Mittwoch, 1. Mai 2013

Motivationstrainer wider Willen

Als ich vor fast 7 Jahren eine Mutter wurde, da ahnte ich nur, welche Rollen damit auf mich zukommen würden. Ich würde mein Kind ernähren, es lieben, es trösten, wenn es sich die Kniee aufgeschlagen hätte. All das konnte ich mir schon am Tage seiner Geburt vorstellen.

Damals ahnte ich jedoch noch nicht, dass zum Muttersein auch die Rolle eines Motivationstrainers gehören würde: Seit einigen Wochen gehen die zwei Großen in den Schwimmunterricht  mit einer neuen Schwimmschule. Sie hassen es. So richtig. "Freitag ist ab jetzt mein schlimmer Tag." sagt der Große und hat schon ab Donnerstag eine faltige Stirn, weil er sich vor dem Schwimmunterricht graut. Ich sollte dafür Verständnis haben, denn schließlich rühren meine beinah einzigen schlechten Erinnerungen meiner Kindheit einzig und allein von meinem eigenen Schwimmunterricht aus der Schule her. Ich kann mich noch genau an das Grauen erinnern, dass jeder Dienstag mit sich brachte, an dem uns Herr Michaelis ins Wasser stieß, wenn wir zu lange zögerten.

Doch wirklich, ich sollte Verständnis haben. Nun müsst ihr aber verstehen: Ich habe für die Schwimmstunden der Kinder schon bezahlt. Und ganz genau deshalb hält sich mein Mitgefühl in Genzen und außerdem stößt hier keiner die Kinder ins Wasser, alle sind nett und freundlich. Die Kinder weinen und zetern trotzdem. Ein bisschen "tough laugh" ist hier gefragt und ganz viel positive Motivitation.

Und da sitze ich nun am Freitag und grinse, was das Zeug hält, bis mir die Mundwinkel schmerzen und fühle mich dabei sehr amerikanisch. "Das machst du ganz super, mein kleiner Schatz, doch, doch, du bleibst im Wasser."

"Oh doch, du bleibst im Wasser!!!! Du schwimmst doch schon fast allein, super, gaaaanz super, wirklich."

Eine halbe Stunde später ist das Wunder geschehen, die Kinder paddeln ganz zufrieden im Wasser und meine Mundwinkel begeben sich langsam wieder in ihre natürlich Position. Bis zum nächsten Freitag, wenn wir die nächste Schwimmstunde haben.

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