Dienstag, 8. März 2011

Mein Return on Investment

Stundenlang mussten ihre Töchter täglich Instrumente üben. Alles schlechter als die Note 1 wurde als Schande für die Familie angesehen. Treffen nach der Schule mit Freunden waren verboten. In dem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch von Amy Chua („Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte.“) beschreibt die US-amerikanische Yaleprofessorin und Tochter chinesischer Einwanderer, wie sie mit chinesischem Erziehungsdrill ihre Kinder auf Höchstleistungen trimmte.

Obwohl für Eltern hierzulande sicher nicht ohne Weiteres nachvollziehbar (in Amerika wurde sie auch als Monstermutter angegriffen), so gibt es doch Aspekte, die westlichen Mittelschichteltern bekannt vorkommen dürften. Auch bei uns herrscht das Diktat, das Beste aus den Kindern herauszuholen. Wo chinesische Eltern Leistung in ihre Kinder hineinpumpen, ist es bei uns die Erwartungshaltung, alles für das Kind tun zu wollen (oder müssen). Erst Stillen natürlich, auch wenn es Schmerzen bereitet, die Bedürfnisse des Kindes über die eigenen stellen, mit Förderkursen ab dem Kleinkindalter die Freizeit organisieren. Das Projekt Kind muss gemanagt werden, damit es erfolgreich ist.

Der Druck auf die Eltern (mal ehrlich: die Mütter) ist hier wie da groß. Und neben dem hehren Ziel, dass es unsere Kinder einmal gut haben sollen, geht es doch im Grunde auch darum, dass sich der Aufwand lohnen soll. Für die Opfer, die man seinen Kindern bringt, möchte man etwas zurückbekommen. Ein Return on Investment bitteschön. Natürlich ist die Idee nicht neu, Kinder wurden lange als die beste Altersversicherung gesehen. Doch neu ist wohl der Aufwand, der betrieben wird, um unseren Nachwuchs erfolgreich zu machen. Eine Mutter, die einen Karriereknick für ihre Kinder in Kauf nimmt, möchte wissen, dass die Anstrengung nicht umsonst war.

Ich möchte nicht behaupten, dass ich das nicht verstehen kann. Und trotzdem: Mein schönster Return on Investment ist das Lachen meiner Kinder, die Arme, die sich um meinen Hals legen und der klebrige Kuss auf meiner Nase, die vor Aufregung rot gefärbten Wangen meiner Jungen, wenn sie etwas besonders spannend finden. Dann weiß ich, es ist gar kein Opfer, dass ich meine Berufstätigkeit eingeschränkt habe, um für meine Kinder da sein zu können, sondern ein Glück. Dann weiß ich, dass ich keine Superkinder brauche, um mich selbst zu bestätigen und zu rechtfertigen. Nur um ihrer willen möchte ich sie dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden.

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