Dienstag, 9. November 2010

Kanzlermomente

Es war einmal ein kleiner Junge, der stand vor seiner Schule, rüttelte am Gitter und rief: "Macht das Tor auf." Das erinnerte mich doch sehr an den ehemaligen Bundeskanzler Schröder, der ja, so geht zumindest die Legende, am Gitter des Kanzleramtes gerüttelt und gerufen haben soll "Lasst mich rein." oder so etwas in der Art.

Ob der kleine Autofanatiker nun eine Schulkarriere erwarten kann, wie sie Schröder im Kanzleramt erfahren hat, lässt sich natürlich noch nicht sagen. Sein Rufen wurde auf jeden Fall wesentlich schneller erhöhrt, denn schon einen Moment später kam seine Lehrerin um das Tor zu öffnen.

So wie an jedem Morgen. Da stellen sich alle kleinen Schüler zunächst ganz manierlich in einer Reihe vor dem Schultor auf. Wie sollte es in England auch anders sein?! Wobei ich gerade gelesen habe, dass das alte Klischee vom Engländer, der sich beschwerdelos in einer Schlange anstellt, gar nicht mehr stimmt. In einer Studie wurde festgestellt, dass der gemeine Engländer nach 12 Minuten zu meutern beginnt, Senioren sogar bereits nach 10 Minuten. Trotzdem ist das wohl noch wesentlich länger als das auf dem europäischen Festland üblich ist.

Die Schüler jedenfalls müssen in der Regel gar keine 12 Minuten warten. Ein paar Minuten sind es aber meistens schon. Genug Zeit, um den kleinen Autofanatiker noch einmal vor seinen Freunden zu kusseln. Noch lässt er es ganz unberührt über sich ergehen, aber ich gebe mich da keinen Illusionen hin. Diese Tage sind gezählt. Genug Zeit, für die ersten Raufereien des Tages, wobei man sich gern mal mit Wasserflaschen bespritzt, die Schultasche gegenseitig um die Ohren schlägt oder eben am Schultor rüttelt. Genug Zeit auch, um Mitleid mit den Lehrern zu empfinden, die diese Bande dann für die nächsten Stunden unter Kontrolle halten sollen.

Pünktlich um 8.40 Uhr jedenfalls erscheint die Lehrerin, um das Schultor zu öffnen. Dann stürmen alle Kinder in die Schule und die Mütter und Väter am Schultor gehen freudig ihrer Wege. Bis alle um 15.10 Uhr wieder in einer Schlange vor der Schule stehen (diesmal stehen die Eltern ordentlich in einer Reihe) und ihre nun müden Kinder wieder in Empfang nehmen.

Und wenn sie noch nicht genug gelernt haben, dann kommen sie morgen wieder.

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