Jetzt ist sie also wieder da, die schönste Zeit des Jahres. Advent. Voller Besinnlichkeit und, hm, ja. In meiner Erinnerung an meine Kindheit sassen wir im Advent oft am Nachmittag daheim, haben die Kerzen angezündet, Lieder gesungen und Geschichten vorgelesen.
Eine Tradition, die ich natürlich auch gern meinen Kindern mitgeben wollte. Früher, als ich noch so schöne Pläne hatte. Unsere Adventszeit lief dann so ab:
Ich: "Kommt Kinder, wie machen mal die Kerzen an und dann lesen wir was vor."
Kind 1: "Vielleicht später, ich will hier nur noch kurz das Level beenden."
Kind 2: "Jetzt bin ich aber dran mit X-Box-spielen." Will ihm die Fernbedienung aus der Hand reissen.
Kind 1: "Gar nicht."
Sie prügeln sich eine Weile.
Ich habe dann doch mal die Kerzen angemacht und beginne zu singen.
Kind 1: "Psst, sei leise."
Kind 2 beginnt mit den Kerzen zu spielen und erklärt dann, dass das total langweilig sei.
Nicht ganz der gemütliche Adventsnachmittag, den ich den Kindern vermitteln wollte. Aber ich bin ja lernfähig.
Dieses Jahr habe ich es einfach erst gar nicht versucht. Die Kerzen bleiben aus, das Liederbuch zu und das Vorlesen gibt es vorm Einschlafen, wie an jedem anderen Tag auch. Stattdessen habe ich mich endlich der Realität gestellt. Und die Realität ist nun einmal so, dass der Advent stressig ist. Stressiger als jeder andere Monat des Jahres. Geschenke wollen gekauft und eingepackt werden, Karten geschrieben, jedes Kind und jeder Klub haben mehrere Weihnachtsfeiern, Weihnachtskonzerte, Schulbasare. Und könnten wir mal eben noch kurz vor Jahresende? Und das auch noch? Das alles neben den ganzen normalen Sachen natürlich.
Vor ein paar Jahren noch habe ich mich wegen dieser Diskrepanz zwischen der Vorstellung, wie ein schöner Advent aussehen sollte und der Realität, wie es tatsächlich war, oft schuldig gefühlt. Inzwischen habe ich begriffen, dass für einen erfolgreichen Dezember vor allem drei Dinge nötig sind:
1. Die Erkenntnis, dass es ein voller Monat ist. Augen zu und durch.
2. Die Ansprüche an sich selbst so niedrig wie möglich halten. Ein selbstgebastelter Adventskalender mit täglicher Schatzsuche? I don't think so!
3. Glühwein, Glühwein und noch mehr Glühwein.
Ist es schade, dass meine Kinder eines Tages keine Erinnerung an die besinnlichen Adventsnachmittage haben werden, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne? Vielleicht schon. Aber zumindest müssen sie sich auch nicht daran erinnern, wie Mama regelmäßig am Weihnachtstag einen Nervenzusammenbruch hatte, weil sie so fertig war. Und solange meine Kinder wissen, dass es bei Weihnachten um das Kind in der Krippe geht und nicht um Geschenkberge, habe ich mein Erziehungsziel nicht ganz verfehlt. Auch ohne Geschichten im Kerzenschein. In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten alle zusammen!