"Welche Rolle hast du denn?", fragte ich daher gespannt am Nachmittag. Insgeheim hoffte ich natürlich schon auf eine von den, naja, von den Wichtigeren eben. Erster Hirte vielleicht oder Josef.
"Ich bin jemand, der nicht auf der Erde wohnt." Aha gut, dachte ich, der Verkündigungsengel, sehr wichtige Rolle und tat innerlich einen kleinen Freudensprung.
"Du meinst, du bist ein Engel?"
"Nein, das ist doch für GIRLS, Mama", meinte er ganz entrüstet.
"Was bist du denn dann?" fragte ich nun leicht verunsichert.
"Na, ich bin so einer, wie heißt das gleich, ein Alien." erklärte er mir ganz zufrieden.
Zu Jesu Geburt waren Außerirdische anwesend?????
Wer den Film "Tatsächlich Liebe" kennt, wird vielleicht in diesem Moment an die Szene erinnert, in dem die Tochter von Emma Thompson ihrer Mutter stolz erklärt, dass sie die Rolle des Oktopus bekommen hat. Des ersten Oktopus. Worauf Emma Thompson erstaunt fragt: "There was more than one octopus present at the birth of Jesus?" Ja, anscheinend nicht nur Meeresgetier sondern auch Außerirdische.
Vorige Woche war dann die große Aufführung. Und was soll ich sagen? Es war so furchtbar oder schön (je nach persönlicher Einstellung), wie Kinderkrippenspiele eben sind. Ich habe kein Wort verstanden, warum plötzlich Außerirdische auftauchten, war auch nicht ganz klar und die Musik war, nun ja, kindgerecht. Aber das spielte überhaupt keine Rolle. Mein großes Baby stand auf der Bühne. Gut, er wusste die meisten Texte nicht (ich schiebe das mal auf die Windpockenerkrankung) und guckte eigentlich eher ziemlich gelangweilt, aber da war er. Niedlich. Und plötzlich verstand ich die Faszination von Kinderaufführungen. Wenn das eigene Kind auf der Bühne steht, werden auch die langweiligsten Stücke Oscar-verdächtige Vorführungen.
Am Donnerstag hat das Baby sein Weihnachtskonzert im Kindergarten. Ich halte die Taschentücher schon mal bereit.
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