Kürzlich war ich im Supermarkt. Also ich meine, natürlich bin ich ständig im Supermarkt, meist mehrmals die Woche, das hat das Familienleben eben so an sich.
Einer meiner Supermarktbesuche der vergangenen Woche wird jedoch für eine Weile in meiner Erinnerung bleiben und das kam so: ich war etwas verwirrt, denn in meinem Supermarkt, wird gerade umgebaut und alle Sachen standen nicht da, wo sie für gewöhnlich zu finden sind. Es soll ja Leute geben, die immer in andere Supermärkte fahren, um mal etwas Neues zu sehen. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte von Leuten. Wenn plötzlich die Äpfel an einer anderen Stelle liegen, weiß ich das überhaupt nicht zu schätzen. Aber nach einer Weile hatte ich meine Sachen im Einkaufskorb, hatte mich gerade darüber geärgert, dass man Mitte Januar keine Kinderhandschuhe mehr kaufen kann aber dafür die ersten Ostersachen, das Baby war auch noch halbwegs zufrieden, da es an den letzten Resten der Beruhigungskeksdose (organische Reiskekse, bitteschön!) mampfte und wir bewegten uns zur Kasse.
An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und eine Lebensweisheit weitergeben: Merke! Gehe niemals zu der Kasse, an der der junge und unbedarft aussehende Azubi sitzt! Nie! Die anderen Leute, die sich ebenfalls im Supermarkt befanden, hatten diese Regel offensichtlich beherzigt, denn sein Fließband war leer. Und da machte ich den entscheidenden Fehler. Für einen Moment war ich unkonzentriert und sah nur das leere Fließband. Aber immerhin schaffte er es, meine Lebensmittel zu scannen. Meine Alarmglocken schrillten nur einmal, als er sich nicht in der Lage sah, einer einfachen Bitte von mir (eine kaputte Mehltüte betreffend), die von jeder anderen Verkäuferin problemlos gehandhabt worden wäre, nachzukommen. Aber alle meine Sachen waren schließlich in meinen Tüten und ich atmete schon erleichtert auf, als ich ihm meine Karte aushändigte. Das jedoch war mein eigentlicher Fehler. Denn beim Einführen in die Kartenlesemaschine, zerbrach er meine (einzige!) Geldkarte in zwei Stücke. Krach. Kann ja mal passieren. Das meine ich jetzt durchaus nicht zynisch. Natürlich kann das passieren. Aber das eigentlich Surreale begann jetzt:
Ich (während ich fassungslos auf die Karte starre): Äh.
Er (rüttelt ein bisschen daran herum und hat offensichtlich beschlossen, die Tatsache, dass er meine Karte gerade zerbrochen hat, völlig zu ignorieren. In der Hoffnung, dass ich es dann auch nicht bemerke?): Ja, jetzt gehts. Geben Sie doch bitte Ihre Pin ein.
Ich (völlig verwirrt, frage ich mich schon selbst, ob die Karte denn vielleicht gar nicht kaputt ist und gebe gehorsam meine Pin ein): Äh, Sie haben da gerade meine, äh, Karte, äh zerbrochen.
Er: Danke (die Karte hat wunderbarerweise noch funktioniert), ich drucke nur eben Ihren Beleg.
Ich: Und die Karte?
Er: Ja, äh, die Maschine.
Ich (starre ihn fassungslos an, zumindest in Erwartung einer Entschuldigung von ihm).
Er: Ich würde sie Ihnen ja wieder zusammenkleben, aber ich habe hier leider gar kein Klebeband. Vielleicht gehen Sie doch mal zum Kundendienst, die haben da Klebeband.
Ich: Bitte????????????????? Ihnen ist aber schon klar, dass die Karte dann trotzdem nicht wieder funktionieren wird?
Er: Ah, warten sie. (Er verschwindet mit dem Kopf unter der Kasse und kramt herum) Hier. (Er hat einen alten Preisaufkleber gefunden und klebt damit nun die beiden Kartenteile zusammen und überreicht sie mir stolz).
Das war der Moment, in dem ich dachte, jetzt kommt doch bestimmt gleich Kurt Felix hinter der Kasse hervorgesprungen und ruft "Versteckte Kamera!" Aber Kurt Felix moderiert ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr Verstehen Sie Spaß. Ich glaube, ich stand ein bisschen unter Schock.
Und so kommt es, dass ich jetzt eine Geldkarte habe, die von einem Aufkleber zusammengehalten wird auf dem steht "Half Price". Vielleicht werde ich demnächst ja doch mal in einen anderen Supermarkt gehen.
Aber wer weiß, ob das was nützt? Als ich nämlich heute früh die Nachrichten hörte, gab es schon wieder einen Fall von Verstehen Sie eigentlich Spaß?. Da berichtete nämlich die Nachrichtensprecherin, dass durch den ungewöhnlich harten Winter auf den Straßen des Landes besonders große Löcher zu finden sind. Diese wolle man aber nun nicht etwa reparieren, schließlich wären sie sehr gut dazu geeignet, als sozusagen natürliche Geschwindigkeitsbegrenzungen zu fungieren.
Zum Glück verstehe ich Spaß, ich lache jetzt noch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen