Samstag, 16. April 2011

Wahlkampf

In ein paar Wochen sind in unserer Gemeinde Kommunalwahlen. Wir befinden uns im Wahlkampf. Bislang hieß Wahlkampf für mich ein paar Wahlplakate, vielleicht einen Handzettel durch den Briefkasten und ein paar Stände der verschiedenen Parteien auf dem Marktplatz. Aber anscheinend heißt der Wahlkampf hier der Kampf um jeden einzelnen Wähler, besonders wohl um alle potentiellen Stimmen in unserem Haus (also ingesamt zwei Stimmen).

Vorige Woche klingelte es an der Tür. Nichtsahnend öffnete ich die Tür. Vor der Tür standen zwei ältere Herren. Der erste Mann stellte sich kurz als der Kandidat einer größeren Partei für die bevorstehende Wahl vor. Ich hatte gerade ein paar Mütter und ihre Kinder zu Besuch und es tobten ungefähr 10 kleine Kinder durchs Haus. Auf den Gedanken, dass der Besuch jetzt vielleicht gerade etwas unpassend sein könnte, kamen die Wahlkämpfer anscheinend nicht. Der zweite Kandidat drängte mir ein Gespräch über die, naja, was man halt so erzählt im Wahlkampf, auf.  Um ehrlich zu sein, ich hörte nur mit halbem Ohr zu, denn ich konnte gleichzeitig hören, wie irgendwo im Haus etwas klirrend zu Boden fiel. Die beiden Männer schien das jedoch überhaupt nicht zu beeindrucken. Ob ich denn für sie stimmen würde, wollten sie von mir wissen. Zu diesem Zeitpunkt war ich nun schon ziemlich genervt. Niemals würde ich für ihre Partei wählen, erklärte ich ihnen ziemlich schroff. Der erste Kandidat guckte ganz betroffen und traurig. Sofort tat es mir natürlich leid. Im höflichen England so etwas jemandem einfach so ins Gesicht zu sagen. Vielleicht würde ich es mir ja noch mal überlegen, erklärte ich dann etwas versöhnlicher, bevor ich die Tür schloss.

Mittlerweile sind wir nun in Deutschland im Osterurlaub. Der große Autofanatiker rief gerade an. "Heute standen schon zwei Leute von verschiedenen Parteien vor der Tür und wollten, dass ich sie wähle", erzählte er. Dann sagte er noch etwas, aber ich konnte ihn nicht mehr verstehen. "Hallo, Haaaallloooo.", rief ich ins Telefon. "Ich bin unter dem Schreibtisch", flüsterte er. "Hier kommt schon wieder einer." (sein Büro ist im Erdgeschoss und bietet von außen guten Einblick).

Noch sind es ein paar Wochen bis zur Wahl. Was sie sich wohl erst in den letzten Tagen vor der Wahl einfallen lassen werden? Vielleicht mache ich einfach die Tür nicht mehr auf.

1 Kommentar:

  1. Hihi, also über den Artikel musste ich gerade sehr lachen!:) Stell ich mir sehr lustig vor wie L sich unter seinem Schreibtisch versteckt.
    Schon gut, dass das hier nicht so schlimm ist...

    AntwortenLöschen