Es war einmal ein kleines Mädchen, die wohnte in einem Land, das es heute gar nicht mehr gibt. Ab und zu, an besonders hohen Feiertagen, bekam das kleine Mädchen eine Mark geschenkt und zwar eine richtig gute Mark, eine Westmark. Mit dieser ging das Mädchen dann in einen Laden, in dem es so gut roch, wie nirgends sonst in ihrem Heimatland. Lange, lange betrachtete das Mädchen alle die wunderbaren Sachen, die es in diesem Laden gab um schließlich mit einem Bogen Aufkleber das Geschäft glücklich wieder zu verlassen. Nie hätte das Mädchen auch nur im Traum daran gedacht, diese Aufkleber tatsächlich zu verkleben. Und wenn der Leim nicht inzwischen vertrocknet ist, dann kleben sie noch heute.
Meine Söhne nun, eindeutig Kinder der Marktwirtschaft und als solche von materialistischen Dingen nicht so leicht zu beeindrucken, kleben ihre Aufkleber auf alles, was sich nicht schnell genug wegbewegt. Auf Wände, Türen, Schränke, Menschen, Jacken, Tassen. Einfach überallhin. Und natürlich gibt es Aufkleber heute nicht nur an hohen Feiertagen sondern jedes Kinderheft enthält Dutzende, bei jedem Arztbesuch gibt es einen Aufkleber, in der Schule gibt es sogar Aufkleber mit dem Namen der Lehrerin, die die Kinder für gute Leistungen bekommen. Natürlich dürfen diese Aufkleber nie von den Pullovern entfernt werden. So wurde aus dem kleinen Mädchen von damals, das ihre Aufkleber liebte, eine Aufkleberhasserin.
Neulich jedoch machte ich eine überraschende Entdeckung. Ganz nach dem Motto, wenn man schon das Übel nicht beseitigen kann, dann sollte man es sich wenigstens zu Nutze machen, versprach ich den Kindern einen Aufkleber, wenn sie mir beim Aufräumen helfen würden. Und siehe da: aus zwei muffeligen Jungs, die gerade eben noch keinen Finger krümmten, wurden zwei hochmotivierte Helfer. Nur woher sollte ich jetzt gleich die Aufkleber nehmen? Mit einem Erfolg hatte ich ja eigentlich gar nicht selbst gerechnet. Ich fand zwei alte Aufkleber auf einem Bogen, den die beiden kurz vorher noch selbst auf alle möglichen Dinge geklebt hatten und war mir eigentlich sicher, dass sie die ablehnen würden, aber da: Überraschung Nummer 2 - stolz klebten sie sich die Dinger an ihre Pullover. Das soll noch einer verstehen. Ich tue es zwar nicht, aber habe fest vor, das bald wieder zu benutzen.
Ja, jetzt muss ich mich mal outen. In deinem ersten Absatz erkenne ich mich soo genau wieder! :-)
AntwortenLöschenIch habe meine Intershop-Aufkleber (bevorzugt mit Wackelaugen) heute noch. Säuberlich vom Trägerpapier ausgeschnitten, nie im Leben aufgeklebt in der Schachtel von damals.
*ähem* und ich bin schon 37....
LG Kathi
Oh ja stimmt, die Wackelaugen, das hatte ich schon fast wieder vergessen!
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