Dienstag, 26. Januar 2010

Happy birthday to meheeee

Gestern war mein Geburtstag. Um es kurz zu machen: irgendwie hoffe ich nicht, dass das neue Lebensjahr so weiter geht, wie es begonnen hat.

Zunächst einmal jedoch zwei kleine Nachträge:

1. Die Engländer verstehen tatsächlich Spaß - heute hörte ich im Radio einen Bericht, wie man legal sein Schlagloch vor der Haustür flicken kann. Wie ich vorige Woche berichtete, weigern sich ja die Kommunen dies zu tun.

2. Kindergeburtstagsfeier - am Sonntag waren wir zu einem Kindergeburtstag von zwei Mädchen aus dem Kindergarten. Thema: Märchen. Bei unserer Ankunft tobten ungefähr 40 Prinzessinnen durch die Turnhalle, wo das Fest stattfand. Der kleine Autofanatiker wagte sich kaum hinter meinem Hosenbein hervor. Die Feier selbst beinhaltete mehrere sehr gut organisierte Spiele (mit zeitlichen Vorgaben), Bastelarbeiten (ebenfalls genau nach geplanter Zeit), vorgedruckte Namensschilder für alle Kinder, eine reich gefüllte Tüte für die kleinen Gäste zum Mit-nach-Hause-nehmen (u.a. mit selbstgebastelten Namenslesezeichen) und schließlich eine Märchenerzählung anhand einer extra für die Feier erstellten Power-Point-Presentation! Klingt als würde ich übertreiben? So etwas könnte man sich gar nicht ausdenken! Es wird Zeit, dass ich langsam beginne, den 4. Geburtstag des kleinen Autofanatikers zu organisieren, er ist schon in 5 Monaten.

Doch zurück zu meinem eigenen Geburtstag. Es war einer von jenen Geburtstagen, an die man sich in ein paar Jahren sicher nicht mehr erinnern kann (im Gegensatz zu meinem 25. Geburtstag, an den ich mich zwar am eigentlichen Geburtstag nicht erinnern konnte - ich war auf dem Land in Neuseeland und mit der Zeit-und Datumsumstellung ein bisschen durcheinandergekommen - was im Nachhinein jedoch unvergesslich wurde). Im Grunde war es einer von jenen Tagen, wo man sich am Abend fragt "Was habe ich heute eigentlich gemacht?", obwohl man den ganzen Tag keine Minute still sitzt. Von diesen Tagen scheine ich als Mutter viele zu haben.

Doch ich will nicht klagen. Am Vormittag war die Putzfrau da, während ich in Ruhe meine Geschenke auspackte und liebe Post las. Jede Frau sollte eine Putzfrau an ihrem Geburtstag haben, die den ganzen Kinderdreck wegmacht! Und obwohl mein Geburtstagskuchen immer noch im Supermarkt liegt, weil der große Autofanatiker ihn zwar gekauft, aber dann vergessen hatte, ihn auch mitzunehmen, sollte ich mich doch darüber freuen, dass er überhaupt daran gedacht hatte. Auch dass sich der kleine Autofanatiker fast direkt über mein Geburstagsabendessen übergeben musste, konnte ich durch geschickte und schnelle Intervention verhindern. Es hätte also schlimmer kommen können.

Was jedoch richtig nervig war, war meine sich zunehmend verschlimmernde Erkältung (Grippe? Schweinegrippe??) bis ich schließlich abends mit Schüttelfrost ein heißes Bad nahm und ins Bett kroch, wo ich dank der Medikamente auch schnell einschlief. Nach einer Stunde jedoch wachte ich putzmunter wieder auf. Anscheinend hatten die Tabletten auch eine aufputschende Wirkung (was sich heute am Tag zumindest als sehr positiv erwies). Zwei Stunden, viele Gedanken über das Leben, 100 Seiten in meinem Buch und einen Trip zum Kühlschrank später konnte ich meinen Körper davon überzeugen, es doch noch einmal mit Schlafen zu versuchen. Heute abend vertraue ich nur auf einschläfernde Medizin, die den Namen "Nightnurse" (also Nachtkrankenschwester) trägt. Vorher wollte ich jedoch noch Grüße von meinem Krankenbett senden.

Und lasst mich mit einer heitereren Bemerkung schließen. Heute nachmittag erklärte ich dem kleinen Autofanatiker, dass ich "krank bin, mir ist es gar nicht schön." Worauf er im Brustton der vollsten Überzeugung erklärte: "Doch Mama, du bist schön." Was macht da schon ein Lebensjahr mehr oder weniger?

Dienstag, 19. Januar 2010

Verstehen Sie Spaß?

Kürzlich war ich im Supermarkt. Also ich meine, natürlich bin ich ständig im Supermarkt, meist mehrmals die Woche, das hat das Familienleben eben so an sich.

Einer meiner Supermarktbesuche der vergangenen Woche wird jedoch für eine Weile in meiner Erinnerung bleiben und das kam so: ich war etwas verwirrt, denn in meinem Supermarkt, wird gerade umgebaut und alle Sachen standen nicht da, wo sie für gewöhnlich zu finden sind. Es soll ja Leute geben, die immer in andere Supermärkte fahren, um mal etwas Neues zu sehen. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte von Leuten. Wenn plötzlich die Äpfel an einer anderen Stelle liegen, weiß ich das überhaupt nicht zu schätzen. Aber nach einer Weile hatte ich meine Sachen im Einkaufskorb, hatte mich gerade darüber geärgert, dass man Mitte Januar keine Kinderhandschuhe mehr kaufen kann aber dafür die ersten Ostersachen, das Baby war auch noch halbwegs zufrieden, da es an den letzten Resten der Beruhigungskeksdose (organische Reiskekse, bitteschön!) mampfte und wir bewegten uns zur Kasse.

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und eine Lebensweisheit weitergeben: Merke! Gehe niemals zu der Kasse, an der der junge und unbedarft aussehende Azubi sitzt! Nie! Die anderen Leute, die sich ebenfalls im Supermarkt befanden, hatten diese Regel offensichtlich beherzigt, denn sein Fließband war leer. Und da machte ich den entscheidenden Fehler. Für einen Moment war ich unkonzentriert und sah nur das leere Fließband. Aber immerhin schaffte er es, meine Lebensmittel zu scannen. Meine Alarmglocken schrillten nur einmal, als er sich nicht in der Lage sah, einer einfachen Bitte von mir (eine kaputte Mehltüte betreffend), die von jeder anderen Verkäuferin problemlos gehandhabt worden wäre, nachzukommen. Aber alle meine Sachen waren schließlich in meinen Tüten und ich atmete schon erleichtert auf, als ich ihm meine Karte aushändigte. Das jedoch war mein eigentlicher Fehler. Denn beim Einführen in die Kartenlesemaschine, zerbrach er meine (einzige!) Geldkarte in zwei Stücke. Krach. Kann ja mal passieren. Das meine ich jetzt durchaus nicht zynisch. Natürlich kann das passieren. Aber das eigentlich Surreale begann jetzt:

Ich (während ich fassungslos auf die Karte starre): Äh.
Er (rüttelt ein bisschen daran herum und hat offensichtlich beschlossen, die Tatsache, dass er meine Karte gerade zerbrochen hat, völlig zu ignorieren. In der Hoffnung, dass ich es dann auch nicht bemerke?): Ja, jetzt gehts. Geben Sie doch bitte Ihre Pin ein.
Ich (völlig verwirrt, frage ich mich schon selbst, ob die Karte denn vielleicht gar nicht kaputt ist und gebe gehorsam meine Pin ein): Äh, Sie haben da gerade meine, äh, Karte, äh zerbrochen.
Er: Danke (die Karte hat wunderbarerweise noch funktioniert), ich drucke nur eben Ihren Beleg.
Ich: Und die Karte?
Er: Ja, äh, die Maschine.
Ich (starre ihn fassungslos an, zumindest in Erwartung einer Entschuldigung von ihm).
Er: Ich würde sie Ihnen ja wieder zusammenkleben, aber ich habe hier leider gar kein Klebeband. Vielleicht gehen Sie doch mal zum Kundendienst, die haben da Klebeband.
Ich: Bitte????????????????? Ihnen ist aber schon klar, dass die Karte dann trotzdem nicht wieder funktionieren wird?
Er: Ah, warten sie. (Er verschwindet mit dem Kopf unter der Kasse und kramt herum) Hier. (Er hat einen alten Preisaufkleber gefunden und klebt damit nun die beiden Kartenteile zusammen und überreicht sie mir stolz).

Das war der Moment, in dem ich dachte, jetzt kommt doch bestimmt gleich Kurt Felix hinter der Kasse hervorgesprungen und ruft "Versteckte Kamera!" Aber Kurt Felix moderiert ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr Verstehen Sie Spaß. Ich glaube, ich stand ein bisschen unter Schock.

Und so kommt es, dass ich jetzt eine Geldkarte habe, die von einem Aufkleber zusammengehalten wird auf dem steht "Half Price". Vielleicht werde ich demnächst ja doch mal in einen anderen Supermarkt gehen.

Aber wer weiß, ob das was nützt? Als ich nämlich heute früh die Nachrichten hörte, gab es schon wieder einen Fall von Verstehen Sie eigentlich Spaß?. Da berichtete nämlich die Nachrichtensprecherin, dass durch den ungewöhnlich harten Winter auf den Straßen des Landes besonders große Löcher zu finden sind. Diese wolle man aber nun nicht etwa reparieren, schließlich wären sie sehr gut dazu geeignet, als sozusagen natürliche Geschwindigkeitsbegrenzungen zu fungieren.

Zum Glück verstehe ich Spaß, ich lache jetzt noch.

Dienstag, 12. Januar 2010

Leise rieselt der Schnee...

...still und starr ruht das Land. Ein Satz, der in der vergangenen Woche hier in Südengland sehr zutreffend war. Soweit ich weiß, wurde ja sogar in den deutschen Medien das Schneechaos hierzulande in den Nachrichten thematisiert. Deshalb will ich auch gar niemanden mit Berichten langweilen, was denn alles nicht funktioniert hat. Stattdessen möchte ich heute von einem anderen Phänomen schreiben: dem Stoizismus der Engländer.

In Deutschland geht man ja in der Regel davon aus, dass die Dinge so funktionieren, wie sie sollen. Züge fahren, wie sie im Fahrplan stehen. Busse ebenso. Patienten werden von Ärzten untersucht. Ja heißt ja und nein heißt nein. Und im Winter erst recht. Wenn dann aber tatsächlich mal etwas nicht funktioniert, ist die Not groß und das Geschrei noch größer. Nicht so in England. Ich will meinem Gastland nicht unterstellen, dass man sich hier eigentlich fast wundert, wenn alles reibungslos abläuft, aber manchmal könnte man schon den Eindruck bekommen. Wenn nämlich tatsächlich etwas nicht nach Plan verläuft, reagieren die meisten Engländer zunächst mit Gelassenheit. Man kann sie förmlich sagen hören, wenn es vielleicht auch nicht unbedingt ausgesprochen wird, "Na, trinken wir erst mal eine Tasse Tee und dann sehen wir weiter."

Mit gewisser Verwunderung aber auch mit einem Stück Neid durfte ich vorige Woche wieder einmal Zeuge dieses Charakterzuges werden, als sich eine ganze Nation beim Anblick einiger Schneeflocken in Kinder verwandelte. Keiner ging zur Arbeit, die Schulen wurden reihenweise geschlossen und in den Nachrichten wurde von Leuten berichtet, die Schneemänner gebaut hatten oder Eisbaden waren. Die Straßenverhältnisse waren (und sind) eine Katastrophe, die Bürgersteige noch schlimmer, aber wann immer man vor die Haustür trat, traf man auf fröhliche Fußgänger. Es herrschte Volksfeststimmung. Zumindest solange man nicht wirklich dringend irgendwohin musste. Eine befreundete Mutter, die im vorigen Winterchaos hochschwanger war und besorgt im Krankenhaus anrief, um zu fragen, was denn wäre, wenn es jetzt mit den Wehen losgehen würde, bekam ein "Viel Glück" mit auf den Weg.

Trotzdem, die vorige Woche war irgendwie herzerwärmend. Die ersten zwei Tage. Dann wurde es langweilig und inzwischen sind die Dinge mehr oder weniger wieder "back to normal". Aber ich versuche mir ein bißchen Volksfeststimmung zu bewahren.

Dienstag, 5. Januar 2010

Und nun ein frohes neues Jahr

Happy New Year! heißt es hier im Moment an allen Ecken und Enden und wird wohl auch noch bis zum Ende des Monats so weitergehen. Ein frohes neues Jahr wünsche ich auch ganz brav allen zurück. Mein eigenes neues Jahr hat indes auch sehr froh begonnen. Nämlich ebenso wie das alte aufgehört hat: schlafend. Himmlisch! Wir hatten die englische Verwandschaft zu Besuch und ich hatte mich schon darauf eingestellt, mich irgendwie bis Mitternacht wachhalten zu müssen. Geht das anderen Leuten auch so oder ist das nur bei mir so? An jedem anderen Abend des Jahres habe ich kein Problem damit, lange wachzubleiben aber kommt Silvesterabend und ich weiß, jetzt muss ich bis Mitternacht ausharren, da reiße ich bereits ab 21 Uhr meinen Mund zum Gähnen so weit auf, dass ein gesamter Braunbär reinpassen würde.

Vielleicht lag es ja an meinen Gähnattacken ab dem frühen Abend, um 22Uhr verabschiedeten sich jedenfalls alle Gäste ins Bett und ich konnte mit gutem Gewissen ebenfalls im Bett verschwinden.

Ich gebe es zu, das war nicht mein erstes Silvester, was ich verschlief. Jedoch standen diese Silvesterabende meiner Jugend unter der Parole "Anti-Silvester". Man ging ins Bett, weil man sich dem konformistischen Scheiß, am Silvesterabend Spaß haben zu müssen, nicht unterwerfen wollte.

Aber mit zwei kleinen Kindern bekommt Schlaf plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Am 1. Januar stand ich ganz fröhlich auf und freute mich immer noch über die zwei gewonnenen Stunden Schlaf. Wenn man nicht genug Schlaf bekommt, dann bekommt das Thema Schlafen diese ungeheure Wichtigkeit. Ich könnte ständig darüber sprechen, wenn es mich nicht noch müde machen würde. Und wenn dann die Kinder tatsächlich mal eine Nacht durchschlafen, dann denkt man am nächsten Morgen, man könnte die ganze Welt verändern, soviel Energie hat man, bis sie in der darauffolgenden Nacht dann wieder schlechter schlafen.

Aber ich habe gehört, alle Kinder schlafen irgendwann durch (meine tun es immerhin jetzt schon ungefähr aller zwei Nächte) und wenn sie dann erst Teenager sind, sehnt man sich nach der Zeit zurück, weil man dann vor Sorgen, wo die Kinder sich denn gerade rumtreiben, auch nicht mehr schlafen kann.

Im Moment könnte mir nur der Gedanke, dass ich im Kindergarten schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten bin, schlaflose Nächte bereiten. Der kleine Autofanatiker kommt nämlich, seitdem der Kindergarten wieder begonnen hat, ständig mit Weihnachtskarten von anderen Kindern nach Hause. Habe ich da schon wieder was verpasst? Und ich dachte, ich war schon gut, dass ich daran gedacht hatte, der Mrs eine Karte zu schreiben. Aber es müssen wohl auch noch alle Kinder allen anderen Kindern frohe Weihnachten wünschen? Naja, ich weigere mich, jetzt noch Karten auszuteilen. Um den Schlaf bringt mich das ganz sicher nicht, dazu ist er mir zu kostbar.