Julia"

Im Mai schließlich werden die Einträge etwas reflektierter:
19.Mai: Ich lebe im 6.Himmel. Klavierstunde und Schule machen einen fertig.
20.Mai: Ich intterresiere mich jetzt mehr für Pflanzen. (Bitte????? Wenn ich mir unseren Garten angucke, scheint das Interesse an der Pflanzenwelt leider nur kurz angehalten zu haben).

Und damit endet mein Tagebuch für 1988. In diesem Sinne, allen eine schöne Woche so doof wie immer.

Dienstag, 10. August 2010

Good bye Ryanair, hello Lufthansa

Morgen fliegen wir für's Erste zum letzten Mal mit Ryanair.

Lange habe ich Ryanair die Treue gehalten. Die Preise waren trotz aller Zuschläge immer noch unter allen Vergleichspreisen. Seit vor einiger Zeit Airberlin und Lufthansa ihre Direktflüge in den Südosten Deutschlands eingestellt hatten, war es zudem die einfachste und schnellste Methode um hierher zu gelangen. Pünktlich waren sie in den allermeisten Fällen außerdem. Michael O'Learys Stellungnahmen fand ich lange unterhaltsam und die Flugbegleiterinnen machten meist einen normalen Eindruck, neben denen man sich nicht gleich eingeschüchtert wie ein graues Mäuschen fühlte, wie bei den furchteinflößenden Kolleginnen der Lufthansa.

Aber so ganz langsam wuchs der Unmut über den Billigflieger. Es fing damit an, dass vor einigen Jahren, als ich endlich Kinder hatte und mit diesen nun eigentlich zuerst hätte einsteigen dürfen, dies nur noch gegen Bezahlung möglich war. Manchmal habe ich schon dafür bezahlt, aber die Kosten für alles und jede noch so kleine Leistung stören mich mehr und mehr. Ein Interview, das ich kürzlich mit Ryanairs kauzigem Oberiren las, bestätigte den Eindruck, dass bei Ryanair der Kunde wirklich als Letztes kommt. Am allermeisten aber wurde mir das Ryanairerlebnis duch schiebende und schubsende Mitreisende vergällt, die auf der Jagd nach den guten Plätzen auch kein Problem damit haben, eine alleinreisende Frau mit zwei kleinen Kindern aus dem Weg zu drängen (fairerweise muss man allerdings auch sagen, dass ich auf allen Flügen auch immer nette und hilfsbereite Menschen getroffen habe).

Seit einiger Zeit fliegt Lufthansa wieder direkt nach Sachsen. Und das zu günstigen Preisen, die sich, wenn mal alles zusammenrechnet, gar nicht mehr von Ryanair unterscheiden. Deshalb kommen wir bei unserem nächsten Besuch mit Lufthansa. Auch wenn mir die Stewardessen Angst machen.

Dienstag, 3. August 2010

Mission deutsche Brezel

Vorige Woche erstand ich eine Brezel. Eine deutsche Brezel. Schließlich kam sie vom deutschen Bäcker in Richmond und war nach deutschem Rezept gebacken. Also eindeutig deutsch, auch wenn sie Deutschland noch nie gesehen hatte. Einige Tage drückte sie sich in meiner Tasche herum und als ich später in der Woche nach Deutschland flog, befand sie sich immer noch in meinem Gepäck. Und da dachte ich, ich könnte ihr ja jetzt mal Deutschland zeigen. Ihr unbekanntes Heimatland.

Natürlich habe ich keine Ahnung, was sie von Deutschland hielt. Das Kommunikationspotenzial einer Brezel ist sehr beschränkt. Aber ich musste doch darüber nachdenken, ob sie wohl wirklich eine deutsche Brezel war und ob Deutschland für sie ihre Heimat war.

Wie bei meinen Jungs. Dem Pass nach sind die Deutsche, aber werden sie auch mal Deutsche sein, deren Heimatland Deutschland ist, wenn sie groß sind? Obwohl wir oft nach Deutschland fahren und obwohl sie sich im Moment fließend in beiden Sprachen verständigen können, verbringen sie doch den Hauptteil ihrer prägenden Zeit in England. Und das Wort Heimat gibt es schließlich nicht ohne Grund nur in der Einzahl.

Aber vielleicht wachsen sie ja weiterhin zwischen ihren zwei Ländern auf und schaffen es, in beiden Ländern eine Heimat zu finden. Die Hoffnung habe ich. Und der kleine Autofanatiker erklärte auch erst diese Woche seinem kleinen Bruder, als der bei etwas meinte "zu Hause": "Aber das ist doch hier unser Deutschland-Zuhause."

Die Brezel jedenfalls wurde in ihrer deutschen Erst- oder Zweitheimat nicht alt: das Baby verschlang sie am Ende auf dem Weg vom Flughafen zu Oma und Opa...

Montag, 26. Juli 2010

Kommunikationsprobleme

Dieser Tage war mein Auto in der Werkstatt und als ich es abholen wollte, verstand ich den Automechaniker nicht sofort. Kann ja jedem mal passieren. Es war laut in der Werkstatt, er sprach einen mir nicht vertrauten Dialekt des Englischen und er sprach außerdem über ein Thema, von dem ich schon in meiner Muttersprache nichts verstehe. Der Mechaniker jedenfalls ging daraufhin dazu über mit mir S-E-H-R L-A-N-G-S-A-M U-N-D D-E-U-T-L-I-C-H zu sprechen, wie man das mit geistig Minderbemittelten oder Ausländern eben so macht. Wahrscheinlich gehörte ich für ihn in beide Kategorien.

Ich musste jedenfalls an diese kleine Episode denken, als das Baby gestern mal wieder einen Wutanfall hatte. Davon haben wir im Moment so einige und mindestens die Hälfte liegt wohl daran, dass wir uns, wie mit dem Automechaniker, nicht verstehen. Ja, das Baby scheint manchmal in einer Welt zu leben, in der er der Mechaniker ist, der umgeben ist von ausländischen Frauen, die seine Sprache einfach nicht sprechen. Er will etwas sagen und gibt sich ganz viel Mühe mit seinem begrenzten Vokabular, mit seinen Gesten und Fingern und der Rest der Welt versteht ihn einfach nicht. Dann wird er frustriert, schreit und wirft sich auf den Boden. Bevorzugt in der Öffentlichkeit.

Im Supermarkt zum Beispiel. Und es sind immer ältere Damen, die einen dann ansprechen. Geht das anderen Müttern auch so? Die allermeisten meinen es ja nett. Kürzlich zum Beispiel im Supermarkt sprach uns eine nette Dame an, die auch aus Deutschland kam (was in unserer Wohngegend schon etwas Besonderes ist). Gern jedenfalls hätte ich mich noch länger mit der netten Dame unterhalten. Leider machte es das tobende Kind auf dem Fußboden etwas schwer.

Insgesamt sprachen uns bei diesem Supermarktbesuch, der alles in allem wahrscheinlich 20 Minuten dauerte, fünf ältere Damen an. Alle sehr nett, aber leider alle gar nicht hilfreich. Denn auch mit ihnen fand das Baby es nicht einfacher zu kommunizieren (Aber falls es ältere Herren unter den Lesern gibt, die an einer lockeren Kontaktaufnahme mit netten Damen interessiert sind, bin ich durchaus bereit, das Baby für Supermarktbesuche auszuleihen. Ein bis zwei Wutanfällte sind garantiert drin.).

Morgen fahren wir nach Deutschland. Vielleicht gelingt es dann wenigstens mir, mich besser verständlich zu machen, falls was mit dem Auto sein sollte. Ich werde es Ende August berichten, wenn wir aus dem Urlaub wieder da sind. Und vielleicht findet es das Baby bis dahin auch einfacher mit uns zu kommunizieren.

Tränen und Testesteron

Um es vorwegzunehmen: Tränen und Testesteron passen nicht zusammen. Jedenfalls nicht die Art sentimentale Tränen. Wuttränen, weil man nicht als Erster was auch immer gemacht hat, haben meine kleinen Männer eine ganze Menge zu bieten.

Doch zurück zu den sentimentalen Tränen. Am vergangenen Freitag war der letzte Kindergartentag des kleinen Autofanatikers. Und was gab es für Tränen. Die Augen der etwas hartherzigeren Mütter schwammen, die weichherzigen benötigten Taschentücher und neues Make-up (oder waren gleich so vorausschauend gewesen wie ich und hatten am Morgen gar nicht erst die Schminktasche geöffnet). Die kleinen Mädchen schluchzten. Und die Jungs? Keine einzige Träne! Bei keinem!

Auf die Frage, ob er denn gar kein bisschen traurig sei, dass er denn nun nicht mehr in den Kindergarten gehen könne, meinte der kleine Autofanatiker ganz glücklich "Nö." Und setzte dann immerhin hinzu, nachdem er wohl meinen Gesichtsausdruck sah "Weil ich mich doch schon so sehr auf die Schule freue." Na, wenigstens das. Obwohl ich das Gefühl habe, er hat das Letzte nur gesagt, um mich zu besänftigen.

Tränen und Testesteron passen eben einfach nicht zusammen. Und obwohl ich es nicht verstehe und es mich auf der einen Seite auch irgendwie etwas empört, finde ich es auf der anderen Seite auch bewundernswert. Dann freuen wir uns jetzt eben auf die Schule.

Dienstag, 20. Juli 2010

Die zweite Socke

Am Wochenende waren meine drei Männer zu Besuch bei Nanny und Granddad. Aus Erfahrung weiß ich, dass bei derartigen Besuchen, wenn ich nicht dabei bin, regelmäßig die Hälfte der Sachen bei der Rückkehr fehlt. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, nur die allernötigsten Sachen mitzuschicken und möglichst auch keine besonders schönen oder geliebten Stücke (daher erklärt sich vielleicht auch die Tatsache, dass die englischen Großeltern ihren Enkeln immer sehr schöne Anziehsachen schenken, sie müssen wohl denken, die armen Kinder haben nur etwas alte Sachen daheim).

Tatsächlich schafften die Drei es dieses Mal immerhin, die wichtigen Teddies wieder mitzubringen (daran zu denken hatte ich dem großen Autofanatiker unter Androhung von Qualen eingeschärft) und auch sonst war die Rückkehrquote ziemlich hoch. Ich vermisse nur ein paar Hausschuhe und eine einzelne Socke. Wahrscheinlich eines der besten Ergebnisse bis jetzt.

Für zukünftige Besuche erwäge ich allerdings, in alle Sachen den Namen einzunähen. Für die Schule im September muss ich das ohnehin machen. Denn wenn alle lila Schulpullover tragen, weiß man ohne Namen natürlich nicht mehr, welcher wem gehört. Obwohl, dann ist es ja vielleicht auch egal, wer welchen Pullover nach Hause bringt. Sie sehen ohnehin gleich aus.

Vorige Woche jedenfalls bekamen wir die Schuluniform zugeschickt. Der kleine Autofanatiker war so begeistert, dass er nur mit viel Überredungskunst davon überzeugt werden konnte, sie wieder auszuziehen. Ich hoffe, das hält noch lange an!

Jetzt fehlen uns nur noch ein paar Kleinigkeiten von der Liste, die wir von der Schule bekommen hatten. Dazu gehören die Schuhe (schwarz, keine Schnürsenkel), Socken (grau) und Sportsachen (blaue Hose, T-Shirt mit Schullogo und das Aufregendste: bei den Turnschuhen dürfen wir ganz allein die Farbe bestimmen!). Unsere Liste war im Vergleich zu manch anderen Schulen immerhin noch recht kurz. Eine Privatschule im Ort verlangt von den Kindern, dass auch auf den Socken das Schullogo erscheint.

Für mich stellt sich jetzt allerdings nur noch die Frage: wie bekomme ich den Namen in die Socken?

Für das nächste Wochenende bei den Großeltern ohne mich werde ich jedenfalls nur noch graue Schulsocken mitschicken. Wenn dann wieder eine verloren geht, kann man die Socke zumindest aufheben, bis mal wieder eine weg ist und dann hat man immer noch ein Paar.

Dienstag, 13. Juli 2010

Mein Baby

Das Baby ist nun ganz offiziell wirklich kein Baby mehr. Gestern feierten wir seinen zweiten Geburtstag. Und kann man bereits nach dem ersten Geburtstag argumentieren, dass ein Baby kein Baby mehr ist, so gilt das natürlich erst recht für den zweiten Geburtstag.

Und er ist ja auch wirklich kein Baby mehr. Er geht schon fast in den Kindergarten wie ein Großer, er unterhält sich den ganzen Tag mit uns und zwar in richtigen Worten und nicht Babygeplapper. Er sagt "selbst" wenn ich seine Hose anziehen will. Er weigert sich, im Hochstuhl am Esstisch zu sitzen, isst mit Messer und Gabel, trinkt aus dem Becher. Niemals würde er noch in einem Gitterbett schlafen. Den Buggy akzeptiert er gerade noch so.

In seinem Kopf ist er vier Jahre alt und der ständige Schatten vom kleinen Autofanatiker. Der kleine Autofanatiker macht einen Unsinn vor, das Baby macht es unter Garantie nach. Der kleine Autofanatiker spielt nur noch mit Spielsachen für größere Kinder, selbstverständlich spielt das Baby auch nicht mehr mit Babyspielsachen. Der kleine Autofanatiker schnippselt und schneidet und leimt und kleibt, natürlich muss das Baby auch eine Schere und Leim in der Hand haben.

Aber für mich bleibt er mein Baby. Wenn er nachts aufwacht und "Mama" ruft, wenn ich die weichen Babyhaare aus seinem Gesicht streiche, wenn er sich Trost suchend an mich kuschelt, dann weiß ich, die richtige Babyzeit mag zwar vorbei sein, aber er ist immer noch mein Baby. Genau wie der kleine Autofanatiker. Und auch wenn die beiden in 10 oder 15 Jahren vielleicht Türen knallen und muffelig kein Wort mehr sagen, sich weigern ihre Hausaufgaben zu machen und abends spät nach Hause kommen, dann nehme ich an, sind sie immer noch meine Babys. Und deshalb wird das Baby hier auch weiterhin das Baby genannt.

Dienstag, 6. Juli 2010

Neue und alte Erfahrungen

Ich sitze im Moment vor dem Kindergarten im Auto. Die moderne Technik in Form eines internettauglichen Handys macht es moeglich, auch von unterwegs zu bloggen (allerdings ohne Umlaute, alles ist eben doch noch nicht moeglich). Ich sitze vor dem Kindergarten im Auto und mache gerade eine neue Erfahrung. Ganz unerwarteterweise (denn sonst wuerde ich nicht hier sitzen). Im Kindergarten naemlich befinden sich derzeit meine beiden Kinder. Das an sich ist natuerlich schon bemerkenswert genug. Die noch bemerkenswertere neue Erfahrung ist jedoch,  dass aus dem Kindergarten kein Geschrei ertoent, keine Mama Rufe, kein Schluchzen, nur froehliches Kinderlachen. Sogar die Verabschiedung war traenenfrei. Nachdem der kleine Autofanatiker wochenlang jeden Tag nur weinend in den Kindergarten gegangen ist, hatte ich mich in Erwartung auf eine Wiederholung beim Baby schon auf eine kurze Wartezeit im Auto an seinem ersten Tag eingestellt. Aber ein Baby ist eben kein kleiner Autofanatiker.

Und damit noch nicht genug mit den neuen Erfahrunen. Am Sonntag sass ich auf dem Sofa und las den ganzen Hauptteil und sogar noch die Sportseite (ja, die WM hinterlaesst auch bei mir ihre Spuren) der Sonntagszeitung in Ruhe. Keiner, der etwas von mir wollte, mich zum Spielen aufforderte oder aehnliches. Stattdessen Ruhe, waehrend aus dem Kinderzimmer ein Gemisch aus deutsch und englisch ertoente, wo die beiden gemeinsam spielten. Ganz friedlich und ganz allein.

Aber das waren nur meine persoenlichen neuen Erfahrungen. Bei anderen Sachen im merry old England ist durchaus alles beim Alten. Bloss gut, man koennte ja sonst verwirrt werden.

Nichts zum Beispiel hat sich geaendert an der Tatsache, dass die Uhren um 60 Jahre zurueckgedreht werden, wenn es hier um Fussball geht, was sich nicht nur in Nazivergleichen der deutschen Mannschaft in der Boulevardpresse zeigt, sondern auch darin, dass kleine Kinder, die ein deutsches Fussballshirt tragen mit 'Sieg heil' beschimpft werden, wie einer Freundin von mir passiert.

Auf der heitereren Seite gehoert zu den alten Erfahrungen die englische Pruederie. Kuerzlich waren wir bei ungefaehr 30 Grad bei einer englischen Bekannten mit vielen anderen englischen kleinen Kindern im Alter von meist 2 oder 3 Jahren. Im Garten gab es auch einen kleines Planschbecken. Nach einer Weile holten alle englischen Muetter Badeanzuege und Badehosen fuer ihre Kinder aus ihren Taschen. Zum Glueck waren meine Kinder zu schuechtern um mitzumachen, denn ich hatte natuerlich nichts dabei, waren wir doch einige Tage zuvor in einer ausschliesslich deutschen Runde gewesen, wo alle Kinder ganz selbstverstaendlich nackt im Planschbecken herumsprangen und ich deshalb gar nicht auf die Idee gekommen waere, Badesachen fuer die Kinder einzupacken.

Aber nun gut. Zurueck zu meiner neuen Erfahrung vor dem Kindergarten. Alles klingt noch froehlich da drin, da were ich jetzt mein Buch nehmen und die ungewohnte Ruhe geniessen. Und gerade kommt auch die nette Mrs und bringt mir eine Tasse Tee.

Dienstag, 29. Juni 2010

Der kleine Unterschied

Kürzlich stand ich mit dem Baby an der roten Fußgängerampel und wartete auf das grüne Männchen. Ich stand als Einzige da. Zu den Fußgängern, die die rote Ampel völlig ignorierten, gehörten zu meinem Erstaunen auch zwei Polizisten. Hätte mir das in Deutschland passieren können? Ich bezweifle es. Und dachte danach wieder einmal über die kulturellen Unterschiede nach.

Zum Beispiel auch im Umgang mit Kindern gibt es die natürlich. Während in Deutschland Kinder oft die absolute Vorrangstellung zu haben scheinen, sieht man das hier alles etwas gelassener und pragmatischer. Hier laufen Kinder einfach so mit und es gibt nicht immer eine Extrawurst für die kleinen Würstchen (ich entschuldige mich für das lahme Wortspiel...).

In Deutschland scheint es mir oft, als müsste man ein gewisses Leidenspotential als Elternteil mitbringen, sonst kann man sich nicht als gute Mutter oder Vater sehen (und damit meine ich nicht nur die Bereitschaft zu unzähligen Besuchen auf Spielplätzen, die ja vielleicht nur bei mir in die Leidenskategorie gehören). Schon vor dem ersten Geburtstag aufgehört zu stillen nur wegen ein paar Brustentzündungen? Das arme Kind. Das Kind zum Essen kochen vor den Kinderkanal gesetzt statt ihm beim gemeinsamen Essen kochen ein paar Worte Spanisch beizubringen? Da hat sich sicher ein Lernfenster für immer geschlossen.

Mein Eindruck ist, dass Kinder in Deutschland ernster genommen werden. Im guten Sinne, dass es nämlich um ihre Bedürfnisse geht und man durchaus auch bereit ist, Opfer dafür zu bringen, aber eben auch im schlechten Sinne, dass man dann Kinder zu sehr zum Mittelpunkt macht, statt sie ins Familienleben zu integrieren, wo Mütter nicht nur Mütter sind, sondern auch mal schlechte Laune haben dürfen.

Hier scheint mir das in dieser Hinsicht alles etwas entspannter. Vielleicht ist es deshalb nicht unüblich, dass Familien 3 oder mehr Kinder haben. Weil man sich eben für sie hier oft nicht so verrenkt und verbiegt, sind auch mehrere Kinder leichter machbar. Das kann dann allerdings auch ins andere Extrem umschlagen, dass Kinder nämlich nicht stören dürfen und es gibt schon eine Art Wettbewerb, nach der Geburt möglichst schnell wieder sein "normales" Leben zurückzubekommen (Teach That Damned Baby What's What So You Can Get Back to Chinning Chardonnay Like the Good Old Days heißt hier zum Beispiel ein Buch, in dem es genau darum geht).

Und ich? Nun, ich wurschtle (ich kann es nicht lassen) mich so durch und suche mir aus beiden Ansätzen das Beste raus. Und erfreue mich an der Heiterkeit, die die Kinder in mein Leben bringen. Wenn zum Beispiel der kleine Autofanatiker zu seinem kleinen Bruder sagt: "Guck mal was ich für einen großen Pipifinger habe." (klingt doch viel schöner als Pullermann oder was man sonst noch so für Begriffe hat)

Dienstag, 22. Juni 2010

Wieder ein Dienstag

Den regelmäßigen Lesern dieses Blogs ist es sicher schon aufgefallen, dass ich versuche, jeden Dienstag einen Artikel zu schreiben. In dieser Woche muss ich meine Dienstagsleser jedoch leider etwas enttäuschen, da ich es heute einfach nicht geschafft habe.

Zum Trost jedoch ein paar kleine Schnippsel aus unserer vergangenen Woche:

Etwas zum Thema "Babies in England": ich muss immer noch darüber lachen, dass mir eine Freundin mit einem kleinen Baby erzählt hat, dass sie zur Rückbildungsgymnastik in den Pub geht. Kein Scherz, denn der Pub hat einen freien Raum, der dafür genutzt wird. Das ist ein Land nach meinem Geschmack, in dem man zur Gymnastik in den Pub und nicht ins Fitnessstudio geht!

Etwas zum Thema "Erziehungstipps": Heute habe ich einen wirklich guten Tipp weiterzugeben. Der kleine Autofanatiker brüllt normalerweise schon, wenn man nur einen Doktorbesuch in Erwägung zieht. Gleiches gilt für Friseurbesuche (ich berichtete). Heute wurde nun ein Doktorbesuch unumgänglich (nach zwei Wochen mit rotem Auge konnte ich selbst mir nicht mehr einreden, dass das schon einfach mal so wieder weggeht). Ich erklärte daher dem kleinen Autofanatiker, dass wir heute zum Doktor und zum Friseur gehen müssen. Daraufhin schrie er "Ich will aber nur eines" und ich erlaubte ihm gnädigerweise nur einen Doktorbesuch, bei dem er -oh Wunder über Wunder - das zahmste aller Kinder war.

Und schließlich noch etwas zum Thema "Schuljahresende": Es ist bald wieder soweit und es wird Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was die Mrs am Ende des Jahres bekommt (Karte? Präsentkorb? Auto?). In einem Schaufenster sah ich heute eine Werbung für Gläser mit dem Namen des Lehrers und des Kindes eingraviert. Auch darüber lache ich immer noch.

Dienstag, 15. Juni 2010

Wir machen das hier so

Jedes Land hat natürlich so seine Traditionen und Bräuche. In Deutschland zum Beispiel wird Weihnachten am 24. Dezember gefeiert, in England am 25.

Seitdem ich in England lebe, habe ich schon so einige deutsche Traditionen meiner englischen Umgebung näherzubringen versucht. Da war zum Beispiel das Jahr, um mal beim Dezember zu bleiben, in dem ich dem großen Autofanatiker am 6. Dezember Schokolade in die Schuhe steckte und er nichtsahnend seine Schuhe anzog... Kein so großer Erfolg (außer für die Waschmaschine, die die Schokoladenflecken wieder aus den Socken bekam).

Kürzlich jedoch habe ich möglicherweise dazu beigetragen, eine neue deutsche Tradition in England zu verbreiten, die in Deutschland völlig unbekannt ist. Und das kam so: unsere Nachbarn am Ende der Straße sind vor einigen Wochen zum ersten Mal Eltern geworden. Also hängte ich ihnen ein kleines Geschenk in einer Tüte an die Haustür. Einige Zeit später bekam ich eine Karte, in der sie sich herzlich für das niedliche Kleid und die einzelne Windel bedankten. Und plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich an dem Tag als ich das Geschenk abgab, eine Windel für das Baby in der Hand hatte, die ich danach nirgendwo finden konnte. Und jetzt stelle ich mir doch so vor, was unsere Nachbarn gesagt haben, als sie die Windel im Geschenk fanden:

Sie: Jetzt guck doch mal Schatz, hier ist eine einzelne Windel. Komisch.
Er: Vielleicht ist das ja eine deutsche Tradition, dass man zur Geburt eine Windel verschenkt.
Sie: Ja, da hast du sicher recht. Irgendwie hübsch.
Er: Wenn einer unserer Freunde demnächst ein Kind bekommt, sollten wir das vielleicht auch machen.

Aber vielleicht war es auch alles ganz anders.

Falls aber demnächst alle neugeborenen Babies eine einzelne Windel zur Geburt geschenkt bekommen, dann wisst ihr, wo es angefangen hat.

Dienstag, 25. Mai 2010

Und noch mehr Urlaub

Weil ein Wochenende noch nicht genug war, sind wir ab morgen zwei ganze Woche weg und der Blog hat daher Urlaub!

Sonne, Sommer und das blaue Meer

Großbritannien ist bekanntermaßen eine Insel und als solche umgeben von Wasser. Da sollte man denken, dass es genug Strand für alle gibt. Wie wir allerdings am Wochenende mal wieder feststellten, stimmt dies zumindest im Südosten von England nicht. Wir hatten ein Bed and Breakfast in einem kleinen Badeort, in dem einst schon Charles Dickens weilte, an der Küste von Kent gebucht und ich freute mich schon am Freitag auf unseren ersten Sommerausflug des Jahres ans Meer.

Ein Sommerausflug ans Meer folgt bei mir normalerweise einem traditionellen Ritual und es gibt verschiedene Punkte, die abgehakt werden müssen:

1. Stau bei der Anfahrt und dann wieder bei der Rückfahrt. Am vergangenen Wochenende war hier in England das erste richtig schöne und heiße Frühsommerwochenende. Und natürlich, wie an jedem schönen Wochenende im Sommer, hatten viele Leute aus dem Großraum London die Idee, Meerluft zu schnuppern. Wenn man sich jedoch vor der Abfahrt schon moralisch auf einen Stau vorbereitet, kann man der Autoschlange ganz gelassen begegnen.

2. Die Unberechenbarkeit des englischen Wetters. Ein richtiger englischer Sommerausflug wäre kein richtiger englischer Sommerausflug wenn nicht mindestens einmal ein kompletter Wetterwechsel stattfinden würde. Bei diesem Ausflug hatten wir unser Haus bei warmen 26 Grad verlassen, als wir am Meer ankamen, war das Thermometer um 12 (ZWÖLF!!!) Grad gesunken. Es versteht sich von selbst, dass ich mit einer genügenden Anzahl von Jacken darauf vorbereitet war. Der große Autofanatiker natürlich nicht. Ein richtiger Engländer kennt keine Kälte und ignoriert die Wechselhaftigkeit des Wetters, wie zum Beispiel kleinere Regenschauer, völlig.

3. Aus Steinen eine Burg bauen. Vielleicht liegt es daran, dass ich meinen ersten Sommer in England in Brighton verbrachte, wo es ausschließlich einen Steinstrand gibt, aber Strand in England ist für mich immer mit Steinen verbunden. Und es mutet schon fast rührend an, wie die Engländer auch dies völlig zu ignorieren wissen, ihre Badetücher ausbreiten und so tun, als würde man sich ganz gemütlich auf der harten und unebenen Unterlage sonnen. Und die Kinder können durchaus auch aus Steinen Türme und ähnliches bauen. Deshalb kam es mir an diesem Wochenende schon fast ein bisschen wie Betrug vor, dass wir in einem Ort mit Sandstrand gelandet waren. Der kleine Autofanatiker forderte übrigens lautstark einen Steinstrand. Vielleicht ist er auch schon ein kleiner Traditionalist, für den Steine zum Strandausflug dazugehören.

4. Fish and chips am Strand essen. Also ohne geht es nicht. Nein, wirklich nicht. Das wäre einfach nicht richtig. Um aber noch mal auf den Steinstrand zurückzukommen: Fish and chips ohne Sand schmecken besser. Und bei Steinstränden findet man nicht auch noch tagelang Sand in den Sachen.

Alles in allem war es jedoch ein wunderschönes Wochenende, bei dem ich wieder ein kleines Stückchen vom "merry old England" sehen durfte. Es lebe die Tradition (und Tradition wird in England schließlich auch ganz groß geschrieben, wie man heute wieder an der Eröffnung des Parlaments durch die Queen sehen konnte)!




Dienstag, 18. Mai 2010

Männergrippe oder Mama und ihre drei Kinder

Dass Männer mehr leiden als Frauen, wenn sie an einer gewöhnlichen Erkältung erkranken, ist eine  internationale Tatsache. Ich weiß nicht, ob englische Männer anfälliger sind als Männer anderer Nationen, doch im Englischen gibt es dafür sogar einen eigenen Begriff: Man flu, also übersetzt Männergrippe.

Und was hatte ich für ein Männergrippenwochenende!

"Au", wimmerte das Baby und nieste einmal.

"Oh", jammerte der kleine Autofanatiker und hustete ein bisschen.

"Ohauohauohau", klagte der große Autofanatiker und machte, ja eigentlich gar nichts. Außer auf dem Sofa zu liegen und erschöpft zu gucken. Klassiches Man-Flu-Symptom.

"Glaubst du, ich habe Schweinegrippe?", hauchte er mit letzter Kraft. Und: "Könntest du mir vielleicht eine Tasse Tee machen? Und die Zeitung bringen? Und die Füße kraulen?"

"Ja, was hast du denn?", fragte ich beim ersten Mal noch einigermaßen besorgt.

"Ich will nicht darüber sprechen. Aber könntest du vielleicht noch mal schnell in die Drogerie fahren und mir das stärkste Grippemittel kaufen, das es gibt? Und bitte nimm die Kinder mit. Ich kann auf keinen Fall auf sie aufpassen."

Einen Moment später: "Wenn ich das hier überlebe, dann...." Leider schaffte er es nicht, den Satz zu vollenden. Ein erneuter Anfall von Schwäche hinderte ihn daran.

Bei den nächsten 100 Mal "Ohauohauoahua" (gefühlte Anzahl) fragte ich dann nicht mehr nach. Ich schlug stattdessen vor, dass er ja ins Bett gehen könne, wenn es ihm so schlecht geht. Ach nein, da wollte er dann doch erst noch die Formel 1 angucken. Und das Abendbrot abwarten.

Also wirklich. Männer! Die kleinen Männer nahmen es ja noch recht gelassen hin, dass sie mit tropfender Nase herumliefen. Offensichtlich kann man erst ab einem bestimmten Alter an Männergrippe erkranken.

Fast muss man es nicht erwähnen, dass auch ich das Wochenende mit Husten und Niesen erlebte. Entfuhr mir deshalb ein einziger Klagelaut? Natürlich nicht. Frauengrippe gibt es schließlich weder im Deutschen noch im Englischen.


Dienstag, 11. Mai 2010

Geburtstagsparty

Geburtstagsparty für einen Vierjährigen:
Lustige Spiele mit meinen Freunden.
Geschenke.
Kuchen.
Wissen, dass man jetzt ein großer Junge ist.

Geburtstagsparty für eine Mutter:
26 Eier
1500gr Mehl
1100 gr Zucker
5 Stück Butter
Daraus 5 Kuchen backen.
Dabei nicht die Kinder anschreien, weil sie ein Ei auf den Boden geworfen haben.
Girlanden aufhängen.
Das Haus von oben bis unten putzen.
Betten für die 7 Übernachtungsgäste beziehen.
Dabei nicht die Kinder anschreien, weil sie auf den Bettern herumhüpfen.
Partygeschenke kaufen und einpacken.
Spiele vorbereiten.
Zum dritten Mal am gleichen Tag in den Supermarkt fahren, weil man wieder was vergessen hat.
Luftballons aufblasen.
Karten mit Danksagungen schreiben.
Wissen, dass man im nächsten Jahr jemanden dafür bezahlt, sich um die Feier zu kümmern.

Dienstag, 4. Mai 2010

Soziale Minenfelder

Es gibt ja so einige Sachen, da weiß man schon vorher, dass es unangenehm wird und anstrengend. Geburten zum Beispiel und Weisheitszahnoperationen, Fahrprüfungen, mit jemandem Schluss machen oder mündliche Vorträge in Mathe (wenn man in Mathematik so begabt ist wie ich). In diese Kategorie gehören eindeutig auch Einladungen zu Feiern. Dornröschen zum Beispiel musste immerhin 100 Jahre schlafen, weil sie die falschen Leute zu ihrer Taufe eingeladen hat.

Ich hoffe, es geht mir nun nicht gleich wie Dornröschen (obwohl, 100 Jahre schlafen klingt für mich eigentlich eher nach einer Belohung), aber der kleine Autofanatiker hat am Freitag Geburtstag und es kommt mir ein bisschen vor, als würde ich mit den Einladungen zu seiner Geburtstagsparty auf sozialen Minenfeldern tanzen.

Minenfeld Nummer 1 sind die anderen Kinder aus dem Kindergarten. Müssen wir nun alle Kinder einladen, wie einige der anderen Kinder oder zumindest alle Kinder, die uns eingeladen haben? Der kleine Autofanatiker war da überhaupt keine Hilfe. Wenn gefragt, wollte er entweder gar niemanden einladen oder nur seinen kleinen Bruder und nur manchmal einen Jungen aus dem Kindergarten, aber eigentlich änderte er seine Meinung aller fünf Minuten. Am Ende habe ich mich entschlossen (und nach Rücksprache mit allen Müttern in meiner Selbsthilfegruppe), die drei Jungs einzuladen, die in seinem Alter sind und mit denen er sich angefreundet zu haben scheint. Die Mädchen, die den kleinen Autofanatiker eingeladen hatten, habe ich nicht eingeladen, weil er nun so gar nicht mit ihnen befreundet zu sein scheint. Und riskiere damit wahrscheinlich ewige Verdammnis in der Kindergartenschlange. Aber das soll es mir wert sein, auch wenn ich mich in Zukunft eventuell nur noch mit Sonnenbrille und Kopfverhüllung vor den Kindergarten traue.

Brisante Einladung Nummer 2, die einiges Nachdenken erforderte, sind unsere Nachbarn. Wie bereits berichtet, wohnt im Haus nebenan ein kleines Mädchen im gleichen Alter. Sollten wir sie einladen? Immerhin gehen beide ab September zusammen in die Schule. Wo ist denn da das Problem, höre ich euch fragen? Das Problem ist, dass sie zwei Wochen vorher Geburtstag hat und wir keine Einladung zu ihrem Geburtstag bekommen hatten. Wenn wir sie nun aber nun einladen würden, würden sie sich dann gezwungen gefühlen, uns auch einzuladen? Eine solchermaßen erzwungene Einladung wollte ich eigentlich nicht, aber der kleine Autofanatiker wollte sie gern einladen. Aber hier ging eigentlich alles gut aus: zwar luden wir sie ein und zwar bekamen wir am nächsten Tag wie erwartet eine Gegeneinladung, aber da wir im Urlaub waren, konnten wir mit gutem Gewissen absagen.

Und so ist das mit unserer ganz alltäglichen Politik unter Müttern und den Fettnäpfchen, denen ich auszuweichen versuche. Nächste Woche werde ich berichten, ob es sich gelohnt hat.

Dienstag, 20. April 2010

Aschewolken, Wahlkampf und urlaubsreife Mütter

In Großbritannien befindet man sich derzeit im Wahlkampf. Da kommt so eine Aschwolke gerade recht, um eine nationale Krise auszurufen, den "Geist von Dünkirchen" zu beschwören und sich auch sonst als Premierminister (oder Kandidat auf den Posten) zu geben, der sein Land durch den Krieg, ähm, durch das Flugchaos führen kann.

Wie dem auch sei. Ich kann hier ohnehin nicht wählen, von daher prallen alle Wahlkampfreden an mir ab. Die Nachrichten sehen wir trotzdem mit Bangen, da wir am Freitag schließlich und immerhin in den Urlaub fliegen wollen.

Eigentlich wollte ich aber etwas davon schreiben, als wir vorige Woche Essen waren. Das war nämlich so: Mama, Papa, kleiner Autofanatiker und Baby gingen in die Pizzeria. Am Nachbartisch saßen ebenfalls eine Mama, ein Papa, ein kleiner Junge (über seine Einstellung zu Autos kann ich nichts sagen, ich vermute aber, sie war positiv) und ein Baby im ähnlichen Alter.

Na wie schön für die Kinder, höre ich einige von Euch sagen. Ja, schön für die Kinder. Die fanden sich nämlich faszinierend und es dauerte nicht lange, bis sie sich gegenseitig Löwengeräusche vormachten, laut Auto miteinander spielten und sich im Großen und Ganzen eigentlich nicht so verhielten, wie man das in einem Restaurant erwarten könnte.

Meine Kinder haben sich in der Öffentlichkeit schon öfters danebenbenommen und noch öfter habe ich andere Kinder gesehen, die in der Öffentlichkeit Wutanfälle etc. bekamen. Meistens tauschen die Mütter dann mitleidsvolle Blicke untereinander aus, die sagen "Ja, das habe ich auch schon durch."

Aber das hier war eine direkte Konkurrenzsituation. Mit einem Blick auf die andere Mutter hatte ich erkannt, dass auch sie erkannt hatte, dass es sich hier um einen Wettbewerb handelte. Das ist in etwa so, wie wenn zwei Sportler zum 100-Meter-Lauf antreten oder wenn jede andere beliebige Profession darum wetteifert, wer seine Arbeit größer, schöner, besser, schneller kann.

Also wurden unsere Kinder zurechtgewiesen, wieder zurechtgewiesen, diszipliniert und das kleine Mädchen wurde zwischenzeitlich sogar ganz demonstrativ in die "naughty corner" gestellt. Die Kinder zeigten sich relativ unbeeindruckt und spielten weiter miteinander. Wer gewann? Eigentlich keiner. Statt eines entspannten Abendessens gab es einen Erziehungsschlagabtausch. Uneigentlich habe ich aber natürlich schon gewonnen. Ganz klar. Meine Kinder waren einfach besser erzogen. Haha.

Ob es an unserem Urlaubsort auch andere Familien mit konkurrierenden Mütten gibt? Ich bin etwas urlaubsreif. Aber wer weiß, ob das mit dem Urlaub überhaupt klappt.

Wenn es nächste Woche keinen neuen Blogeintrag gibt, dann haben wir es geschafft, in den Urlaub zu fliegen. Wenn es in zwei Wochen immer noch keinen neuen Blogeintrag gibt, dann sitzen wir irgendwo fest (ich schreibe das durchaus mit leichter Hoffnung in der Stimme falls es sich bei dem Ort, an dem wir festsitzen, um ein mediterranes Hotel handelt und nicht den Fährhafen in Calais).

Dienstag, 13. April 2010

Unsere Ferien

Wir befinden uns bereits in der dritten Woche Osterferien. Dadurch, dass wir kurz vor den Ferien auch noch in Deutschland waren, ist es streng genommen also schon die vierte Woche. Man möge mir daher so manches verzeihen. Die Kürze meines dieswöchigen Blogeintrages zum Beispiel. Ferien sind anstrengend. Als Schulkinder fanden wir selbstverständlich immer, dass die Ferien zu kurz sind, aber jetzt, von der anderen Seite aus betrachtet, kann ich das gar nicht mehr finden. Ständig sind irgendwelche Ferien. Und je mehr man bezahlt, um so mehr Ferien hat man auch. Die privaten Schulen haben nämlich mehr frei als die staatlichen. Und unser kleiner Kindergarten richtet sich nach den Schulferien der Privatschulen.

Ende nächster Woche müssen wir uns dann erst mal von den Ferien erholen, da fahren wir nämlich in Urlaub. Wie erholsam das dann tatsächlich ist, werde ich danach berichten. Im Grunde unterscheidet sich ein Urlaub mit kleinen Kindern nur insofern vom Alltag, als dass die Kinder ihrer gewohnten Umgebung (ich sage nur: eigenes Bett und mehrere Schlafzimmer) entzogen sind und daher wahrscheinlich noch anstrengender sind. Nein, also so anstrengend sind sie nun auch wieder nicht, aber drei Wochen sind drei Wochen. Dauerentertainment.

Der kleine Autofanatiker scheint den Kindergarten auch schon sehr schön vergessen zu haben. Gestern waren wir auf der Post und in der Schlage vor uns stand ein kleines Mädchen. Ich fragte den kleinen Autofanatiker, ob das Mädchen nicht mit ihm in den Kindergarten gänge. Er meinte daraufhin voller Überzeugung "Aber nein", zu welchem Zeitpunkt sich das Mädchen umdrehte und ihn freundlich mit seinem Namen begrüßte. Nun frage ich mich, habe nur ich einen kleinen Soziopathen zum Sohn oder ist das etwas jungstypisches?

Ich vermute eigentlich letzteres. Danach waren wir nämlich noch auf dem Spielplatz und sein, nach Aussage der Mrs, zweitbester Freund im Kindergarten war auch da. Man sollte denken, die beiden hätten sich gefreut und schön miteinander gespielt. Weit gefehlt. Sie ignorierten sich beide gegenseitig völlig.

Ich verstehe es nicht. Aber wie dem auch sei, ich muss mich jetzt noch etwas ausruhen. Noch haben wir schließlich eine halbe Woche Ferien vor uns.

Dienstag, 6. April 2010

Kind sein und Kind bleiben

Als ich meinen Söhnen in den vergangenen zwei Tagen so dabei zusah, wie sie Unmengen von Schokolade in sich hineinstopften (und wir haben immer noch acht riesengroße Schoko-Ostereier in der Größe von Dinosauriereiern und nicht etwa Hühnereiern im Haus verteilt herumliegen), dachte ich, wie schön es doch manchmal wäre, wenn ich mich auch einfach wie ein Kind verhalten könnte. Also, ich möchte nicht gern wieder Kind sein, aber manchmal, nur manchmal, möchte ich nicht die Erwachsene sein müssen, die die Vernünftige ist, sondern ich möchte mich genau wie meine Kinder verhalten (und trotzdem noch alles dürfen, was ein Erwachsener darf).

Dann könnte ich nämlich die Schokolade verschlingen, ohne mir Gedanken zu machen, wie schädlich das für meine Zähne ist. Das heißt natürlich nicht, dass ich es nicht trotzdem tue. Um ganz ehrlich zu sein, während ich das hier schreibe, ist schon eine halbes Schokoladenei in meinem Mund verschwunden. Aber mit einem kindlichen Gemüt könnte ich dies auch noch ganz ohne schlechtes Gewissen tun.

Dann könnte ich mich einfach mal auf den Fußboden werden und mit Händen und Füßen stampfen und schreien, wenn ich meinen Willen nicht durchsetzen kann. Oh wie gerne würde ich das manchmal machen.

Dann könnte ich ganz laut "Hahahahaha" rufen, wenn ich gerade den letzten Joghurt gegessen habe, den das Baby unbedingt noch wollte, obwohl es vorher schon die anderen fünf Joghurts selbst gegessen hatte, statt ganz mütterlich zu sagen "Tut mir leid. Ich kauf dir bald wieder neuen."

Dann würde ich keine Spielsachen mehr wegräumen (oder zumindest versuchen, die Kinder davon zu überzeugen, dass sie aufräumen sollen). Keine Ahnung, was dann passieren würde, aber der Gedanke ist irgendwie verlockend.

Vielleicht könnte das mal eine neue Variante des Kindertages sein.

Jetzt muss ich mich aber erst mal auf die Suche nach einem neuen Osterei machen. Das andere ist nämlich aufgegessen. Soviel Kind habe ich dann doch noch in mir.

Dienstag, 23. März 2010

Blogpause

Ab morgen sind wir im Osterurlaub, deshalb hat der Blog jetzt erst mal Pause und ich wünsche allen ein fröhliches Ostern. Ich melde mich nach dem Ostereiersuchen wieder.

Die Eitelkeit einer Mutter

Eines muss ich erst einmal klarstellen: ich bin kein besonders eitler Mensch. Make-up hält sich bei mir manchmal jahrelang, wäre es nicht für ein hübsches Brautjungfernkleid, was ich im vergangenen Jahr zu einer Hochzeit trug, würde der gesamte Inhalt meines Kleiderschrankes wahrscheinlich kaum etwas über 100 Euro wert sein, unter Haarpflege verstehe ich Shampoo und vielleicht noch Conditioner. Viel Zeit darf das ganze Aussehen natürlich auch nicht in Anspruch nehmen.

Bei dem kleinen Autofanatiker hat sich meine Einstellung auch noch nicht geändert. Selbstverständlich halte ich ihn für eines der wunderbarsten Kinder auf der ganzen Welt, aber wenn wir zum Friseur gehen, dann will ich einen Haarschnitt, der lange kurz bleibt und nicht einen, der schön aussieht (also damals, als der kleine Autofanatiker noch zum Friseur ging, mittlerweile lege ich ja selbst Hand an, da können selbst die wohlgesonnensten Menschen nicht mehr von einem schönen Haarschnitt sprechen, doch das ist ein anderes Thema).

Doch nun ändern sich die Dinge. Das Baby nämlich ist ein hübsches Baby. Was seine englische Großmutter schon zu der Bemerkung veranlasste: "Schade, dass er mit seinem Aussehen kein Mädchen geworden ist." Aber auch Jungs können hübsch sein und schließlich gibt es für Männer heute mindestens so viele Pflegeprodukte wie für Frauen.

Und das Allerbeste: er hat Locken. Ach, wie gern hätte ich Locken. Rote, lange Locken. Davon habe ich immer geträumt. Und jetzt habe ich ein Kind, das blonde Locken hat. Fast. Denn ganz ehrlich gesagt, selbst mit verliebtem Mutterblick muss ich das zugeben, die Locken bestehen im Ansatz, aber sie brauchen ein bißchen Hilfe, denn sonst erinnert der Kopf an ein gerupftes Huhn. Also fand ich mich kürzlich in einer größeren Drogerie vor den Haarpflegeprodukten wieder. Was gab es da für eine Riesenauswahl! Ich wollte mich gerade zwischen einem Lockenmousse und einem Lockengel entscheiden, als mich mein uneitles Gewissen zur Rede stellte. Was wollte ich da gerade für ein einjähriges Kind kaufen? Was sollte das denn für Langzeitschäden für das Kind haben! Und überhaupt, das arme Kind! Beschämt stellte ich die Sachen wieder ins Regal. Aber jetzt gerade schweigt mein Gewissen wieder und ich denke, ich werde in Kürze noch mal in die Drogerie gehen.

Ich muss mich allerdings ein bißchen beeilen. Wer weiß, wie lange sich das Baby so etwas noch gefallen lässt. Bei seinen Sachen hat er jetzt schon sehr genaue Vorstellungen, was er anziehen möchte und was nicht.

Dienstag, 16. März 2010

Mothers day

Am vergangenen Sonntag war hier Muttertag. Der Tag also, an dem man seine Mutter ehren soll und sich einmal für alles bedankt, was die Mutter im vergangenen Jahr getan hat. Nun bin ich bekannterweise eine Mutter und da fällt mir einiges ein, wofür sich meine Kinder bedanken könnten (unzählige Nächte, in denen ich immer wieder weinende Kinder beruhigte; aufgeschürfte Beine, die ich mit Pflaster und Küssen bedacht habe; Teddies und andere Lieblingsspielsachen, die ich gesucht habe; Wäsche, die ich gewaschen habe; langweilige Spielplatzbesuche, die ich ertragen habe; Erziehungsmaßnahmen, die ich ergriffen habe, um ihnen das Aufräumen beizubringen - dafür werden sich dann wahrscheinlich erst eventuelle Schwiegertöchter bedanken...nun gut, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen).

Ganz artig hatten sie denn auch eine Karte gekauft (das Baby, also gut, der Papa vom Baby) und eine Karte im Kindergarten gebastelt (der kleine Autofanatiker). Und sich richtig Mühe gegeben, nett zu sein und lieb und alles zu machen, was Mama sagt. Es hielt auch fast zehn Minuten an.

Naja, so ganz hatten sie es noch nicht verstanden mit dem Muttertag, aber sie gaben sich Mühe. Und deshalb möchte ich mich heute auch einmal bei meinen Kindern bedanken. Dafür, dass sie mein Leben in vorher ungeahnter Weise bereichern, dafür, dass sie die wichtigen von den unwichtigen Dingen im Leben immer wieder unterscheiden und in die richtige Perspektive rücken (denn mal ehrlich, was könnte denn schon wichtiger im Leben sein, als ein Autolasttransporter, der zwei Unfallwagen (ich wiederhole: ZWEI) geladen hat und dann auch noch, oh Glück über Glück, an der Ampel stehenbleibt und den man daher ganz in Ruhe ehrfurchtsvoll betrachten kann) und dafür, dass sie mich immer wieder zum Lachen bringen. Mein schönstes Muttertagsgesschenk kam nämlich vom kleinen Autofanatiker in der folgenden Gestalt:

Der große Autofanatiker hatte die Frage aufgeworfen, ob denn Mamas Hintern etwa dick sei (es frage mich  bitte keiner warum er die Notwendigkeit sah, seinen Kindern diese Frage zu stellen...). Der kleine Autofanatiker meinte daraufhin jedenfalls ganz entrüstet "Nein." und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: "Aber deiner, der ist ganz, ganz, ganz dick." Ha. Das kommt davon, wenn man dumme Fragen stellt. Hahaha.

Dienstag, 9. März 2010

Dieses ganze Schießen und bumm, bumm, bumm

Vor einiger Zeit schrieb ich einen Blogbeitrag darüber, was große Männer von kleinen Männern lernen können. Aus meinen Erfahrungen, die ich im täglichen Zusammenleben mit drei Männern sammle, habe ich heute eine kleine Liste zusammengestellt, was kleine Männer gar nicht erst lernen müssen bevor sie große Männer werden, da es ihnen anscheinend schon in die Wiege gelegt worden ist:

1. Wettbewerbsdrang -  Männer (also ganz besonders richtige Alpha-Männchen) konkurrieren gern miteinander. Das ist wohl allgemein bekannt. Und das klappt auch schon bei kleinen Männern. Wenn ich zum Beispiel möchte, dass der kleine Autofanatiker mit aufräumt, dann habe ich es bis vor kurzem mit Überreden und logischem Argumentieren versucht. Ganz falsch. Die einzige Methode, die funktioniert, ist zu rufen "Auf die Plätze, fertig, los!" und "Ich bin schneller als du." und schon rast der kleine Autofanatiker los. Mich würde ja mal interessieren, ob das auch bei Mädchen funktioniert? Ich vermute nein, aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.

2. Hurra, ich habe etwas im Haushalt geholfen - natürlich gibt es rühmliche Ausnahmen, aber viele Männer wollen für jeden Handgriff gelobt werden, den sie im Haushalt tun, während es bei Frauen und Mädchen ganz selbstverständlich ist. Das geht schon den bei den ganz Kleinen los. Wenn das Baby beim Aufräumen hilft, dann legt er einen Baustein in den Korb und beklatscht sich dann erst mal ausgiebig, bevor er den nächsten nimmt. Wobei es natürlich auch sein kann, dass dies etwas ist, was die Umgebung erst erzeugt. Wenn also die Mama immer so begeistert nach jeder Aktion sagt "Toll gemacht", dann könnte man ja durchaus davon ausgehen, dass damit eine Erwartungshaltung anerzogen wird.

3. Monster, Kämpfen und der Rest - mal ganz ehrlich, in letzter Zeit schalte ich öfter mal auf Durchzug, wenn der kleine Autofanatiker mit mir spricht. Wenn das Wort "Monster" oder "schießen" oder ähnliches mehrmals in einem Satz vorkommt, dann finde ich es irgendwie schwer, mich zu konzentrieren. Eigentlich hatte ich ja immer gehofft, dass mein Junge niemals mit solchen Sachen in Berührung kommen würde, aber es scheint einfach drinzustecken. Zumindest dieser Drang nach Kämpfen und Schießen wird vielen Männern im älteren Alter ja dann doch irgendwie "aberzogen", aber ich denke mal, unter der Oberfläche steckt er noch drin.

4. Gruppen - Männer jagen im Rudel, Frauen haben Freundinnen. Ebenfalls eine bekannte Tatsache. Dass der kleine Autofanatiker seit einiger Zeit mit Josh im Kindergarten befreundet ist, hatte ich ja bereits berichtet. Aber da ist nicht nur Josh. Denn plötzlich ist der kleine Autofanatiker Teil der Gang, wie es die nette Mrs ausdrückt. Und er würde immer mit den Jungs in einer Ecke rumhängen. Nicht dass er mir das selbst erzählen würde, und damit kommen wir zum letzten Punkt:

5. Maulfaulheit - auch hier gibt es sicher Ausnahmen, aber auf viele Männer trifft es doch nun zu, dass unter "Sachen ausdiskutieren" Männer in der Regel verstehen "Jetzt wird sie mir gleich das Wort im Munde rumdrehen, also sage ich lieber gar nichts mehr" und wenn dann vielleicht noch "Gefühle" mit ins Spiel kommen, dann ist es gleich vorbei. Leider, leider ist das mittlerweile auch schon bei dem kleinen Autofanatiker so. So führen wir zum Beispiel regelmäßig folgenden Dialog:
"Wie war es heute im Kindergarten?"
"Schön."
"Was habt ihr gemacht?"
"Weiß nich."
"Hast Du mit dem Josh gespielt?"
"Du darfst nicht Josh sagen, nur ich darf Josh sagen."
"Ok, hast Du schön mit dem Joshua gespielt?"
"Weiß nich."

Bloß gut, dass kleine Männer auch sehr niedlich sein können.

Dienstag, 2. März 2010

School letter day

Ein Frage bestimmte gestern die Warteschlange vorm Kindergarten: "Und habt ihr's bekommen?" Unsere Antwort war: "Ja, die erste Wahl." Vielen der anderen Eltern aber meinten: "Leider nicht. Nur die zweite Wahl."

Nein, es handelt sich nicht um exotische Produkte, die es nur unter der Ladentheke zu kaufen gibt, wie in längst vergangenen DDR-Tagen. Es handelt sich um etwas Wichtigeres. Die wichtigste Entscheidung im jungen Leben unserer Kinder, die möglicherweise, glaubt man einigen Meinungen, ganz sicher sogar das gesamte weitere Leben beeinflussen wird. Es geht um den Schulplatz.

Am Samstag war School Letter Day. Ein aufregender Tag. Nachts konnte ich nicht schlafen und hätte ich eine Gelegenheit gehabt (die allerdings zwei kleine Kinder zu verhindern wussten), hätte ich mich früh um 7 Uhr eingeloggt, um das Ergebnis zu erfahren. Ab da war das nämlich möglich. So blieb mir nichts übrig als auf den Postboten zu warten, der DEN Brief pünktlich um 9 Uhr bei uns durch den Briefschlitz warf. Das Ergebnis des letzten Schwangerschaftstestes hatte ich nicht so aufgeregt erwartet. Würde er die gute Nachricht bringen?

Ja, er tat es. Der kleine Autofanatiker darf ab September in die Schule unserer ersten Wahl gehen. Ob es tatsächlich auch die Schule ist, die ihm den Erfolgsweg für den Rest seines Lebens ebnen wird? Mir ist das ehrlich gesagt nicht so wichtig, aber wenn man einige Gespräche mitanhört, dann könnte man schon das Gefühl bekommen. Wahrscheinlich bin ich nur ignorant und habe mich noch nicht genug gekümmert, wo der kleine Autofanatiker denn dann auf die höhere Schule gehen wird. Eine staatliche? Aber die sind nicht so gut hier. Eine private? Aber wird die Grundschule da gut genug sein, damit er den Anschluss nicht verpasst? Dann müsste ich mich doch schon mal um private Nachhilfestunden kümmern? Mir wird schon ganz schwindlig, wenn ich nur darüber nachdenke.

Eigentlich möchte ich doch nur, dass er sich gern an seine Grundschulzeit erinnern wird. Der Rest kommt dann sicher von ganz allein. Nur so kann ich mich damit trösten, dass mein kleiner Autofanatiker, der sich immer noch am Liebsten von Mama anziehen lässt, der zum Einschlafen seinen Schnuller braucht, der sich noch nicht allein den Popo abwischen kann, dass dieser kleine Junge ab Herbst schon in die Schule gehen soll.