In meinem Post von vor einigen Wochen bekannte ich mich ja bereits dazu, dass ich gelegentlich Bestechung benutze, um meinen Wunsch und den Willen meiner Kinder zu vereinbaren, d.h. den Willen meiner Kinder dahingehend zu verändern, dass er meinem Willen entspricht. Das kann man natürlich negativ sehen; ich kann mich nicht erinnern, schon jemals in einem Erziehungsratgeber gelesen zu haben, dass Bestechung ein wertvolles Mittel in der Kindererziehung sein soll. Aber ich habe beschlossen, ich werde jetzt nur noch die postiven Seiten sehen. Schließlich vermittle ich damit meinen Kindern ein wichtiges Prinzip der Marktwirtschaft: ich habe etwas, was du willst und dafür gibst du mir etwas, was ich will. Funktioniert in beide Richtungen. Einmal bin ich der Einkäufer, einmal bin ich der Verkäufer. Na also, eines der wichtigsten kapitalistischen Grundprinzipien schon im Alter von 3 Jahren verinnerlicht.
Vielleicht gibt es ja noch mehr gesellschaftspolitische Grundsätze, die ich meinen Kindern im häuslichen Bereich nahebringen kann.
Ganz ohne meine Hilfe haben sie schon sehr schön verstanden, wann man mit der Obrigkeit schön tun muss, um seinen Willen durchzusetzen oder wann lautes Beschweren (d.h. Schreien und Toben) am wirksamsten ist.
Oder wie ist es damit: Regeln des Zusammenlebens in einer Gesellschaft gelten für alle zum Wohle des Einzelnen und wer sie nicht befolgt, muss mit Sanktionen rechnen. Das haben wir Erwachsene selbstverständlich verinnerlicht, sonst würde ja zum Beispiel im Straßenverkehr Chaos herrschen. Kinder dagegen sind von Geburt Anarchisten, die dies erst lernen müssen. Hier kann ich bereits Erfolge melden. Der kleine Autofanatiker kommt mittlerweile in das Alter, in dem er die Regelbefolgung von allen einfordert. So fragt er mich zum Beispiel vor dem Essen manchmal inzwischen: "Hast du auch Hände gewaschen, Mama?" Aber natürlich, sonst müsste ich mir ja selbst den Nachtisch wegnehmen.
Und damit hängt auch eng die goldene Regel des Sozialverhaltens zusammen, die so schön in dem deutschen Sprichwort zusammengefasst wird: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Wenn ich da so einige Monate zurückdenke, als das Baby noch ein richtiges Baby war, dann kann ich durchaus feststellen, dass dieses Gebot der Nächstenliebe erst erlernt werden muss. Oft musste ich da einschreiten. Inzwischen aber ist das Baby kein richtiges Baby mehr, sondern holt sich die Spielsachen auch mal wieder, die der kleine Autofanatiker ihm wegnimmt oder spritzt in der Badewanne zurück mit Wasser und der kleine Autofanatiker bekommt plötzlich eine Ahnung davon, wie es ist, wenn man das einstecken muss, was man austeilt und wird vorsichtiger.
Woran wir allerdings noch arbeiten müssen, ist Diplomatie. Bemerkungen wie "Du bist ein alter Mann, Papa." sind zwar lustig aber selbstverständlich nur solange, wie der Satz nicht auf Mama angewendet wird.
Manches können Kinder daheim lernen, manches nicht. Eines zum Beispiel werden meine Kinder bei mir nicht lernen: Demokratie. Denn ich bin der Monarch und ich habe das Sagen. Obwohl ich mich manchmal schon frage, wer der König ist (und das nicht nur, weil der kleine Autofanatiker gestern mit mir Krippenspiel nachspielen wollte, wobei er einer der Könige war und ich das Kamel...).
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